Priusfreunde.de

Die folgenden Überlegungen waren bisher für mich nicht so offensichtlich. Vielleicht liege ich auch falsch damit.

Ein E-Auto für sich betrachtet verbraucht kein Benzin, wenn es fährt. Es hat keinen Verbrennungsmotor. Wie kann der Prius Plugin noch weniger verbrauchen? Die Antwort, Plugins können mehr Normalbenziner ersetzen als es E-Autos können. Die Anzahl produzierter Lithium-Batterien für den Einsatz in E-Autos ist begrenzt wegen Rohstoffengpässen. Die Folge sind geringe Stückzahlen, lange Wartezeiten beim Neukauf und höhere Kaufpreise.

Sollte man dann statt großer Batterien in einigen wenigen E-Autos nicht besser kleinere Batterien in viele Plugins verbauen, um die Gesamtverbräuche deutlicher und schneller zu reduzieren? Dann würden Plugins tatsächlich mehr Benzin sparen als E-Autos. Die Antwort ist, ja man sollte es tun.

Nehmen wir z.B. den Hyundai Kona mit der 64 kWh Batterie im Vergleich zum Prius Plugin mit der 8.8 kWh Batterie. Statt eines Kona könnten 64 / 8.8 = 7,27 Prius Plugins gebaut werden. Wenn ein Normalbenziner im Schnitt 7,4 l/100 km verbraucht, ergeben sich folgende Verbräuche für Kona und Plugins:

1.) 1 Kona + 6,27 Normalbenziner:

6,27 / 7,27 * 7,4 l/100 km = 6,38 l/100 km = 14% Benzinersparnis zu Normalbenziner

2.) 7,27 Prius Plugins:

2,4 l/100 km laut Spritmonitor = 68% Benzinersparnis zu Normalbenziner

Plugins sparen also ca. 5 (in Worten fünf) Mal mehr als E-Auto plus Normalbenziner. Und wenn man ein E-Auto mit kleinerer Batterie betrachtet? Für den Hyundai Ioniq electric mit 31 kWh Batterie ergibt sich mit 31 / 8.8 = 3,52:

1.) 1 Ioniq + 2,52 Normalbenziner:

2,52 / 3,52 * 7,4 l/100 km = 5,30 l/100 km = 28% Benzinersparnis zu Normalbenziner

2.) 3,52 Prius Plugins:

wie oben 2,4 l/100 km laut Spritmonitor = 68% Benzinersparnis zu Normalbenziner

Die Plugins sparen in diesem Fall immer noch mehr als das doppelte ein. Wieviele Normalbenziner müssen durch Kona oder Ioniq ersetzt werden, um 68% Ersparnis wie bei den Prius Plugins zu erreichen?

Die Antwort ist einfach. Der Anteil der Verbrenner muss um den Anteil sinken, den die Prius Plugins sparen, also im Verhältnis 2,4 zu 7,4, oder ca. 1 zu 3. Die Verbrennerzahl muss also auf ein Drittel sinken und der E-Auto Anteil auf zwei Drittel steigen, um besser zu sein. Dazu wären aber wesentlich größere Mengen von Lithium und anderen Rohstoffe erforderlich. Bei der gegenwärtigen Entwicklung wird das noch sehr lange dauern.

Fazit:
Der Nicht-Plugin Prius spart etwa 1/3 Benzin im Vergleich zum Normalbenziner. Der Prius Plugin spart 2/3 und benötigt dazu nur eine 8,8 kWh große Batterie. Diese ist deutlich kleiner als im Ioniq oder Kona. Mit Prius Plugins kann der Benzinverbrauch 5 Mal so schnell im Vergleich zu E-Autos bei gleichem Resourcenverbrauch für die Batterien reduziert werden. Prius Plugin Käufer leisten einen größeren Beitrag für die Umwelt als E-Auto Käufer.

Das ist aber nur ein Teil des Ganzen. Als ich mir mein BEV Fahrzeug gekauft habe, habe ich damit einen Prius 2 auf den Gebrauchtwagenmarkt geworfen, der (hoffentlich) einen herkömmlichen Verbrenner ersetzt hat. Der Unterschied Vorher/Nachher ist also vermutlich größer, als es zunächst erscheint.

