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VW besserte heute wieder zwei Produktionsfehler an meinem e-Up nach, Hinten links wurde wegen auf Dauer unerträglicher Knarzgeräusche ein neues Fenster eingebaut sowie eine komplett neue Handbrems-Mechanik wegen nicht behebbarer Schwergängigkeit. Billig war das sicher beides nicht und ich bin froh, dass ich damals die auf fünf Jahre verlängerte Werksgarantie mitgekauft habe...

Die zahlte nun sogar ein Ersatzfahrzeug während der Reparaturdauer. Ich hatte das Autohaus um "etwas Kleines mit Automatik" gebeten, denn die wenigen kostbaren VW-Elektro-Vorführer geben die angesichts der irren Lieferzeiten nicht raus. Bekommen habe ich daher leider einen VW Tiguan Diesel "Lounge" im hierzulande üblichen Totensonntags-Metallic. Das war der einzige heute verfügbare Werkstatt-Ersatzwagen mit Automatik.




Fangen wir mit dem Positiven an:

Das Auto hatte 98.000 km auf der Uhr, wirkte aber erstaunlich frisch. Klar, unzählige Kratzer an den Innenverkleidungen, den Türkanten und den Felgen durch wahrscheinlich Hunderte von Fahrern, die er als Werkstatt-Ersatzfahrzeug schon erlebt hat. Aber das Material, die Türfangbänder, das Getriebe - das wirkte alles keinesfalls heruntergeritten. Angesichts Laufleistung und Einsatzzweck qualitativ durchaus überzeugend.

Der Tiguan hat einen bequemen, großzügigen und luftigen Innenraum. Das Modell wirkt außen wie innen ziemlich groß, aber mit einer Länge von nur 4,51 Meter ist es das faktisch gar nicht. Zwar ist der Kofferraum etwas kleiner, als erwartet:





Doch umso großzügiger geht es im Innenraum zu. Die Beinfreiheit im Fond ist sehr üppig, selbst wenn die Vordersitze weit nach hinten geschoben sind. Das kommt auf meinen Bildern gar nicht so gut rüber, ist aber tatsächlich so: Reichlich Bein-, Knie- und Kopffreiheit auf allen Plätzen. Die Stoffsitze sind nicht nur optisch gelungen und vielseitig verstellbar. Man sitzt ganz prima im Tiguan, etwas erhöht mit einer ausgezeichneten Übersicht.







Das weit zu öffnende Panorama-Glasdach sorgt für eine sehr luftige Wohlfühl-Atmosphäre. Die Bedienung ist intuitiv, alles befindet sich dort, wo man es erwartet. Materialqualität und Verarbeitung sind ausgezeichnet.




Die Instrumentierung ist VW-typisch übersichtlich und sehr gut ablesbar, mir gefällt sie. Insbesondere die Tachospreizung ist sehr praxisgerecht. Der Verbrauch ist in Relation zu Fahrzeuggröße und Fahrleistungen angemessen; bei Abgabe nach 80 Kilometern standen später sogar nur 6,2 Liter/100 km auf dem BC. Ein ausgeprägter Spritschlucker ist der schwere und recht flotte Diesel-Tiguan also nicht.





Kommen wir nun zum Negativen:

Es ist ein Diesel, ein Diesel, ein Diesel. Die ganze Fuhre fühlt sich dadurch so unglaublich Kacke an - sorry, ich kann es gar nicht harsch genug ausdrücken. Und Nein, es liegt nicht am DSG, welches seine 7 Gänge sehr munter und meistens ruckfrei rauf- und runterschaltet. Auch das adaptive Fahrwerk macht in Stellung "Sport" seine Aufgabe ausgezeichnet. Nein, es liegt ausschließlich an der extrem spitzen Drehmoment-Charakteristik des hochgezüchteten Diesels.

VW hat sich bemüht, das winzige nutzbare Drehzahlband und das DSG gut aufeinander abzustimmen, aber das Resultat überzeugt so gar nicht. Ok, wenn man einfach aufs Pedal huft, um möglichst schnell auf Endgeschwindigkeit zu kommen, geht das Ding so bis 150 ab wie eine Rakete. Das DSG schaltet blitzschnell die 7 Gänge hoch, alles prima. Aber das macht man halt normalerweise nicht.

Wenn man hingegen aus niedriger oder mittlerer Geschwindigkeit einen Zwischenspurt hinlegen will, passiert gefühlt erstmal gar nichts. Nach dem Pedaltritt berechnet das DSG-Steuergerät in Ruhe, welcher Gang wohl angemessen wäre. Schließlich schaltet es runter, danach baut sich der Ladedruck auf. Und dann, ganz plötzlich nach einer peinlichen Gedenksekunde ohne nennenswerten Vortrieb, geht es schlagartig voran. Ganz grässlich.

Höchst beeindruckend auch das Geräusch, mit dem die Start/Stopp-Automatik an einer Ampel den Diesel ausmacht und wieder anwirft. Beides passiert objektiv blitzschnell, aber das Abschalten wird jedesmal von einem unwilligen Schütteln begleitet und das wieder Anwerfen vermittelt dem Fahrer einen sehr eindrucksvollen, aber unerwünschten Einblick in innermotorische Vorgänge. Das hat echt was von Schwerindustrie, mein lieber Scholli.

