Priusfreunde.de

Micha schrieb:
Mit "früher" meint er die Abgase in der damaligen DDR. Da gab es praktisch kaum Diesel-PKWs, von einigen mit Multicar-Dieselmotoren umgerüsteten Wolgas (russischer PKW) mal abgesehen. Aber die Benzinmotoren hatten noch keinen Kat und der Kraftstoff war verbleit

Das war (bis auf eine zeitliche Differenz von etwa 8 Jahren) im Westen nicht anders.

www.zeit.de/mobilitaet/2013-11/bleifrei-benzin

Und, sorry, daß ich jetzt Dein ökologisches Weltbild ins Wanken bringe, der hochoktanige Sprit im Westen war HÖHER verbleit, als der im Osten! Im übrigen wurde der letzte Tropfen von verbleitem Super 98 in Ost UND West ca. 1996 verkauft, in der Schweiz und der übrigen EU 1999. Das hat also nichts mit dem bösen Unrechtsstaat in der DDR zu tun, daß es dort verbleiten Kraftstoff gab; mit Ausnahme der USA war das auf der ganzen Welt so. Die Abschaffung von bleihaltigen Kraftstoffen für Straßenfahrzeuge fiel nur zufällig mit der Wendezeit zusammen.

Für bestimmte Luftfahrzeuge (insbesondere mit älteren Kolbenmotoren) gibt es übrigens weiterhin verbleites Benzin; AvGas mit teilweise über 1 Gramm Blei pro Liter:

de.wikipedia.org/wiki/AvGas

...
Als VW damals die Produktion in der Nähe von Zwickau begann, wurden die Autos ohne Kat gebaut. Der war in der BRD schon längst Vorschrift, nicht aber in der noch nicht dazugehörenden ehemaligen DDR. Da habe ich (damals ein ziemlicher Öko) mir geschworen, niemals ein Auto von dieser Firma zu kaufen.

Gruß, Micha

Auch hier muß ich Dich korrigieren:

Ab 1988 wurden im VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt in Eigenregie Motoren nach einer Lizenz von Volkswagen hergestellt. Dabei handelte es sich im Osten um eine Lizenzproduktion des 1,3er EA 111.

de.wikipedia.org/wiki/VEB_Barkas-Werke#K...ation_mit_Volkswagen

Dieser Motor hatte in der Ausstattung mit Weber-Vergaser (ebenfalls Lizenz) im Wartburg, für den DDR-Markt natürlich ohne Katalysator, da es für Ostmark kein bleifreies Benzin gab, 58 PS. Daraus Volkswagen einen Strick zu drehen, halte ich für falsch, denn Volkswagen hatte mit der Produktion und dem Verkauf nicht das geringste zu tun. Später wurde noch eine 1,1er Variante auf der Herbstmesse 1989 vorgestellt, die in der Ausführung mit 42 PS erst ab Mai 1990 im Trabant verbaut wurde.

Die aus meiner Sicht einzige Möglichkeit, Volkswagen überhaupt unterstellen zu können, im Osten PkW ohne Katalysator gebaut zu haben, bestünde darin, die am 22.12.1989 zwischen Volkswagen und VEB-IFA Kombinat PkW gegründete Projektgesellschaft (gleichberechtigte Partner), Volkswagen IFA-PKW GmbH mit Sitz in Wolfsburg, zu interpretieren, daß Volkswagen zu 50% an einem Projekt beteiligt war, dessen Partner in einer anderen Firma (VEB Automobilwerke Eisenach) bis zum 10.04.1991 Fahrzeuge ohne Katalysator gebaut hat.

de.wikipedia.org/wiki/Volkswagen_Sachsen
de.wikipedia.org/wiki/Automobilwerk_Eisenach

Dieser Interpretationsversuch erscheint mir jedoch zu sehr um die Ecke gedacht und deshalb abwegig.

Volkswagen selbst hat meines Wissens im Osten NIE eigene Fahrzeuge ohne Katalysator gebaut; Deine diesbezügliche Aversion gegen diese Marke war deshalb 26 1/2 Jahre unbegründet... wir lernen hier im Forum alle noch dazu. Im übrigen war in Ost und West bei einigen Fahrzeugmarken der Katalysator bis 1992 noch Gegenstand der Aufpreisliste, nur erhältlich mit bestimmten Motoren oder in bestimmten Ausstattungsvarianten. Maßgeblich hier war die Einführung der Norm Euro1, verbindlich für neue PkW-Modelle zum 01.07.1992 und für erstzugelassene PkW ab 01.01.1993. Quelle:

de.wikipedia.org/wiki/Abgasnorm#Pkw_mit_Ottomotor

Auch das hat nichts mit dreckigem Volkswagen, DDR-Unrechtsstaat oder Stasi zu tun; es ist schlicht Europäisches Recht!

