haribo schrieb:
Hier kann man sich den Knoten mal durch den Kopf gehen lassen
www.priusfreunde.de/portal/index.php?opt...imitstart=150#567272
Hmm, ich finde du verwendest den Begriff Grundlast merkwürdig, bzw. IMHO falsch.
Grundlast und das Gegenstück Regellast sind ja eigentlich Begriffe aus der "alten" Stromerzeugungswelt in der es Kohlekraftwerke, Atomkraftwerke, Gaskraftwerke und ein bisschen Wasserkraft gab.
Da Kohle- und Atomkraft nur langsam rauf und runter regelbar sind definierte man sie deshalb als Grundlastkraftwerke. Vereinfacht gesagt, über den Tagesverlauf gibt es bestimmte Grenzen im Strombedarf aller Verbraucher, die üblicherweise nicht unterschritten werden. Unterhalb dieer Grenzen kann man daher genau diese Grundlastkraftwerke schön konstant betreiben ohne sie ständig rauf und runter regeln zu müssen.
Um den Strombedarf zu decken brauchte es in der alten Welt dann noch die Regellast. Das sind Gas- und Wasserkraftwerke, die ganz schnell auf Zuruf Strom erzeugen oder auch wieder damit aufhören können.
Jetzt zählst du auch PV und Windkraft zur Grundlast dazu. Und das passt nicht. Die haben beide ganz eigene Eigenschaften. Wie Kohle-/Atomkraftwerke kann man sie nicht beliebig schnell "hochfahren". Dafür kann man sie hingegen jederzeit abschalten. Ersteres also eine Eigenschaft von Grundlastkraftwerken, letzteres eine von Regellastkraftwerken.
Ich glaub was du in dem Fall meinst ist der Einspeisevorrang den EE-Anlagen gemäß EEG ins Netz zugesichert haben. Der Einspeisevorrang war beim EE-Strom unproblematisch so lange davon extrem wenig erzeugt wurde. Das stammt noch aus dem ursprünglichen EEG unter Rot-Grün.
Oder du meinst Verkaufsreihenfolge an der Strombörse. Die sieht ebenfalls vor, dass zuerst die EE-Stromkontingente verkauft werden müssen, dabei werden quasi Gestehungskosten = 0 angenommen. Danach geht es dann danach wie "günstig" der Strom der anderen Kraftwerksarten angeboten werden kann. Da waren lange Gaskraftwerke am teuersten und kamen als letzte dran, während Kohle und Atom oftmals noch günstiger waren. EEG-Strom an die Börse zu bringen war eine zweischneidige Sache. Einerseits wurde der Börsenstrom billiger je mehr EE-Strom angeboten wurde, das erhöhte dann auch den Kostendruck auf die klassischen Kraftwerksbetreiber. Leider führte es auch dazu dass für EE-Strom weniger eingenommen wurde. Die so entstandene Lücke bezahlen die Endverbraucher durch die gestiegene EEG-Umlage. Also kein billiger Börsenstrom für alle die Umlage zahlen. Wer davon ausgenommen war hingegen schon. An die Börse gebracht hat übrigens Schwarz-Gelb den EE-Strom.
Das EE-Strom an der Börse auch Vorrang hat schuf aber mit der Zunahme des EE-Stroms ein Problem. Wenn soviel Strom aus EE erzeugt wird, dass in Summe mit dem von Grundlastkraftwerken erzeugtem Strom mehr im Netz ist als zum Zeitpunkt X gebraucht wird, was macht man dann?
Durch den Einspeisevorrang müssten Kohle- oder Atomkraftwerke runterfahren. Das können die aber technisch nicht schnell genug. Was jetzt? Da wir ja ein europäisches Verbundnetz haben verkauft man den Überschussstrom möglichst billig über die Landesgrenzen hinweg. Und wenn geschenkt noch zu teuer ist, gibt man noch was dazu -> negative Strompreise.
Was dann? EE-Anlagen abschalten. Das geht, siehe oben den beschriebenen Unterschied zu Grundlastkraftwerken. Aber die Betreiber haben ja garantiert bekommen ihren erzeugten Strom vorrangig abgenommen und vergütet zu bekommen. Dumm. Geht aber nicht anders
. Also bekommen die betroffenen Anlagenbetreiber Entschädigung für den Strom den sie nicht erzeugen konnten, weil ihre Anlagen wegen zuviel Grundlaststrom im Netz abgeschaltet wurden.
