Priusfreunde.de

Ja, ich denke auch, dass da der Begriff "Feinstaub" einfach in all seiner Unschärfe benutzt bzw. missbraucht wird. Die Masse an Feinstaub, auf die sich Klingner immer wieder bezieht, sagt ja nichts über die genaue Art, Anzahl oder Größe der Partikel aus.

Und diese drei Einzelaspekte machen den Feinstaub nun mal bei den Motoren in summa einfach sehr gesundheitsgefährdend.

santosha schrieb:
Leider kostet auch das etwas Effizienz, und verursacht starke Mehrkosten.

Die logische Schlussfolgerung daraus wäre, den Diesel für kleinere Motoren, wo dieser ganze Aufwand nicht lohnt, aufzugeben.

Blöd wenn man halt das Schicksal seines Konzerns auf dem Diesel aufgebaut hat
Ganz so blöd sind die Hersteller nun auch wieder nicht. Denn es gibt u.A.

- Citroen C1/Peugeot 108/Toyota Aygo
- Ford Ka+
- Honda Jazz
- Hyundai i10
- Mitsubishi Space Star
- Opel Karl
- Opel Adam
- Renault Twingo
- alle Smart
- fast alle Suzuki-PKW
- den Toyota Yaris
- VW up!/Seat Mii/Skoda Citigo

nicht oder nicht mehr mit Diesel-Motor. Weil der Aufpreis ob der erforderlichen aufwändigen Technik nicht akzeptiert würde und der Benziner inzwischen fast genauso sparsam ist. Und das ist auch schon lange vor dem "Diesel-Skandal" so gewesen.

Zu Matthias Klingners Beitrag in den DNN:
www.dnn.de/Dresden/Lokales/Dresdner-Prof...fe-durch-Autoverkehr

Wenn jemand wie Herr Klingner eine „ideologiefreie Debatte“ fordert, gehen bei mir alle Warnlampen an. Was folgt ist ein tendenziöser, wissenschaftlich äußerst fragwürdiger und insgesamt enttäuschender Beitrag.

Klingners Milchmädchenrechnung hat einen schweren Fehler: Anstatt der Anzahl der Partikel wird ihre Masse betrachtet. Medizinisch relevant ist vor allem die chemische Zusammensetzung und Anzahl der Partikel, und hier wiederum die kleinsten. Die sind nicht nur lungengängig, sondern können sogar in der Lunge direkt ins Blut übertreten, samt der anhaftenden Schwermetalle.

Gesundheitsschädlich sind die feinsten Feinstäube PM2,5 und PM1, da sie tiefer in den Körper eindringen. PM10 bleibt beim Menschen großteils in der Nasenhöhle hängen. PM2.5 ist höchstwahrscheinlich der bessere Prädiktor für die beobachteten Gesundheitseffekte ist als PM10, aber Klingner betrachtet PM10.

Aber der Reihe nach. Faktencheck:
Diese Inversionswetterlagen sind die Ursache für die extremen Spitzenwerte, da können Sie am Autoverkehr drehen, was sie wollen. Das ist ein ganz natürliches meteorologisches Phänomen. […] Die Abgasbelastung ist also minimal gegenüber der natürlichen.
Ohne Emittenten gibt es natürlich auch bei Inversionswetterlage wenig PM10. Der PKW Verkehr ist unbestritten eine wesentliche Quelle für die Feinstaubbelastung. Es fällt auf, dass der motorisierte Straßenverkehr die Emissionen dominiert, insbesondere je kleiner die untersuchte Partikelfraktion ist. Bei der ultrafeinen Partikelfraktion (PM0,1) ist diese Quelle allein mit ca. 54 % an den Gesamtemissionen beteiligt.

Auf Verkehrseinschränkungen oder neue Abgasrichtlinien [sind niedrige Feinstaubwerte] nicht zurückzuführen.
„Die Umweltzone in ihrer bisherigen Form ist eine sehr wirksame Maßnahme zur Reduzierung der Feinstaubbelastung und trug und trägt entscheidend zur Einhaltung der europaweit geltenden Immissionsgrenzwerte bei.“ (Zitat UBA) In Berlin wurde mit der Umweltzone ein Rückgang von 58% an PM2,5 gemessen, also ein erheblicher Gesundheitsnutzen erreicht.

