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marratj schrieb:Aber man darf sich auch selbst ruhig mal eingestehen, dass 1,5t Stahl mit knapp 10 Quadratmeter Grundfläche und einem 90 kW starken Antrieb nicht immer die effizienteste Form ist, um einen einzelnen 80 kg Fleischsack zu transportieren Auf diese Diskussion der menschlichen Fortbewegung habe ich seit meinem Beitrag hier schon gewartet, wusste aber nicht wohin damit.

Nachdem ich das geschrieben hatte, habe ich mich tatsächlich hingesetzt unausweichlich gerechnet, wie effizient die menschliche Fortbewegung ohne Hilfsmittel ist (Gehen).Dazu habe ich diesen Kalorien Verbrauchsrechner benutzt, eine ausgewogene, nicht vegane Ernährung angenommen, d.h. eine Deckung des Kalorienbedarfs im Verhältnis 4:1.25:1 von Kohlenhydraten:Eiweiß:Fett angesetzt und unter minimalem CO₂-Bedarf bei der Produktion der Lebensmittel entsprechend dieses Nährwert-Rechners einen einfachen Lebensmittelkorb zusammengestellt und dann gemäss die Umweltbelastung des Gehens berechnet. Dabei ist Erstaunliches herausgekommen.

1.) Ich bin von einer Gehgeschwindigkeit von 6 km/h ausgegangen. Damit ergibt sich ein Energiebedarf für das Gehen von knapp 1.1 Wh pro Kg Körpergewicht und Kilometer. Bei einem Fleischsack von 80 kg bedeutet das einen durchschnittlichen Energiebedarf von 8.6 kWh/100km !!! Damit bewege ich auch meinen Prius im Sommer in HH und Umland! Ja, ich weiss, der Primärenergiebedarf liegt etwa 2,5x so hoch, aber dazu komme ich noch.

2.) Ich hatte geschrieben, dass der Lebensmittelkorb (nicht vegan) unter CO₂-Aspekten zusammengesetzt ist. Deshalb enthält er keine Eier, keinen Käse, keine Milchprodukte, keinem Fisch aus Aquakulturen und auch kein Fleisch von Rindern, Schafen, Ziegen. Mit dem Lebensmittelkorb ergibt sich eine CO₂-Belastung durch die Lebensmittelproduktion, den Transport und die Verpackung von 0.81g/Wh. Das heisst, beim Gehen des 80 kg Fleischsacks mit 6km/h entstehen 70 g CO₂ pro km. Das ist nur der CO₂-Beitrag, der NICHT im CO₂-Kreislauf bleibt. Das Jahresmittel des CO₂-Ausstoss meines P4 liegt bei meiner Fahrweise bei 82 g/km.

3.) Der Primärenergiebedarf, also well-to-feet ergibt sich aus dem unter 1) genannten plus dem mit der Produktionskette verbundenen Energiebedarf. Der mit der Produktion verbundene Energiebedarf beträgt 1.76 Wh pro kg Körpergewicht und Kilometer. Insgesamt sind das also für unseren Muster-Fleischsack gut 2.8 Wh pro kg Körpergewicht und Kilometer, also bei dem Beispiel 22.6 kWh/100 km. Das Verhältnis von vom Körper verbrannten Energie zu Gesamtenergie beträgt 37.8%. Das ist das, was ich mit meinem P4 im Mittel durch P&G auch habe.

Bei all diesen Betrachtungen ist der Grundenergiebedarf nicht enthalten, es betrifft nur das, was durch die Bewegung hinzukommt.

Ich war erstaunt, wie ineffizient die menschlichen Fortbewegung ohne Hilfsmittel ist!

Kannst Du Energieverbrauchsvergleichswerte mit CO2 Produktionswerten für die menschliche Fortbewegung auf unterschiedliche Arten nennen? Beispielsweise gehender/radfahrender Mensch versus P4 über eine bestimmte Strecke, selbst wenn viele freie Variable in so einen Vergleich mithineinspielen werden wie Gewicht, Alter, Größe und Geschwindigkeit beim Menschen versus dem Vermögen, den P4, oder ein anderes Auto, überhaupt möglichst sparsam fahren zu können.

So rein als grobe Anhaltspunkte, was wie viel verbraucht oder spart. Je nachdem. Wäre interessant.

Man sollte dafür aber ja quasi nur den Kalorienbedarf für die eigentliche Tätigkeit (das Gehen) ansetzen, der Grundumsatz ist ja eh “immer” da, egal ob ich gehe, oder mit dem Auto fahre.

Verschiedene Quellen sagen verschiedene Dinge, aber man kann mal (bei einem relativ leichten Menschen) von 300 kcal pro Stunde bei 5 km/h ausgehen. Macht für 100 km Strecke also 6.000 kcal, was sich in knapp 7 kWh umrechnen lässt.

Das ist nicht mal ein Liter Benzin, aber immer noch ziemlich viel im Vergleich zu anderen (elektrischen) Klein(st)fahrzeugen.

Mein E-Bike braucht auf höchster Unterstützung (400 %) etwa 1 kWh/100 km, da ist dann aber noch etwas Muskelkraft gefragt. Und das wiegt leer auch schon 40 kg.

E-Scooter kommen aber auf einen ähnlich geringen Verbrauch ohne eigenen Krafteinsatz. Fortbewegung ist also durchaus mit sehr viel weniger Energieeinsatz zu bewerkstelligen.

Ich bin der Meinung, dass es nicht Thema dieses Threads ist, das Autofahren grundsätzlich infrage zu stellen.

