Priusfreunde.de

20 Liter Adblue? Uiuiui. Kann es sein, daß das die Erklärung sein könnte, das die Treibstofftanks, wie ich gelesen habe, von vormals 70+ Litern auf eher 50 Liter verkleinert wurden? Ich lese bei solchen Autos nicht gerade aufmerksam mit, aber ich habe schon Beschwerden gelesen, daß angeblich wegen Gewicht bei der Ermittlungs des Normverbrauchs die Tanks ab gewissen Abgasnormen verkleinert wurden. Mercedes meine ich wäre einer der Hersteller gewesen. Aber das hier klingt mir viel plausibler: 30 Liter weniger Diesel, dadurch Platz für einen weiteren Tank mit rund 20 Litern für Adblue.

LG
Klaus

Gestern 270 Kilometer verbracht in einem chinesischen Maxus Deliver 9, gemietet für 24 Stunden:

- https://de.wikipedia.org/wiki/Maxus_Deliver_9.jpg (Bild)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Maxus_(Automarke)
- maxusmotors.de/modelle/deliver-9

Fangen wir mit dem Positiven an. Zum eigentlichen Einsatzzweck eignet sich das Auto. Es bietet viel Laderaum, stabile Haltegriffe, eine seitliche große Schiebetür, eine geteilte Hecktür mit etwas indifferenten Anschlägen, der Laderaum ist hell beleuchtet und großflächig mit etwas dürren Sperrholzverkleidungen beplankt. In der ausreichend dimensionierten Fahrerkabine zwei gute Sitze und ein leider unbrauchbarer, fast schon gefährlicher Mittel-Notsitz ohne jeden Knieraum. Die Einstiege hinten und an der Seite zum Laderaum, die Einstiege zur und die gesamte Fahrerkabine untenrum sind mit einem schwarzen, dicken, leicht nachgiebigen Plastik bestrichen oder beklebt, das einen sehr robusten und langlebigen Eindruck hinterlässt, sich hochwertig anfühlt und auch so aussieht.

Klar auf der Habenseite sind die Assistenzsysteme: Spurverlassenswarner, Parkpiepser vorne und hinten mit grafischer Darstellung, Auffahr-Verhinderer mit variabler Empfindlichkeit, Auto-Licht, Auto-Wischer - das funktioniert alles bestens. Die Verarbeitung wirkt auch auf den zweiten Blick innen wie außen tadellos. Die hinterleuchteten Rundinstrumente sind prima, aber die vielen Kontroll-Leuchten viel zu klein und zu dunkel und das grafische Mitteldisplay bestenfalls "geht so".

Was wirklich genervt hat, ist der gesamte Antrieb. Der 150 PS-Diesel war zwar sehr sparsam (7,8 Liter/100 km laut BC), aber unglaublich unkultiviert: Rau, rasselnd, extrem laut in jedem Drehzahlbereich, selbst im Standgas. Aufdringliches Laderpfeifen und jeder automatische Start-Stop-Vorgang an der Ampel wie ein Keulenschlag auf einen mit Kieselsteinen gefüllten Blecheimer. Ganz schrecklich.

In Kombination mit dem viel zu kurz übersetzten manuellen 6-Gang-Getriebe außerdem eine permanente Schalt-Orgie. Bei Tempo 60 war man schon im 6.Gang, aber das heißt leider nicht, dass man einen Gang überspringen oder im zweiten anfahren könnte. Nein, es müssen immer brav alle 6 im Sekundentakt durchgeschaltet werden, sonst bleibt man hängen. Ist man erstmal im 6. Gang angelangt, geht es erstaunlich flott weiter voran, selbst bei vollem Laderaum. Bei Tempo 110 macht die Kiste wegen der dann hohen Drehzahl einen Höllenkrach, läuft aber locker auf 140 hoch und vermutlich noch sehr viel schneller (das habe ich lieber nicht ausprobiert).

