Priusfreunde.de

Die Beiträge zu den Stromtankstellen befinden sich nun im Stromtankstellen-Thread, und zwar ab hier:

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Grüße, Egon

Vier Wochen mit dem Tesla Model S sind vorüber, Zeit für ein erstes Zwischenfazit. Nach den ersten 3500 Kilometern überwiegt sehr eindeutig das Lob.

So ein Model S fährt sich nämlich wirklich schön: Leise, entspannt, souverän, angenehm zu bedienen, geschmeidige Luftfederung, tolles Glasdach. Durch die Akkus im Fahrzeugboden ist der Schwerpunkt sehr tief, die Straßenlage entsprechend satt. Bemerkenswert, wie leicht und wendig sich das überschwere Auto anfühlt, wie ungerührt es sich durch enge Kurven zirkeln lässt, wie leicht es rollt, wie viel Laderaum es bietet, wie stabil der Autopilot den Kurs hält und wie sanft und praxisgerecht der One-Pedal-Drive abgestimmt ist.

Bei der Parkplatzsuche, in Parkhäusern und Innenstädten kann das Model S seine Ausmaße nicht verbergen. Ansonsten ein toller Wagen mit akzeptablen Schwächen. Darunter fallen vor allem nicht ganz durchdachte Funktionen, beispielsweise dass der eigentlich gute und treffsichere Parkassistent viel bei Stillstand des Fahrzeugs lenkt, was sicher nicht materialschonend ist. Erster Defekt: Der Sitzbelegungssensor auf dem Fahrersitz erkennt oft nicht meinen elfengleichen Körper und wird auf Garantie getauscht, sobald das Ersatzteil aus USA eingetroffen ist. Bisherige Wartezeit: 14 Tage.

Was mir sonst noch weniger gefällt hatte ich bereits hier ausführlich aufgeführt: KLICK.

Software-Schluckaufe kommen gelegentlich vor, korrigieren sich aber entweder selbst (es läuft wohl nicht nur ein Watchdog) oder lassen sich durch einen einfachen Reset vom Lenkrad aus beheben. Komischerweise war das vor allem in den ersten paar Tagen notwendig. Seitdem war weitgehend Ruhe, obwohl ich mich nach und nach auch in die selten gebrauchten Funktionen eingearbeitet habe.

Das ist natürlich nur ein erster Eindruck. Bis jetzt bin ich recht angetan. Wie mein Urteil nach einigen Zehntausend Kilometern und mehreren Jahren ausfällt, bleibt abzuwarten. Ich werde weiter ohne Tesla-Brille berichten.

Grüße, Egon

Was ich schon jetzt reichlich bieten kann, sind Geschichten vom Laden. An den Superchargern trifft man praktisch nur andere Tesla-Fahrer, was ja nichts schlechtes ist. Man lernt dabei viele interessante Menschen kennen und es entwickelt sich auch die eine oder andere Unterhaltung, wenn man dazu Lust hat. Noch spannender und mitunter sehr unterhaltsam sind aber die Begegnungen an öffentlichen Ladesäulen, wo man je nach Lage der Säule Gott und die Welt und auf Volkes Stimme trifft.





Gestern Abend stehe ich auf der Heimfahrt im badischen Brühl auf dem Vorplatz der Kirche, um beim Supermarkt um die Ecke noch was einzukaufen. Die Typ 2-Ladesäule liefert kostenlos und barrierefrei 2 x 22 kW, ein prima Service.





Als ich vom Einkaufen zurück komme, fehlen keine zehn Minuten bis zum Erreichen des Ladelimits, die wollte ich noch eben abwarten. Während dieser kurzen Zeitspanne kommen vorbei:

• Ein von einem harten Arbeitstag sichtlich erschöpfter Mensch mit sonnengegerbter Haut, der aus einem Opel Calibra steigend schnurstracks auf mich zuläuft, mir in seinem bestem Deutschalienisch ungefragt eröffnet, sein Auto habe schon Sechshunderttausend Kilometer und gestenreich erklärt, in Italien würden alle mit Gas fahren und wieso ich nicht, isde gomisch, warum mache?.


• Ein netter Mittfünfziger, der sich ehrlich interessiert nach Reichweite und Alltagserfahrungen erkundigt und sich höflich für meine sachlichen Ausführungen bedankt.