Lkw haben naturgemäß einen deutlich höheren Schadstoffausstoß als ein Diesel-Pkw.
Nein, das hängt davon ab, ob eine wirksame Abgasreinigung verbaut ist. www.duh.de/aktuell/nachrichten/aktuelle-...e-sind-erschreckend/

Zu den Nutzfahrzeugen gehören dann aber auch die Diesel-Busse. Deshalb hat hier eine Umrüstung auf Elektro-Antriebe in Größenordnungen mehr Einfluss, als das Aussperren einer mehr oder minder großen Zahl an Diesel-Pkw.
"Wenn alle Busse von Diesel auf Elektro umgestellt würden, gäbe es keinen Rieseneffekt", stellt er fest: "Das wäre noch nicht die Lösung des Problems." Zitat Marcel Langner vom UBA

hatten wir ausgerechnet, dass der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub am Tag, der nur 35 mal im Jahr überschritten werden darf, den eingeatmeten Partikeln einer halben nikotinfreien Zigarette entspricht. Nun kann man natürlich sagen, man soll überhaupt nicht rauchen, aber an der großen Gruppe der Raucher statistisch nachgewiesen sind gesundheitliche Folgen erst nach einem sehr, sehr viel höherem Zigarettenkonsum.
Das ist nun der schlimmste Teil von Klingners Argumentation. Er ignoriert die erdrückende epidemiologische Faktenlage zur Gesundheitsgefährdung durch PM2,5/PM10 und versucht, aus einen simplen Massenvergleich des eingeatmeten Feinstaubs durch Rauchen gesundheitliche Auswirkungen abschätzen zu können. Klingner betreibt hier eine bösartige Verharmlosung.

Momentan ist auch die Umweltbilanz des Elektroautos insbesondere der Batterien durchaus nicht so brillant
Für Österreich mit geringer Kohleverstromung ist die Ökobilanz von BEVs brillant – wenn die Batterien mit PV hergestellt werden nochmal besser. www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/pr...nativer-Antriebe.pdf

Und zuletzt noch ad personam:
Unser Angebot: Das Fraunhofer IPK ist Ihr Partner für Forschung und Entwicklung auf dem Fachgebiet der Automobilindustrie und deren Umfeld.

Diese genannten Aspekte (ich hatte sie [auch?] im Heise-Forum gelesen) erscheinen mir im Grunde auch schlüssig.
Was ist jedoch von solch einem Satz zu halten (meine Hervorhebung)?

Das Hauptproblem liegt also woanders und wird laut Klinke "zu wenig beachtet": Nicht die Motoren, sondern die Bremsen und Reifen unserer Autos sind die größten PM10-Feinstaubquellen. Das bestätigen auch die Messergebnisse der zweiten Feinstaubsorte PM2,5, deren Partikel – kleiner als 2,5 Mikrometer – vor allem im Abgas der Autos festgestellt werden. Diesen besonders winzigen Feinstaub misst die LUBW an 22 Messstationen in Baden-Württemberg, sie hat dort aber laut Pressesprecherin Tatjana Erkert "seit Jahren keine Überschreitungen der Werte" registriert. Die Benzin- und Dieselmotoren sind also in puncto Feinstaub offenbar umweltfreundlicher als ihr Ruf.
www.zeit.de/mobilitaet/2017-02/feinstaub...eifen-abrieb-bremsen

Jetzt dachte ich anfangs: Okay, der gefährliche Feinststaubanteil bleibt offenbar in seinen Grenzwerten, also müsste nach Santoshas Darlegung ja im Gegenzug die NOx-Werte angestiegen sein. Aber der ist laut Umweltbundesamt ja auch tendenziell gesunken: www.umweltbundesamt.de/daten/luftbelastu...missionen#textpart-1

Vielleicht liegt es ja daran:

PM2,5
WHO-Empfehlungen: 10 μg/m3 Jahresmittelwert
EU-Grenzwerte: 25 μg/m3 Jahresmittelwert

Eingehaltene Grenzwerte heißt ja nicht, dass alles gut ist.

Zitat Ärzteblatt:Die EEA schätzt, dass allein in Europa jedes Jahr mehr als eine halbe Million Menschen aufgrund der Luftverschmutzung vorzeitig versterben. Der Großteil dieser Todesfälle lässt sich auf PM2,5-Exposition zurückführenwww.aerzteblatt.de/nachrichten/72729/Luf...werte-ueberschritten

Eingehaltene Grenzwerte...

Ein Bekannter meiner Eltern hatte bis zu seinem gut 70gstem Lebensjahr einen Mineralwasser Brunnen.

Er beklagte sich oft dass es vor einiger Zeit eine verzehnfachung der Grenzwerte für Insektizide, Für und Herbizide gab. Anders waren die Grenzwerte wohl bei sehr vielen Brunnen nicht mehr einzuhalten.

