Priusfreunde.de

Timico schrieb:
Selbst für manche in diesem Forum hängt die gesamte Existenz an diesem Ast. Aber ich gehe davon aus, daß du mich dann bei der Jobsuche unterstützt. Es ist ja nicht so, dass der Ast allzu schnell durchsägt sein wird, sodass man keine Reaktionszeit für die Zeit danach hat.

Aber man sollte aufpassen, dass das Jobgejammere nicht in die Richtung geht, weil bildlich gesprochen in absehbarer Zeit der Absatz von Postkutschen eingebrochen ist.

Ist es so schwer, die Zeichen der Zeit zu erkennen?
a) Der Wechsel der Antriebsart weg vom Verbrenner wird unzweifelhaft kommen
b) Die Produktion der E-Autos wird deutlich weniger Aufwand (=weniger Arbeitsplätze) bedeuten als zu Verbrennerzeiten
c) Es wird viele neue Player auf dem Markt geben, welche den etablierten Herstellern Konkurrenz machen, d.h. das bringt unvermeidbar eine Verringerung des Marktanteils mit sich
d) Konzerne, die aus Gewinnoptimierung zu lange an der alten Technik festhalten, werden den Gorbatschov-Effekt erleiden

Das alles ist zudem keine neue Erkenntnis, sonderns seit über einem Jahrzehnt offensichtlich. D.h. eine verantwortungsvolle Politik hätte schon längst die Weichen gestellt, die Abhängigkeit Deutschlands von der Autoindustrie zu verringern. Von den Konzernen, die immer nur von einem Bilanzabschluss zum nächsten denken, ist hier ja keine Reaktion zu erwarten.

Aber was macht die Politik? Sie sieht zu, wie sich die Branche noch deutlich mehr aufplustert, als sie wirklich ist, sieht ihr tatenlos beim Betrügen zu und fördert sogar noch mit Milliardenbeträgen in die falsche Richtung (z.B. Plug-Ins mit E-Kennzeichen) weiter.

Insofern ist hier VW sogar noch der Fels in der Brandung, wenn man unsere Hersteller betracht, sofern die von Diess ausgerufene E-Wende auch wirklich so ernstgemeint ist, wie es von ihm dargestellt wird. Aber auch VW wird mit dem Punkt c) (neue Player) massiv zu kämpfen haben.

Verlorene Arbeitsplätze zu bejammern, wenn eine alte Technik geht und eine neue mit langer Ansage kommt, ist jedenfalls nicht nachvollziehbar. Beachte bitte die 3 fett geschriebenen Wörter!

Lebt jetzt ein Land wie D vom Fortschritt oder vom Stillstand? Leider leben wir bereits seit vielen Jahren auf Kosten der Substanz, aber Hauptsache, die schwarze Null steht.

eppf

heisenbug schrieb:
Es gibt Regionen, da kann man direkt oder indirekt für VW arbeiten, oder gar nicht arbeiten. Da Flexibilität zu fordern ist ziemlich arrogant.
Ich meinte das nicht arrogant, sondern habe nur die Realität in unserem System beschrieben, die ich mit Sicherheit nicht gut finde.
Wer es nicht schafft, sich flexibel genug anzupassen, der hat Pech gehabt. Abhilfe ist begrenzt an der Wahlurne oder durch eigenes politisches Engagement möglich. Dazu zähle ich aber ganz sicher nicht das Unterstützen von Betrügern, sonst könnten wir uns Gesetze gleich ganz sparen.

sloth schrieb:
Ich meinte das nicht arrogant, sondern habe nur die Realität in unserem System beschrieben, die ich mit Sicherheit nicht gut finde. Genau so sehe ich es auch, aber es gehört auch zwingend die Einsicht dazu, dass man bei einem Wandel nicht an alten Zöpfen festhalten darf.

