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Der kalifornische Hersteller Tesla schreibt mit seinen Elektroautos und dem zugehörigen Mobilitätskonzept seit 2003 Automobilgeschichte.
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THEMA: Egons blauer Elektrojet
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#430337
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 14:23 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Eigentlich wollte ich voll Freude berichten, dass es mir auf den letzten 1000 Kilometern dank des milden Spätsommers gelungen ist, deutlich unterhalb 15 kWh/100 km zu landen, zuzüglich Ladeverluste. Trotz 280 Kilo Beladung an Bord (Passagiere eingerechnet), trotz Winterreifen, trotz nicht gezielt sparsamer Fahrweise. Das schwere und eigentlich hoffnungslos übermotorisierte Model S ist tatsächlich sehr effizient.

- www.spritmonitor.de/de/detailansicht/856153.html


Besonders auf der A7 und A6, wo am Mittwoch ein Stau nach dem anderen war und man beim besten Willen nicht schneller als 130 km/h fahren konnte, lag der Verbrauch streckenweise äußerst niedrig.


Hier sind es 11,1 kWh/100 km auf den letzten 115 Kilometern
und 14,3 kWh/100 km auf den letzten 770 Kilometern:




Hier sind es 9,2 kWh/100 km auf den letzten 50 Kilometern:




EDIT: Zum Schluss waren es über 600 Kilometer Distanz 13,87 kWh/100 km.


Der Autopilot - im Grunde nichts anderes als eine Kombination aus einem ziemlich guten Spurhalteassistenten und einem ebensolchen Radar-Tempomaten - nimmt jedem stockenden Verkehr seinen Schrecken. Man steht einfach drin und muss sich um nichts kümmern, außer bei Bedarf um das Bilden der Rettungsgasse.


Leider hat meine Freude schon heute Morgen wieder einen Dämpfer bekommen, als ich zu einem Kunden gefahren bin. Quer durch die Großstadt, furchtbarer Verkehr, Standheizung ab 20 Minuten vor dem Losfahren, Sitz-/Spiegel-/Heckscheibenheizung, Außentemperatur moderate 8 Grad Plus - trotzdem standen nach 32 Kilometern 22,6 kWh/100 km auf dem Display, zuzüglich Ladeverluste.

Dabei war sogar der "Range-Mode" noch aktiv, das heißt reduzierte Heizleistung und kein gezieltes Aufheizen der Batterie. Ich schätze, wenn es unter Null Grad und die Strecke nicht zu lange ist und man es gemütlich warm haben möchte, kann man 30 kWh/100 km reißen.

Grüße, Egon
Egon
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Letzte Änderung: 26.10.2017 19:22 von Egon.Grund: Text ergänzt.
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#430355
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 15:39 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Dann einfach dicke Kleidung anziehen und Du brauchst keine Heizung .

Grüße
ToyotaFan202
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Ab 03/2017 mein erster Prius:
2008, Onyxschwarz, Sol, damals mit 90.000km, jetzt ca. 115.000km.
Davor (fast) nur Toyota gefahren, 50 Autos.
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#430366
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 16:27 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Ja wenn es nur die Innenraum-Heizung wäre. Es spielen aber viele Faktoren eine Rolle, beispielsweise der Mehrverbrauch durch eine deutlich eingeschränkte Rekuperation bei kaltem Akku. Die kann man freilich vermeiden, indem man die aktive Akku-Temperierung nicht unterbindet - aber das kostet natürlich auch wieder Energie, und nicht zu knapp.

Der größte Stromfresser ist aber sicher Standheizung nach einer kalten Nacht im Freien, ohne angeschlossene externe Stromversorgung. Da kann man auf der App zusehen, wie sich der Akku zumindest in den ersten Minuten beeindruckend zügig leert, von der Akkutemperierung gar nicht zu reden. Das ist wenig überraschend und technisch nachvollziehbar, nur wissen sollte man es.

