Fahrsicherheit und Ökologie 20.10.2014 09:30 - vor 9 Jahren, 7 Monaten
Hallo zusammen,
ich hatte am 11. Oktober erneut die Gelegenheit, an einem Kombitraining des ADAC am Nürburgring teilzunehmen. Dieses Training heißt deshalb Kombitraining, weil die Themen "Fahrsicherheit" und "Ökologisches Fahren" an einem Tag kombiniert werden.
Ich hatte dieses Training im Auftrag meines Arbeitgebers organisiert und selbst in den letzten Jahren bereits häufig an solchen Veranstaltungen teilgenommen - die MX5-Challenge am Hockenheimring und mein siebter Platz unter 4.500 anderen (Joey Kelly wurde nur 21.) mal außen vor, das war etwas völlig anderes
Hintergrund ist in erster Linie die Fahrsicherheit. Jeder freut sich auf sowas: Bremsen, Ausweichen, Gleitbelag, Schleuderplatte usw. Umso mehr überrascht war man, als ich das Thema Ökologie mit ins Spiel brachte. Der Grund ist einfach: Wer ökologisch (ruhig, entspannt, vorausschauend) fährt ist logischerweise auch fahrsicherer unterwegs.
Gegen 08:00 reisten die Kollegen an. Vertreten waren ausnahmlos Diesel-Fahrzeuge aus dem VAG-Konzern: Ein A6, mehrere Passat und Touran, ein Seat Alhambra. Da ich aus versicherungstechnischen Gründen nicht mit meinem Privatwagen anreisen durfte, hatte ich ebenfalls einen 140PS-TDI-Touran.
Da der Fahrsicherheits-Teil wohl klar ist beschreibe ich hier nur den Ökologie-Teil. Dieser gestaltet sich wie folgt:
- Jeder fährt mit seinem Fahrzeug ohne ohne jegliche Veränderung zu seinem normalen Fahrstil eine definierte Runde auf öffentlicher Straße.
- Danach geht es zu einer lockeren, etwa zweistündigen Therorie-Runde im Fahrsicherheitszentrum. Hier geht´s erstmal um Brainstorming, ein paar Ideen, Erfahrungen usw. Dann hauen die Trainer ihr Fachwissen raus und erklären Zusammenhänge wie Schubabschaltung, Commonrailtechnologie, Reifendruck und Reifentechnik, Getriebezusammenhänge und Typen, Drehmoment uswusf.
- Anschließend wird dieselbe Runde wie zuerst erneut gefahren und das gerade gelernte radikal 1:1 umgesetzt. Das ist wirklich nicht leicht, denn viele über Jahre eingefahrene Abläufe laufen automatisch und falsch ab.
Wie dem auch sei: In beiden Fällen werden die Veränderungen auf der definierten Testrunde anhand des Bordcomputers gemessen - konkret: Durchschnittsverbrauch und Fahrzeit. Erwarten wir keine nachhaltigen Analysen, Spritmonitorvergleiche oder genaue Bordcomputer, aber eins ist klar: Der Bordcomputer zeigt bei beiden Runden gleich falsch oder richtig an. Am Ende werden die Werte verglichen.
Für unsere Gruppe kam am Ende heraus:
1. Fahrt im Mittel durch alle Teilnehmer
7,1 Liter Durchschnittsverbrauch
44,9 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
2. Fahrt im Mittel durch alle Teilnehmer
5,5 Liter Durchschnittsverbrauch
45,2 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
Ich konnte in eine Menge staunender Gesichter schauen und war selbst überrascht, dass ich den Touran nach der zweiten Runde mit 5,1 Liter zurückbrachte. Aber vor allem zeigte es jedem einzelnen, dass man durch eine ökologische Fahrweise nicht einmal zum Verkehrshindernis wird, sondern sogar - wenn auch minimal - schneller ist.
Schon am darauf folgenden Montag kamen die ersten Kollegen auf zu mir und berichteten, mit wie wenig Spritverbrauch sie nach Hause gefahren sind und wie sehr das Training ihnen die Augen geöffnet hat. Ich erwarte - trotz Tankkarte - ein kleines ökologisches Umdenken und werde am Ball bleiben ...
