Priusfreunde.de

@priusnovice
So auf die schnelle Suche im Internet finde ich nirgends einen weiteren Beleg für die in dem Artikel angegebene hohe Zahl.
EEA Air quality in Europe 2016 report. Vorzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung in der EU28 für das Jahr 2013 (S.9):

436 000 durch PM2,5
68 000 durch NO2
16 000 durch O3

www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2016

Also in Durchschnitt jeder zehnte stirbt da dran?

Das heißt da wo die Belastung hoch ist ein deutlich höherer Anteil!

Heftig.

Obwohl Herzinfarkte und Schlaganfälle häufigere Folgen der Luftverschmutzung als Lungenkrebs sind, ist der Einfluss der Luftverschmutzung auf die Krebsrate unübersehbar. Die erwähnte "Diesel death zone" in Kalifornien ist auf der folgenden Karte leicht zu finden:
usatoday30.usatoday.com/news/nation/envi...ounty-cancer-map.htm

Zitat aus dem Ärzteblatt:
Neun von zehn Schlaganfällen sind vermeidbar und fast ein Drittel ist weltweit Folge der Luftverschmutzung. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Analyse der Global Burden of Disease Study in Lancet Neurology (2016; doi: 10.1016/S1474-4422(16)30073-4).www.aerzteblatt.de/nachrichten/68105/Glo...chmutzung-als-Risiko
www.thelancet.com/journals/laneur/article/PIIS1474-4422(16)30073-4/abstract
www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/luftv...isiko-a-1096748.html
Das ist jetzt etwas offtopic, da es hier hauptsächlich um Feinstaub geht.

@priusplus1
Danke für den Link, sehr informativ das PDF Dokument, Tabelle 10.1 auf Seite 60 sagt eigentlich alles.

@gcf
Wenn man das obere Dokument als Grundlage nimmt sind bei knapp ein Zehntel der EU weiten Sterbefälle Schadstoffbelastung die Ursache. Das Dokument zeigt aber auch die regionalen Meßwerte und Überschreitungen. Wenn ich versuche die Daten des PDF Dokumentes mit den Daten von Eurostat zu den Todesursachen zu vergleichen wie
Todesursachenstatistiken
Health statistics at regional level
...puh, da muss man wohl Statistiker mit viel Zeit sein.
Nimmt man aber aus der o.g. Tabelle die Gesamtzahl und teilt diese durch die Mortalitätsrate von Deutschland kommt man auf ca 10% - das stimmt ziehmlich genau mit Deiner Aussage. Warum aber NUR der EU weite Durchschnitt auch in Deutschland auftritt trotz Spitzenposition von NOx Werten - keine Ahnung.

VG
priusnovice

Wer wissen möchte, wo der MAK Wert für NO2 herkommt:
MAK-Wert (2009) 0,5 ml/m3 (ppm) ≙ 0,95 mg/m3

onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/3527....mb1010244d0049/full

Definitionen:
NOAEC = No observed adverse effect concentration: 0,04 ml/m3 bei 24h Exposition
LOAEC = Lowest Observable Adverse Effect Concentration: 0,4 ml/m3 bei 24h Exposition

Da nun häufig argumentiert wird, der MAK Wert mit 0,95mg/m3 sei so viel höher als der Jahresgrenzwert von 40 µg/m³ im Jahresmittel, hier die Gegenargumente:

1. Der MAK Wert bezieht sich auf 8h Exposition/Tag. Der Jahresgrenzwert auf eine 24h Exposition. Bei 24h Exposition muss der MAK Wert näherungsweise gedrittelt werden, also ca 320µg/m³

2. Würdest du dein Kind im Steinkohlebergwerk oder neben dem Hochofen großziehen? Die MAK Werte beziehen sich auf gesunde Erwachsene. Es gibt aber auch Säuglinge, Atemwegserkrankte und alte Menschen.

3. Bei der MAK Wert Bestimmung spielen toxikologische Untersuchungen mit relativ kurzer Expositionszeit eine Rolle. Epidemiologische Studien weisen aber bereits Effekte bei 20 µg/m³ im Jahresmittel nach.

Zum Thema MAK und NOx:
Am Arbeitsplatz geht man davon aus, dass man es mit durchschnittlich gesunden Erwachsenen zu tun hat, die sich nach der Arbeit von den belastenden Gasen wieder erholen können. [...]

Prof. Annette Peters, Helmholtz-Zentrum München: "Meine persönliche Einschätzung ist, dass der Grenzwert sich ändern wird, dass die überarbeiteten Grenzwerte der WHO niedriger sind als der gegenwärtige Grenzwert von 40 Mikrogramm."

Normal gesunde Menschen müssen wegen hoher Stickoxid-Werte in ihrer Stadt nicht in Panik verfallen. Für Babies, Kinder oder Kranke aber sind sie eine ernsthafte Gefahr. Deswegen ist für Umweltmediziner klar: die Luft in den Städten muss sauberer werden. www.br.de/nachrichten/stickoxide-wann-gefaehrlich-100.html

Zitat:
Stickoxide verkürzen das Leben

Auch auf nicht vorgeschädigte Menschen gibt es gesundheitliche Effekte. So zeigte eine zehnjährige Untersuchung von 1,2 Millionen Bürgern Roms, dass die Wahrscheinlichkeit, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Lungenkrebs zu sterben, steigt, wenn die Menschen in Gebieten mit hoher Stickoxidbelastung lebten.
Kurzfristige Effekte wurden in Paris beobachtet: Die Sterblichkeit stieg um ein Prozent, wenn die NO2-Werte für fünf Tage um zehn Mikrogramm pro Kubikmeter stiegen. Auch wenn man die genauen Mechanismen noch nicht versteht und hier auch andere Faktoren als Stickoxid einen Einfluss haben können, raten Experten der WHO daher, die Stickoxid-Grenzwerte zur Sicherheit noch weiter abzusenken.www.swr.de/abgasalarm/wie-schaedlich-die...0/12nqid0/index.html