Grüße, Egon
Egon
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#430414
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 21:04 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Zum Autopiloten: Der orientiert sich in erster Linie an den Straßenmarkierungen (Frontkamera) und dem Radarecho des voraus fahrenden Fahrzeugs. Hinzu kommen weitere Sensordaten, Informationen aus dem Navi sowie Daten aus dem Fleet Learning.

Kann der Autopilot den Fahrbahnrand nicht eindeutig lokalisieren, lässt er sich nicht aktivieren. Ist er aber bereits aktiviert und verliert den Fahrbahnrand, wird vorübergehend dem voraus fahrenden Fahrzeug gefolgt. Das sieht dann auf dem Display so aus:


Beide Fahrbahnmarkierungen werden erkannt, links und rechts also blau:



Fahrbahnränder werden nicht mehr erkannt, deshalb wird dem voraus fahrenden Fahrzeug gefolgt. Es wird dann blau dargestellt:



Hier in umgekehrter Reihenfolge. Der Fahrbahnrand wird nicht erkannt, in diesem Fall wahrscheinlich weil die tiefstehende Sonne direkt von vorne die Kamera überfordert. Das System orientiert sich daher am LKW, der sich im Radarfokus befindet.



Kurz darauf erkennt das System wieder die Fahrbahnränder:



Grüße, Egon
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#430429
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 21:46 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Was macht das System, wenn niemand vor mir fährt? Springt der Autopilot dann raus und fährt das Auto solange blind?
schrubber
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Letzte Änderung: 26.10.2017 21:47 von schrubber.
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#430432
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 21:53 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Was ist wenn der Vorausfahrer von der Straße abkommt z.B. bei Nebel oder Schneefall. Fährt der Tesla AP dann hinterher, wenn er sich per Radar an den Vorausfahrer hängt!?!

Grüße, Helmut
haribo
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Grüße,Helmut
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#430435
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 21:58 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Ich stelle mir das gerade sehr lustig vor wenn der Tesla dem Vorausfahrenden bei Nebel bis nach Hause folgt Das könnte einen neuen Trend geben.

Wie reagiert der Autopilot, wenn der Vorausfahrende die Spur wechselt? Folgt er bis er eine Markierung gefunden hat?
schrubber
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#430449
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 22:47 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
schrubber schrieb:
Was macht das System, wenn niemand vor mir fährt? Springt der Autopilot dann raus und fährt das Auto solange blind?
Das habe ich mich auch schon gefragt, aber da ich den Autopiloten gemäß Herstellervorgabe praktisch nur auf mehrspurigen Schnellstraßen und Autobahnen einsetze, habe ich diese Situation noch nicht erlebt. Ich gehe davon aus, dass er bei nicht ausreichender Datenlage Alarm schlägt und an den Fahrer übergibt.

Er zeigt seine Verfügbarkeit optisch an und ließe sich nur noch in sehr wenigen Situationen nicht aktivieren. Das erlebe ich höchstens auf völlig abgelegenen Feldwegen (muss ich hin und wieder befahren) und Straßen, bei denen ich selbst Schwierigkeiten habe, den Rand eindeutig zu bestimmen. Auch der sehr schnelle und treffsichere automatische Einparker bietet seine Hilfe nicht an, wenn Bordstein und Fahrbahn mit Laub bedeckt sind und er so nicht eindeutig unterscheiden kann.

Ansonsten parkt er zackig völlig selbsttätig ein (Hände vom Lenkrad, Füße von den Pedalen). Er kommt kerzengerade exakt parallel mit geringem Abstand zum Bordstein zum Stehen, wobei er nötigenfalls in der Lücke vor- und zurück fährt, bis der Abstand passt. Zum Schluss schaltet er auf P und die Innenbeleuchtung an. Eine ziemlich beeindruckende Vorstellung.


haribo schrieb:
Was ist wenn der Vorausfahrer von der Straße abkommt z.B. bei Nebel oder Schneefall. schrubber schrieb:
Wie reagiert der Autopilot, wenn der Vorausfahrende die Spur wechselt? Folgt er bis er eine Markierung gefunden hat?
Wahrscheinlich nicht. Ich habe schon bei nicht erkennbaren Fahrbahnrändern hinter einem LKW autopilotiert, der deutlich nach rechts auf den Standstreifen abgedriftet ist. Diese Bewegung wurde nur sehr gedämpft mitgemacht. Ich vermute (aber weiß es nicht), dass die Daten aus Navi und Fleet Learning absurde Manöver verhindern, die der Vordermann ausführt.