Dazu kommt, dass die Absatzzahlen der Elektoautos nicht etwa durch einen Mangel an Resourcen begrenzt wären. Es könnten wesentlich mehr Elektroautos verkauft werden, wenn die Leute sie denn nur kaufen würden. Die Gründe hierfür sind in aller Regel eher finanzieller Natur, da Elektroautos derzeit noch wesentlich teurer sind als Autos mit Verbrennungsmotor, wie Du ja schon geschrieben hast. Dazu kommt noch noch die alte Volksweisheit, dass der Bauer nicht frisst, was er nicht kennt .

Ein weiterer Faktor ist die Unabhängigkeit vom Erdöl. Vor-Ort-Emissionen sind ja nur ein kleiner Teil des Ganzen. Die Schweinerei mit der Rohölförderung könnte ganz wegfallen, langfristig könnten sogar Tankerunglücke der Vergangenheit angehören, wenn kein Rohöl mehr transportiert werden muss.

Das ist aber ein komplexes Thema, da auch der Strom nicht einfach aus der Steckdose kommen muss. Hier bei uns wird Strom ganz überwiegend aus Wasserkraft gewonnen, aber wenn die Kraftwerke dreckig sind, wird es wesentlich schwieriger, eine Gesamtbilanz aufzustellen.

Gleichwohl: jeder Liter, der nicht verbraucht wird, ist ein Fortschritt. Da stimme ich auf jeden Fall zu.

Ich würde auch gerne zustimmen, aber ich bin zu faul zum nachrechnen. Ausserdem fürchte ich mich vor einer Konfrontation mit dem Tesla-Fahrer @Daihatsu-Fahrer, den ich mal zitieren möchte: Back to topic, bevor noch einer erzählt, dass der Prius 4 PHEV mit Feenstaub fährt

Der Gedankengang ist richtig, aber nicht vollständig. Die Komplettierung ist das Konzept des Hyundai Ionic (nicht die technische Ausführung, die wäre durchaus in manchen Punkten kritikwürdig): Hybrid, Plugin UND BEV!

1) Der Hybrid für alle, die vorwiegend Langstrecke und/oder insgesamt wenig fahren.
2) Der Plugin für alle, die häufig (mehrmals täglich!) kurze Strecken fahren und dazu aber auch lange Strecken.
3) Das BEV für alle, die mit dem Auto keine Langstrecke machen (wollen) und trotzdem viel im vergleichsweise eingeschränkteren Aktionsradius fahren.

Erst komplett neue Konzepte für die Mobilität würde daran eventuell etwas ändern.

Grüße
Philipp

CA-Klaus schrieb:
Dazu kommt, dass die Absatzzahlen der Elektoautos nicht etwa durch einen Mangel an Resourcen begrenzt wären. Es könnten wesentlich mehr Elektroautos verkauft werden, wenn die Leute sie denn nur kaufen würden.
Dem stimme ich nicht zu. Für das Tesla Model 3 gibt es über 500.000 Bestellungen. Die Nachfrage ist riesig, nur geliefert wird nicht. Gleiches gilt für alle anderen E-Autos wie Ioniq, Leaf oder e-Golf.

Frage an die Koryphäen: Kann man das eigentlich so rechnen - sinkt z.B. der Lithium-Bedarf einigermaßen linear mit der Batteriekapazität?

Ich bitte um Entschuldigung, falls das eine doofe Frage ist, aber ich habe auf die Schnelle nix Aussagekräftiges dazu gefunden und bin nicht gerade Batterietechnik-Experte.

Martin

CA-Klaus schrieb:
Die Schweinerei mit der Rohölförderung könnte ganz wegfallen, langfristig könnten sogar Tankerunglücke der Vergangenheit angehören, wenn kein Rohöl mehr transportiert werden muss.
Dafür gibt es Schweinereien mit der Gewinnung von Lithium und Kobalt

.
Da ist keine Technologie besser. Wie du es schon geschrieben hast, es ist ein komplexes Thema.

Arthur Dent schrieb:
sinkt z.B. der Lithium-Bedarf einigermaßen linear mit der Batteriekapazität?