Das UKW/MW-Radio kann nicht mal RDS (!). Dafür hat es einen 5-kanaligen Equalizer, der die Wahl bietet zwischen dumpfem Mumpf, etwas hellerem dumpfem Mumpf oder Extra-Mumpf mit Bass. Kann man einstellen wie man mag, bleibt aber immer Mumpf. Von ähnlicher Güte ist der Rest von allem, was sich auf diesem immerhin erfreulich großen Bildschirm abspielt: Alles ist träge und der Touchscreen unempfindlich, schlechte Darstellung, fehlerhafte Darstellung von Umlauten und Zeilenumbrüchen, einfach Mist von vorne bis hinten. Es sieht aus und fühlt sich an, wie man sich ein miserabel und unvollständig in aller Hektik auf Europa umgefrickeltes System für den chinesischen Inlandsmarkt vorstellt. Nur dass chinesische Käufer selbst an das System in einem Transporter sehr wahrscheinlich deutlich höhere Ansprüche stellen.

Die in Bezug auf Bildrauschen, Auflösung und Ruckeln ebenfalls grenzwertig schlechte Rückfahrkamera stellt trotz ihrer Defizite eine enorme Verbesserung des Transporters dar. Auch wenn man so große Fahrzeuge nicht gewöhnt ist, kann man durch die Kamera trotzdem gut und sicher rückwärts einparken. Die Kamera sitzt in fast 2,60 Meter Höhe hinten mittig auf einem kleinen Ausleger. Das ist eine ganz hervorragende Perspektive zum Einparken, die bei modernen Systemen sonst per Software als Pseudo-Darstellung von oben simuliert wird. Aber soviel Rechenleistung hat das ganze Auto zusammen nicht.

Zusammenfassend: Wir konnten gestern mit dem Maxus Deliver 9 die recht umfangreichen Transportaufgaben problemlos lösen, kamen auf der Autobahn flott und sparsam voran und hatten dank Rückfahrkamera, Parkpiepsern und den riesigen zweigeteilten Außenspiegeln auch in der Stadt keine Probleme. Von daher: Soweit OK.

Vergleiche ich aber mit anderen Transportern, die ich in den letzten Jahren gelegentlich gemietet habe (Mercedes Sprinter, Renault Trafic und VW Crafter), macht der Maxus keine gute Figur. Das Grundlegende ist völlig in Ordnung und auch qualitativ ist ebenfalls nichts auszusetzen, aber es mangelt ganz massiv an Feinschliff hinsichtlich akustischer Dämmung sowie Bedien- und Fahrer-Komfort. Kombiniert mit einem gut auf die Maschine abgestuften 9-Gang-Automat würde der Diesel wahrscheinlich eine bessere Figur abgeben, aber als zu kurz übersetzter Handschalter nervt er nur.

Grüße, Egon

Egon schrieb:
Das UKW/MW-Radio kann nicht mal RDS (!). Sollte RDS in China kein vorhandener Standard sein, wundert mich das keineswegs. Ganz abgesehen davon, das Toyota es in meinem Yaris auch nicht perfekt kann. Gruß Hybridfan5

Beim nächsten Mal wird es vielleicht ein eDeliver 9
Danke, der Bericht war witzig zu lesen.

LG
Klaus

Nachgereicht noch ein Foto der Instrumenteneinheit:



Die Analoginstrumente sind echt. Links oben im Mitteldisplay (47%) ist der Stand des AdBlue-Tanks, also Harnstofflösung. Als Mieter des Fahrzeugs muss ich diese Brühe mit weiteren 2,4 Cent/Kilometer selbst bezahlen. Inhaber der Marke "AdBlue" ist übrigens der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA).

Grüße, Egon

Ich hatte kürzlich das (echte) Vergnügen, rund 450 Kilometer mit einem von Sixt gemieteten Sprinter zu fahren und bin seither neugierig, wie sich andere Fahrzeuge dieser Klasse geschlagen hätten. Der Maxus hätte mich besonders interessiert, auch weil unser örtlicher VW-Händler die Modelle seit einiger Zeit anbietet. Sixt hätte auch einen Deliver 9 gehabt, was ich leider erst bei der Rückgabe des Sprinters bemerkt habe. Nach deinem Bericht war es aber vielleicht ganz gut, daß ich nicht den Maxus bekommen habe.

