Priusfreunde.de

Arnold schrieb:
Hallo,

hat den keine Unfallaufnahme durch die Polizei stattgefunden?
...

Für sowas haben die doch keine Zeit.

Servus.

@Arnold - 1.Satz: Schön für dich, ändert aber nichts daran, daß ich dahingehend bereits andere Erfahrungen machte und diesbezüglich eine andere Meinung vertrete.

Und ja, es gibt den Gummi-§. Das ist aber kein Freifahrtschein. Und ja, über den kann man einem Verursacher (sofern klar) oft ein Verstoß gegen die StVO vorwerfen.
Weiter werden Unfälle von der Polizei - zumindest in meiner Gegend - sehr oft schon gar nicht mehr aufgenommen, wie es auch schon KSR1 schrieb, was wohl auch daran liegt, daß die Leute heute wegen jedem Mist die unterbesetzte Polizei rufen.

Einen "Strafzettel", wenn überhaupt, wird nur ausgestellt, wenn jemand ganz klar gegen die StVO verstoßen hat. Der Verstoß gegen die StVO führt aber nicht zwangsläufig zur Klärung der Schuldfrage bzw. zur Klärung der Haftung.
Wenn in diesem hier behandelten Fall z.B. jeder der beiden Unfallpartner behauptet hätte, der andere wäre gefahren und es sonst keine Zeugen gegeben hätte, wäre gar nichts passiert und der TS dürfte das Prozedere zur Klärung der Haftung/Schuld durchlaufen, trotz Aufnahme durch die Polizei.

Denn, die Polizei hat überhaupt nicht die Befugnis, eine Schuldfrage zu klären und das tut sie eben auch nicht. Sie ist lediglich exekutive Gewalt aber eben nicht judikative.
Nicht umsonst gibt es z.B. unfallanalytische SV-Gutachten und nicht umsonst war ich auch schon vor Gericht zur Klärung der Schuldfrage trotz vorheriger polizeilicher Aufnahme.

Es ist nicht so, daß ich grundlegend gegen das Einschalten der Polizei bin - es gibt Konstellationen/Situationen bei denen würde ich dies auch machen.
Aber letztendlich - darum ging es mir - ist eine polizeiliche Aufnahme des Unfalls defakto kein Garant für eine anschließend reibungslose Abwicklung.

Wenn sich jeder an die Verkehrsvorschriften halten würde, käme es ja gar nicht zu Unfällen.
Schon einmal etwas von Betriebs- bzw. Gefährdungshaftung und unabwendbare Ereignisse gehört?
Da liegt auch nicht zwangsläufig ein Verstoß gegen die StVO vor und dennoch gab es einen Verkehrsunfall.


Grüße ~Shar~

Was Shar schreibt, ist 100%ig richtig und gängige Praxis. Hatte vor einem halben Jahr einen solchen Fall.
Die Unfallbeteiligte fühlte sich völlig schuldlos. Bei meinem Auto waren (zunächst) nur ein paar Kratzer zu sehen, stört mich wenig (bin halt ein schlechter Charakter ). Später stellte sich heraus, dass doch einiges mehr im Argen lag, was aber für mich nicht von Bedeutung ist. Bei ihr war das Nummernschild leicht verbogen. Bot der Dame an, dass jeder seinen kleinen Schaden selbst trägt und basta. Da kam ich aber an. Offenbar auch eine von der Sorte, der ihr Mann eingebläut hatte, immer die Polizei zu rufen. Also tat sie's. Nach einer Stunde waren sie da und ziemlich sauer wegen der Lapalie. Trotzdem aufgenommen, am Ende fragte sie wegen der Schuldfrage. Nur Schulterzucken, wahrscheinlich läuft es auf eine Teilung hinaus. Sie können nur das beurteilen, was sie in dem Moment sehen. Sie waren ja nicht dabei. „Das erfahren Sie von Ihrer Versicherung.“ Natürlich gab es auch eine Anzeige über das Ordnungsamt. Wurde aber wegen Geringfügigkeit eingestellt. Klar, dass ich dann einen Haftpflichtschaden bei der gegnerischen Versicherung gemeldet habe. Diese musste natürlich den Unfallbericht der Polizei anfordern, den man übrigens selbst nicht zu Gesicht bekommt (evtl. nur der Anwalt). Aber mit geschicktem Fragen bei der netten Versicherungstante erfährt man schon was. Da die Polizei in vielen Fällen den genauen Unfallhergang nicht nachvollziehen kann, steht Aussage gegen Aussage. Ergebnis sind in der Regel 50%. Im Nachhinein bin ich der Unfallbeteiligten dankbar. Ich habe knapp 500€ bekommen, ihren Schaden (Nummernschild) mit ca. 14€ selbst beglichen und damit unfallfrei. Zur "Belohnung" wird sie ja nun zurückgestuft. Die Aktion ging also voll in die Hose.
Zur Klarstellung, sowas funktioniert nur, wenn es keine Zeugen gibt und die Schuldfrage nicht eindeutig aus den Unfallspuren abzuleiten ist. Dann steht Aussage gegen Aussage.
Einen Anwalt kann man gegebenenfalls später immer noch einschalten.

