Für 24 Std. habe ich den Niro PHEV in der höchsten Ausstattungsvariante "Spirit" zur Probefahrt.
Erste Eindruck von heute:
Ich konzentriere mich auf den Antrieb, der Rest interessiert mich eigentlich nicht.
Start mit angezeigter elektrischer Reichweite von 58 km. Gefahren bin ich heute ausschließlich im EV-Modus, in der Stadt und Schnellstraße bis 120 km/h. Gesamt habe ich exakt 50 km elektrisch geschafft.
Im EV-Mode fährt er sehr flott, leise und sehr angenehm. Man kann zügig beschleunigen. Die "eco-Anzeige" hilft dabei. Wenn man den Zeiger nicht bis in den Bereich "power" ausschlagen lässt, bleibt er im EV-Mode. Drückt man das Gaspedal kräftig und weit durch, kommt der Verbrenner dazu. Nimmt man den Fuß wieder zurück, geht er automatisch wieder in den EV-Modus. Sehr gut gemacht!
Rekuperation ist ähnlich wie beim P2. Erst das Bremspedal bringt ihn stärker zum Rekuperieren. Bremsen sind sehr fein dosierbar, auch ähnlich P2. Gut gemacht!
Wer vom Prius oder EV kommt, ist anfangs irritiert, wenn die elektrische Beschleunigung von leichten Verzögerungen des DSG beim Hochschalten unterbrochen wird. Kaum spürbar, aber wenn man darauf achtet, merkt man es. Ist o.k., ohne Verzögerungen wäre besser.
Bei langsamer elektrischer Fahrt in der Tiefgarage mit geöffnetem Fenster fiel mir eine Art künstliches Geräusch, so eine Art Brummton auf. Ich bin nicht sicher, ist aber vermutlich Absicht, um Fußgänger zu warnen. Gefällt mir persönlich nicht.
Heute hatte es 12 Grad in Nürnberg. Ich habe die Heizung auf 18 Grad gestellt. Da lief dann jeweils am Anfang der drei Fahrten der Verbrenner für ca. 1-2 min um den "Wärmewunsch" zu erfüllen. Ist o.k., wie beim normalen Prius. Schöner wäre ein PHEV, wenn die Heizung wahlweise elektrisch betrieben werden könnte, damit der Verbrenner wirklich bei jeder Fahrt aus bleibt. So läuft er i.d.R. 2 Mal am Tag für wenige Minuten. Nicht gut für den Motor und bringt viel Kondenswasser im Auspuff - prima für schnelles Durchrosten!
Im Hybridmodus mit Verbrenner gefällt er mir gar nicht. Der Verbrenner "plärrt lärmend", ähnlich P4 nur viel lauter. Nicht gut gemacht!
Fazit: EV-Modus sehr gut, Hybrid-Modus schwach.
Sonstiges:
Ist eine fette breite Kiste, die kaum in eine normale Garage passt. Trotz der wuchtigen Größe ist der Innenraum und Kofferraum kleiner als beim P2. Nicht gut!
Das Fahrwerk ist viel zu hart gefedert. Jede Rille und jedes Schlagloch haut richtig durch und es dröhnt dann auch recht laut im Innenraum. Nicht gut!
Das Auto ist ganz neu (168 km, 2 Tage in Betrieb). Es stinkt noch sehr unangenehm und giftig "nach neuem Auto". Gibt sich bestimmt, aber trotzdem nicht gut!
Laden:
Ich habe ihn elektrisch leer gefahren. Jetzt lädt er gerade. Es lassen sich 3 Lademodi wählen, leider ohne Anzeige des Ladestroms. Steht vermutlich in der Bedienungsanleitung. Ich habe mal den mittleren Modus ausprobiert. Da zeigt er 4:35 als Ladedauer an.
Das Ladekabel ist recht steif und wie bei den meisten Autos mit Typ 2-Stecker und "Ziegelstein", der nur 30 cm vom Schukostecker entfernt, dann mit dem gesamten Gewicht an der Steckdose hängt. Nicht gut!
Nachtrag:
Nach 2 Std. Laden ist die Zuleitung zur Steckdose (auf Putz verlegt) spürbar warm (ca. 30 Grad). Die Zuleitung wurde speziell fürs Laden von EVs vor ca. 5 Jahren installiert. Kabelquerschnitt 2,5 mm
2 ausgelegt auf dauerhaft 13 A.
Fazit:
Ich würde den Niro PHEV wohl eher nicht kaufen. Wobei er in der Grundvariante mit ca. 26.000 Euro bei z.B. apl recht günstig ist. Bin halt auch kein SUV-Freund. Ich werde noch den Ioniq PHEV und natürlich den P4 PHEV fahren. Mal sehen, wie die sind.
Noch ein Punkt:
Die Plug-in-Varianten vom Niro kosten durchgängig ca. 5-6.000 Euro mehr als die reinen Hybridvarianten. Beim P4 sind es ca. 7-8.000 Euro. Kein billiges Vergnügen, so elektrisch zu fahren.
Gruß Thorsten
PS: Preisliste mit Ausstattungsdetails im Anhang