Tatsächlich funktioniert das System verblüffend gut, selbst bei Dunkelheit und Nebel und Regen. Vom autonomen Fahren im Wortsinn ist es aber dennoch ziemlich weit entfernt und blindes Vertrauen nicht angebracht.


Grüße, Egon
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Letzte Änderung: 26.10.2017 22:52 von Egon.Grund: Tippfehler korrigiert.
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#430463
Aw: Egons blauer Elektrojet 26.10.2017 23:26 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Hier noch zwei Schnappschüsse von den Instrumenten mit zugehöriger Situationsbeschreibung.

  • Autobahnbaustelle, es geht leicht enger zu als normal, aber unkritisch. Die hinteren Seitensensoren rechts und links schlagen an, aber noch in der Vorwarnstufe (große helle Drittelkreise). Der Autopilot manövriert entsprechend der temporären gelben Fahrbahnmarkierung, die er treffsicher von der weißen unterscheiden kann. Sein Vorausblick reicht aber etwas weniger weit als sonst, erkennbar an den etwas kürzeren stilisierten Straßenrändern. Der Vordermann, der gerade einen LKW überholen wollte, muss plötzlich stark bremsen. Der Autopilot macht die Bremsung rekuperativ mit und pumpt dabei über 50 kW in den Akku (grüner Ausschlag bei -50).





  • Hier übersteuere ich mit dem Strompedal vor einem Überholvorgang beschleunigend den Autopiloten. Die Alternative ist, ihn das selbst machen zu lassen, das geht einfach per Blinkerhebel. Aber dazu hätte ich erst mit dem Tempomat-Hebelchen die Zielgeschwindigkeit hochsetzen müssen, denn 95 km/h ist viel zu langsam, um den LKW zu überholen. Es war in dem Moment einfacher, auf das Pedal zu treten und das Überholmanöver selbst durchzuführen.





Grüße, Egon
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#430484
Aw: Egons blauer Elektrojet 27.10.2017 08:48 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Für mich ist das sehr beeindruckend!!

Vielen Dank für die ausführlichen Infos mit Bilder, Egon!

Viele Grüße
Gerald
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#430873
Aw: Egons blauer Elektrojet 29.10.2017 14:42 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Danke Egon für die ausführliche Beschreibung des AP1. Der funktioniert wirklich gut.

Ich möchte noch etwas Historie ergänzen: im Gegensatz zu den alten Versionen (7.X, eventuell noch die 8.0?) stellt der AP1 inzwischen die Arbeit relativ kurzfristig ein (mit Blinken im IC - rot - und abbremsen), wenn er die Datenlage für unzureichend befindet.

Das war mit Sicherheit eine Reaktion auf den Missbrauch von manchen Tesla-Fahrern, die ihn z.B. nachts auf Landstraßen ohne Supervision eingesetzt haben.

