Priusfreunde.de

Produzieren denn die Chipherstellen soviel weniger das man das an deren Ausstoß sehen würde?

Ich habe mich mit einem Kollegen unterhalten der als Hobby Smartphonereparaturen und PC-Reparaturen macht. Er meinte im Moment sind Preise für Grafikkarten exorbitant hoch. Eventuell auch eine Folge davon?

Die Hersteller produzieren nicht weniger (eher das Gegenteil), sondern bedienen bevorzugt die IT- und Multimedia-Industrie, die dank Homeoffice und Lockdowns boomt und besser zahlt, wenn ich es recht verstanden habe.

Timo

Daihatsu-Fahrer schrieb:
Schade, dass man diese Entwicklung nicht an den Aktienkursen der Halbleiterindustrie und Chiphersteller erkennt.Ich glaube auch, dass hier die Autoindustrie wieder maßlos in ihrer Bedeutung überschätzt wird.

Wenn jetzt auf Grund eines lokalen wetterbedingten Produktionsausfalls zufällig gerade die Autoindustrie betroffen ist, kann man kein bisschen auf den Halbleitergesamtmarkt schließen.

Man kann vielleicht eine andere Schlussfolgerung ziehen, Just-in-time hat eben auch seine Schattenseiten und die Misere mit der Werksschließung ist damit auch ein bisschen selbstverschuldet. Gerade Halbleiter stehen doch gewiss nicht im Ruf, massiv Lagerkapazitäten zu benötigen und bei deren Wichtigkeit innerhalb des Gesamtsystems ist eine zu knausrige Lagerhaltung ein Eigentor.

Man stelle sich z.B. vor, Geschichte hätte sich wiederholt und der aktuelle Vulkanausbruch in Island wäre vom Kaliber eines Eyjafjallajökull. Dann wäre zusätzlich wieder einmal der Warentransport via Flugzeug für etwa eine Woche unterbrochen.

Solange die BWL-ler unter den Automobil-Vorständen vorrechnen, dass JIT auch nur einen Cent Vorteil bringt, wird sich daran wohl leider nichts ändern. Dazu kommt, dass die Autohersteller von ihrem hohen Ross absteigen müssen, wenn sie immer noch meinen, sie brauchen nur piep zu sagen und die Halbleiterhersteller springen nach ihren Wünschen, so als ob diese Hersteller nicht Unmengen an anderen Kunden hätten.

Diese Denke in Verbindung mit JIT macht es so richtig brandgefährlich.

Der Halbleitermarkt wird in den nächsten Jahren wachsen wie kein anderer, wer sich hier nicht rechtzeitig eindeckt bzw. frühzeitig genug bestellt, wird dumm aus der Wäsche schauen.

eppf

Daihatsu-Fahrer schrieb:
Schade, dass man diese Entwicklung nicht an den Aktienkursen der Halbleiterindustrie und Chiphersteller erkennt.
Welchen amerikanischen Hersteller meinst Du? Nvidia und AMD haben ihren Kurs innerhalb eines Jahres verdoppeln können. Bei Texas Instruments lief es auch gut (60% Steigerung innerhalb von 12 Monaten).

Die Halbleiterindustrie und Chiphersteller die gefragte Chips für die Unterhaltungssindustrie fertigt, freut sich über die Corona-Krise, bei der die Leute wieder mehr spielen. Dazu kommt bei Nvidia und AMD der Run auf die Chips wegen der Kryptowährungen (Miner).

eppf schrieb:
Ich glaube auch, dass hier die Autoindustrie wieder maßlos in ihrer Bedeutung überschätzt wird.



Nachfrage - Angebot - Preis

Irgendwas war da doch mal...

Die Nachfrage scheint derzeit höher als das Angebot. Somit könnten Anbieter den Preis entsprechend anpassen und für höhere Gewinne sorgen. An der Börse wird die Zukunft gehandelt, weswegen die Werte der Halbleiterindustrie anziehen müssten.

Beim Lithium fangen einzelne Produzenten bereits damit an die Lieferung an den Höchstbietenden zu senden.

Die Bedeutung der Autoindustrie überschätze ich schon lange nicht mehr, da die Preisbildung zunehmend von den Zulieferern ausgeht.

@happyyaris: sorry, aber willst du tatsächlich die letzten 12 Börsenmonate als Referenz annehmen? Jeder halbwegs intelligente Laie hätte in dieser Zeit mindestens 50% mit irgendwelchen Aktien gemacht.

Die von mir beobachteten Werte Aixtron (als Marktführer betitelt) und Ultra Clean Holdings haben die "ganz normale" Corona-Entwicklung hinter sich und heben sich nicht von anderen Aktien ab.

Daihatsu-Fahrer schrieb:
Nachfrage - Angebot - Preis

Irgendwas war da doch mal...

Die Nachfrage scheint derzeit höher als das Angebot. Somit könnten Anbieter den Preis entsprechend anpassen und für höhere Gewinne sorgen.Die Preisfrage ist derzeit ziemlich untergeordnet. Wenn die Produktionskapazitäten allgemein nicht ausreichen, bekommt derjenige die Ware, der rechtzeitig bestellt hat und du kannst noch so mit Geldbündeln wedeln, wenn die Fertigungslinien mit bestellter Ware voll sind, kommst du nicht dazwischen rein.

