Mal ein anderer Gedanke:
Wie sind deutsche Autobahnen ausgebaut und befahren im Vergleich zu denen in den USA und der Schweiz?
Ich kann mich an eine wissenschaftliche Studie erinnern, wo aufgrund der Krümmungsradien, der maximal einsehbaren Strecke nachgewiesen wurde, dass auf deutschen Autobahnabschnitten, auf denen nicht schon wegen offensichtlicher Probleme und Krümmungen ein Limit besteht, in der Regel problemlos 150 und mehr gefahren werden kann, ohne an das Risiko heran zu kommen, welches durchschnittlich auf Schweizerbahnen impliziert ist, weil in der angeblich kleinen Schweiz weniger gerade Strecken und ein weniger breiter Ausbau vorzufinden ist und die Schweizer wegen des allgemeinen Limits oftmals auch die gefährlichen Kurven nicht noch weiter reduziert haben. Auch sind deutsche Abschnitte sehr oft und früh stark beschnitten, damit man sicher fährt, auch wenn einer es überschreitet.
D.h. auf deutschen Autobahnen kann man grundsätzlich schneller und trotzdem riskioärmer fahren.
In der gleichen Studie wird aber auch gezeigt, dass deutsche Autobahnen durchschnittlich doppelt bis dreimal so voll sind, wie in der Schweiz und sich Deutsche nicht an die Limits halten, also schneller fahren. Das bedeutet, dass dort, wo die Limits herrschen, das Ende der Fahnenstange erreicht ist und die Risikoreserve schon stark ausgeschöpft- , wenn nicht schon überzogen ist!
Dort wiederum, wo es keine Limits gibt, greift das Reaktionsmoment, d.h. man segelt an anderen Fahrzeugen vorbei und muss reagieren, wenn er raus fährt. Es ist praktisch unmöglich, länger, als 1m Tempo 150 zu fahren, ohne auf einen zu treffen, den man überholt, d.h es gibt einen Überholvorgang nach dem anderen. Die Überholten können aber das Tempo von hinten nur ungefähr schätzen und ab 30km/h wird es sehr eng.
Das Resulat ist, dass auf deutschen Autobahnen letzlich ein viel größeres Risiko herrscht, einen Unfall zu haben und dies ja auch dann, wenn direkt um einen herum etwas passiert. Die meisten Unfallopfer sind dann in der Folge auch schuldlos an den Unfällen, d.h. es gibt einen, der nicht aufpasst, aber 3-4 oder mehr Betroffene, die nichts unternehmen konnten, um ihr Risiko zu senken aber trotzdem sterben.
Das Ergebnis war, dass die pauschalen Limits in der Schweiz und den USA aufgrund der Auslastung dort insgesamt mehr Vorsicht aufbieten, als die Limits in Deutschland und der unlimitierte Teil in DE ein enormes Risisko aufwirft. Die Limits werden also als gerechtfertigt angesehen - in den USA speziell wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf den high ways. Die Limits müssten in Deutschland eigentlich sogar noch eher umgesetzt werden und restriktiver gehandhabt werden, um dem Verkehrsaufkommen gerecht zu werden. Also z.B. dort, wo 120 möglich sind, 80 ausweisen, damit von den meisten 90...100 gefahren wird und die Rüpel es bei 110 belassen.
Die unlimitierten Abschnitte müssten wiederum so limitiert werden, dass die maximale Geschwindigkeit nur 30 über dem liegt, was die Langsamen typisch fahren. Die Angabe lag diesbezüglich bei rund 100, woraus sich ebenfalls Tempo 130 ergibt.
Nun könnte man sagen: Ok, dann sollen eben dann, wenn zuviele fahren, die 130 gelten und wenn die Autobahn frei genug ist, kann voll gefahren werden. Das haut aber nicht hin, weil sich jeder selber großzügig auslegt, was "frei genug" bedeutet und sich die Schnellfahrer ans Schnellfahren gewöhnen und es dann auch nicht lassen. Dann wird sogar dort, wo Limits herrschen, zu schnell gefahren.
Als Folge der Betrachtung brauchen wir genau genommen sogar ein generelles Tempo 110 auf den Autobahnen, weil die Rüpel ja immer 20 draufaddieren.
Soweit dies!
Jetzt kam mir letztens noch eine andere Rechnung unter:
Wie hoch sind die Kosten für die dynamische Beschilderung auf Autobahnen, die verkehrsabhängig Tempo 100 verhängen, wenn die BAB nicht frei ist? Und wie hoch wären die Kosten, wenn man alle Autobahnabschnitte so dynamisch gestalten würde?
Dann könnte man immer sicher fahren und dann, wenn es geht, ungebremst.
Nun, die Rechung lautete, dass die Kosten bereits bei 10% Deckung so hoch wären, dass jeder Steuerzahler jährlich etwa 2500,- Euro für den Bau, Abschreibung und den Erhalt zusätzlich abdrücken muss/müsste. Umgelegt auf die Autofahrer, wären es noch mehr.
Das Resulat ist, dass es besser ist, pauschal langsam zu fahren, auf ein paar Minuten zu verzichten, damit gemass "Zeit ist Geld" auch durchaus auf Geld zu verzichten, aber am Ende zu sparen, weil man sich die Christbaumbeleuchtung auf den Autobahnen sparen kann. Soviel Geld kann man in den freien Phasen nie rausfahren.
Solche Rechnungen haben Schweizer schon durchgeführt. Die USA wohl auch. Und sie leben prima mit einem generellen Limit.
Nur wenige Schweizer sterben jährlich an den etwaigen Entzugserscheinungen, weil sie in ihrem Heimlandland nicht rasen dürfen, sondern bei starker Überscheitung ins Gefängnis gehen. Ok, die Schweizer haben wahrscheinlich auch kaum Entzugserscheinungen, denn sie können ja hier bei uns kostengünstig mit den eingeflogenen Chinesen um die Wette rasen.
... wenn die BAB mal "frei genug" ist.
Aber Spass beiseite:
Was ist denn das Schnellfahren wirklich wert?
Schon jetzt erträgt die Allgemeinheit die Kosten und das Risiko, dass durch wenige Phasen der Autofahrt und auch durch wenige Fahrer an sich erzeugt wird.
Wozu?