Nimm das Beispiel Lausitz bezüglich des Braunkohleabbaus. Dieser Abbau muss schlicht und einfach sein Ende haben, bloß so wie die Politik vorgeht, ist es gnadenlos daneben. Man missbraucht hier die Kumpel, die so oder so ihren Arbeitsplatz verlieren werden, als Argument, die unsägliche Lobbypolitik der Versorger weiterhin möglichst lange am Leben zu erhalten. So ähnlich wie seinerzeit im Pott, wo lange Zeit Jahr für Jahr deutlich mehr an Kohlesubventionen hinfloß, als alle Kumpel zusammen verdienten.

Den Unmut der Kohlekumpel in der Lausitz kann ich allerdings auch sehr gut verstehen, was soll denen Glauben machen, dass sich die Politik endlich einmal wirtschaftlich um den Osten kümmert?

Bei den Regionen, wo man mehr oder weniger von VW abhängig ist, gilt dieses Argument nicht. Da hat man sich auf den Irrglauben festgelegt, es werde ewig so weitergehen, obwohl die kommende Mobilitätswende schon lange am Horizont sichtbar ist.

Bei der Autobranche ist halt viel zu viel "weil nicht sein kann, was nicht sein darf" Politik im Spiel und die hübsch hohen Bonuszahlungen Jahr für Jahr haben wohl auch den Realitätssinn mancher Automobilangestellten etwas vernebelt. Da fällt es schwer zu glauben, dass es relativ schnell bergab gehen kann.

Da empfehle ich einmal einen Blick zur Halbleiterindustrie, wie schnell sich da eine 180-Grad-Wende einstellen kann, dies OHNE lange zuvor Alarmzeichen am Horizont sehen zu können.

eppf

Mit dem Ast ist es doch so, wenn die etablierten Hersteller jetzt gezwungen werden umzudenken, dann bleibt zumindest ein Teil der Wirtschaftskraft und der Arbeitsplätze in Deutschland. Verschlafen sie es komplett und merken es erst, wenn der Absatz an Postkutschen eingebrochen ist (um das Bild nochmal zu bemühen), dann sind diese Arbeistplätze vermutlich schon in China, Japan, USA....

Als die Dampfmaschine die Industrie revolutionierte dachte man ähnlich und trotzdem haben heute die meisten noch eine Arbeit, von der sie leben können.

Zum Thema selbst: Mir fehlt jegliches Vertrauen in die deutschen Hersteller, das hat auch nichts mit Gewissen zu tun. Allerdings könnte sich das ändern, wenn erkennbar wird, dass sie es wirklich ernst meinen. VW versucht es aktuell zumindest und stellt ab nächstem Jahr wahrscheinlich das beste E-Auto abseits von Teslas Gesamtkonzept.

Jeri schrieb:
VW versucht es aktuell zumindest und stellt ab nächstem Jahr wahrscheinlich das beste E-Auto abseits von Teslas Gesamtkonzept.Diesen Satz unterschreibe ich, wenn du nur in Richtung USA und Europa schaust, aber irgendwie hast du den Kontinent Asien übersehen.

eppf

VW versucht es aktuell zumindest und stellt ab nächstem Jahr wahrscheinlich das beste hierzulande erhältliche E-Auto abseits von Teslas Gesamtkonzept.
So besser? In China entstehen zur Zeit zwar viele interessante Produkte, aber deren Verfügbarkeit beschränkt sich bislang nahezu ausschließlich auf den Heimatmarkt.

Timo

Ja, so ist es besser, aber dieses "hierzulande erhältlich" hilft der weltweiten Konkurrenzfähigkeit unserer Hersteller nicht so richtig weiter.

VW verkauft immerhin ca. ein Drittel aller seiner Fahrzeuge in China. Da kann man sich gut ausmalen, was ein dortiger massiver Marktanteilverlust für den Gesamtkonzern bedeutet.

Außerdem ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich dieses "hierzulande erhältlich" gänzlich in Luft auflösen wird. Du kannst Gift darauf nehmen, dass China mittelfristig nicht nur den eigenen Markt befriedigen will, sondern auch auf andere Absatzmärkte wie Europa schielt. Da werden sich dann auch EU-Staaten finden, die ein attraktives Umfeld für chinesische Investitionen bieten und dort werden dann auch Autowerke entstehen. Eine mögliche Abwehr über Zölle ist dann Geschichte.