Nebeneffekt: Bei einer Jahresfahrleistung aller Teilnehmer von 475.000km spart jeder Teilnehmer 481 Liter Treibstoff, 1.155kg CO2 und - bei einem Spritpreis von 1,50 Euro - 722 Euro Kosten pro Jahr. Das macht bei 15 Teilnehmern 10.830 Euro ... der Kurs kostete nur knapp 3.000 Euro und wird sogar noch zum Teil von der Berufsgenossenschaft gefördert.
Ich habe es mir nicht nehmen lassen, dieses Wochenende privat zum Nürburgring zu fahren und die selbe Runde im Prius abzufahren. Gegenüber meinem Touran-Ergebnis von 5,1 Liter schaffte es der Prius mit nur 3,2 Litern.
Zum Fahrsicherheits-Teil und den beiden größten Unfallrisiken auf deutschen Straßen - überhöhte Geschwindigkeit und zu geringer Sicherheitsabstand - habe ich nichts weiter zu sagen und möchte einfach nur auf ein Video der neuseeländischen Polizei verweisen:
Aw: Fahrsicherheit und Ökologie 20.10.2014 11:05 - vor 9 Jahren, 7 Monaten
Frufus, gerne:
Als ich am Ring ankam war mein Akku voll. Elementarer Bestandteil des Ökotrainings ist das "Segeln", das "untertourige Fahren" und das "Rollen statt Bremsen" in Verbindung mit der vorrausschauenden Sicht in den Verkehr. Als die Runde beendet war, war der Akku nicht mehr voll, was heißt, dass auch daraus ein Teil der Energie genommen wurde.
Ein Großteil davon sind die Kerndisziplinen des Prius. Hinzu geht as am Ring kontinuierlich Auf und Ab. Wenn man nun viel rollt, die anderen Verkehrsteilnehmer beobachtet (der will abbiegen -> rollen lassen, Betrieb im Kreisverkehr -> rollen lassen, 70er-Zone in Sicht -> rollen lassen) und außerdem die Topografie berücksichtigt, kommen tolle Werte erstmal fast automatisch.
Klar, es war nur eine Runde und weder eine effektive 100km-Messung, noch eine komplette Tankfüllung, aber es ist eine Richtung. Folgendes Video umschreibt zumindest ein paar Eckdaten (immerhin vom Verkehrsministerium Baden-Würtemberg):
Aw: Fahrsicherheit und Ökologie 20.10.2014 13:43 - vor 9 Jahren, 7 Monaten
Respekt, Sven!
Das Video im letzten Beitrag kann ich nicht sehen - nur die Adresse per "Zitieren"-Button kopieren und im neuen Fenster aufmachen. Ich glaube das Forum mag Youtube nur, wenn man die Adresse ohne alles postet:
Wie konntest Du das erlernte denn auf den Prius umsetzen? Der fährt sich doch anders, als die Schaltwagen. Und welche Geschwindigkeit wurde gefahren? War der Prius in Stage 4, also vollständig warm?
Aw: Fahrsicherheit und Ökologie 20.10.2014 15:16 - vor 9 Jahren, 7 Monaten
KSR1 schrieb: Wie konntest Du das erlernte denn auf den Prius umsetzen? Der fährt sich doch anders, als die Schaltwagen. Und welche Geschwindigkeit wurde gefahren? War der Prius in Stage 4, also vollständig warm? LG Klaus
Wenn ich ehrlich bin, wusste ich schon vieles von dem Trainingsinhalt aus den vorherigen Trainings. Von daher läuft die Umsetzung des Erlernten schon seit über 2 Jahren, aber eben nicht in aller Konsequenz, wie auch mein SM-Eintrag zeigt.
Das Getriebe des Prius nimmt einem ja die komplette Schaltarbeit weg - ein Umstand den andere erst noch schmerzlich erlernen müssen. Früh schalten mit einem Schaltwagen ist das eine, aber wie ein Automatikgetriebe in den nächsten Gang zu locken ist wussten die wenigsten. Aber selbst das funktioniert nur begrenzt, denn es gibt Situationen (innerorts, Geschwindigkeit haltend, 40-50km/h), in denen man das DSG2 nicht in den 6. Gang bekommt. Alleine das zeigt mir, wie veraltet und unsinnig diese Schaltautomatiken sind.
