Priusfreunde.de

Ich rede nicht vom PKW-Bereich, der ist traurigerweise tatsächlich tot, wenn es um solche Fahrzeuge geht (mal abgesehen von den in Japan beliebten Kei-Cars). Es gibt allerdings hunderte von Firmen, die Fahrräder, Pedelecs, S-Pedelecs, E-Scooter, Elektroroller, Motorroller oder Velomobile herstellen.

Ich finde es fast etwas schade, dass beim Thema Mobilität immer als erstes an PKWs gedacht wird.

Später EDIT:

Um den Bogen zum Threadtitel zurück zu spannen: viele Menschen (lange nicht alle, das ist mir bewusst, aber auch nicht wenige) haben schon lange durchaus Alternativen zum PKW für ihren alltäglichen Mobilitätsbedarf.

Dass um der Bequemlichkeit Willen das Auto diesen Alternativen vorgezogen wird, ist auch erst mal nicht verwerflich. In diesem Fall darf man sich aber über die daraus entstehenden Konsequenzen aber auch nicht wirklich beschweren, wenn der Sprit wieder teurer wird, man wieder mal im Stau steht oder vor der Haustür kein kostenloser Parkplatz zu finden ist.

Menschen, die wirklich ohne jegliche Alternative auf ein Auto angewiesen sind, nehme ich ausdrücklich von dieser Aussage aus. Leute, die wegen einer halben Stunde Zeitunterschied beim Arbeitsweg meinen, sie sind aufs Auto angewiesen, jedoch nicht. Da steht eine bewusste Entscheidung dahinter, für diesen Zeitgewinn die anderen Konsequenzen in Kauf zu nehmen.

gcf fragte:Aber was kostet der Kilometer laufen nun?Also, ich habe das gerade mal für meinen einfachen Lebensmittelkorb berechnet. Der enthält für ca. 2000 kCal : 200 g Graubrot, 100 g Nudeln, 30 g Öl, 30 g Zucker, 130 g Joghurt, 80 g Trockenobst, 350 g Gemüse, 100 g Fleisch (Schwein oder Geflügel) 60 g Wurst. Dabei decken Fleisch und Wurst etwa die Hälfte des Eiweißbedarfs. Ersetzt man das durch Eier und Käse (was viele Vegetarier machen), dann verschlechtert sich die mit diesem Eiweißbedarf verbundene CO₂-Bilanz um einen Faktor 2-3. Nimmt man Nüsse, dann bekommt man Schwierigkeiten mit zuviel Fett. Der restliche Eiweißbedarf wird hauptsächlich durch das Brot und die Nudeln gedeckt. Wenn ich den Zucker durch Äpfel ersetze mit gleichem Kalorienbeitrag, ist der damit verbundene CO₂-Ausstoß um einen Faktor 4 schlechter.

Wenn ich für diesen Korb mein Einkaufsverhalten (fast nur Bio-Produkte) zugrundelege, dann ergeben sich für die hier benutzte Musterperson mit 80 kg Körpergewicht pro km Gehen Kosten von 0.28 € bzw. 28 € pro 100 km. Wer nur im Supermarkt kauft, kommt natürlich günstiger weg.

marratj schrieb:
Ich rede nicht vom PKW-Bereich, der ist traurigerweise tatsächlich tot, wenn es um solche Fahrzeuge geht....

Sieh an, dacht ich mir's.

Nochmal zu den Kosten des Autofahrens. In meinem persönlichen Fall ist das Auto oft die günstigste Möglichkeit, wenn es um Aufwendungen für Sprit geht, mich motorisiert fortzubewegen. Nur eines meiner Motorräder verbraucht ähnlich wenig Sprit. Allesamt sind innerhalb der Gattung "Motorrad" keine Schluckspechte, sinnig gefahren, mein Fahrstil.

Gebe ich dem Wagen deswegen den Vorrang, wenn ich irgendwo hinfahren muss? Muss, besser darf ich als Freiberufler arbeiten, ist's das Auto. Ansonsten schnappe ich mir gern eines meiner Motorräder zur Unterhaltung, zum Spaß und gelegentlich auch aus 'Notwendigkeit'. Jetzt setzt bestimmt ein Sturm der Entrüstung ein, was gleich mehrere Motorräder? Ja und gerne. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Oder jeder kehre vor seiner eigenen Tür, ob er nicht etwas für ihn in Fragestellendes findet. Stelle nichts in Frage, fahre einfach und leidenschaftlich. Nach Möglichkeit auch nachhaltig, was nun der Einzelne auch immer darunter verstehen mag.

Das sei dir ja auch alles unbenommen. Solange du die dadurch entstehenden Kosten in entsprechendem Umfang trägst, wird auch keiner ein Problem damit haben.

Und darum geht es hier ja am Ende. Viele Menschen sehen Autofahren und die passende Infrastruktur dafür quasi zum “Nulltarif” aber als quasi gottgegebenes Recht an und wehren sich mit Händen und Füßen gegen eine halbwegs realistische Rechnung der tatsächlichen Kosten, und werden pampig, wenn man sie darauf anspricht, welches Privileg sie eigentlich genießen.

Ist ja nicht so, das die Kosten für die Gesellschaft wegfielen wenn die Leute nicht Auto fahren würden, denn dann müsste man trotzdem überallhin Straßen bauen für Busse, Krankenwagen, Lieferverkehr, wesentlich mehr ÖPNV der dann wesentlich ineffizienter wäre usw. das wäre dann alles viel teuer.

Kosten für Unfälle+Folgekosten würden dann anders ausfallen aber auch nicht wegfallen wie man ja gerade sehen konnte.

Dann würde es aber zumindest keine 6-spurigen Autobahnen und Stadtstraßen benötigen. Gerade dort, wo Platz Mangelware ist (in Städten) könnte der dann durchaus ganz anders verteilt werden.

marratj schrieb:
Wären die meisten Autos während ihrer Fahrten möglichst voll besetzt anstatt im Durchschnitt nur mit 1,46 Personen, würden wir diese Diskussionen hier nicht, oder nur in sehr abgeschwächter Form führen.
Das erinnert mich an 1988, als ich vor dem Studium ein Jahr Praktikum in einer kleinen Thüringer Stadt gemacht habe. Wir hatten in unserem Wohnheim-Zimmer (das war ganz praktisch direkt über der Kneipe) einen begeisterten Kinogänger aus einer Bezirksstadt. Der wollte in diesem kleinen Ort auch gern ins Kino gehen, aber sie spielten erst ab drei Zuschauern. Und nachdem er ein paarmal erfolglos in diesem sehr langgezogenen Ort ins Kino gelaufen war, fragte er dann immer, ob jemand Lust hätte, mit ins Kino zu kommen. Er bezahlte den Eintrittspreis für alle, nur damit die Vorführung überhaupt stattfindet. So war ich damals auch ab und zu im Kino, das aus einem großen Saal mit zahlreichen Klappsitzen und zusätzlichen Sitzen auf der Empore aus einer vergangenen Zeit übriggeblieben war. Was ich damit sagen will: Vielleicht muß man nun auch freiwillige Mitfahrer anheuern, die gerade nichts besseres zu tun haben, nur damit eine Autofahrt politisch korrekt aussieht. Krank!

Krank finde ich eher, wie manch einer Schaum vorm Mund bekommt, sobald irgendjemand andeutet, dass das Auto vielleicht nicht immer die Lösung aller Probleme ist.

Hermann Knoflacher hat dazu mal eine interessante Theorie aufgestellt.