• Ein grumpfliger Hunde-Gassiführer, der das Gespräch feinsinnig eröffnet mit "Hee, Tschulligung, wie lange müssen Sie hier rumstehen, das ist doch voll Scheiße, ne?". Meine freundliche Antwort kann er aber nicht abwarten, weil seine kläffende Fußhupe leinenlos irgendwas jagt und er laut schimpfend hinterher muss.

Wie gesagt, es wird nie langweilig. Nicht selten komme ich zu meinem an einer Ladestation hängenden Auto zurück und ein paar Leute stehen angeregt über Elektromobilität diskutierend drum herum. Das Auto loben viele, aber hinsichtlich der E-Mobilität überwiegen eindeutig die skeptischen Stimmen.

Ich kann viele Bedenken nachvollziehen und widerspreche nicht, denn ich verfolge keine Mission. Ein Bedürfnis ist mir aber das Vermitteln der Grundidee, dass man nämlich jeden Morgen in ein vollgeladenes Auto einsteigt. Alleine das geht aber erstaunlich vielen Autofahrern erkennbar über den Horizont.

Ich habe mittlerweile bemerkt, dass mein Standard-Ladelimit von 80 Prozent unnötig hoch ist, weil das Auto häufig mit hohem SOC auf seinen Einsatz wartend herumsteht - und das, obwohl ich Supercharger nur auf Langstrecke nutze, aber weder am Arbeitsplatz noch zu Hause lade.





Ich habe daher das Limit versuchsweise auf 70 Prozent gesetzt, das scheint im Alltag fast immer auszureichen und schont den Akku. 70 Prozent SOC entspricht bei einem S 90D im Sommer sicheren 250 Kilometern (300 km, würde man den Akku leer fahren).

Das von Tesla vertriebene Ladekabel (Typ 2, dreiphasig, 32 A)wirkt sehr hochwertig, ist flexibel und stammt vermutlich vorkonfektioniert von Mennekes. Für Supercharger ist es nicht notwendig, die haben ein eigenes Kabel.

Die drei LEDs hinter dem Ladeport im Rücklicht kennen nach meiner Beobachtung die Zustände Rot (Fehler), Hellblau (Port bereit), dunkelblau (Port verriegelt, Verbindung hergestellt, Kommunikation läuft) und grün (Ladung läuft). Bei Grün blinken sie umso schneller, je höher die Ladeleistung. Beim Facelift-Modell befinden sie sich hinter einem Diffusor direkt um die Typ 2-Buchse herum.





Ein paar Eindrücke von den Funktionen der Tesla-App auf meinem Androiden-Tablet:








Grüße, Egon

@Egon, was ist bitte ein grumpfliger...?
Den Ausdruck kenne ich nicht.

Gruß Martin

Das steht umgangssprachlich für übellaunig, grob, rumpelnd, polternd.

- books.google.de/books?id=3uNKAQAAMAAJ&am...XBoKHReDCQoQ6AEIIjAG

Grüße, Egon

Egon schrieb:
und wie sanft und praxisgerecht der One-Pedal-Drive abgestimmt ist.
Ich lese in Foren immer wieder vom One-Pedal-Drive beim Tesla. Das impliziert, dass man - außer in Gefahrensituationen - ohne Bremspedal fahren kann. Leider stimmt das nicht, da unter ca. 8 km/h nicht mehr rekuperiert wird (es müssen nicht genau 8 km/h sein, meine Zeit im Model S ist schon ein paar Jahre her) und daher zwingend die mechanischen Bremsen genutzt werden müssen. Hat mich bei meinem ersten Stopp an der Ampel ziemlich überrascht (Blechschaden konnte ich noch verhindern), da man immer vom One-Pedal-Drive liest und es z.B. vom BMW i3 anders kennt, der tatsächlich bis zum Stillstand kommt und sich daher wirklich mit einem Pedal fahren lässt.

Egon schrieb:
Erster Defekt: Der Sitzbelegungssensor auf dem Fahrersitz erkennt oft nicht meinen elfengleichen Körper und wird auf Garantie getauscht, sobald das Ersatzteil aus USA eingetroffen ist. Bisherige Wartezeit: 14 Tage.
Das wird sicher noch länger dauern. ZoePionierin Jana Höffner wartet bereits seit über einem Jahr auf ihren neuen Fahrersitz.

Hallo Egon,

ich hab wieder mit Interesse Deinen neuesten Bericht gelesen. Vielen Dank . Auch geschmunzelt bei den Kontakten und sogar herzlich gelacht bei dem "Grumpfligen".

