Hallo zusammen,
wenn ich für meine Firma unterwegs bin, habe ich die erfreuliche Gelegenheit diverse Leihwagen zu testen. Vor zwei Tagen habe ich einen VW Beetle 1.2 TSI Design als Leihwagen bekommen und möchte euch einen bebilderten Fahrbericht nicht vorenthalten.
Zumal der Wagen einige Überraschungen bereithält. Leider vorrangig in negativer Hinsicht.
Ob das Design des Beetle nun schön ist oder nicht, darüber mag man streiten, aber es ist auf jeden Fall unkonventionell und für Volkswagen ganz und gar untypisch. Der Beetle hebt sich in meinen Augen wohltuend vom langweiligen und altbackenen Volkswagen-Einerlei ab und wirkt in der neuen Generation eher sportlich als knuffig. Persönlich gefällt mir das Außendesign gut.
Ebenfalls untypisch für Volkswagen sind jedoch breite Spaltmaße an der Karosserie und ein recht blechernes Türschließgeräusch.
Für diese Wagenklasse ganz und gar untypisch und edel finde ich die rahmenlosen Scheiben, die beim Öffnen der Tür ein Stückchen herunterfahren und nach dem Schließen der Tür wieder ein Stückchen hochfahren.
Soweit die Theorie. In der Praxis wurde mein Test-Beetle leider offensichtlich schon mit defekten Fensterhebern ausgeliefert. Mehrfach ist es passiert, dass sich die Scheiben nach dem Schließen der Türen nicht wieder nach oben bewegt haben, so dass diese trotz verschlossenem Fahrzeug einen Spalt geöffnet blieben. Erst nach mehrfachem Öffnen und Schließen der Türen und zwischenzeitlicher Betätigung des Fensterhebers,funktionierte der Mechanismus zeitweilig wieder.
Auch die Fensterheber selber führen ein reges Eigenleben. Die Autofunktion funktioniert nur wenn sie Lust dazu hat und oftmals fährt die Scheibe nur zur Hälfte hoch und anschließend wieder komplett herunter. Ich befürchte leider einen Serienfehler, aufgrund der fragilen (rahmenlosen) Scheibenkonstruktion.
Der Einstieg in das Auto gelingt mühelos und die Sitze sind bequem, wenn auch etwas schmal. Fahrer- und Beifahrersitz sind höhenverstellbar und die Neigung der Sitzlehnen lässt sich stufenlos verstellen. Das ist absolut vorbildlich. Leider wackelt der Fahrersitz in den Sitzschienen und auch die Lehne wackelt.
Weniger vorbildlich sind Materialauswahl und Verarbeitungsqualität. Geschäumte Kunststoffe sucht man im Beetle vergebens. Der gesamte Innenraum besteht aus speckig glänzendem Hartplastik. Auch die Türverkleidungen bestehen vollständig aus Hartplastik. Nur die Armauflage ist minimal mit Stoff
überzogen. Im Testwagen sah der Kunststoff schon reichlich mitgenommen aus. Die in Wagenfarbe lackierten Innenraumteile heben den optischen Gesamteindruck aber wieder etwas. Leider wirken die Sitzbezüge ausgesprochen billig und es sind Falten in die Bezüge eingenäht.
Vorne gibt es ausreichend Platz und Kopffreiheit, hinten sollten nur kleine Personen mangels Knie- und Kopffreiheit reisen. Zudem ist der Beetle nur ein Viersitzer.
An den Käfer erinnern die Halteschlaufen an den B-Säulen.
Der Kofferraum ist ausreichend groß, aber die Öffnung ist zu klein geraten. Ein Tribut an das Design.
Die Rundumsicht ist mäßig. Sämtliche Scheiben und insbesondere die Frontscheibe fallen sehr klein aus und erinnern an Schießscharten. Leider fehlt ein Heckwischer- sehr unpraktisch. Die Dämpfer der Heckklappe sind leider nicht in der Lage diese selbstständig nach oben zu befördern. Sie sind unterdimensioniert. Dieses Problem, wie auch das zuvor genannte Hartplastik, sind aber ja auch beim Prius III leider ein Thema.
Der optisch nett geformte aber viel zu kleine Innenspiegel und die zu kleinen Außenspiegel fallen ebenfalls negativ auf.
In Sachen Bedienung und Funktionalität gibt es Licht und Schatten. Positiv hervorzuheben ist die ausreichend hohe Positionierung des Navi-Bildschirms und die optisch ansprechenden und übersichtlichen Instrumente sowie die nun endlich in halben Gradschritten einstellbare Klimaautomatik.
Der Lichtschalter ist nun auch besser erreichbar, wenngleich ein Lichtschalter im Blinkerhebel ergonomischer wäre.