In erster Näherung ist dem so. Lithium ist ähnlich wie Kohlenstoff, Cobalt, Nickel und weitere Stoffe für die Kapazität in den Elektroden zuständig.
Nicht linear nimmt der Bedarf an Kupfer und Aluminium für die Ableiter ab, da gleiche Leistungsfähigkeit bei abnehmender Kapazität die Auslegung Richtung Hochleistung verschiebt. Auch werden dadurch Zusätze in den Elektroden nötig, um die Leitfähigkeit zu verbessern.

Grüße
Philipp

P_Arthur schrieb:
Der Gedankengang ist richtig, aber nicht vollständig. Die Komplettierung ist das Konzept des Hyundai Ionic (nicht die technische Ausführung, die wäre durchaus in manchen Punkten kritikwürdig): Hybrid, Plugin UND BEV!
Oder Wasserstoff statt BEV und die Batterien in die wirklich sparsamen und effizienten Plugins (nicht die Alibi Plugins), weil es mehr für die Umwelt bringt. Von Hyundai gibt es ja schon den Nexo. Ja ich weiß, die Energiebilanz ist schlecht. Für BEVs im großen Massstab fehlen aber die Rohstoffe.

gerbre schrieb:
Für BEVs im großen Massstab fehlen aber die Rohstoffe.Für FCEVs im großen Maßstab fehlt die notwendige Energie für die Wasserstoffbereitstellung.

Beides ist eine Momentaufnahme und man kann sicher davon ausgehen, dass der Rohstoffengpass bei BEVs nicht so schnell eintreten wird, also es zumindest für eine Übergangstechnologie reichen wird.

Weiterhin zum Großteil mit herkömmlichen Verbrennern zu arbeiten, bis die ausreichende Menge an erneuerbar erzeugtem Wasserstoff verfügbar ist, diese Zeit haben wir jedenfalls nicht.

Der mit Abstand wichtigste Aspekt bei der Mobilitätswende ist ohnehin ein ganz anderer. Die Antriebsart ist hier nur sekundär, viel wichtiger wäre es, den irrsinnig großen Fahrzeugbestand einzudämmen, wo unendlich viel Ressourcen verbraten werden, um zu 95% der Zeit nur herumzustehen.

Der hierfür notwendige Bewusstseinswandel ist aber noch ein bisschen schwerer zu erreichen, als den Leuten beizubringen, keinen Verbrenner mehr zu kaufen. Vor allem läuft dies noch mehr gegen die Interessen der Autoindustrie als der Wechsel der Antriebsart.

Vielleicht ist auch ein kommender Ressourcenengpass DIE Chance, solche Ziele wie ein deutlich erhöhter Nutzungsgrad umgesetzt zu bekommen, weil man es dann machen muss.

eppf

gerbre schrieb:
Oder Wasserstoff statt BEV und die Batterien in die wirklich sparsamen und effizienten Plugins (nicht die Alibi Plugins), weil es mehr für die Umwelt bringt. Von Hyundai gibt es ja schon den Nexo. Ja ich weiß, die Energiebilanz ist schlecht. Für BEVs im großen Massstab fehlen aber die Rohstoffe.

Wasserstoff selbst wird den Verkehr nicht antreiben. Wasserstoff wird eine wichtige Rolle im Energiesystem haben, aber eben nur als "Zwischenstation". Siehe z.B. hier.
Schon vielversprechender ist Methan, siehe z.B. das Projekt HELMETH.
Doch auch das wäre für einige mobile Anwendungen noch nicht ideal, die Energiedichte ist nicht ausreichend hoch.

Eines ist heute schon sicher: Das Alles wird nicht zu heutigen Tarifen zu haben sein. Ein BEV kostet mehr in der Anschaffung, ein Wasserstoffauto auch. Die variablen Kosten könnten bei Fahren mit Strom noch am ehesten vergleichbar zu heute sein, alles andere wird irgendwann teurer sein.

Richtig etwas ändern wird sich erst mit anderen Lebenskonzepten, wie eppf schon schrieb. Bzw. die "echte Zukunft" wird sich nur deutlich anders leben lassen als der heutige Standardentwurf es vorsieht.