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In Berlin halten sich mind. 70 % der Autofahrer an die genannten Regeln, eher mind. 80 %.

Und ich wette, dass 70-80 % der Berliner Radfahrer auch von sich behaupten, sich an alle Regeln zu halten. Somit gibt es in Berlin eigentlich keine Probleme.

autogasprius_berlin schrieb:
In Berlin halten sich mind. 70 % der Autofahrer an die genannten Regeln, eher mind. 80 %.
Ich muss gestehen, dass ich mir das kaum vorstellen kann. In den Städten, die ich kenne, bedeutet ein Radfahrer auf der Straße quasi ein Überholverbot (oder zumindest einen Spurwechsel), wenn man den richtigen Sicherheitsabstand einhält.
Und dafür sehe ich deutlich zu wenig Autos, die gemütlich hinter Radlern hertuckern.

Aber vielleicht bestätigt das ja marratj's Annahme, dass echte Zahlen notwendig sind.

Genau dieses hinter dem Radler bleiben sieht man in Berlin sehr oft!

marratj schrieb:
Das Problem ist eben, dass die meisten Radwege, die innerorts an Straßen entlangführen, eben gerade NICHT sicher konzipiert sind. Sonst müssten wir uns nämlich über Abbiegeunfälle mit LKWs erst gar keine Gedanken machen.[ff.]

Ich meine schon gebaute Infrastruktur und keine aufgemalten Striche neben der Fahrspur. Leider führt dies dazu das man eben nicht gerade durch (über den Fußweg, über den freien Platz)direkt zur Ampel kommt. Sondern ich meine eben dann den sicher ins Sichtfeld gelegten, gepflasterten roten Radweg der eben einen Umweg bedeutet und von 90% der Radler ignoriert wird. So fahren sie eben lieber kurz im toten Winkel rum statt sich sicher zu zeigen.

Da sind die Zahlenspiele wieder. Sind die 90 % Radler, die den perfekten Radweg nicht nutzen, ordentlich gemessen? Oder ist das nur deine persönliche Wahrnehmung?

Bei uns in der Stadt gibt es solche mehr oder weniger guten Radwege bisweilen auch und die benutze ich auch konsequent, außer jetzt im Winter. Die Stadt bekommt es nämlich nicht hin, die zu räumen. Da wird regelmäßig der Schnee sowohl von der Fahrbahn links neben dem Radweg als auch vom Gehweg rechts davon auf den separat ausgewiesenen Radweg geschoben, so dass sich darauf über die Zeit eine vereiste Huckelpiste bildet. In so einem Fall kann man nicht anders, als auf die Fahrbahn auszuweichen.

Die Stadtverwaltung wurde darauf schon mehrfach angesprochen die letzten Jahre, geändert hat sich nichts... wohl auch ein Grund, warum unsere Stadt beim ADFC-Fahrradklimaindex regelmäßig die hintersten Plätze belegt.

autogasprius_berlin schrieb:
Genau dieses hinter dem Radler bleiben sieht man in Berlin sehr oft!
Sehr gut!


(ich selbst bin zu selten in Berlin, um das beurteilen zu können - wird also wohl so sein)

Forschungsbericht Nr. 21 der Unfallforschung der Versicherer aus dem Jahr 2013.

Abbiegeunfälle Pkw/Lkw und Fahrrad

www.udv.de/resource/blob/78322/b3dd00fc1...und-fahrrad-data.pdf

Viel Lesestoff, aber einige sehr interessante Erkenntnisse, wenn auch schon ein paar Jahre älter.

marratj schrieb:
Da sind die Zahlenspiele wieder. Sind die 90 % Radler, die den perfekten Radweg nicht nutzen, ordentlich gemessen? Oder ist das nur deine persönliche Wahrnehmung?
...
Naja, wenn von den verbleibenden 10% nur 90% NICHT über den Haufen gefahren werden, ist es halt immer noch zuviel.

marratj schrieb:
Forschungsbericht Nr. 21 der Unfallforschung der Versicherer aus dem Jahr 2013.
...
-> Cool!
Vielen Dank - da lese ich mich mal ein wenig durch.

marratj schrieb:
Da sind die Zahlenspiele wieder. Sind die 90 % Radler, die den perfekten Radweg nicht nutzen, ordentlich gemessen? Oder ist das nur deine persönliche Wahrnehmung?
...