Was man, und auch hier ist es eine gewagte Interpretation, Volkswagen "vorwerfen" könnte, wäre, daß Volkswagen nach Übernahme des Werkes Mosel bei Zwickau im Mai 1990 nicht von einer Minute auf die andere die Produktion des Trabant 1.1, der ohne Katalysator bereits die ab 01.01.1993 gültige Euro1 erfüllte, eingestellt und sofort rund 10.000 Menschen nach Hause geschickt hat, weil der Wagen im Mai 1990 die ab 01.01.1997(!!!) verbindliche Euro2 nicht erfüllt hat. Aus meiner Sicht ist das völlig abwegig und deshalb irrelevant.

VW selbst hat im Osten Anfang der 1990er Jahre 2 Modelle gebaut:

mopo24.de/nachrichten/vw-zwickau-polo-25-jahre-produktion-7184

Polo II mit 55 PS (das kann nur der 1.3er mit Einspritzung und Katalysator sein)

Golf II, Sondermodell "Function", Motorisierung u.a. wie Polo und weitere Varianten.

de.wikipedia.org/wiki/VW_Golf_II#Golf_Function

Keine produzierten Volkswagen ohne Kat aus dem Osten, keine unterschiedlichen Abgasnormen der von Volkswagen selbst produzierten Fahrzeuge (einschließlich des Trabant 1.1!!!) für Ost und West, selbst die auslaufende Produktion des Trabant vom Mai 1990(!) bis zur Einstellung der Produktion erfüllte schon die Abgasvorschriften, die in Ost und West gleichermaßen erst vom 01.01.1993(!) an bis zum 31.12.1996 galten!

Zitat:
Deutsche würden sich wieder einen Diesel kaufen // Die Deutschen sind nicht nachtragend. Laut einer Umfrage schließen nur neun Prozent von ihnen aus, dass ihr nächstes Auto ein Diesel wird. Bei VW-Besitzern war das Ergebnis besonders überraschend.
- www.welt.de/motor/article153085014/Deuts...n-Diesel-kaufen.html

Grüße, Egon

www.bdbe.de/wirtschaft/e85

"Angesichts der Tatsache, dass E85 einer der Kraftstoffe mit den geringsten Treibhausgasemissionen ist, ist es bedauerlich, dass der deutsche Gesetzgeber eine Verlängerung der Steuerermäßigung für E85 nicht in Betracht gezogen hat. Dies ist umso unverständlicher, wenn man bedenkt, dass E85 ab dem Jahr 2016 um 22 ct pro Liter höher besteuert wird als Dieselkraftstoff, der einen ca. zweifach höheren Treibhausgasausstoß pro Kilometer verursacht. Auch mit Blick auf das erklärte Ziel der Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen im Transportsektor zu senken, ist die Ende 2015 ausgelaufene Energiesteuerbefreiung des in E85 enthaltenen Bioethanol kontraproduktiv."

E85 wird 22 ct. HÖHER besteuert trotz halbem CO2-Potential und nur 60% Energiegehalt gegenüber Diesel!

autogasprius_berlin schrieb:
E85 wird 22 ct. HÖHER besteuert trotz halbem CO2-Potential und nur 60% Energiegehalt gegenüber Diesel!Ich würde es andersherum formulieren. Der Skandal liegt darin, dass Diesel niedriger besteuert wird, nicht nur gegenüber E85.

Dass Biosprit deutlich weniger CO2 bedeutet, kann richtig sein, muss es aber nicht zwingend. Spätestens dann, wenn Palmöl mit im Spiel ist (und das ist es auch bei uns!), sollte man diese Rechnung nicht mehr laut aussprechen.

Der einzig sinnvolle Weg wäre eine Besteuerung proportional zum Brennwert, unabhängig davon, ob fossiler Sprit, Pseudo-Biosprit oder echter Biosprit. Die Unterscheidung zwischen pseudo und echt ist beim Biosprit leider nicht möglich, weil die Vorgeschichte der Anbaugebiete in keine Beurteilung eingeht.

Nur eine brennwertabhängige Besteuerung ermöglicht eine Chancengleichheit der verschiedenen Motorenkonzepte.

eppf

Mit echtem Bio und Pseudobio ist mir doch alles klar; im übrigen bin ich beim CO2-Vergleich sogar davon ausgegangen, daß im Ethanol NULL Bio drin ist... bitte noch mal drüberlesen. Ich sagte nicht, kein CO2, ich sagte die Hälfte von Diesel pro Liter. So, als wäre Ethanol fossiler Natur.

Und ob wir den Skandal nun so formulieren, daß das Dreckigere billiger oder das Sauberere teurer ist, ist doch egal. Ein Skandal bleibt es. Und in Bezug auf den Energiegehalt ist es das gleiche!

Und wenn wir noch weiter gehen, dann hat Diesel pro Energieeinheit das HÖCHSTE CO2-Potential, Benzin, Ethanol und Autogas sind besser. Wenn man aber die ABSURDE Lüge, wir brauchen Diesel zur Erreichung der CO2-Ziele, immer und immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt, rechtfertigt sich eine derart, ebenfalls absurde, Steuerungerechtigkeit durch sich selbst!