@priusplus1:
Du hast vollkommen Recht. Wenn jemand beim Thema NOx-Grenzwert für die Bevölkerung ernsthaft meint, vergleichsweise die MAK ins Spiel zu bringen, der will entweder nur bewusst verharmlosen oder hat gar keine Ahnung, von was er redet.

eppf

Zitat:
Auf den Autos müsste dagegen nur draufstehen: „Das Autofahren fügt den Menschen in ihrer Umwelt erheblichen Schaden zu.“ Solange es von diesem Schaden, der sich EU-weit auf vermutete 400.000 vorzeitige Todesfälle (allein durch Luftverschmutzung) beläuft, kein Fotomaterial gibt, könnte man die Schockbilder von den Zigarettenpackungen übernehmen.www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/...r-luft-15123495.html

Zitat:
Gesundheit geht vor
Das Stuttgarter Verwaltungsgericht setzt Maßstäbe für die Politik. Das klare Votum für den Gesundheitschutz lässt auch die lavierende Landespolitik schlecht aussehen. www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.diesel...2b-07feb2da2905.html

Richter Kern befand, der Gesundheitsschutz sei "höher zu gewichten als das Recht auf Eigentum und die allgemeine Handlungsfreiheit der vom Verbot betroffenen Kraftfahrzeugeigentümer."

Eben drauf gestoßen, aber nur kurz überflogen. Vielleicht ist der Artikel ja auch für den ein oder anderen ganz interessant:

www.dnn.de/Dresden/Lokales/Dresdner-Prof...fe-durch-Autoverkehr

Seltsame Argumentation. Er will den Feinstaub nicht mehr begrenzen, weil er meint, dass man dann die Motoren optimieren kann, um NOx zu reduzieren. Ich dachte das NOx-Problem ist aber hauptsächlich beim Diesel, bei dem das Feinstaub-Problem bereits lange durch den Dieselpartikelfilter gelöst wurde.

Kann das jemand erklären?

Ich versuche es mal zu erklären:

Der Zielkonflikt besteht zwischen Effizienz, Partikelerzeugung und Stickoxiderzeugung.

Beim optimalen Gemisch (was beim Diesel einem Sauerstoffüberschuss entspricht von etwa Lambda 1,3-1,4 nach Masse) verbrennt das Gemisch sehr heiß, und eine große Menge an Stickoxiden entstehen. Je heißer, desto mehr Stickoxide.

Um das zu verhindern, ersetzt man einen Teil der Frischluft durch Abgas, was dann zum gleichen Luftmassenverhältnis führt, bei weniger Sauerstoff. Dabei sinkt die Verbrennungstemperatur und damit werden weniger Stickoxide produziert. Es sinkt übrigens auch die Effizienz.

Leider enthält das Abgas an sich bereits feine Partikel, und durch erneute Verbrennung entstehen dann nochmals mehr Partikel (die sich an den "alten" Partikeln schneller bilden).

Es ist einfach nicht möglich, beides gleichzeitig zu minimieren. Man könnte den Verbrennungsraum so auslegen, dass die Verbrennung nicht mehr ganz optimal abläuft, oder wie Volkswagen jetzt eine Voreinspritzung machen, die einen Teil des Sauerstoff bereist verbraucht.

Das senkt aber die Effizienz deutlich. Dann ist man irgendwann in Effizienz-Bereichen des Benziners.

Bleibt also nur Effizienz hochzuhalten, und NOx und Ruß mit Nachbehandlungssystemen herauszufiltern oder umzuwandeln.

Leider kostet auch das etwas Effizienz, und verursacht starke Mehrkosten.

Die logische Schlussfolgerung daraus wäre, den Diesel für kleinere Motoren, wo dieser ganze Aufwand nicht lohnt, aufzugeben.

Blöd wenn man halt das Schicksal seines Konzerns auf dem Diesel aufgebaut hat

Zitat Klingner:
hatten wir ausgerechnet, dass der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub am Tag, der nur 35 mal im Jahr überschritten werden darf, den eingeatmeten Partikeln einer halben nikotinfreien Zigarette entspricht.

Rechnen wir mal nach:
Erwachsener 10.000 Liter Luft/Tag
Grenzwert Feinstaub: 50ug/1000 Liter Luft
Ergibt 500ug Feinstaub/Tag und 182.000ug Feinstaub/Jahr
Eine Zigarette: 15.000 - 40.000ug Feinstaub
Entspricht 6,5 Zigaretten/Jahr

Ich komme auf ein Faktor 10 anderes Ergebnis.

Wie dem auch sei. Es ist ja weder gesagt, dass hier eine lineare Dosis-Wirkungsbeziehung besteht, noch ist klar, um welche Zusammensetzung von Feinstaub es sich hier handelt. Wenn ich am Meer an der Brandung sitze, nehme ich sicherlich in kurzer Zeit gewichtsmäßig genausoviel Feinstaub zu mir wie in einer Zigarette vorhanden ist - in Form von Salzstaub. Man kann also keinesfalls von dem Gewichtsvergleich auf eine gesundheitliche Unbedenklichkeit schließen.

Die neueste im NEJM publizierte Studie zu PM2,5 zeigt mit einem Anstieg von PM2,5 um 10ug einen relativen Anstieg des Risikos zu sterben um 7,3% (oberhalb der Grenzwerte) bis 13,6% (unterhalb der Grenzwerte).
NEJM 2017;376:2513-2522