Natürlich sind es Beobachtungen von mir selbst. Wir haben eine Kreuzung wo es angemacht war diese für Radler an einer Hauptverkehrsader sicherer zu gestalten. Eben auch mit einer vom restlichen Verkehr abweichenden Verkehrsführung. Das hat den Vorteil das Radler zB. auch nicht die Wege der Fahrgäste von Bussen kreuzen und eben wegen der anderen Verkehrsführung hin zur Kreuzung im Spiegel besser sichtbar sind und Dank verschobener Ampelphasen eher Grün bekommen.
Nun sind die 90% sicher gefühlt, geschätzt. Aber im realen Leben auch gern mal 100%. Dabei spielt es keine Rolle wer auf dem Rad sitzt. Jeder fährt wie er denkt, wenn die Bürger angehalten werden ist denen nicht bewusst das der weite Weg nur deren Sicherheit gilt. Stattdessen ist dann auch die Oma mit dem e-Bike Vollgas mit 24km/h quer hin zur grünen Ampel unterwegs und diskutiert wenn sie angehalten wird auch mal mit Polizei und SOD.
Alles schon erlebt, alles schon gesehen.
Von Querungen in Fahrtrichtung (sowohl Ampeln als auch Bemalung der Überwege sind der Richtung angepasst)reden wir mal nicht.

Aber Schuld trägt sicher der LKW Fahrer, alternativ der PKW Fahrer.

Daihatsu-Fahrer schrieb:
In Esens (und sicher nicht nur da) hat man an einer großen, vielbefahrenen Kreuzung die Ampelschaltung jetzt so umgestellt, dass sich im Normalfall Kraftfahrzeuge und Fußgänger/Radfahrer nicht mehr gegenseitig in die Quere kommen und gefährden können - Rechtsabbieger bei gleichzeitig grüner Fußgängerampel gibt es nicht mehr.

Man wartet zwar nun etwas länger an der roten Ampel, aber wenn es der Sicherheit aller Beteiligten dient, dann kann man das nur begrüßen.
Um die Brücke zu diesem Aspekt zurück zu schlagen: Der ADFC und der BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung), welcher sich als Interessenvertretung des mittelständischen Transportgewerbes versteht, haben bereits im Jahr 2020 ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht:

www.bgl-ev.de/images/downloads/media_3402_1.PDF

Einer der geforderten Punkte ist genau die Trennung der Grünphasen von Rad-/Fußverkehr auf der einen und Kfz-/Lastverkehr auf der anderen Seite.

Auch fordern beide, Abbiegeassistenten zum Standard zu machen und erkennen wechselseitig an, dass in der Theorie ein toter Winkel bei LKWs nicht mehr existiert, gleichzeitig aber LKW-Fahrer auch nicht immer in der Lage sind, alles überblicken zu können und daher beide Seiten dafür sensibilisiert werden müssen.

... oder für Fußgänger rundum grün:

www.tagesspiegel.de/berlin/rundum-grun-a...-erlaubt-693325.html (gibt's in Berlin seit fast 23 Jahren)

Rundum grün steht für Radfahrer ist in jede Richtung gleichzeitig grün während der restliche Verkehr steht?

...ist ein interessanter Ansatz bis auf die Tatsache das es dann eben auch die Radler geben muss die die Farben und deren Bedeutung kennen und sich daran auch halten.

Wieso? Hast du Bedenken, dass die bei grün einfach stehen bleiben und den Rest aufhalten?

Aber ich sehe schon, deine Vorurteile gegenüber Radfahrern sind ähnlich stark wie die Vorurteile einiger Radfahrer gegenüber PKW- und LKW-Fahrern. Die Wahrheit liegt am Ende wieder irgendwo dazwischen.

Ich hatte diese Woche als Fußgänger beispielsweise wieder zweimal das Vergnügen mit auf einem Zebrastreifen parkenden Autos, deren Fahrer sehr ungehalten waren (“was willst du überhaupt, sind doch nur ein paar Minuten!”), als ich sie darauf angesprochen habe. Dagegen habe ich noch nie Radfahrer erlebt, die einen Zebrastreifen auf kompletter Breite blockieren.

TF104 schrieb:
Rundum grün steht für Radfahrer ist in jede Richtung gleichzeitig grün während der restliche Verkehr steht?
Nein, Rundum-Grün für Fußgänger. Kostet den Autoverkehr in etwa keine Zeit, da Abbiegevorgänge flotter funktionieren.