In letzterem sitzt dafür der Tempomat, der mittels winziger Kipphebel bedient wird. Fummeliger und unpraktischer geht es wirklich nicht mehr.
Zudem besteht die Gefahr, dass man versehentlich blinkt. Apropos blinken: Ein Komfortblinker ist serienmäßig mit dabei.
Die Intervalleinstellung des Scheibenwischerhebels ist ebenso fummelig mittels eines kleinen Kipphebels gelöst.
Generell sind die Lenkstockhebel mit ihrer flachen Bauweise nicht besonders ergonomisch, da die Finger nur minimal aufliegen.
Die runden Lenkstockhebel der asiatischen und französischen Hersteller sind da weitaus angenehmer, zumal Zusatzfunktionen dort über Drehringe oder Drehenden wesentlich komfortabler zu bedienen sind. Der Schalter zur Spiegelverstellung liegt neben dem Türöffner und zur Bedienung muss man das Handgelenkt seitlich verdrehen.
Der Bordcomputer bietet zahlreiche Funktionen, ist aber leider auch über den Scheibenwischerhebel fummelig zu bedienen.
(der Bestätigungsknopf befindet sich unter dem Scheibenwischerhebel).
Die Bedienelemente der Klimaautomatik sitzen zu tief und die Displays spiegeln. Gut: Es gibt zwei brauchbare Getränkehalter.
Die Handbremse sitzt aber zu weit hinten. Gut in der Hand liegt der Knauf der Sechsgangschaltung.
Das Design des Armaturenbretts ist für Volkswagen-Verhältnisse schon fast als progressiv zu bezeichnen. Nur die langweilige Mittelkonsole mit dem kleinen und grobpixeligem Navi-Bildschirm erinnert an andere Modelle der Marke. Wenigstens ist ein ein Touch-Bildschirm an Bord und ein typisch deutsches Bediensystem, bei dem man sich mit einem Joystick durch zig Menüs klicken muss, bleibt einem erspart.
Nach dem Anlassen des 1.2 TSI Motors (105 PS) erweist sich dieser leider nicht als Ohrenschmaus. Ein in Intervallen deutlich zu vernehmendes Rasseln und ein etwas unruhiger Motorlauf wirken wenig vertrauensbildend. Der Blick unter die Haube offenbart ein vollkommen nacktes Triebwerk (wo sind die Verkleidungen geblieben) und die Motorhaube wird von einer Haltestange gehalten. Bei geöffneter Motorhaube klingt der Motor noch
besorgniserregender.
Die Dämmung des Beetle scheint aber gut zu sein, denn die Motorgeräusche bleiben selbst bei hohen Tempi dezent im Hintergrund. Nur bei stärkerer Beschleunigung knurrt und rasselt der Motor und pfeift der Turbolader. Beim Anfahren knurrt der Motor ebenfalls und ab und an werden Vibrationen auf das Armaturenbrett übertragen.
Die Beschleunigung ist im Vergleich zu den anderen TSI-Motoren relativ homogen. Der Motor hat mit dem Beetle leichtes Spiel und lässt sich auch auf der Autobahn flott fahren. Der Verbrauch lag im Schnitt bei 6,6 Litern. Für ein Auto 1.0 respektabel, wie ich finde. Die 6-Gang-Schaltung schaltet sich leicht und präzise.
Das Fahrwerk ist -ungewöhnlich für deutsche Hersteller- komfortabel abgestimmt. Die viel zu leichtgängige und gefühllose Lenkung verfügt aber über keinerlei Rückstellkräfte und vermittelt so kein gutes Gefühl. Ab 130 km/h fängt der Beetle an zu schwimmen und lässt sich kaum in der Spur halten. Zudem ist er recht seitenwindempfindlich. Obwohl er auf der Golf-Plattform basiert, ist die Fahrwerksabstimmung weitaus ungünstiger ausgefallen.
Auf schlechten Straßen klappern leider die rahmenlosen Seitenscheiben und schon bei 100 km/h gibt es lautstarke Windgeräusche, sogar in Form eines Pfeifens.
Laut Konfigurator kostet der Beetle 1.2 TSI Design in der von mir gefahrenen Ausstattung (inkl. Klimaautomatik und Navigationssystem und Lederlenkrad)stolze 21.850 Euro. Darin ist nicht einmal ein Multifunktionslenkrad enthalten, was heute nahezu jeder Kleinwagen bereits serienmäßig bietet.
Fazit:
Der Beetle hebt sich optisch wohltuend von anderen VW-Modellen ab, kann jedoch qualitativ absolut nicht überzeugen.
Schon gar nicht zu diesem Preis.
Viele Grüße
Christian