Daihatsu-Fahrer schrieb:
Von Anfängen für GRÜNEN Wasserstoff sehe ich leider nicht viel. Vorrangig erfolgt die Herstellung mittels Erdgas.Es geht aber, was die CO2-Bilanz angeht, auch noch viel schlimmer.
So gibt es z.B. in Südafrika eine Industrieanlage (also keine kleine Vorzeigeanlage wie eine H2-Elektrolyse nach dem Prinzip: "Hurrah, es funktioniert. Wer zahlt ist ja egal), die mittels Kohle als Rohstoff Wasserstoff produziert. Das Verhältnis H2/CO2 ist entsprechend dem Rohstoff Kohle katastrophal.
Aber wir müssen gar nicht soweit gehen. Nicht viel besser ist eine sehr große, mittels partieller Oxidation funktionierende Synthesegasanlage in Rheinland-Pfalz. Sie setzt stark schwefelhaltiges Schweröl ein (auch nicht viel besser als Kohle) welches auch im Hochsommer fest ist (unbeheizt kann man ein volles Glas umdrehen und der Tisch wird dennoch nicht schwarz). Es wird ab der Erzeugung (als Zwangsanfall in einer Raffinerie, daher ca. halb so teuer wie unversteuertes Benzin, also ~Naphtha) über die Lagerung, den Transport und die erneute Lagerung bis zur Verarbeitung immer beheizt, damit es flüssig bleibt. Daneben ist bei diesem Verfahren der zweite Rohstohstoff reiner Sauerstoff (auf 65 bar, d.h. die Kolbenverdichter hinter der Lufttrennanlage (sehr großer Kühlschrank, wenn ihr mal einen sehr hohen, weiß gestrichenen quadratischen Turm seht, dann könnten sich dahinter die Luftdestillationskolonnen zur O2-Produktion verbergen, z.B. auch in Rheinland Pfals zu sehen
) haben einiges zu arbeiten und das ohne Schmieröl, denn sonst würde der Hochdrucksauerstoff sofort mit Hilfe der Kohlenwasserstoffe im Schmieröl explodieren (passiert manchmal. Der ein oder andere wird sich an die Explosion des Lufttrennanlage in Saudi Arabien erinnern, da dann die Folgestufen zusammenbrachen (ohne Sauerstoff kein Ethylenoxid, dann kein Ethylenglykol und somit kein Frostschutzmittel mehr für das Auto. Die Margen haben sich damals weltweit für ca. 1 Jahr verfünffacht bei allen die liefern konnten:-) )).
Es gibt keine noch wirtschaftlich sinnvoll einzusammelnden Wasserstoff-Nebenausbeuten. Sie werden längst weiterverarbeitet bzw. verkauft.
Zur Elektrolyse:
1) Die mit gewaltigem Abstand häufigste Elektrolyse ist die Chlor-Alkalie-Elektrolyse (Strom+Wasser+Kochsalz, also NaCl). Sie rechnet sich wirtschaftlich meist aufgrund der Hauptprodukte (sowohl aufgrund ihrer jeweiligen Mengen als auch der Preise) und nicht wegen der kleinen Menge an H2, der auch im Vergleich relativ billig ist (wegen der billigen erdgasbetriebenen Steam-Reforming-H2-Anlagen).
Aber wir dürfen uns nichts vormachen: Wir sind hier mitten drin in der Chlorchemie, mit allen bekannten Auswirkungen auf unsere Nahrungskette (PCKWs in der Nordsee!!!). Eine Elektrolyseanlage wird nach dem Chlorbedarf gefahren, einfach weil Chlor ein Gas ist und Gase sich nunmal nur teuer und ineffizient lagern lassen. Aber das Molekül ist viel schwerer als Wasserstoff, daher ist es vergleichsweise "leicht" zu lagern (allerdings ist es sehr giftig).
2) Ich musste mich beruflich auch mit der HCl-Elektrolyse (Strom + Salzsäure=HCl, im Meer verklappen (Bayer'sche Dünnsäure) geht ja nicht mehr, und wie in Amerika ins Erdreich war hier schon immer verboten) auseinander setzen. Dort fehlt dann die Natronlauge (Na aus dem Salz NaCl). Ein wichtiger Ertragsbringer war weg und damit jede Wirtschaftlichkeit. Kann man vergessen, macht man nur wenn man keine Alternative hat, HCl im Ofen verbrennen geht ja nicht).
3) Wenn ich einer Elektrolyse nun aber neben der Natronlauge auch noch das Chlor nehme (dann freuen sich zwar die Fische und letztendlich auch die fischessenden Menschen) und eine reine Wasserelektrolyse baue, dann ist das der absolute Supergau, wirtschaftlich gesehen. Im Vergleich zur NaCl-Elektrolyse (1) fehlen die wertvollsten und mengenmäßig häufigsten Produkte (Steinsalz braucht man dann zwar auch nicht mehr, aber das ist billig, war mal bei 30 €/t frei geliefert).
So eine Wasserelektrolyse funktioniert wirtschaftlich nur mit Subventionen und ich bin mir sicher, dass die Pilotanlagenbetreiber damit durchaus reich werden. Bezahlen tue ich das zum Teil auch selbst, denn ich beziehe Erdgas von reenpeace Energy, und da werden dem Gaspreis 0,4 cts/kWh zwecks Subventionierung der Wasserelektrolyse dazugeschlagen. Ich kaufe dennoch weiter bei ihnen
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Ein früherer Kollege hat das, ausgehend von einem durch SMR-H2-Anlagen gesetzten H2-Preis eine solche Elektrolyse "zurückgerechnet". Das Ergebnis war, dass der Strompreis (Rohstoff) negativ sein müsste, um ohne zusätzliche Subventionen eine Wirtschaftlichkeit darstellen zu können. Als Windanlagenbetreiber würde ich mein Windrad dann aber sofort abstellen, denn auch ein Windrad nutzt sich ab (Getriebe, Elektronik, Lager u.v.m.) und dafür soll ich dann noch Stromentsorgungskosten zahlen? Wie dämlich ist denn sowas???