Da steht "P" auf dem Schild, oder ???
Geschieht da draußen zu Fuß nicht so oft, daß man grundlos begrumpft wird. Das wäre mal was Interessantes für die Psychologie.

Ob ein Tesla bei Zeitgenossen irgendwie die Hemmungen herabsetzt (ob positiv oder negativ)? Hinterm Steuer in der Glasmetallkiste vergessen ja auch viele die Gute Kinderstube...

Stimmt, unterhalb Schrittgeschwindigkeit braucht man das Bremsepdal zum Anhalten und um den HOLD-Mode zu aktivieren (länger als eine halbe Sekunde auf dem Bremspedal bleiben). Bei Verwendung von Radar-Tempomat oder Autopilot macht er das selbsttätig.

Den Begriff "One-Pedal-Drive" habe ich verwendet. Tesla bezeichnet oder behauptet das also nicht so.


ChristianB schrieb:
Das wird sicher noch länger dauern. ZoePionierin Jana Höffner wartet bereits seit über einem Jahr auf ihren neuen Fahrersitz.
Danke für den Link. Das verheißt ja nichts Gutes.

Grüße, Egon

Stimmt, bei aktuellen Modellen mit Autopilot/Abstandstempomat fällt das nicht mehr so auf. Das gab es beim Model S damals leider noch nicht. Den Autopilot hätte ich liebend gerne ausprobiert!

PS: Ich habe den Beitrag oben etwas angepasst und "in Foren" hinzugefügt. Ich wollte nicht den Verdacht aufkommen lassen, dass Tesla diese Funktion so bewirbt (One-Pedal-Drive).

weiter so, Egon.

Deine Berichterstattung hat Teslabjörn-qualitaet.
Sogar noch interessanter, weil Teslabjörns videos langatmiger sind als Deine Bericht hier.

Wer beides sieht/liest, kann wirklich eine fundiert Entscheidung treffen.

In meinem Kaff werden demnaechst 10 SC-Saeulen freigeschaltet (stehen schon). Mist.
Ich werde standhaft bleiben !

cirr_s schrieb:
Geschieht da draußen zu Fuß nicht so oft, daß man grundlos begrumpft wird.
Ach, der meinte ja nicht mich persönlich. Der wollte nur unbeholfen sein völliges Unverständnis darüber artikulieren, dass jemand tatsächlich ein Auto fährt, welches man nicht wie gewohnt ruckzuck mit Benzin oder Diesel betanken kann.

Grüße, Egon

Moins,

das "One Pedal Drive" kann, wenn man (noch) nicht daran gewöhnt ist, für einige Überraschungen sorgen.

EIN Mal, als wir noch mit dem "Frecciarossa" unterwegs waren, habe ich vorwärts eingeparkt, und mein rechter Fuß war noch im "normalen" Automatik-Modus. Also sanft reingelenkt, und als das Parkmanöver abgeschlossen werden sollte, ein kurzer Druck um das Fahrzeug zum Stehen zu bringen.

Dumm war dabei nur, daß besagter Fuß auf das rechte und nicht das linke Pedal ruhte . Glücklicherweise habe ich das ganze sehr sanft gemacht, so daß keine Schaden entstanden sind, aber es ist eine Lehre gewesen sein - und kann bei ein regelmäßiger Wechsel zwischen Tesla und konventionelle Automatik-Fahrzeuge durchaus ein Risiko sein (so wie wenn man zwischen ein Fahrzeug mit manuellem und automatischem Getriebe wechselt).

Eine ganz doofe Frage, Egon: Du schriebst, dass man an den Superchargern fat nur Teslafahrer trifft. Darf und kann man auch mit anderen E- Autos dort laden und wie wird das abgerechnet?

Nein. Deshalb trifft man ja fast nur Tesla-Fahrer dort. Es gibt aber natürlich auch Supercharger, die sich an exponierteren Standorten mit entsprechendem Publikumsverkehr befinden.

Mein nächster Supercharger ist nur fünf Autominuten von meinem Hauptwohnsitz entfernt und mit seinen acht Ladepunkten gut frequentiert. Im Vorfeld der Kaufentscheidung war ich einige Male dort, um verschiedene Fahrer nach ihrer ehrlichen Meinung zu fragen und mit Detailfragen zu nerven.

Grüße, Egon

Wau, das ist aber bequem. Und darfst Du da auch beliebig laden? Gab es da nicht mal so einen Wind im Blätterwald, daß Tesla das nicht mag, wenn man von zu Hause zum nächsten SC fährt und dann wieder zurück? Oder Fake News?