Ich konnte ihn zumindest mal auf einer Ausstellung begutachten und da sind mir gleich mehrere Punkte negativ aufgefallen: viele Knöpfe und Tasten sind für einen Einsatz im "robusten" Gewerbealltag einfach zu fiddelig ausgelegt. Dann hab ich mich gefragt, was Hochglanzdetails (Chromdekor und Hochglanzplastik, je nach Austattungslevel)in einem Nutzfahrzeug verloren haben, sieht sowas doch selbst in gepflegten PKWs schnell schäbig aus. Die Sitze empfand ich beim kurzen Probesitzen als viel zu weich, da hängt der Rücken auf längeren Strecken vermutlich schnell durch. Und nicht zuletzt stank der in der Sonne geparkte Austeller beißend nach Chemie, sodaß ich freiwillig nur kurz sitzengeblieben bin. Kurz: alles Dinge, die den guten ersten Eindruck (optisch gefällt er mir, erinnert mich sehr an den großen Transit) schnell ruiniert haben.

Keine Ahnung, ob der Preis so deutlich unter der etablierten Konkurrenz (Sprinter, Crafter, Transit, Ducato, Master) liegt, daß man über die Schwachstellen hinwegsehen mag. Und zur Frage nach der Langzeitqualität hab ich bisher auch noch keine Aussagen finden können.

Timo

Seit gestern und noch bis morgen bin ich unterwegs in (und mit) einem Peugeot Boxer. Das ist ein verkleideter Fiat Ducato Multijet 140, also Stellantis.

Mit 140 PS (103 kW) fahre ich die zweitkleinste Motorisierung; die Kiste gibt es mit 120/140/160/180 PS. Schon in der 140 PS-Version mit manueller 6-Gang-Schaltung geht es flott voran, aber in der Stadt bekommt man sehr schnell eine wunde Schalthand und für meinen Ischias ist das permanente Kupplungstreten in diesem Winkel auch nicht schön. Mit der optionalen 9-Stufen-Wandlerautomatik würde sich dieser Transporter mit Sicherheit viel angenehmer fahren.

Der Diesel geht ziemlich kernig ans Werk, hält sich aber auf der Autobahn im 6. Gang überraschend im Hintergrund und überzeugt dabei durch ein sehr niedriges Drehzahlniveau. Ich habe ihn weder besonders geschont noch durch die Landschaft geprügelt und nach knapp 250 km zeigt der BC 7,6 Liter/100 km. Das geht in Ordnung.

Die Lenkung ist leider arg leicht und gefühllos, aber der verblüffend kleine Wendekreis ist top! Beladen liegt die Fuhre satt auf der Straße, leer wirkt sie zu leicht und ist zudem ein leichtes Opfer von Seitenwind. Die Start-Stopp-Automatik funktionierte an meinem Exemplar nicht, keine Ahnung warum. Ich habe sie mehrfach ein- und ausgeschaltet, was jeweils auf dem Display im Klartext bestätigt wurde. Der Diesel ging trotzdem an keiner Ampel aus, egal ob Gang eingelegt oder nicht, Kupplung getreten oder nicht - er nagelte fröhlich weiter.

Viel mehr Negatives gibt es nicht zu berichten. Für ein einfaches Nutzfahrzeug hat dieser verkleidete Peugeat eine sehr gute Ausstattung: Rückfahrkamera, PDC hinten, ZV mit separaten Funktionen für Hecktür und Seitentür, Klimaautomatik, Tempomat, Tempo-Limiter, sehr auskunftsfreudiger Bordcomputer, e-Fensterheber, riesige e-Seitenspiegel mit Zweitspiegel für den toten Winkel, einfaches aber gut integriertes Navi, brauchbares DAB/UKW-Radio. Unglaublich viele Ablagemöglichkeiten mit zwei großen Handschuhfächern als i-Tüpfelchen.

Vergleiche ich mit dem zuletzt gefahrenen Maxus Deliver 9 (China) und müsste mich zwischen den beiden entschieden, würde ich eindeutig den Fiat/Peugeot nehmen. Der wirkt in vielerlei Hinsicht einfach ausgereifter.

Grüße, Egon