Wie versprochen hier eine kurze Schilderung meiner Eindrücke vom e-Up. Das passt nicht zum Thread-Titel und ich werde es nötigenfalls später noch verschieben, möchte es aber zunächst hier belassen.
Im Großen und Ganzen bin ich recht angetan, zumindest aber nicht enttäuscht. Es ist tatsächlich ein pfiffiges e-Auto, ein unauffälliger Winzling. Er wird keinen Sozialneid hervorrufen und man kann ihn als elektrischen automobilen Gegenentwurf zum Tesla Model X auffassen, in den er vielleicht knapp hinten reinpassen könnte.
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Als erstes möchte ich dem e-Up eine sehr gute Raumnutzung attestieren. Das Auto ist mit 3,54 Meter superkurz bei einem Radstand von 2,42 Meter - dagegen ist selbst der kompakte Golf ein großes Schiff. Der Up ist gleich zwei Fahrzeugklassen unterhalb des Golf angesiedelt, selbst ein Polo ist deutlich größer. Das kann und will der Up auch gar nicht verbergen.
Alle meine folgenden Ausführungen bitte ich unter eben dieser Prämisse zu lesen. Wir sprechen hier über einen Klein
stwagen mit all den Vor- und Nachteilen, welche diese Fahrzeuggröße nun mal mit sich bringt. Soll heißen: Dass er klein ist, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen - vielmehr ist das gerade der Gag.
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Als BEV ist er erstaunlich flink und für ein derart kleines Auto schlägt er sich in fast allen Disziplinen prima. Zwei große Personen können vorne überraschend bequem sitzen, ohne sich ins Gehege zu kommen. Hinten geht es naturgemäß eng zu, aber eine kurze Fahrt ist auch zu viert machbar.
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Der Kofferraum ist mehr ein großes tiefes Handschuhfach, aber immerhin gut nutzbar. Die Ladekante ist zu hoch, die Öffnung der Heckklappe (mir) insgesamt zu klein.
Der mit einem Griff blitzschnell verstellbare robuste Zwischenboden ist eine genial-einfache Konstruktion und sorgt in der oberen Stufe für einen ebenen Ladeboden bei umgelegter Rückbank. Das ist sehr wichtig, falls man den Winzling als Kleintransporter gebrauchen möchte.
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Wäre das Lenkrad auch in der Tiefe verstellbar, hätte ich auf Anhieb eine sehr gute Sitzposition gefunden. So aber blieb es beim ersten Kennenlernen zunächst etwas kompromissbehaftet, da ich es überhaupt nicht leiden kann, wenn der Lenkradkranz im Sichtfeld die Instrumente tangiert. Ich habe aber dank der Sitzhöhenverstellung letztlich doch eine akzeptable Position bei freier Sicht auf die Skalen gefunden.
Einfache Materialien und Hartplastik sind im Innenraum allgegenwärtig, auch oberhalb der Knielinie. Das muss man akzeptieren wollen. Die Verarbeitung wirkt sehr routiniert, alles sitzt. Die Klappfenster hinten sind billig für den Hersteller, aber für die Passagiere ausschließlich nachteilig. Zwar immer noch besser als gar keine zu öffnenden Fenster (BMW i3), es bleibt aber trotzdem eine blöde Idee.
Die wichtigsten Sicherheitssysteme sind vorhanden, während die Komfortassistenten auf das Notwendigste beschränkt sind. Im Vergleich zum e-Golf fehlt eigentlich fast alles, vor allem hat der Up keine ACC (Radar-Tempomat). Die Bedienung stellt niemanden vor Rätsel. Alles ist dort wo man es erwartet mit einem durchgängigen und durchdachten Konzept, so wie von VW gewohnt (Beispiel: Funktion aktiv = Schalter wird gelb beleuchtet).
Was vorhanden ist funktioniert gut, nur der Spurhalte-Assistent bietet etwa die Funktionalität wie im alten Ioniq oder P4. Er schadet also nicht, aber seine Unterstützung ist eher symbolisch. Das gilt genauso für die Rückfahrkamera: Die ist nett gemeint, aber auf einem wenig mehr als briefmarkengroßen Display irgendwo weit unten ziemlich nutzlos.
Glücklicherweise ist sie völlig überflüssig, denn das Auto ist äußerst übersichtlich und lässt sich überall spielerisch einparken. Parkpiepser mit grafischer Anzeige sind mit drin, aber die braucht man in diesem Winzling eigentlich auch nicht. Das auffallend helle Halogenlicht ist richtig gut, wirkt aber in einem modernen e-Auto deplatziert.
Sehr ungewöhnlich ist das Infotainment-Konzept. Wir erklärt man das am besten? Also, fest eingebaut ist eine ganz normale Audio-Einheit mit großem Farbdisplay, Softkeys, UKW und DAB Plus-Radio, SD-Kartenslot und USB-Anschluss. Ein etwas aufgebretzeltes modernes Radio mit gutem Sound, das im Rahmen des Erwartbaren funktioniert. Bis dahin nichts Besonderes.
Aber jetzt kommt der Gag: Auf der Oberseite des Armaturenbretts gibt es ein Dock für eine verstellbare Handy-Halterung sowie eine spezielle App für den VW e-Up, die heißt "Maps&More". Man lädt sich diese App herunter, platziert das Handy über dem Audio-System in der Halterung, hinter der sich ein USB-Anschluss zur Stromversorgung befindet. Mit dem e-Up wird die Maps&More-App einmalig per Bluetooth verheiratet, und nachdem die sich kennengelernt haben, wird es plötzlich... ich nenne es "bidirektional informativ".
