Oh Mann.
Das schöne an Medien wie Youtube, an Youtube-Kanälen und Videoblogs ist, dass jeder der sich dazu berufen fühlt, einem beachtlich großen Publikum alles mitteilen kann, was er mitteilen möchte.
Bitte guckt Euch das in diesem Fall nicht an. Es macht schlechte Laune, ist überflüssig, hat Null Informationsgehalt und ist ist wegen der dem Beitrag innewohnenden Borniertheit und dem im Wortsinn mehrfach erhobenen Zeigefinger eine Antiwerbung für E-Mobilität, speziell aber für Tesla.
Das missfällt mir derart, dass ich etwas weiter ausholen möchte.
Aussagen wie
"Rein Elektrisch ist die einzig richtige Richtung", alles andere sei
"die falsche Richtung",
"so viel Reichweite braucht man nicht" oder
"Kein Mensch fährt mit seinem Auto nach Italien" zeugen nicht gerade von Weitblick und sind außerdem anmaßend. Selbst wenn man das so sieht, kann man sich doch nicht hinstellen und so tun, als sei es allgemein gültig.
Der Mann ist mir schon bei einem Video-Fahrbericht des Ampera-e nicht gerade durch profunde Sachkenntnis aufgefallen. Dabei bleibt ihm seine Meinung an sich unbenommen: Selbstverständlich kann man die Ansicht vertreten, dass Plugin-Autos
"nicht der richtige Weg" sind. Dann aber sollte man auch eine nachvollziehbare Argumentationslinie verfolgen, und
"Ich finde das Scheiße" oder
"Die blockieren die Ladesäulen" ist halt einfach keine.
Was mich besonders stört ist der vermutlich gar nicht beabsichtigte, aber dennoch manifeste Ansatz einer Spaltung in Gut (reines E-Auto) und Böse (nicht-reines E-Auto). Das wirkt ideologisch-verkrampft und führt zu einer überflüssigen Spaltung im Kern Gleichgesinnter, die mir auch an Ladepunkten schon öfter begegnet ist. Das ist kontraproduktiv und sollte daher tunlichst unterlassen werden.
Auch mich begeistert es nicht sehr, wenn an einer 22 kW-AC-Ladesäule irgendwas mit Schnarchlader hängt. Gar nicht so selten sind das aber BEV, von denen die Mehrzahl der Modelle eben auch nur einen schwachen AC-Lader an Bord hat. Sind die jetzt Gut oder Böse?
Alles Quark. Dass die Hersteller es vermeiden, vernünftige Bordlader zu verbauen, ist in der Tat kritikwürdig. Selbst im neue Jaguar i-Pace (mit akzeptabler Austattung >100k Euro) ist keiner drin, ich finde das unglaublich. Ganz sicher ist es aber kein taugliches Anti-PHEV-Argument.
Entscheidend ist für mich im Alltag auch weniger, ob jemand langsam oder schnell lädt als vielmehr, wie lange er es tut. Ein Auto 12 Stunden an einen einzelnen öffentlichen Ladepunkt zu hängen ist unsoziales Verhalten und dabei ist es völlig unerheblich, ob es ein BEV oder PHEV und wie potent dessen Bordlader ist.
Die Kritik an der Werbung ist wiederum nachvollziehbar. Autos mit Verbrenner an Bord fahren nicht rein elektrisch, gegenteilige Werbeaussagen sind entsprechend kritikwürdig. Nüchtern betrachtet kommt jedoch ein BEV für über 99 Prozent aller bundesdeutschen Autokäufer (aktuelle Neuzulassungsquote, siehe
KLICK) nicht in Betracht, aus den unterschiedlichsten Gründen. Das ist nicht schön, aber Realität im Jahr 2018.
Autos ohne Traktionsbatterie fahren aber noch weniger elektrisch. Sofern die lokale Emissionsfreiheit eines Plugin-Hybriden nicht mit hohem Strom- und noch höherem Spritverbrauch bei leerem Akku einhergeht, ist das doch eine gute Sache. Leider ist das nur bei den beiden Prius-Plugins der Fall, was außerhalb unseres Forums nur wenige wissen oder wissen wollen.
Auch das Argument mit
"Zweiter Motor" und
"Wenn da was kaputt geht" ist so falsch ja nicht, also in der Theorie und rein vom Antriebsprinzip her. Ich wundere mich nur, dass es ausgerechnet von einem Tesla-Besitzer kommt. Mit all meinen Toyota- und Lexus-Hybriden musste ich in zehn Jahren nicht ein Mal außerplanmäßig in die Werkstatt - mit meinem Tesla in den ersten acht Monaten schon drei Mal, und zwar jeweils tagelang.
Kurzum: Ich bin mit dem Video inhaltlich überhaupt nicht einverstanden und möchte klar sagen, dass nicht alle E-Auto-Besitzer und auch nicht alle Tesla-Fahrer so denken.
Grüße, Egon