Und noch ein Punkt zum Palmöl, das um die halbe Welt gekarrt wird, nach dem man Wälder angesteckt hat: das ist ja mit bis zu 7% AUCH noch im Diesel... und weder in E85 noch im Benzin.

Über diese Besteuerung kann man sich nur aufregen!

www.wiwo.de/technologie/auto/diesel-skan...obauer/13371484.html

Stellungnahme von Daimler

autogasprius_berlin schrieb:
...und weder in E85 noch im Benzin. Dass weder in E85 noch in Benzin Palmöl zu finden ist, halte ich für ein Gerücht. Das war bei uns vielleicht der Plan, aber dass es in der Wirklichkeit genauso aussieht, dafür lege ich nicht einmal meinen kleinen Finger ins Feuer.

Und ob wir den Skandal nun so formulieren, daß das Dreckigere billiger oder das Sauberere teurer ist, ist doch egal. Ein Skandal bleibt es. Und in Bezug auf den Energiegehalt ist es das gleiche!Dann sollte man aber die Gleichbesteuerungsforderung zwingend auf alle Treibstoffe beziehen und nicht nur den krassesten Fall zwischen E85 und Diesel aufzeigen. Nur Biosprit, Benzin und Gas zusammen haben eine (geringe) Chance, gegen die Diesellobby etwas zu erreichen.

Bei dem von dir zitierten Bericht über die auslaufende Steuerermäßigung von E85 mit dem zugehörigen Dieselvergleich lehnt sich jeder Diesel-Lobbyist gelassen zurück und sieht nicht einen Funken Gefahr, dass ihm dadurch irgendjemand an den Kahn fahren könnte.

Sorry, auch wenn dein Argument noch so richtig ist, aber E85 hat hier den Arsch viel zu weit unten, um auch nur ansatzweise gehört zu werden.

eppf

Zitat:
Diesel-Filter-Nachrüstung: Auch im Norden kaum gefragt // Das Interesse am Zuschuss für die Rußpartikelfilternachrüstung ist gering. Der Verbandschef des Kfz-Gewerbes Niedersachsen-Bremen hat einen Vorschlag, um die Nachfrage zu erhöhen.
- www.automobilwoche.de/article/20160405/N...-norden-kaum-gefragt

Grüße, Egon

Pkw schmutziger als Lastwagen
Noch vor ein paar Jahren haben Lkw auf der Straße noch viel mehr giftige Stickoxide in die Atemluft geblasen, als es die Grenzwerte zuließen. Heute sind Lkw dank neuer Gesetze sauber - viel sauberer als Diesel-Pkw. Das zeigen europäische Studien, die Frontal21 vorliegen. www.zdf.de/frontal-21/dreckschleuder-die...twagen-42978936.html

Hohe Abgaswerte im Straßenbetrieb bei Dieselautos illegal
Frontal21 berichtete über auffälliges Abgasverhalten bei Dieselautos von Renault, Mercedes und BMW. Auf der Straße bliesen sie viel mehr Stickoxide in die Luft, als die Grenzwerte vorsehen. Jetzt hat der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages ein Gutachten vorgelegt. Demnach sind überhöhte Abgasemissionen als illegal zu bewerten.
www.zdf.de/frontal-21/nachgehakt-hohe-ab...llegal-42974268.html

Persönliche Eindrücke sind meist eher als schwierig zu bewerten, aber ich glaube tatsächlich selber zu bemerken, daß die Luft hinter modernen LKW besser ist als hinter "Premiumfahrzeugen"!

Z.t. liegt das auch daran das der Lkw dir den Dreck nicht direkt in deinen lufteinlas bläst. Bei stadtbussen mit E6 stinkt es unten gewaltig raus...

Das Diesel/E85/Benzin/Strom-besteuerungsunrecht kann man höchstens mit einer klage beim europäischen Gericht kippen.
Pro kwh und co2 zahlt man bei ökostrom die höchststrafe.

Das die Bürger sich z.t. trotzdem umweltbewusst verhalten zeugt von deutlich mehr gewissen als bei der Regierung vorhanden

Das mit dem Lufteinlass macht bestimmt viel aus.
Zu dem Rest möchte ich sagen, daß Du grundsätzlich recht hast; trotzdem bin ich bei sehr vielen Themenkomplexen froh, daß unsere viel gescholtenen Volksvertreter das Sagen haben und nicht meine, ich nenne sie mal "Stammtischkollegen"! Sorry, OT.

Diesel soll teurer werden...

Umweltminister wollen Diesel teurer machen.

Die Umweltminister der Bundesländer wollen Konsequenzen aus dem Abgas-Skandal ziehen: Diesel soll teurer werden, auch ein neues Tempo-Limit ist geplant

In dem Bericht stört aber eine Vokabel gewaltig, nämlich "einstimmig". Mir fällt nämlich sofort ein südlich gelegenes Bundesland ein, das garantiert dagegen stimmen wird.

eppf