Ich wollte ja so gerne mit einem Prius durch die USA fahren. Die Onlinevermittler haben zwar manchmal Hybride im Angebot, aber von Deutschland aus nicht zu buchen. Ich habe also mal was "Normales" gebucht und vor Ort konnte ich dann tauschen. Allerdings "nur" gegen einen KIA Optima Hybrid. Das gibt mir Gelegenheit, mal über gut 2000 Meilen in den USA zu berichten.
Der KIA ist ein recht längliches Auto mit 2,4 l Hubraum und 188 PS Systemleistung. Raumangebot ist vorne gut und hinten sehr gut. Allerdings erschrickt man, wenn man den überhängenden Kofferraum aufmacht - da war für unsere Koffer nicht mehr Platz als in unserem Auris. Allerdings ist tief hinten über dem Batterieblock noch ein kleiner Stauraum, der aber schlecht zu erreichen ist.
Ein Druck auf die Fernbedienung, die Fahrertür ging auf, die anderen nicht. Muss man erst lernen, dass mit zweimal drücken alle Türen auf gehen. Wir haben es allerdings nie gelernt, wie der Kofferraum verschlossen wird. Ohne diesen Trick blieb er immer offen, was wir allerdings erst am letzten Tag gemerkt haben.
Ein Griff unter den Sitz - keine Sitzverstellung? Doch, alles elektrisch an der Sitzseite. Sehr komfortabel und anpassbar. Allerdings ist meine Frau deutlich kleiner als ich, und da wünschte man sich einen Speicher für die persönliche Einstellung. Der Beifahrersitz ist herkömmlich einstellbar, allerdings ohne Höhenverstellung, die tiefe Sitzposition und der hohe Seitenwulst machen das Aussteigen allerdings zu einem Ferrari-Erlebnis bis die Gliedmaßen ausgeklappt sind.
Das Einschalten war ganz priusmäßig. Beim Ausschalten muss man aber aufpassen, erst auf P und dann aus, sonst pfeift der KIA einen unfreundlichen Dauerton und behauptet, der Schlüssel wäre noch innerhalb des Fahrzeugs. Ach ja, das "Schalten". Da ist die Stange beim Yaris ja noch Gold. Was man hier kraftvoll hin und her schieben muss und gleichzeitig den Sperrknopf drücken - nein, danke!
Nein, danke auch erst mal zur Lenkung. Esrt dachte ich, der KIA hätte keine Servolenkung. Aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Dafür dachte ich nach der Heimkehr in meinem Auris, das Lenkrad wäre lose oder ab.
Die Anzeige ist ähnlich wie beim Auris II, allerdings hat man sinnigerweise noch Platz für Wassertemperatur und Batteriestand gefunden. Das beigefügte Bild ist im Death Valley entstanden - daher die 112 Grad Fahrenheit (45 Grad C).
Fahren lässt sich die Sänfte sehr kommod, grade in den USA. So habe ich erst sehr spät gemerkt, dass hier kein Planetengetriebe wie bei Toyota arbeitet, sondern ein Sechsganggetriebe. Man muss aber schon sehr genau nachfühlen, dass da was schaltet. Der KIA fährt erstaunlich oft im EV-Modus, selbst mit 75 mph auf dem Highway, wenn es leicht bergab geht.
Das führt nun zur Hauptfrage: was verbraucht sowas? Ich habe nun leider keine Tankwerte, so dass ich mit der beim Start auf Null gestellten Durchschnittsverbrauchsanzeige arbeiten muss.
Wir sind von San Francisco erst mal an der Küste nach Süden bis Santa Barbara und weiter ins Death Valley. Bis dahin hatte sich der Verbrauch auf 42 mpg (5,6 l/hkm) eingependelt. Dort war zum ersten Mal zu merken, dass die Batterie wohl nicht optimal angepasst ist. Lange Berge hoch zehren am Akku. Und runter ist der Akku sehr schnell voll. Auf meiner Strecke waren die Berge sehr lang. Bei der Überquerung der Bergkette zum Death Valley sank die Mileage auf 30 mpg (7,84), runter nur auf 35 mpg (6,7) erholt. Ähnlich über die Spring Mountains nach Las Vegas. Dort konnte ich sehen, dass der Akku voll war und der Benziner mit 4000 u/min als Motorbremse arbeitete.
Bis zum Arches Nationalpark hatte der KIA aber eine Extraspartour eingelegt, da standen doch allen Ernstes 52,4 mpg (4,48 l/hkm) auf dem Display. Also muss er vorher sogar besser gewesen sein.
Leider ging die Tour noch bis Denver und da sind 3700 Meter zu überwinden. Bergauf wollte ich einen Truck überholen, aber bei 60 mph war Schluss, weil der Akku leer war. Vielleicht wäre es noch gegangen, wenn ich gewusst hätte, wie man von Hand die Gänge mit dem +/- Hebel wechselt.
Inklusive dieser letzten Anstrengung waren es über 2000 Meilen dann 42,1 mpg (5,58 l/hkm).
Fazit: ein schönes großes Auto, in amerikanischen Verhältnissen sehr sparsam zu fahren, aber nicht ganz für bergige Gegenden geeignet. Zuhause ab Parkhaus Airport Hamburg hat mich dann mein Auris schon auf der Zufahrt zur Kreuzung Richtung Norderstedt mit einem grünen EV erfreut - das sind wenige 100 Meter! Es lebe das HSD von TOYOTA!