Verbunden mit der App entpuppt sich das sonst wenig aufregende Audiosystem plötzlich als tief in das Auto eingebunden. Über die Tasten des Audiosystems lässt sich die App steuern, das habe ich so noch nirgendwo sonst gesehen. Umgekehrt lässt sich natürlich über die App das Audiosystem bedienen - darum bidirektional. Es lassen sich alle Fahrdaten in Echtzeit abrufen, Statistiken zu Verbrauch, Rekuperation etc., durch den Inhalt der SD-Karte scrollen und dergleichen mehr.
Gleichzeitig hat man durch Verwendung der App ein einfaches, aber funktionales Navi. Dessen Offline-Karten lassen sich erst herunterladen, nachdem die Maps&More-App zum ersten Mal per Bluetooth mit einem VW Up kommunizieren durfte. Es empfiehlt sich für den Download das heimische WLAN, denn die Kartendaten umfassen je nach gewünschter Abdeckung mehrere Gigabyte.
Diese spezielle App für den VW e-Up hatte ich natürlich vor der Probefahrt vorbereitet. Die Kopplung mit dem Auto war simpel und alles hat gut funktioniert. Innerhalb der App kann man nach eigenem Geschmack zwei Homescreens definieren, die als Standard-Darstellung während der Fahrt dienen und sich mit einem Wisch wechseln lassen.
Die gesamte Benutzeroberfläche sowohl des Audiosystems als auch der App ist weitgehend selbsterklärend und ich konnte sie ohne Blick ins Handbuch entschlüsseln, was für eine saubere Entwicklungsleistung spricht. Um es nochmals deutlich zu sagen: Auch ohne angeschlossenes Handy und diese Up-App
funktioniert alles gut. Es fehlen dann lediglich das Navi und ein wenig Bedienkomfort, aber man kommt trotzdem gut klar. Ich denke: Meistens eher ohne, aber bei längeren Fahrten steckt man einfach die Halterung mit dem Handy auf.
Was viele vielleicht mehr interessiert sind Fahrleistungen und Fahrgefühl. Nuja, was soll ich sagen?! "Alles gut und ohne Überraschungen" trifft es am besten. Von den Eckdaten her ist der Akku des e-Golf verbaut, aber die E-Maschine hat weniger Leistung. Deren 83 PS hören sich mau an, aber das täuscht. 210 Newtonmeter sorgen E-Auto-typisch für eine beachtliche Beschleunigung, zumal das Auto mit 1235 kg vergleichsweise leicht ist.
Das Fahrwerk kommt mit den Fahrleistungen gut klar. Zwar sorgen der kurze Radstand und die kleinen Räder dafür, dass es bei flotter Gangart auf schlechter Wegstrecke ein wenig hoppelig zugeht, aber das ist einfach Physik und wird nie unangenehm. Bis Tempo 60 geht es flott voran, erst oberhalb Tempo 100 wird es dann zäh. Bei Tacho 135 km/h wird elektronisch abgeregelt, wobei das Auto auch bei diesem Tempo völlig sicher auf der Straße liegt, unbeeindruckt seine Bahn zieht und dabei bemerkenswert leise ist. Gerade auf der Autobahn fühlt sich der Winzling erstaunlich erwachsen und gar nicht nach Kleinstwagen an.
Ich habe bei Idealbedingungen (trocken, 26 Grad) auf Anhieb und ohne jede Mühe 11,5 kWh/100 km herausgefahren. Ein prima Wert, schließlich waren sogar zwei, drei Kilometer V
max dabei. Unter diesen Umständen sind über 250 Kilometer ohne Nachladen drin, im Winter würde ich mit knapp 200 kalkulieren und im Hochsommer kann man mit leichtem Stromfuß 300 km erreichen.
Der Bordlader ist erfreulicherweise zweiphasig, also 2 x 16 A = 7,3 kW, in der Praxis etwas weniger. Das ist im Alltag ein echter Vorteil gegenüber den verbreiteten Einphasen-Ladern. Die DC-Ladekurve (CCS aufpreispflichtig!) ist leider mau, der Peak liegt bei bescheidenen 36 kW und schon ab 40% SOC geht es weiter abwärts. Der e-Golf lädt AC identisch, DC etwa 25% schneller. Das dürfte mit der höheren Packungsdichte des Akkus im e-Up zusammenhängen.
Der Akku ist nicht aktiv klimatisiert, was ab der zweiten DC-Ladung zu einer weiter reduzierten Ladeleistung führen kann. Das heißt, für Strecken über 400 oder 500 Kilometer am Stück ist so ein e-Up sicher nicht die erste Wahl. Das wird aber wohl auch kaum jemand mit dem kleinen Hüpfer häufiger machen wollen.
Die Liefersituation ist problematisch. Gebrauchte e-Up oder die bei VW üblichen Werksdienstwagen mit dem 36 kWh-Akku gibt es nicht, Punkt. Für die Schwestermodelle Mii und Citigo besteht ein Bestellstopp. Wer jetzt bestellt, sollte mit gut 10 Monaten rechnen, auch wenn der VW-Händler "unverbindlich" einen optimistischeren Termin nennen wird. Wer nicht so lange warten möchte, kann einen Vorführer erwerben, wird dafür aber unter dem Strich 10 bis 20 Prozent
mehr bezahlen müssen als bei einer Neuwagen-Bestellung über Plattformen wie apl24 oder carwow abzüglich BAFA.
Ich fand den Elektro-Winzling alles in allem recht sympathisch und könnte mir seine Anschaffung durchaus vorstellen. Detailfragen beantworte ich gerne.
Grüße, Egon