Priusfreunde.de

purzlhasi schrieb:
...und damit einen kostenfreien ÖPNV finanzieren.
Warum sind eigentlich alle so scharf auf kostenlosen ÖPNV? Ich wäre gerne bereit das doppelte zu zahlen, wenn der ÖPNV in einem annähernd benutzbaren Zustand wäre. Aber so wie der Zustand von bus und Bahn hier in meiner Region aktuell ist, in Bezug auf Taktung, Pünktlichkeit etc, würde ich das nichtmal nutzen wenn's kostenlos wäre.

Deswegen meine Anmerkungen

@heisenbug:
Soll ich dir das noch genauer erklären, warum der ÖPNV kostenlos werden muss oder reichen dir die Stichworte aus meinem ersten Threat?
Aber schön, dass du schon mal "das Doppelte" zahlen möchtest, um die Kosten dafür und für den Ausbau/die Modernisierung zu decken. Allerdings frage ich mich gerade, ob du den Sprit oder die Fahrten mit dem ÖPNV meinst?

Falls du den Sprit meinst, wäre es der erste Schritt in die richtige Richtung - aber noch wohl noch zu wenig....

Falls du "das Doppelte" für die Fahrten mit dem ÖPNV zahlen möchtest, wäre das natürlich komplett kontraproduktiv - aber das weisst du ja sicher selber.....

Mal Hand aufs Herz, die meisten würden doch nichtmal Bus fahren wenn viermal so viele unterwegs wären und man für jede Fahrt noch Geld bekäme! Das Auto ist einfach zu bequem.

Knuddel1987 schrieb:
Gar keine schlechte Idee, wenn dann der ÖPNV erheblich verbessert wird, mehr Geld in Infrastruktur gesteckt und mehr taktungen pro Stunde stattfinden.

Pendlerpauschale dann aber auch Anheben!

Bei aller Begeisterung, auch dem Arbeitnehmer der keine 20km einfach hat wird der tägliche Arbeitsweg teurer. Ohne Alternativen lohnen sich dann bestimmte Job´s nicht mehr. Schon jetzt wird über teure Pflegestellen gejammert. Für 11€/h braucht dann Niemand mehr auf die Idee zu kommen zum Teildienst zu fahren. 4x 20km kosten auch was, nämlich Sprit und der wird ohne Pauschale verdient.
Alternativ bleibt dieser Pflegehelfer dann zu Hause. Hartz IV & RTL II retten den Tag.

Subventionen sind immer schlecht.
Sieht man ja in sämtlichen Bereichen.

schrubber schrieb:
Mal Hand aufs Herz, die meisten würden doch nichtmal Bus fahren wenn viermal so viele unterwegs wären und man für jede Fahrt noch Geld bekäme! Das Auto ist einfach zu bequem.

Genau deshalb muss man es unbequemer machen (Spritpreise massiv anheben, ein Großteil der vorhandenen Fahrspuren bleibt ausschließlich Fahrrädern und ÖPNV vorbehalten usw.)

@TF104:
Die Fahrt zur Arbeitsstelle ist dann doch mit dem ÖPNV kostenlos möglich. Somit ist ein neuer Anreiz für den Arbeitnehmer geschaffen und zudem eine Pendlerpauschale gar nicht mehr nötig

Manche Orte sind mit ÖPNV nicht erreichbar, wie Bauernhöfe oder abgelegene Industrie Produktion oder ähnliches.

Dort müsste man den Pendlern dann mit der Pauschale entgegen kommen.

Um mal wieder in die Nähe des Themas zurück zu kommen, gebe ich mal den Link zum Besten:
Überleben im Straßenverkehr

Mobilität ist zum Selbstverständnis unserer Zeit geworden - und bleibt doch ein Risiko: Jedes Jahr sterben weltweit 1,35 Millionen Menschen im Straßenverkehr. Die ZDF-Dokumentationsreihe "plan b" zeigt, wie unsere Straßen sicherer werden können.
Von den 1,35 Millionen waren es letztes Jahr 3275 in Deutschland.

www.adac.de/der-adac/verein/aktuelles/bilanz-verkehrstote/

Die meisten im innerstädtischen Verkehr bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 30km/h.

