Priusfreunde.de

Vor Jahren galt vor allem VW (auch hier im Forum) als Bremser und Toyota als Musterschüler. Viele sind zu recht maßlos enttäuscht. Eine passende Überschrift könnte lauten "Der tiefe (Ver)Fall des Musterschülers".

Aber hey, auch japanische Firmenlenker sind keine Heilige, sondern einfach nur kurzfristig denkenden, meist alte Kapitalisten, denen der Hybriderfolg zu Kopf gestiegen und die Zukunft offenbar herzlich egal ist.

Egon schrieb:
Ich nehme Toyota als einen der führenden Bremser und Verhinderer wahr - und aufgrund seiner Marktmacht wahrscheinlich als den erfolgreichsten.Deinem Resümee aufgrund des zitierten Berichts schließe ich mich vollumfänglich an und es ist für mich ein Grund mehr, in ein paar Jahren bei der Auswahl zwischen für mich passenden BEVs genau das Modell von Toyota gezielt nicht zu nehmen, falls es jemals eines geben wird.

Mit solchen Aussagen, wie es der US-Chef vorbringt, wünsche ich Toyota aber sowas den Nokia-Effekt! Jetzt fehlt nur noch, dass Toyota-USA eine Wahlempfehlung für Trump ausspricht.

eppf

Verliert nicht aus dem Blick, das die Artikel der letzten 10 Tage auf 1 Interview von Automotive News mit dem Nordamerika CEO Toyotas beruhen. Besonders in USA scheint man Marktanteile an EV-Konkurrenz zu verlieren, während es anderswo noch sehr gut für den Konzern läuft. Zur Relativierung empfehle ich den von mir verlinkten Artikel von InsideEVs, ggf. mit Hilfe eines Onlineübersetzers. Die Überschrift lautet übersetzt:
Warum Sie Toyota im Elektro-Rennen nicht unterschätzen sollten
Ich vermute zwar, das Toyota weiterhin bremsen wird, aber nicht auf ewig. Und ich traue mir keine Prognose zu, in wie weit in 10-20 Jahren die Brennstoffzelle nicht doch global eine Rolle spielen wird.

LG
Klaus

KSR1 schrieb:
Und ich traue mir keine Prognose zu, in wie weit in 10-20 Jahren die Brennstoffzelle nicht doch global eine Rolle spielen wird.
Da spricht die Physik dagegen.

Toyota erfindet bestimmt eine Festbrennstoffzelle.

Zitat: 19.02.2024
US-Umweltbehörde EPA dürfte Pkw-Emissionsvorschläge abschwächen

Die US-Umweltschutzbehörde EPA plant Insidern zufolge auf Druck der Autoindustrie eine weniger strenge Auslegung ihrer geplanten Emissionsvorgaben für neue Pkw. Die großen Hersteller der USA verlangsamen bekanntlich ihr Elektrifizierungstempo. Das hat nun wohl auch Einfluss auf die Gesetzgebung in Washington.
[.....]
Doch in den USA hat sich die Euphorie abgekühlt. Ford macht mit seiner Elektrosparte hohe Verluste und schwächt seine E-Roadmap ab. Auch General Motors hat angesichts der mageren Nachfrage Produktionsanläufe von E-Autos nach hinten verlegt. - www.electrive.net/2024/02/19/us-umweltbe...hlaege-abschwaechen/

Hybridfan5

bgl-tom schrieb:
Vor Jahren galt vor allem VW (auch hier im Forum) als Bremser und Toyota als Musterschüler. Viele sind zu recht maßlos enttäuscht. Eine passende Überschrift könnte lauten "Der tiefe (Ver)Fall des Musterschülers".

Aber hey, auch japanische Firmenlenker sind keine Heilige, sondern einfach nur kurzfristig denkenden, meist alte Kapitalisten, denen der Hybriderfolg zu Kopf gestiegen und die Zukunft offenbar herzlich egal ist.

Das ist (für mich) wahrhaftig keine neue Erkenntnis, dass es Toyota keineswegs primär um Ökologie & Ressourcenschonung geht, sondern an allererster Stelle um Ökonomie, will sagen: Gewinnmaximierung. Da unterscheiden sie sich - "Ökoanspruch" hin odet her - überhaupt nicht von allen anderen Herstellern. Das "Musterschüler"-Image war da nur ein willkommenes Alleinstellungsmerkmal.
Das ist inzwischen absolut Geschichte!

Gruß!
JoAHa

JoAHa schrieb:
Das ist inzwischen absolut Geschichte!Diesen Satz unterschreibe ich durchaus, aber man sollte trotzdem nochmals anmerken, dass ich nicht im Ansatz einen anderen nennenswert großen PKW-Hersteller kenne, der sich wie seinerzeit Toyota die Reduzierung des Schadstoffausstoßes ins Pflichtenheft geschrieben hatte. Da wurden Anfang der 2000er Jahre bereits Emissionswerte erreicht, welche EURO7 tauglich wären (ohne spätere Aufweichung der Kriterien) und die anderen Hersteller laufen Sturm gegen die neue Norm, weil angeblich nicht mit vertretbaren Kosten realisierbar.