Zur Ehrenrettung: So Scheibe das alles in der Innenstadt auch ist - auf der Autobahn macht der Antrieb keine schlechte Figur. Niedrige Drehzahl auch noch bei 130 km/h, relativ geringer Verbrauch und akustisch angenehm, nur ein fernes Grummeln dringt aus dem Motorraum. Genug Bums unterm Gasfuss hat man auch, für Autobahn-Langstrecke also gar nicht schlecht.

Aber ich wollte das nicht haben. Schon vor 20 Jahren war da jeder HSD angenehmer, von E-Autos gar nicht zu reden. Entsprechend fröhlich gab ich den Tiguan wieder zurück, wobei die letzten Kilometer vor dem Autohaus durch eine 30er-Zone führten. Da ging es laut nagelnd voran, mit einem DSG, das sich einfach nicht so recht für eine Fahrstufe entscheiden konnte.

Nichts für Ungut, Volkswagen, Respekt für die hochwertig anmutende Umsetzung und die Langzeitqualität scheint auch zu stimmen. Aber das ist einfach Antriebstechnik von vorgestern, was sich trotz aller Mühe nicht verbergen lässt.

Grüße, Egon

Ich fahre morgen, um auf Arbeit zu kommen (Begründung im Daihatsu-Fahrerthread), auch einen Verbrenner aus dem Volkswagen-Konzern: ein älterer Seat Leon, Benziner, Handschalter.

Beschweren werde ich mich darüber keinesfalls, muss ich doch dankbar über die Großzügigkeit meines Nachbarn sein, dass er mir kurzfristig und unkompliziert sein Auto leiht.

Danke für den objektiven Bericht!

Egon schrieb:

...
Nichts für Ungut, Volkswagen, Respekt für die hochwertig anmutende Umsetzung und die Langzeitqualität scheint auch zu stimmen. Aber das ist einfach Antriebstechnik von vorgestern, was sich trotz aller Mühe nicht verbergen lässt.
...


Altes Eisen eben, aber leider immer noch sehr beliebt und in den Augen vieler dem HSD weit überlegen ... mangels entsprechender Erfahrungen!

Gruß!
JoAHa

Einfach ein Fahrzeug aus einer anderen Ära, mindestens sieben Jahre alt - mittlerweile steht sogar sein Nachfolger vor der Ablösung.
Wir hatten einen Tiguan in der Familie, selbe Baureihe, aber mit 110PS und Handschaltung. Ein sehr angenehmes Fahrzeug - nicht meins, schon weil ich kein Freund von SUVs bin (mir meist zu pummelig), aber es ist leicht nachvollziehbar, warum er zu den absoluten Bestsellern gehört.

Timo

Egon schrieb:
Die Instrumentierung ist VW-typisch übersichtlich und sehr gut ablesbar, mir gefällt sie. Insbesondere die Tachospreizung ist sehr praxisgerecht. ...

Du wirst es kaum glauben, aber dieser Tacho ist nach StVZO eigentlich verboten!

Ein Tacho muß in Deutschland von vorne bis hinten die gleiche Einteilung haben. Wofür steht der Strich zwischen 20 und 40, der zur 20 den gleichen Abstand hat wie der 15er Strich? Steht der Strich demzufolge für 25 oder für 30? Wo erfolgt die "Umschaltung" auf halbe Zeigerbewegung? Exakt bei 20 oder progressiv zwischen 15 und 25/30? Wenn dieser Spielzeugtacho von 0 bis 240 progressiv weniger Zeigerbewegung umsetzt, ist er zwischen 15 und 30 nur ein ungenaues Schätzeisen.

Ich würde solchen Mist nicht haben wollen!

Die Umschaltung erfolgt exakt am jeweiligen Strich, weil statt einer Tachowelle ein Schrittmotor für die korrekte Positionierung der Nadel verantwortlich ist.

Ich wüsste nicht, warum die asymmetrische Einteilung verboten sein sollte, kann das Problem aber nachvollziehen: beim Smart meiner Frau ändert sich die Einteilung ab Tempo 60 von Fünfer- auf Zehnerschritte. Und so werden aus vermeintlichen 65 gleich 70 km/h.

Timo

Die Kritik kann ich nicht teilen.

Durch die Spreizung im unteren Bereich erhält man eine hervorragend ablesbare Anzeige gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten, wo viele linear skalierte Tachos nur wenig Brauchbares liefern. Insbesondere, wenn auf 270 Grad ein großer Geschwindigkeitsbereich abgebildet ist.

Zusätzlich lässt sich das aktuelle Tempo jederzeit und auch dauerhaft digital ins Mitteldisplay einblenden.

Grüße, Egon

5 Sterne für deinen Fahrzeugbericht. Sehr schön zu lesen.

@Egon

Sie können ja spreizen. Aber dann soll der Bereich von 0 bis 240 bitte progressiv gestaucht werden. Daß sich 2 gleich große, direkt nebeneinander liegende und auch noch gleich aussehende Bereiche um den Faktor 2 unterscheiden halte ich trotzdem für sachlich falsch und nicht durchdacht.