Auf Autobahnen ereigneten sich 6,7 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden, 12,9 Prozent aller Getöteten kamen dort ums Leben.
12,9% der 3275.
Also sind ca. 422 Menschen auf der Autobahn gestorben.

Mal angenommen alle sind wegen Unfällen bei hoher Geschwindigkeit auf unlimitierten Autobahnabschnitten gestorben.

Dann wären 0,031% der weltweiten Verkehrstoten aufgrund des Irrsinns auf deutschen Autobahnen gestorben.

In Wahrheit sind es wohl eher 0,008%, aber darüber haben wir leider keine genauen Zahlen.

80km/h auf der Landstraße würde wohl tatsächlich mehr Menschen das Leben retten als 130 auf der Autobahn, wo es nicht eh schon beschränkt ist.

Was diese Zahl in Zukunft weiter senken könnte ist nicht unbedingt ein Tempolimit, sondern diverse Assistenzsysteme in Neufahrzeugen.

Das ist in meinen Augen eine besonders zynische Herangehensweise an das Thema. Jeder Tote ist einer zuviel und wie sein Tod statistisch zu bewerten ist, wird ihm und seinen Angehörigen denkbar egal sein.

Ein Nicht-Argument der schlimmsten Kategorie, so wie wir es seit Jahrzehnten lesen. Wir haben die hier im Forum alle schon vor langer Zeit zusammengefasst und es sind seither keine besseren hinzugekommen. Ein Tempolimit ist angeblich unnötig, weil

1. man sowieso kaum noch irgendwo schnell fahren kann
2. auf andere Weise oder auf anderen Straßen noch mehr Leute sterben und/oder sich nicht exakt berechnen lässt, bei welcher Geschwindigkeit ein Tempolimit was genau bewirken würde
3. Autofahrer einschlafen könnten, wenn sie nicht mehr schnell fahren dürfen.
4. die persönliche Freiheit eingeschränkt wird / man muss ja nicht alles reglementieren

Das waren alle. Man könnte aber vielleicht noch die Millionen Arbeitsplätze hinzunehmen, die angeblich wegfallen, wenn man nicht mehr ungehemmt rasen darf.

Insgesamt ist das schon sehr, sehr dünn und in sich widersprüchlich. Wenn ein Tempolimit überflüssig ist, weil man sowieso nicht schnell fahren kann - dann würde sich nichts ändern. Warum wird dann seit Jahrzehnten verbissen für den Erhalt dieses Anachronismus gekämpft?

Und was heißt, es bringt nichts - sterben zu wenige Menschen auf Autobahnen? Ab wie vielen Toten "bringt" es denn etwas? Und müssten nicht schon jetzt viele Fahrer aus purer Langeweile hinter dem Steuer einschlafen, weil man ja angeblich nirgendwo schnell fahren kann? Etc.

Es gibt tatsächlich keine guten Argumente gegen ein Tempolimit. Michail Hengstenberg bringt das in seinem lesenswerten Kommentar sehr treffend auf den Punkt:

Es gibt keine guten Gründe gegen ein Tempolimit - und die Debatte darum erinnert leider stark an den Streit um schärfere Waffengesetze in den USA.
- 2013: Tempolimit auf Autobahnen - Liebe macht blind

Ebenfalls zur Lektüre empfohlen:

- 2007: Attacke auf einen deutschen Mythos
- 2013: Rasen im Treibhaus - Warum Deutschland ein Tempolimit braucht

Grüße, Egon

Egon schrieb:
Das ist in meinen Augen eine besonders zynische Herangehensweise an das Thema.

+1
Das ist wohl die mildestmögliche Bewertung des von Deinem Vorschreiber geposteten.

Das sehe ich auch so!
Mich würde mal interessieren, wie das wohl ankäme, wenn einer dieser 0,004% ein nahestehender Mensch oder ein eigenes Familienmitglied wäre...
Hinter jedem Toten und noch mehr hinter jedem Schwerverletzten verbirgt sich eine menschliche und familiäre Tragödie -> siehe Film.
Aber auch dass man bei der Verkehrsplanung gegensteuern kann kommt da ja zur Sprache.