Die Schadstoffemissionen der HSDs sind gewiss auch heute noch um Welten besser, als bei allen Konkurrenten, das darf man ruhig als Pluspunkt anmerken.

Wenn es um die Zukunft geht, bleibt aber auch bei mir nur noch das große Kopfschütteln übrig.

eppf

Schon klar, eppf,
und unbestritten,
ABER: nachdem man nun feststellem muss, dass man mit solcher Strategie nicht wirklich "Kasse machen" kann, lässt man sie fallen.
Das zeigt, welches Ziel maximale Priorität hat (s.o.).

Gruß!
JoAHa

JoAHa schrieb:
ABER: nachdem man nun feststellem muss, dass man mit solcher Strategie nicht wirklich "Kasse machen" kann, lässt man sie fallen.
Ist es wirklich so? Klar, anfangs hat man bei den HSDs draufgezahlt, aber seitdem man außer dem Prius auch andere HSD-Modelle hat, wurde es auch wirtschaftlich gesehen zum Erfolgsmodell.

Ich meine, die Aussage, man habe bei den HSDs zwischenzeitlich dieselben Margen wie bei den reinen Verbrennern erreicht, ist bereits über 10 Jahre alt.

Ich sehe weniger die Gewinnmaximierung als Hemmschuh, sondern vielmehr die zu kurzfristige Denkweise, bis wann sich eine neue Technik rentieren muss. Man kann (oder will?) den Aktionären wohl heute nicht mehr verklickern, dass man viel Geld in die Hand nimmt, das über Jahre hinweg keine Rendite abwerfen wird. Viele Aktionäre, eigentlich sind es eher die Analysten, erwarten heute nicht nur eine Gewinnsteigerung, sondern auch noch eine Steigerung der Gewinnsteigerung und wenn ein Vorstand heute sagt, man müsse unter Inkaufnahme eines verringerten Gewinns investieren, kann er relativ sicher seinen Hut nehmen.

Wir brauchen baldmöglichst, egal in welcher Branche, wieder einmal einen sehr plakativen Nokia-Effekt, damit Aktionäre und Analysten wieder zur Besinnung kommen.

eppf

eppf schrieb:

...
Ist es wirklich so? Klar, anfangs hat man bei den HSDs draufgezahlt, aber seitdem man außer dem Prius auch andere HSD-Modelle hat, wurde es auch wirtschaftlich gesehen zum Erfolgsmodell.
...


Missverständnis!
Das war nicht meine Aussageintention.
Mir ging es um das allem übergeordnete Kriterium der Gewinnmaximierung allgemein, das Toyota mit den anderen Herstellern teilt.

Gruß!
JoAHa

Diese Art der Gewinnmaximierung beschränkt sich aber garantiert nicht nur auf den Automobilsektor.

Die Vorgehensweise, eine neue Technik auch mal ggf. ohne übliche Marge auf den Markt zu bringen, um vorne dabei sein zu können, scheint aber gerade den Bestandsplayern der Autoindustrie zwischenzeitlich vollkommen fremd zu sein.

eppf

eppf schrieb:
... man sollte trotzdem nochmals anmerken, dass ich nicht im Ansatz einen anderen nennenswert großen PKW-Hersteller kenne, der sich wie seinerzeit Toyota die Reduzierung des Schadstoffausstoßes ins Pflichtenheft geschrieben hatte. ...
Aus ökologischen Gründen? Oder hat man in den 90ern den Prius 1 entwickelt in der Annahme, die damals besonders strengen Grenzwerte, die in Teilen der USA angekündigt waren und teilweise auch kamen, würden global Einzug halten und immer strenger werden, also haben sie damals einfach nicht die Macht der eigenen Lobbyarbeit erkannt? Überspitzt gesagt: hätten sie auch so agiert, wenn sie einen Beschiss wie bei Dieselgate für möglich gehalten hätten?

LG
Klaus

Wenn ich es richtig sehe, hat man bereits mit dem P2 selbst die schärferen Grenzwerte in Kalifornien deutlich übererfüllt. Die nächste Stufe wäre dann Zero-Emission gewesen und das schafft kein Fahrzeug mit Verbrenner an Bord.

Der Spruch, "das Pferd springt nur so hoch, wie es muss", passt hier irgendwie nicht so richtig.

eppf

Da die für die Zukunft anvisierten strengeren Grenzwerte inzwischen immer mehr aufgeweicht werden, sind ökologische Gründe nicht mehr der Treiber für die Autoindustrie, um den Change zur Elektromobilität zu forcieren. Da gilt umso mehr für Toyota, die sich vermutlich mit ihrer Politik des verhaltenen Abwartens noch bestätigt sehen.

Was möglicherweise in der Zukunft hilft, sind ökonomische Entwicklungen.
ecomento.de/2024/03/11/elektroautos-werd...-verbrenner-analyse/

Nur so wird die Autoindustrie dann auch mehr E-Autos produzieren und über die Marge dann auch günstiger als Verbrenner an die Verbraucher absetzen. Und wenn das Elektroauto billiger ist, wird sich auch "Diesel-Dieter" als nächstes ein E-Modell anschaffen