Information am Rande: Toyota schafft es im Yaris, die Geschwindigkeiten von 0 bis 220 ausreichend breit und sogar komplett ohne jede Stauchung am Ende unterzubringen. Das macht den Sonderweg VWs noch absurder.

Da muss ich gerade spontan an den Tacho von meinem Passat 35i denken. Da hat die Skala mit dem unteren Anschlag der Nadel überhaupt erst bei 20 km/h angefangen.

autogasprius_berlin schrieb:
Wenn dieser Spielzeugtacho von 0 bis 240 progressiv weniger Zeigerbewegung umsetzt, ist er zwischen 15 und 30 nur ein ungenaues Schätzeisen.
Ich würde solchen Mist nicht haben wollen!
Bist du nicht (wieder einmal?) etwas zu streng mit deiner Beurteilung?
Ich finde, man hat sich durchaus etwas gedacht dabei und glaube, dass man sich sehr schnell an das Layout des Tachos gewöhnen kann.

Er ist in 3 Abschnitte gegliedert, wobei der mittlere den oberen Halbkreis einnimmt und den "gängigsten" Bereich von 20 - 180 abdeckt. Dieser verläuft praktisch linear, mit einer minimalen Streckung in Richtung zur höheren Geschwindigkeit. Die "strategisch wichtigen" 100 kommen durch die Bereichswahl ziemlich genau oben Mitte zu stehen.

Der "gezoomte" Bereich bis 20 und der gestauchte über 180 werden wohl eher selten benötigt und so ermöglicht diese Anordnung einen ergonomisch durchdachten Blick auf den Tacho oberhalb der "Horizont-Linie" für die meist gefahrenen Geschwindigkeiten.

Manche hätten halt gern ein Problem. Wäre der Tacho von Toyota anstelle von VW, wäre es vermutlich ein tolles Feature.
Ich hab diese unterschiedliche Spreizung jedenfalls schon bei zahllosen Autos (nicht nur VW) gesehen und wie Egon schon schreibt: die Ableskbarkeit im unteren Geschwindigkeitsbereich profitiert davon.

Timo

Smoothie schrieb:
Bist du nicht (wieder einmal?) etwas zu streng mit deiner Beurteilung?
Das finde ich nicht. Ich sehe in dem Layout mit "Sprungkompression" ein Problem, das andere nicht sehen.

Ich finde, man hat sich durchaus etwas gedacht dabei und glaube, dass man sich sehr schnell an das Layout des Tachos gewöhnen kann.
Klar, VW hat sich auch bei der Abgassoftware was gedacht - die Frage ist nur, ob sie sich was gutes gedacht haben.

Timico schrieb:
Manche hätten halt gern ein Problem. Wäre der Tacho von Toyota anstelle von VW, wäre es vermutlich ein tolles Feature.
Ich hab diese unterschiedliche Spreizung jedenfalls schon bei zahllosen Autos (nicht nur VW) gesehen...
Nö, ich sehe aber ein Problem, das andere offenbar nicht sehen.

Sie können ja spreizen, dann aber bitte progessiv und nicht

- als Sprung,
- bei gleichzeitig gleichem Layout trotz Änderung um den Faktor 2 und
- nebeneinander bei gleicher Größe.

Ich habe Zweifel, daß du diesen Sprung bei anderen Herstellern gesehen hast. Eigentlich spreizt/staucht man progressiv.

Nun weiß ich nicht, wie das in den letzten 11 Jahren und gut 12.800 Beiträgen rüberkam, aber ich denke, daß ich im Forum wie auch privat einigermaßen gleiche Maßstäbe anlege, wenigstens im Groben. Besagter Tacho ist aber nicht von Toyota, und auch bei Toyota würde ich den optisch verschleierten Sprung kritisieren.

Timo, du hattest neulich geschrieben, daß du Jahrgang 1977 bist... einen Rechenschieber hattet ihr sicher nicht mehr genutzt. Der hat, genau wie die im Wikipedia-Artikel abgebildete Uhr mit Tachymeterskala, eine hervorragende und mit kurzem Blick leicht zu erfassende, progressive Spreizung/Stauchung.

autogasprius_berlin schrieb:
Ich habe Zweifel, daß du diesen Sprung bei anderen Herstellern gesehen hast. Eigentlich spreizt/staucht man progressiv.
[/quote]

Hallo,

als Gegenbeispiel mal der hier aus dem Saab 9-3 I mit Sprung bei 140 Sachen:

koenig-wilhelm.com/Saab-9-3-93-YS3D-20i-...biinstrument-4710505

Hab das Ding lange genug gefahren und mir sind keine Klagen deswegen von KBA oder TÜV Prüfern deswegen bekannt. Das beste Cockpit was ich je gefahren bin... Beim Gestühl gewinnt der 900er knapp...

Gruß,

Joachim

autogasprius_berlin schrieb:
Das finde ich nicht.
Du hast recht.