Ich habe jetzt einfach mal so getan, als hätte ich als langjähriger Priusfahrer einen Vorzugs-Mirai erhalten.
Ich wohne im Taunus und die nächste Wasserstofftankstelle ist in Frankfurt, also will ich die Tankstelle ins Navi eingeben.
www.netinform.net/H2/H2Stations/H2Statio...=EU&StationID=-1
Klicke ich auf die Karte, erhalte ich folgende Kartendetailansicht:
www.netinform.net/H2/H2Stations/H2Statio...=EU&StationID=31
Keine Adresse, einfach nur ein Fähnchen.
Also gehe ich im Handy ins Internet und gebe bei Google Maps ein:
"Agip Zero Regio Industriepark Höchst."
39 min, 37 km
Dann, nach dem Tanken weiter zur Arbeit, insgesamt:
60 Min, 65,4 km
zum Vergleich, Taunus - Arbeit:
33 Minuten, 36,1 km
Umweg 29 km, Zeitverlust nur Anfahrt 27 Minuten, plus Zeit für Tankvorgang
Geht doch. Jedenfall besser als gar nicht.
Aber mit dem Model S
Umweg: 0 km
Fahrzeit: 0 Minuten
Zeit für einstöpseln und ausstöpseln: je 30 Sek, insgesamt 1 Min.
Übrigens keine Preisangabe, wie viel das Kilo Wasserstoff dort kostet.
Das steckt natürlich noch in den Anfängen, aber man braucht die gleiche Tankstellendichte wie mit dem Verbrenner. Also ca. 10.000 Tankstellen in Deutschland (14.000 sind's für Verbrenner) Zu Hause oder während der Arbeit zu tanken fällt aus.
Der Vorteil ggü einem gleich teuren Tesla ist also bestenfalls auf Langstrecken, wenn H2-Tankstellen nicht angefahren werden müssen, sondern auf dem Weg liegen. Dann käme ein Zeitvorteil von ca 20 Minuten dabei heraus, aber kein Vorteil bei den Spritkosten. Im Alltag des Pendlers gibt's im Vergleich nur Nachteile.
Und wer fährt nur Langstrecken? Ehmt. Eine verschwindend kleine Minderheit. Die Tankgewohnheiten werden nur vorgeschoben.
Der Ausbau einer funktionierenden Ladeinfrastruktur wie die Teslas ist viel einfacher und billiger als dieses durchsubventionierte Wahnsinnsprojekt.
www.zeroregio.com/anfang.html
So eine Tankstelle kostet mindestens 1 Mio Euro. Im Moment noch viel mehr.
So müsste man 100 Milliarden Euro investieren, um Deutschland so mit Tankstellen zu versorgen, dass die Tankgewohnheiten erhalten bleiben können. Mal ganz abgesehen davon, dass die Wasserstoffherstellung aus Ökostrom ineffizient ist. Das würde sich irgendwann auch mal in den Spritkosten niederschlagen, wenn die Subventionen nicht mehr flössen.
ADAC
98 % der Weltjahresproduktion von Wasserstoff werden dagegen zurzeit aus den Kohlenwasserstoffen Erdgas, Erdöl und Kohle gewonnen.
Wasserstoffantrieb als alternativer Kraftstoff
www.adac.de/infotestrat/umwelt-und-innov...7&SourcePageId=0
Also stritten sich dann das Elektroauto und das Wasserstoffauto um den Ökostrom. Eine schlechte Ausgangspostition für das saubere Wasserstoffauto, wenn es nicht mal halb so effizient ist wie ein Elektroauto.
Von 100 kWh Ökostrom werden Well-to-Wheel genutzt:
Compression* fuel cell vehicle — 23 kWh
Liquefaction* fuel cell vehicle — 19 kWh
BEV’s w/regenerative brakes — 69 kWh
left-lane.com/electric-vehicles-vs-hydrogen-fuel-cell-vehicles/
Die Quelle ist noch von 2006. Inzwischen soll die Effizienz der BSZ bei 60-65% liegen.
Auch aus 2006, aber bedenkswert:
tff-forum.de/download/file.php?id=7868
Befürworter einer Wasserstoffwirtschaft sprechen von nachhaltiger Energie, die aus vielen Quellen abgeleitet werden kann. Diese Versprechungen sind kaum haltbar. Wasserstoff ist lediglich ein Energieträger, dessen Herstellung, Verteilung und Nutzung enorm viel Energie verschlingt. Selbst mit effizienten Brennstoffzellen kann man nur ein Viertel des ursprünglichen Energieinputs zurückgewinnen. Langfristig wird man Wasserstoff elektrolytisch mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugen. Da sich Strom über Leitungen sehr effizient verteilen lässt, kann Wasserstoff den Wettstreit mit seiner Ursprungsenergie nie gewinnen. Aus physikalischen Gründen hat eine Wasserstoffwirtschaft keine Chance. Man sollte sich auf eine "Elektronenwirtschaft" einstellen.
Der aus Strom gewonnene Wasserstoff wird deshalb immer teurer sein als die regenerativ erzeugte Elektrizität. Daran lässt sich nicht rütteln, weder mit politischen Entscheidungen noch mit aufwändigen Entwicklungsprogrammen.
In einer nachhaltig geführten Energiewirtschaft wird synthetischer Wasserstoff deshalb keine wichtige Rolle spielen, denn „Strom direkt“ liefert fast immer bessere Lösungen. Der Sekundärenergieträger Wasserstoff kann sich nicht gegen den Energieträger Strom durchsetzen, aus dem er künstlich erzeugt wurde. In der nachhaltigen Welt verlieren Umweltargumente ebenfalls ihre Gültigkeit, denn elektrischer Strom ist ebenso sauber wie der daraus gewonnene Wasserstoff. Im Gegenteil: Wegen der Ineffizienz der Wasserstoffkette müsste man zur Bereitstellung der benötigten Endenergie wesentlich mehr regenerative Kraftwerke errichten als bei einer direkten Stromverteilung und Nutzung.
Mich überzeugt das überhaupt nicht. Ich bleibe skeptisch.
Ich verstehe auch nicht, warum die etablierten Autohersteller diese Verlustketten nicht zu interessieren scheinen.
Obwohl, sie interessiert ja auch nicht die Bohne, dass ihre Autos im Alltag 80 Prozent der zugeführten Energie in ungenutzte Wärme und Schadstoffe verpuffen lassen.
hs