Ich habe den Beitrag absichtlich wertungsfrei geschrieben und ohne meine Meinung nur Fakten genannt, was man damit macht ist eigene Interpretation

Der Tod ist ein Teil des Lebens. Jeder wird mal sterben. Es spricht absolut gar nichts dagegen statistisch da ran zu gehen. Natürlich ist jeder frühzeitige Tod einer zu viel. Deshalb müssen Lösungen entwickelt werden um die Zahl zu reduzieren. Wie ich schon gesagt hat sterben die meisten im innerstädtischen Verkehr. Da kann ich mir vorstellen dass es z.B. Radfahrer sind die von Autofahrern übersehen werden oder sich unangemessen verhalten sodass der Autofahrer keine Chance mehr hat das abzuwenden. Assistenzsysteme wie der Notbremsassistent oder auch der Totwinkel-Warner können helfen solche Unfälle zu verhindern oder abzumildern.

Die Frage bei einem Verbot ist: Was will man damit bewirken?
Mit einem Tempolimit höhere Sicherheit?
In der Innenstadt wäre das generelles Tempo 30, diesen Vorschlag gab es auch schon. Mit diesem generellen Tempolimit würde man aber nur den Verkehr ausbremsen, dort, wo es keine Probleme gibt, wenn man schneller fährt. Die bessere Lösung ist es hier defintiv, gefährliche Stellen zu limitieren. Beispielsweise 30 vor Schulen.

Selbiges gilt für die Autobahn. Und wird schon seit Ewigkeiten angewandt.

Also ein Sicherheits-Problem haben wir nicht. Deshalb geht der Vorschlag der Grünen ja auch in eine andere Richtung: Tempolimit für den Umweltschutz.

Schnelleres Fahren benötigt mehr Energie, somit auch beim Verbrenner mehr Sprit und hat dadurch einen höheren CO2-Ausstoß. Das ist unabdingbar.
Wie hoch dieser Mehrverbrauch ist hängt von mehreren Faktoren ab. Möchte man jedes Gramm CO2 reduzieren kann man hier ansetzen.
Aber auch hier ist es wieder eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Spart man dadurch genug ein, um es zu rechtfertigen?

Wollte man konsequent sein, müsste man drastischere Tempolimits einführen, z.B. 30/80/110, und Neuwagen reglementieren, z.B. die Leistung auf 150 PS beschränken oder ein hartes CO2-Limit setzen, Fahrzeuge mit mehr als 150g/km (WLTP) bekommen dann einfach keine Zulassung mehr - fertig. Das würde mehr bewirken. Langfristig wird dieser Wert weiter reduziert.

Letzteres ist tatsächlich eine Sache die ich gut fände, denn das würde die Autohersteller in die Pflicht nehmen wirkliche Lösungen zu entwickeln, bzw. bereits entwickelte Lösungen zu nutzen, und nicht nur die Abgasreinigung zu verbessern und fertig.
Toyota könnte sich entspannt zurücklehnen und seine Technologie an andere lizensieren, die dann sicher sowas benötigen werden.

Wie ihr seht, ich bin für mehr Sicherheit und Umweltschutz, aber das ganze ist auch ohne ein allgemeines Tempolimit realisierbar.

Marcel21 schrieb:
Neuwagen reglementieren, z.B. die Leistung auf 150 PS beschränken oder ein hartes CO2-Limit setzen, Fahrzeuge mit mehr als 150g/km (WLTP) bekommen dann einfach keine Zulassung mehr - fertig. Das würde mehr bewirken. Langfristig wird dieser Wert weiter reduziert.Marcel, hier bin ich bei Dir. Dieses Wettrüsten und weiche Limits durch Supercredits und Berücksichtigung des Flottengewichts ärgert mich auch. Wo man dann die harte Grenze zieht, ist ein anderes Thema. Aber mit harten Limits wäre dann wahrscheinlich auch die Diskussion um ein Tempolimit einfacher.

Grüße, yarison