Wie gesagt, ich vermute dass meintest du eigentlich unter dem Link auf deinen alten Beitrag. Hat nix mit Grundlast zu tun, ist aber in der Tat miserabel umgesetzt und hat IMHO zum schlechten Ruf des EEG beigetragen. Aber zur Erinnerung: Die Verschlimmbesserungen stammen nicht aus dem ursprünglichen EEG (das war das mit der Kugel Eis...
). Heute fällt das dann unter den Begriff EEG-Paradoxon. Irgendwann wird man da dran müssen um das zu aufzulösen.
Dann schreibst du noch Elektroautos seien nicht "grundlastfähig". Sorry, aber das ist kompletter Käse. Elektroautos sind Stromverbraucher wie alle anderen auch. Der Begriff "grundlastfähig" bezieht sich aber auf Stromerzeuger.
Ich denke dabei machst du in der Argumentation das Gegenteil von dem was viele machen, die Ökostrom beziehen. Jene sagen bei mir kommt 100% Ökostrom aus der Steckdose. Du kommst zum Schluß, dass es 100% Kohlestrom sein muss.
Wenn ich dich richtig verstehe, beschreibst du was ich mal "kleine heile Stromerzeugungswelt" nennen möchte. Alles hat da seinen Platz. Die Stromerzeuger, die privaten Verbraucher, die nicht-privaten Verbraucher und warum auch immer genau eine Raffinerie. Und die teilen sich den Strommix.
Jetzt kommt da jemand rein, der da so gar nichts zu suchen. Ein Auto. Die verbrauchen aber eigentlich keinen Strom, sondern Öl. Nur ist das jetzt aber ein E-Auto. Und da sagst du: Das ist jetzt aber dumm. Der Strommix ist schon verteilt und wenn jetzt noch einer dazu kommt, dann muss mehr Strom erzeugt werden. Und da sagst du das können nur Kohlekraftwerke. Ich denke das kann nicht jeder nachvollziehen.
Dabei geht es ja auch nicht um den Mehrbedarf eines einzigen E-Autos. Das geht im allgemeinen Rauschen unter. Aber auch die paar hunderttausend E-Autos die wir gerade auf den Straßen haben machen das nicht.
Klar, wenn man mal 1:1 jeden Verbrenner durch ein E-Auto ersetzt hat, dann macht das einen Unterschied. Aber wann ist das? 2020 sollte mal das Jahr für 1 Million E-Autos in Deutschland sein. Braucht wohl noch 2 bis 3 Jahre. Und dann werden immer noch fast 40 Millionen Verbrenner unterwegs sein.
Das wird Jahrzehnte dauern bis alles elektrisch fährt. Es muss also auch keiner Angst haben, dass ihm E-Mobilität aufgezwungen wird.
Wer weiß wie dann der Strommix aussieht. Aber ich bezweifle, dass da dann noch signifikante Anteile Kohlestrom dabei sind.
haribo schrieb:
oder auch hier
Zitat aus obigen Link:
"Elektroautos liegen im Trend und werden bei der CO2-Bilanz bevorzugt. Dabei übersieht man allerdings einen wichtigen Punkt. Kraftwerks-Experte Frank Hennig erklärt, warum das Tanken von "Grünstrom" oft nur ein PR-Trick ist."
Das Problem des Artikels ist das er mit dem Strommix bzw. der Stromversorgungsinfrastruktur von heute und einem fiktiven E-Autobestand in ferner Zukunft der ungefähr so groß ist wie der derzeitige Bestand an Verbrennern argumentiert.
Diese beiden Aspekte werden niemals zusammen stattfinden. Wenn eine 100% EE-Infrastruktur gelingt, dann sind auch 100% E-Autos kein Problem. Im Gegenteil bis dahin sind sie wahrscheinlich sogar Teil der Energieversorgungsinfrastruktur, Stichwort Speicher bzw. Vehicle-to-Grid. Ironischerweise wären sie dann sogar grundlastfähig.