Dann wird es für unsere Hersteller auch äußerst schwer werden, hierzulande ihre Marktanteile zu halten. Weiter schlafen darf man jedenfalls keine Sekunde mehr.

eppf

Jeri schrieb:
Mir fehlt jegliches Vertrauen in die deutschen Hersteller,…Mir fehlt jegliches Vertrauen in die deutsche Politik:
Supercredits, Märchenformeln, Konformitätsfaktoren, Berücksichtigung des Gewichts bei den Flottenemissionen, Aufweichen bzw. Erhöhung von Stickoxid-Grenzwerten (auch Grundsatz der Verhältnismäßigkeit genannt), Ignorieren von Gerichtsurteilen zur Umsetzung von Fahrverboten (sogar unter Androhung von Zwangsgeld), Unfähigkeit bzw. Untätigkeit des KBA bei durch Betrug erschlichenen Zulassungen und, und, und…

Das hat doch alles erst die Situation ermöglicht, die wir jetzt haben!

Gruß, yarison

@ yarison: Vielen Dank.

yarison schrieb:
Jeri schrieb:
Mir fehlt jegliches Vertrauen in die deutschen Hersteller,…Mir fehlt jegliches Vertrauen in die deutsche Politik:Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen beiden Aussagen, wenn die Politik seit langer Zeit genau das macht, was ihr die deutschen Hersteller auf den Weg geben?

Oder glaubst du wirklich, die ganze Latte an Maßnahmen, die du hier aufgezählt hast, ist der Politik eingefallen?

Da wurden die Hersteller doch auch von der Politik gefragt: Was können wir für euch tun, damit es für euch weiterhin passt? Und schwuppdiwupp saßen dann deren Lobbyvertreter mit den passenden Gesetzestextvorgaben in den Ministerien.

Offiziell waren es natürlich nur Berater.

eppf

Zwischen den beiden Aussagen liegt aktuell kein Unterschied. Und genau das ist doch das Problem! Diese Vermischung dürfte es nicht geben. Der Korruptionsindex sackt in Deutschland immer weiter ab.

yarison

Wenn ich einen VW (bevorzugt elektrisch) kaufen würde, hätte ich wohl ein gutes Gewissen! Die Frage ist nur, ob die Verantwortlichen bei VW dann mit ruhigen Gewissen etwas verkaufen können...

Gruß
Martin

Mir war beim Kauf meines e-Golf relativ wichtig, dass er heuer noch zugelassen wird, also nicht nächstes Jahr dafür 2 (?) Verbrenner mehr zugelassen werden können.

Bis vor kurzem waren wir Besitzer eines VW Tiguan mit dem "Skandaldiesel". Nach dem Update der Steuerung hat sich der Verbrauch um mindestens 0,5 l erhöht. Darum geht es aber mir auch gar nicht. VW hat seine Kunden vorsätzlich betrogen und so einem Konzern werfe ich kein Geld mehr in den Rachen. Es gab keinerlei Entgegenkommen von VW, um den betrogenen Kunden entgegen zu kommen, die sitzen das aus. Egal, was die in Zukunft anbieten werden, der VAG-Konzern ist für mich so was von gestorben. Nachfolger ist der RAV4 Hybrid seit kurzem und mit dem sind wir bis jetzt sehr zufrieden.

Lupus schrieb:
VW hat seine Kunden vorsätzlich betrogen und so einem Konzern werfe ich kein Geld mehr in den Rachen.

Nun ja, es ließe sich fast der Eindruck gewinnen, dass die (Auto)welt betrogen werden möchte. Das Betrügen und anschließende Schweigen der "Unser Name ist Hase, wir wissen von Nichts", wird weitergehen, solange Autos verkauft werden. Vielleicht nicht von allen Herstellern, wohl aber von denen, die "Lücken" und Räume erspähen und diese ausnutzen, bis ihnen das Handwerk gelegt wird. Auch von denen werden heute noch ruhigen Gewissens Autos gekauft.

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