Mittlerweile wurden die Unterlagen von BMW zugesendet. Mit der Reichweite kann ich leider so gar nichts anfangen, aber ich habe versucht, das auszublenden und ganz unvoreingenommen die Unterlagen durchzuarbeiten. Dabei sind mir einige Punkte aufgefallen, die ich ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne besondere Reihenfolge hier auflisten möchte. Ohne Gewähr, alles wurde dem Prospektmaterial entnommen, Irrtümer sind nicht ausgeschlossen.
Es fällt zunächst auf, dass die Standard-Reichweite ohne RE mit 130 Kilometer angegeben wird, maximal 160. Ich lese das als
ungefähr 100 Kilometer im Winter, das steht so aber nicht da. Im Prospekt wird zusätzlich auf das Fahrprogramm "Eco Pro Plus" mit maximal 200 Kilometer Gesamtreichweite verwiesen. Das alles natürlich unter Idealbedingungen, im Winter und je nach Höhenprofil entsprechend deutlich weniger.
Rein rechnerisch muss der Spritverbrauch des optionalen Range Extenders (5000 Euro) unerfreulich hoch sein. Von einem verbrauchsoptimierten Winz-Motörchen, das permanent in seinem optimalen Betriebspunkt betrieben wird, habe ich mir einen deutlich niedrigeren Verbrauch versprochen. Mit RE an Bord steigt übrigens die Normverbrauchsangabe im E-Betrieb von 12,9 auf 13,5 kWh/100 km
Wie auch Nissan mit dem Leaf versucht BMW, nicht einfach nur das Auto zu verkaufen. Man offeriert stattdessen ein Gesamtkonzept, mit öko-angehauchten Materialien im Innenraum, "Produktion mit nachhaltiger Windenergie" und Einbindung der Ladestationen in das Navi und die Routenführung sowie permanenter Berechnung der Restreichweite und deren Anzeige auch grafisch über das Navi. Dazu kommt eine Smartphone-App zur Überwachung des Ladevorgangs und der Abfrage von Ladezustand und Restreichweite.
Das ganze umfangreiche Prospektmaterial ist gezielt darauf ausgelegt, potenziellen Kunden die Reichweitenangst zu nehmen. Zitat: "An einer geeigneten Lasdesäule ist der neue BMW i3 in rund 30 Minuten wieder fahrbereit" - mit Fußnote "Abhängig von örtlicher Strominfrastruktur und den gewählten Sonderausstattungen". Was erst an anderer Stelle steht: Der Aufpreis für die Schnelllade-Option beträgt weitere 1600 Euro. Die Einfachheit und Schnelligkeit des Ladevorgangs und die ständige Visualisierung der Reichweite wird stark, fast schon penetrant betont, ebenso der Einsatzschwerpunkt "erweitertes Einzugsgebiet einer Metropole".
Die Reifen sind ungewohnt hoch und schmal, passen aber im Gegensatz zu den vier verschiedenen Felgen gut zum Auto. Die Zahl verfügbarer Außenfarben ist äußerst eingeschränkt: 2 x Grau, 2 x Silber, Weiß und Orange. Die vier verschiedenen Innendesigns finde ich allesamt ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber das ist Geschmackssache. Vier der sechs Farben kosten 660 Euro Aufpreis, die Felgen zwischen 700 und 1350 Euro. Kein Ersatzrad, nur Kleber-Krampf.
Die ACC (Radar-Tempomat) regelt bis zum Stillstand und fährt auch wieder von selbst an - das ist Klasse! Leider kostet der Spaß 3000 Euro Aufpreis, nämlich 2000 für ein Paket, das den Standard-Tempomaten enthält, und nochmal 1000 für die ACC obendrauf. LED-Scheinwerfer kosten 900 Euro, U-förmiges TFL 200 Euro extra.
Für die Wärmepumpe zur stromsparenden Klimatisierung des Innenraums (gute Idee!) sind weitere 660 Euro fällig, 1000 Euro für das Glasdach, 420 Euro für das Keyless go, 1000 Euro für PDC und Kamera, 500 Euro für erweitertes Bluetooth-Freisprech, 800 Euro für das stärkere Audio-System - und so geht es munter weiter.
Ganz schlecht: Wenn man das Auto mit Range-Extender (kleiner Motorradmotor) kauft, muss man auf die Wärmepumpe verzichten, eine Kombination beider ist nicht möglich. Vermutlich ein Raumproblem.
Die Heizung der Traktionsbatterie im Winter, damit sich die Reichweite nicht ganz so drastisch vermindert, ist nicht serienmäßig. Ich habe nicht genau verstanden, was das extra kostet, aber es ist wohl an die Bestellung der ebenfalls nicht serienmäßigen Sitzheizung (330 Euro) gekoppelt.
Für Komfort und reichhaltige Ausstattung greife ich bei Neuwagen tief in die Tasche, das ist es mir meist wert. Beim i3 aber ist es mir zu arg. Die Aufpreise sind teilweise überzogen und werden für alles mögliche verlangt, selbst für - in meinen Augen - banale Selbstverständlichkeiten ("Armauflage vorn", "Ablagenpaket", "Sonnenschutzpaket").
Nackt ist das Auto aber tatsächlich nur mit dem Notwendigsten ausgestattet. Mit ein bisschen Komfortzeug und Range Extender liegt man bei deutlich über 50.000 Euro, mit allem und scharf bei über 60.000. Das muss man schon wollen und es reduziert die angesprochene Zielgruppe sehr. Damit positioniert sich der i3 klar anders als der Nissan Leaf.
Die Garantiebedingungen sind im Vergleich zu japanischen Standards miserabel. Wenn ich das richtig lese, gibt es ohne saftigen Aufpreis eigentlich gar keine Garantie, sondern nur die gesetzliche Sachmängelhaftung, das heißt sorgenfrei nur 6 Monate nach Kauf, danach Beweislastumkehr. Zitat: "Mit besonderen Garantieangeboten können Sie sich über die gesetzlichen Rechte aus dem Kaufvertrag hinaus auch langfristig [...] schützen. Mit der Europlus Garantie der BMW AG bekommen Sie [...] eine umfassende Fahrzeuggarantie im Anschluss an die Neufahrzeuggewährleistung".
Lediglich die Sachmängelhaftung für die Traktionsbatterie ist auf 8 Jahre verlängert, wird aber gleichzeitig auf 100.000 Kilometer limitiert.
Das Auto ist sehr kurz, das Türkonzept fragwürdig: Wenn hinten jemand aussteigen will, muss auch die vordere Tür auf dieser Seite geöffnet werden - ich meine, im Mazda RX-8 ist das ähnlich gelöst. Der Kofferraum ist sehr klein. Die Raumnutzung scheint aber insgesamt gut sein, erinnert mich ein bisschen an den Audi A2.
Der i3 ist ausschließlich mit Hinterradantrieb verfügbar.
Mehr gibt der Prospekt nicht her. Neben dem persönlichen Fahrprofil, dem Zugriff und Vorhandensein von Lademöglichkeiten und dem Geldbeutel wird vor allem eine ausführliche Probefahrt entscheidend sein. Ich verzichte darauf, weil das Auto für meine Einsatzzwecke eher nicht in Frage kommt, aber ich hoffe, das ihn bald jemand fährt und hier darüber berichtet.
Grüße, Egon