Auf den Flaschen liest man davon aber nichts. NaCl ist ja auch wichtiger...,

Zitat:
Messungen zur Stickstoffdioxid-Belastung in München zeigen: Die Insassen eines Autos sind Abgasen beinahe so konzentriert ausgesetzt, als würden sie sich direkt hinter ein Auto mit laufendem Motor stellen. www.sueddeutsche.de/muenchen/diesel-abga...e-draussen-1.3609289

Wo ist Gröhe?
Zitat:
Heftige Kritik übte Lauterbach in diesem Zusammenhang an Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Er könne das Schweigen des Ministers nicht verstehen, sagte er. Bei den Abgas-Tricksereien handle es sich zuvorderst um einen gesundheitspolitischen Skandal. m.tagesspiegel.de/politik/forderungen-im...F%2Fwww.google.de%2F

Zitat:
Es ist viel wahrscheinlicher, durch die Abgasbelastung an der vierspurigen Zubringerstraße zu sterben als durch die Kugeln eines Amokläufers, meint der Soziologe Stefan Kühl: In den Medien höre man dennoch nur von Attentaten, jedoch nichts von den 30 Toten pro Tag durch Stickoxide. www.deutschlandfunkkultur.de/risikowahrn...am:article_id=391849

priusplus1 schrieb:
Gesundheitsschädlich sind die feinsten Feinstäube PM2,5 und PM1, da sie tiefer in den Körper eindringen. PM10 bleibt beim Menschen großteils in der Nasenhöhle hängen. Statistisch betrachtet, besteht jede PM10 Messung zu 80% aus PM 2,5.

Lkw haben naturgemäß einen deutlich höheren Schadstoffausstoß als ein Diesel-Pkw.Nein, das hängt davon ab, ob eine wirksame Abgasreinigung verbaut ist. Jein.
Das hängt auch davon ab, ob eine illegale Abschaltvorrichtung in Betrieb ist.
Video:-www.zdf.de/politik/frontal-21/Abgasbetrug-mit-lkw-100.html

Gruß
Hybridfan5

priusplus1 schrieb:
Wo ist Gröhe?Der Herr Gröhe kümmert sich lieber um das Medikamentenverbot für ausländische Apotheken, die Bonuszahlungen an die Kunden weitergeben.

MfG Harzbube.

Hybridfan5 schrieb: Statistisch betrachtet, besteht jede PM10 Messung zu 80% aus PM 2,5.

Ok, ich korrigiere: Teilchen mit 10 um Größe bleiben hauptsächlich im oberen Atemtrakt hängen.

Wenn man von Feinstaub spricht, sollte man immer dazusagen, ob man sich auf die Anzahl der Teilchen bezieht oder auf das Gewicht. Derzeit wird das Gewicht gemessen, wodurch die gefährlichen ultrafeinen Partikel zu wenig beachtet werden. Autoabgase sind hauptsächlich pm2.5. Reifen- und Bremsabrieb liegt zwischen 2.5 und 10um. Verharmloser sprechen immer vom Gewicht von pm10, da hier die extrem hohe pm2.5 Teilchenzahl kaum ins Gewicht fällt. Deswegen ist es so wichtig, pm2.5 und kleiner zu messen, da PM2.5 die Gesundheitsschäden verursacht.

Greenpeace Protestaktion:
Am frühen Montagmorgen projizierten sie die Zahl der Todesfälle an die Fassade, die es seit Bekanntwerden des Diesel-Skandals durch den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) gegeben habe. 19 807 Menschen seien demnach seit dem 18. September 2015 in Deutschland durch Stickoxid-Emissionen gestorben. m.morgenpost.de/berlin/article211424047/...rium-erstrahlen.html

Leitartikel in der Frankfurter Rundschau:
Ist Vergiften auch Terror?
Wer in Hamburg ein Auto angezündet hat, ist schnell zum Terroristen und Staatsfeind erklärt worden. Wie soll man Leute nennen, die ihr Land und seine Bewohner durch die von ihnen gebauten Autos mit Giftgas verpesten? m.fr.de/politik/meinung/leitartikel/dies...uch-terror-a-1322822

Jetzt kommen die Relativierer und Verharmloser:

Wie Stickoxide zum Sündenbock wurden von Martin Prem:
Die krasse Fehlinterpretation von Forschungsergebnissen, die zu dem heutigen NOX-Grenzwert geführt hat [...]Viele der statistisch erfassten vermeintlichen NOX-Gesundheitsschäden können gar nicht mehr entstehen. [...] NOX: Sündenbock für Phantom-Schadstoffewww.ovb-online.de/politik/stickoxide-sue...-wurden-8547997.html

Und ein sehr ähnlicher Artikel im BR von Peter Solfrank:
Alles nur Hysterie?
www.br.de/nachrichten/stickoxide-gesundheit-gefahr100.html