Ist ein sparsames Auto sparsam gefahren mit mehr als 1 Person besetzt, beispielsweise 4 oder 5, sieht die Energieverbrauchsrechnung für die einzelnen so fortbewegten Personen gleich viel vorteilhalfter aus. Vermutlich auch gegenüber den erwähnten anderen Fortbewegungsarten. Zudem ist es imstande je nach Beschaffenheit, seine Passagiere nebst Gepäck komfortabler und schneller, wenn es nicht in Stop Go oder endlose Staus gerät, von A nach B zu befördern.

Der Haken bei der Sache, die meisten Autos werden allein durch die Gegend bewegt. Irgendwas ist ja immer.

marratj schrieb:
Auch bei uns im reichen Norden werden sich immer mehr Menschen jeden Tag aufs Neue die Frage stellen müssen, ob wir mit unserer begrenzten Energie heute lieber noch ein bisschen die Heizung (oder auch Klimaanlage und Kühlschrank) anwerfen oder aber stattdessen lieber ein paar Kilometer mit dem Auto fahren. Meiner Meinung nach haben Menschen in dieser Situation oft gar kein Auto mehr (oder das vorhandene Auto müsste eigentlich aus sicherheitstechnischen Gründen stillgelegt werden), da wechseln einfach die Prioritäten, was man sich noch leisten kann. Durch Klimawandel und steigende Energiepreise wird sich diese Situation verschärfen.

VG
priusnovice

Wisedrum schrieb:
Haken bei der Sache, die meisten Autos werden allein durch die Gegend bewegt. Irgendwas ist ja immer.Bingo!

Wären die meisten Autos während ihrer Fahrten möglichst voll besetzt anstatt im Durchschnitt nur mit 1,46 Personen, würden wir diese Diskussionen hier nicht, oder nur in sehr abgeschwächter Form führen.

Wisedrum fragte:Kannst Du Energieverbrauchsvergleichswerte mit CO2 Produktionswerten für die menschliche Fortbewegung auf unterschiedliche Arten nennen? Sorry, ich hatte die falsche Taste gedrückt. Ich war noch nicht fertig. Das steht jetzt oben wohl alles da, jedenfalls was die Fortbewegung ohne Hilfsmittel im Vergleich zu einem 80 kg Fleischsack im P4 mit meiner Fahrweise betrifft. Bei Deiner Fahrweise sollte die Bilanz sehr ähnlich sein. Der einzige Punkt, der nicht berücksichtigt ist, dass der Mensch beim Autofahren auch noch zusätzlich Energie verbrennt. Das bringt dann einen kleinen Vorteil für das Gehen.

Ich schränk's Atmen und die Körperbewegungen meditativ beim Autofahren auf ein Minimum ein. Das spart und so wächst der eigene Verbrauch, kaum ins Gewicht fallend, nicht sonderlich über den Grundbedarf als lebender Mensch hinaus. Meine Kiste ist sehr entgegenkommend beruhigend dafür. Hihi.

MarieCurie schrieb:


Ich war erstaunt, wie ineffizient die menschlichen Fortbewegung ohne Hilfsmittel ist!

Danke für deine erhellenden Berechnungen. Bin nicht minder erstaunt und fahre selbst allein im Auto meine Ökoschüssel nun bewusster und ohne mir irgendwelche Kopfschmerzen ihrerwegen zu bereiten.

Ab und zu gehe ich auch mal kürzere Wege. Nun mit dem Bewusstsein, der Umfeld dadurch keinen wesentlich größeren Gefalllen zu bereiten. Dem Körper aber schon, denn jeder Gang hält schlank. Auf Schlanksein lege ich Wert. Erleichtert vieles enorm. Wieder, man gönnt sich ja sonst nichts. Ansonsten: was soll's.

@Mariecurie: ähnliches hatte ich auch schon ermittelt, fürs Fahrradfahren mit dem E-Bike sieht es etwas besser aus als die laufen, wenn man dann noch rechnet, das man 26kg Gepäck pro Person mitnimmt...

Aber was kostet der Kilometer laufen nun?

Das hängt wohl hauptsächlich davon ab, wo/wie man speist und wie man seinen Fuß beschuht

MarieCurie schrieb:
Ich war erstaunt, wie ineffizient die menschlichen Fortbewegung ohne Hilfsmittel ist!
Das Dumme ist, dass so einige unserer Hilfsmittel noch viel ineffizienter sind. So wenig Kraftstoff wie du oder Wisedrum brauchen mit dem Auto nur die wenigsten Menschen. Und dann wird halt oft je nach Einsatzzweck noch viel zu viel Masse mitgeschleppt.

Die 1,5t Auto transportiere ich ja nicht, weil ich 1,5t Stahl in Autoform transportieren will. Das ist nur ein Mittel zum Zweck des Fleischsacktransports.

Klein- und Kleinstfahrzeuge, die wesentlich weniger Energie für die gleiche Strecke brauchen, gibt es ja eigentlich zu Hauf. Nur kann man damit halt nicht einmal im Monat 200 kg Pflastersteine für die Hauseinfahrt vom Baustoffhandel besorgen und nimmt dafür ein Auto zum Transport (wobei das mit dem passenden Anhänger auch mit kleineren Fahrzeugen funktioniert, aber das ist wieder ein anderes Thema). Nur fährt man die 1,5t den Rest des Monats dann halt trotzdem spazieren, obwohl das nicht notwendig wäre.

MarieCurie schrieb:
Ich war erstaunt, wie ineffizient die menschlichen Fortbewegung ohne Hilfsmittel ist! Deswegen fahre ich immer Fahrrad

VG
priusnovice

marratj schrieb:

Klein- und Kleinstfahrzeuge, die wesentlich weniger Energie für die gleiche Strecke brauchen, gibt es ja eigentlich zu Hauf.

Beispiele? Gerade im PKW-Bereich bin ich auf die "Zu Hauf Aufzählung" gespannt.