der_flieger schrieb:
Lasst uns loslegen!
Liebe Priusfreunde,
es folgt ein kleiner Sachstandsbericht, den ich euch mit Freude übermitteln kann. Der weitere Ablauf der Umsetzung eins Airspeed Loggers gestaltete sich wie folgt. Solche 'Mal-eben-Aktionen' laufen bei mir so in etwa ab wie das Kochen - man schaut in die Schränke, entwickelt einen Plan und los gehts.
Bei weiterer Überlegung, wie man die Sensoren am Fahrzeug befestigen könnte, habe ich von den Dachträger Varianten Abstand genommen. Das ist mir zu auffällig, zu umfangreich und nicht schnell genug ein- und abrüstbar. Es fanden sich jedoch diverse Saugfüße von Navihalterungen usw., zudem so ein Saugheber mit zwei Saugnäpfen zum Transport von glattflächigem Baumaterial wie Fensterglas u.ä. So ein Heber hält angeblich bis zu 100 kg - kein Problem für eine Sonde, die weniger als ein halbes Pfund auf die Waage bringt. Nach vorn sorgt ein modifizierter Navihalter für eine in Grenzen verstellbare Abstützung.
Karins Nachfrage, ob man mit der Saugglocke nicht Beulen ins Blech zieht, ist durchaus berechtigt. Ich habe es vorsichtig probiert, es passiert nichts.
Ein erster Montageversuch war dennoch ernüchternd, weil der Verstellbereich des vorderen Fußes nicht groß genug war. Die Sonde steht zu hoch, wie man sehen kann. Dennoch wollte ich unbedingt eine Runde drehen - und war angesichts der Optik doch ganz froh, dass es schon dunkel war.
Zusätzlich habe ich einen kleinen Magnetfuß mit einem Röhrchen und einem Wollfaden angebracht. Der Wollfaden zeigt mir während der Fahrt die Strömungsrichtung an. Daran wollte ich die Neigung der Sonde einstellen. Die Strömung läuft über der Haube nicht horizontal, sondern aufwärts gerichtet. Die Probefahrt verlief insofern positiv, als dass ich tatsächlich verwertbare Daten aufzeichnen konnte. Die Konstruktion der Halterung musste jedoch überdacht werden.
Vorn sitzt nun ein Pinnwandmagnet an einem Scharnier, damit eine Kontouranpassung an die Motorhaube erfolgen kann. Das Scharnier fand ich einer meiner Grabbelkisten, es klebte noch ein DM-Preisschild darauf.
Das sieht doch schon besser aus. Jetzt steht die Sonde fast etwas tief - das konnte ich nicht testen, denn am Samstag vor einer Woche hatte ich einen Anlass zu einer ausgedehnten Testfahrt, doch leider war mir die Konstruktion mit dem Wollfaden zerbrochenen und somit nicht einsatzbereit.
Ich wollte den Anlass nicht ungenutzt verstreichen lassen, denn es war der letzte, wenn auch sehr windig-kalte Tag vor dem großen Wintereinbruch mit viel Schnee und strengem Frost. So fuhr ich am Samstagnachmittag von Süd nach Nord quer durch Bremen zu meiner Mutter. Die Augen der übrigen Verkehrsteilnehmer - unbeschreiblich. Sehr viel angenehmer war die Rücktour bei Dunkelheit, aber auch da wurde ich an einer Ampel stehen vom Nebenmann angesprochen, der sich an seiner Partnerin vorbei zu mir herüber beugte, das Fenster herunter fuhr und 'nach dem Ding' fragte.
Hier der Fahrtverlauf:
Die Tour startet nähe Bremen-Vegesack oben links im Kartenausschnitt. Der Wind kommt an dem aus nordöstlicher Richtung (also von oben-rechts), so dass er auf der Autobahn A27 von vorn links kommt, dann im weitern Verlauf aber auch streckenweise fast von hinten. Es folgt eine Übersicht der relevanten Daten, so wie der DataExplorer sie grafisch darstellt. Man erkennt zwei Linien, die die Geschwindigkeit über der Zeit darstellen. Die blaue Linie ist die Geschwindigkeit aus dem GPS Sensor, die grüne hingegen die angezeigte Luftgeschwindigkeit der Sonde (Airspeed).
Bezüglich Windschatten (WS) kann ich wesentliche Einflüsse nur von dem Abschnitt auf der A27 berichten, wo linkerseits das Blockland ausgewiesen ist. Danach kam es noch zu einem kurzen Rendezvous mit einem schnelleren Mercedes Kombi, der mir Windschatten spendete, dann aber davon fuhr.
Man kann schön erkennen, dass in einzelnen Abschnitten die Airspeed deutlich über der GPS-Speed liegt. das sind die Gegenwind-Passagen, wo sich die Geschwindigkeiten nahezu addieren. Besonders stark zeigt sich diese Differenz z.B. auf der A281 Hochbrücke, die deutlich aus dem Bodennahen Profil herausragt - dort ist es gleich deutlich windiger. Doch auch die Passagen mit WS lassen sich identifizieren, denn dort bleibt die Airspeed im Rahmen der GPS Speed oder leicht darunter. So einfach ist die Auswertung nicht, den die Airspeed Werte schwanken aufgrund von Böen und Turbulenzen stark. Die Daten wurden mit einer Rate von 10 Hz aufgezeichnet.
Es wird auch schnell klar, dass für eine aussagefähige Auswertung eine genaue Situationsbeschreibung vorliegen muss, neben den Wetterdaten Aussagen zum Verkehrsgeschehen und zu den Abständen zum vorausfahrenden Fahrzeug. Vermutlich ist eine mitlaufende Kamera noch das einfachste Hilfsmittel. Das ist dann etwas für weitere Versuche.
MarieCurie war so freundlich, sich der Daten anzunehmen. Sie hat erstaunliches daraus extrahieren können, doch das kann sie selbst am besten schildern.
Das ist es soweit von mir,
Martin