Die Strecken rund um den Ring setzten sich zusammen aus Landstraßen und Ortsdurchfahrten - also klassisch Überland. Gefahren wurde dabei also alles bis knapp unter 100. Die durchschnittliche Geschwindigkeit lag am Ende bei rund 45km/h für beide Touren.
Aw: Fahrsicherheit und Ökologie 20.10.2014 18:24 - vor 9 Jahren, 7 Monaten
Sehr beachtlicher Bericht und Denkanstoß! Danke!
Vieles ist ja bestens bekannt und vertraut, allein es fehlt der Wille und die Motivation, es im Alltag umzusetzen, oder?
Und wenn ich dann gerade heute in der Zeitung lese, daß der ach so umweltbewußte deutsche Autofahrer jetzt, bei sinkenden Spritpreisen, vermehrt zum größeren Auto greift und Kleinwagen "out" sind, daß die SUV-Modelle ständig steigende Zulassungszahlen aufweisen ...
dann ist auch klar, wo wirklich die Probleme hinsichtlich der Ökologie (und Ökonomie) liegen ...
Trotzdem: man kann nicht oft genug auf die Verantwortung hinweisen, die wir gegenüber Umwelt und kommenden Generationen haben - und daß das nebenbei sogar auch noch Spaß macht - siehe Fahren im V 2.0
Prius III Plug-in Hybrid TEC-Edition, stromblau mica metallic, Verbrauch: 3,9 l + 1,75 kWh/100 km, als HV: 4,5 l/100 km, als EV: ~13 kWh/100 km
Vorgänger(2010-2019): Prius II Sol onyxschwarz, Verbrauch: 4,9 l/100 km
Kein öffentlicher Schreibzugriff erlaubt, bitte erst registrieren!
Aw: Fahrsicherheit und Ökologie 20.10.2014 21:49 - vor 9 Jahren, 7 Monaten
sven@prius schrieb: Die Strecken rund um den Ring setzten sich zusammen aus Landstraßen und Ortsdurchfahrten - also klassisch Überland.Danke für den Bericht. Wie lang ist die Strecke? Damit man abschätzen kann wie große der Effekt des zu Beginn vollen Akkus war.
Aw: Fahrsicherheit und Ökologie 20.10.2014 23:38 - vor 9 Jahren, 7 Monaten
KSR1 schrieb: Ich glaube das Forum mag Youtube nur, wenn man die Adresse ohne alles postet
Das kann man so machen, ja. Das Script erkennt den Link und bindet das Video automatisch ein.
Die offizielle Methode ist, oben auf das Video-Symbol (Filmstreifen) zu klicken, bei Provider "Youtube" einzustellen und bei ID einfach nur die Video-ID einzugeben, hier also "-Blnbrz-y6I". Dann macht der Editor daraus folgende Sequenz:
Code:
[video type=youtube]-Blnbrz-y6I[/video]
Die kann man natürlich auch von Hand eingeben und sie bewirkt ebenfalls die Einbindung:
Aw: Fahrsicherheit und Ökologie 21.10.2014 15:31 - vor 9 Jahren, 7 Monaten
Ich habe auch mal in Nürnberg beim ADAC ein Spritspartraining gemacht, gefördert vom Land Bayern. Kosten waren 40€, es ging einen Tag.
Gefahren wurde ein Opel Vectra mit Diesel, durch die Stadt, kurz Überland und ganz kurz Autobahn. Es wurde 2x mal gefahren, ein mal einfach so, dann Schulung, danach extrem sparsam. Daten wurden mit einem Gerät an der OBD fortlaufend aufgezeichnet.
Es liest sich alles einfach, aber mit dem Fahrlehrer und seinen Tipps daneben lernt man doch einiges. Die Fahrweise ist jedoch sehr gewöhnungsbedürftig.
Ich hatte bei der 2. Fahrt etwa 9% weniger Verbrauch, 2% weniger Drehzahl, 25% weniger Schaltvorgänge und war 6% schneller. Schlichtweg wesentlich vorausschauender und gleichmäßiger gefahren.
Es gibt aber Verkehrsteilnehmer, die sich durch einen gelben, vorschriftsmäßig fahrenden Opel mit Spritspartraining-Aufdruck zu gewissen Reaktionen hinreißen lassen...