Das hat jetzt zwar mit dem akuten Problem infolge eines Produktionsausfalls wenig zu tun, das ist vielmehr ein JIT-Problem, aber allgemein hat wohl die Autoindustrie hier etwas gewaltig verpennt, wenn man einen anspringenden Markt nicht bedienen kann, weil man einen ausreichenden Lagervorhalt scheute.

eppf

Bauen die Autohersteller eigentlich ihre Elektronikbauteile (Steuergeräte, Infotainment etc.) selbst oder beziehen sie das von Zulieferbetrieben?

Daihatsu-Fahrer schrieb:
Beim Lithium fangen einzelne Produzenten bereits damit an die Lieferung an den Höchstbietenden zu senden.Vorhin vergessen, deshalb nochmals als Nachtrag.

Rohstoffknappheit mit damit verbundenen Preisen ist eine andere Baustelle als die ausgelastete Fertigungskapazität in Halbleiterproduktionslinien.

Sicherlich gelten auch hier in gewisser Weise die Marktgesetze, man darf dabei aber nicht die teilweise sehr langen Durchlaufzeiten übersehen.

Wenn jemand über Foundries fertigen lässt, dann reiht er sich in die Pipeline ein, da kann man so gut wie nichts beschleunigen. Man kann sich zwar gewisse Kontingente reservieren, das läuft dann aber so ähnlich wie bei den Flughafen-Slots. Einmal nicht wahrgenommen, sind sie weg.

eppf

Im Normalfall kommen Steuergeräte & Co von Zulieferern, maßgeschneidert für den jeweiligen Hersteller und seine Modelle.

Timo

Dann sehe ich die "Schuld" für das Dilemma aber auch eher bei den Zulieferern. Obwohl es im Endeffekt auf dasselbe rauskommt.

Wer jetzt was genau einkauft, wo und in welchen Mengen, und wer dabei welche Verantwortung trägt, ist aber vermutlich noch komplexer, als wir es uns vorstellen können. Ein simples "du kannst nicht liefern, also bist du schuld!" wird dem sicher nicht gerecht.

Timo

Da haben Halbleiter wohl etwas mit Vakzinen gemeinsam.

Smoothie schrieb:
Da haben Halbleiter wohl etwas mit Vakzinen gemeinsam.Nicht ganz, bei Halbleitern könnte man sich relativ einfach einen Vorrat anlegen, um gegen Produktionsausfälle von Halbleiterwerken gewappnet zu sein, also nicht nach kurzer Verzögerung mitgerissen zu werden.

Was der kleine Bürger in der Krise zu viel hamstert, tun Konzerne aus Kostenoptimierungsgründen scheinbar zu wenig .

eppf

eppf schrieb:
Daihatsu-Fahrer schrieb:
Die Preisfrage ist derzeit ziemlich untergeordnet. Wenn die Produktionskapazitäten allgemein nicht ausreichen, bekommt derjenige die Ware, der rechtzeitig bestellt hat und du kannst noch so mit Geldbündeln wedeln, wenn die Fertigungslinien mit bestellter Ware voll sind, kommst du nicht dazwischen rein.

Wenn die Kunden das genau nachvollziehen können, ja.

In der Marktwirtschaft haben die Preise schon aber einen hohen Einfluss. Zumal die Chiphersteller keine gläsernen Fabriken haben und Ihre Verträge und Produktion offen legen. Wenn ein Automobilhersteller geringe Preise ausgehandelt hat und diese Preise die Lieferanten nicht anpassen können (meist sind in der Kette auch mehrere Lieferanten, da vermutlich der Chiphersteller zwar die Bauteile liefert, aber nicht die Platinen fertigt und bestückt), wird man nicht sehr "motiviert" sein die Kunden über den Vertrag hinaus zu beliefern, selbst wenn der Vertrag auch höhere Stückzahlen in Aussicht stellt.

Höhere Preise könnten Chiphersteller schon dazu bewegen ihre Produktionstraßen schneller zurückzurüsten. Würde ich aber am Beispiel Nvidia oder AMD auch nicht vorzeitig machen, wenn man an der Produktion anderer Chips z.b: für Grafikkarten viel mehr Geld verdient. Da würde ich als Hersteller auch alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen, um mehr Geld zu verdienen.

happyyaris schrieb:
Da würde ich als Hersteller auch alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen, um mehr Geld zu verdienen.Zumindest wenn du über eine Foundry wie z.B. TSMC fertigen lässt, läuft es genau so aber eben nicht.

Die bieten schlicht ihre Fertigungskapazitäten nach dem Motto "wer zuerst kommt..." an und man arbeitet dort schon seit vielen Jahren mit einer Jahresrendite zwischen 30 und 40%.

Da zählt dann auch Verlässlichkeit dazu, die Kunden zu bedienen, ohne ausgeprägte Rosinenpickerei, wer denn momentan am meisten Geld auf den Tisch legen würde.

Bei einem Vorgehen, wie du es beschreibst, würde eine Foundry ihren Ruf gründlich ruinieren.

eppf