Lieber Shar

deine, nun sehr detaillierte Meinung, teile ich in den meisten Teilen. Ich will da nicht genauer drauf eingehen, ist schon recht. Nur soviel:

Ich habe nie gesagt, dass die Polizei die Schuldfrage klärt.

Für die Betriebs- und Gefährdungshaftung haben wir ja noch die STVZO, GefahrgutVO und noch diverse andere Gesetze und Verordnungen, dass wissen wir doch.

Verkehrsunfälle in unserem Bereich, Kreis Mettmann, werden eigentlich immer aufgenommen, auch bei geringem Sachschaden.

Grüße

Dann scheint bei euch die Polizei noch gut besetzt. Im Vogelsbergkreis kann es Abends schon mal eine 3/4 Stunde dauern, bis die Polizei bei Straftaten oder Gefährdungslagen vor Ort ist. Da kannst du dir ja ausrechnen, wie die mit Parkplatzremplern verfahren...

Das finde ich praktisch:

de.wikipedia.org/wiki/Unfallmeldegebühr

(bitte den Link kopieren)

wogue schrieb:
Das finde ich praktisch:

de.wikipedia.org/wiki/Unfallmeldegebühr

(bitte den Link kopieren)

Bitteschön.

Servus.

Arnold schrieb:
Ich habe nie gesagt, dass die Polizei die Schuldfrage klärt.

Du hattest davon geschrieben, daß die polizeiliche Aufnahme zu einer reibungslosung Schadensregulierung führt.
Vielleicht hast du dabei was anderes im Hinterkopf gehabt. Meine - beruflich bedingt - Gedanken zu dieser Aussage sehen folgender Maßen aus.
Zu einer reibungslosen Regulierung zählt essenziell die Klärung der Schuldfrage, die in dem meisten Fällen dann zur Klärung der Haftungsfrage führt. Die Frage der Schuld ist damit der Punkt schlechthin, der aber eben genau in 99% der Fälle auch der Grund für Streit ist und damit den Hauptgrund stellt, wenn es nicht zu einer reibungslosen Regulierung kommt. Vor der Regulierung steht i.d.R. die Frage der Haftung und damit auch die Schuldfrage.


wogue schrieb:
Das finde ich praktisch: de.wikipedia.org/wiki/Unfallmeldegebühr
Finde ich ehrlich gesagt gut. Und es scheint in Österreich dann wohl auch dazu geführt zu haben, daß die Polizei weniger häufig zu simplen Verkehrsunfällen gerufen wurde.


Grüße ~Shar~

Arnold schrieb:
Verkehrsunfälle in unserem Bereich, Kreis Mettmann, werden eigentlich immer aufgenommen, auch bei geringem Sachschaden.

Es soll ja auch Verkehrsteilnehmer geben, die immer die Polizei zur Unfallaufnahme rufen müssen, zum Beispiel, weil ihnen das Fahrzeug nicht gehört (Firmenwagen, Mietwagen, Leasing ...).