Hat beides seine Vor- und Nachteile für jeweils andere "Benutzergruppen".
santosha
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Tesla Model S90D Leiche - steht nur noch rum - weigere mich zur weiteren Zusammenarbeit mit Tesla
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#430875
Aw: Egons blauer Elektrojet 29.10.2017 15:03 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Was passiert eigentlich wenn an der Hardware des AP1 mal was defekt ist ?
Tesla hat ja Mobileye in die Wüste geschickt und die eigenen Entwicklungen bzw. die Teile des möglichen neuen Zulieferers funktionieren ja offenbar (noch) nicht so gut,jedenfalls scheint der AP2 den AP1 kurioserweise deutlich unterlegen zu sein .
ex_Civic2006
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Letzte Änderung: 29.10.2017 15:04 von ex_Civic2006.
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#430880
Aw: Egons blauer Elektrojet 29.10.2017 15:17 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Ich denke MobilEye waren einfach wirklich gut, in dem was sie gemacht haben (DNN für Image Recognition), und Tesla hat den Aufwand stark unterschätzt.

Wenn was am MobilEye kaputt geht (habe ich aber noch nie gelesen), gehe ich einfach davon aus, dass Tesla weiterhin Ersatzteile geliefert bekommt oder sie sogar bereits solche bevorraten.

Aber das frage ich dann wenn es kaputt geht weil es ansonsten unnötige Lebenszeitverschwendung ist mir darüber hypothetisch den Kopf zu zermalmen
santosha
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#430895
Aw: Egons blauer Elektrojet 29.10.2017 16:34 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
Sehe ich auch so. Bislang gab es - von dejustierten Kameras abgesehen - offenbar keine defekte AP1-Hardware, zumindest war nirgendwo etwas davon zu lesen. Wollen wir hoffen, dass ausreichend Ersatzteile auf Lager gehalten werden.

Grüße, Egon
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#430896
Aw: Egons blauer Elektrojet 29.10.2017 16:34 - vor 6 Jahren, 6 Monaten  
So, die ersten 10.000 Kilometer in meinem schicken und gemütlichen Tesla Model S liegen seit gestern hinter mir. Der Wagen wird im harten Familienalltag durchaus nicht geschont, als Langstreckengleiter gerne genutzt und noch häufiger als lastenfressender Transporter. Meine bisherigen Eindrücke fasse ich für Euch zusammen.

  • Charakter

    Das Auto ist groß und schwer, aber überraschend handlich. Der praktische Nutzwert ist hoch, weil Heckklappe und Kofferraum riesengroß sind. Mit umgelegter Rückbank, dem großen Kellerfach und dem kleinen Zusatz-Kofferraum vorne schluckt der gut was weg. Ikea-Großeinkauf? Kein Problem. Dafür wird man aber in so manchen Parkhäusern, Innenstädten und engen Straßen mit diesem Auto nicht froh. Auf Langstrecke ist es hingegen Klasse, auch in den Mittelgebirgen macht es viel Freude.

    Der Wagen bietet auch im sechsten Jahr seiner Marktpräsenz einen konkurrenzlosen Dreiklang aus Antrieb, Ladenetzwerk und Bedienkonzept. Es gibt kein anderes Auto auf dem Markt, das in dieser Kombination mithalten kann.


  • Antrieb

    Der Brüller, ohne Frage. Nüchtern betrachtet ist der Wagen übermotorisiert, die Beschleunigung fast schon unanständig. Das Fahrwerk und der elektronisch gesteuerte "Dual Drive" bringen die üppige Leistung problemlos auf die Straße. Wenn man das Strompedal durchtritt, bekommt man einen harten Schlag ins Kreuz. Dabei tritt kein spürbarer Schlupf auf. Enge Kurven lassen sich mit beachtlichem Tempo durcheilen, da wird es nirgendwo leicht oder schwänzelt. Wer nicht gerne Achterbahn fährt oder keine hohen Fliehkräfte verträgt, sollte das Strompedal vorsichtig mit dem großen Zeh bedienen, und das war nur leicht übertrieben.


  • Bedienung

    Das auf den zentralen 17 Zoll-Bildschirm konzentrierte Bedienkonzept ist durchdacht und im Großen und Ganzen ok. Begeisterungsstürme löst es bei mir nicht aus, weil für einige (wenige) Dinge eine separate Taste im Alltag schlicht praktischer wäre. Stattdessen muss man immer erst das passende Menü aufrufen, was zwar gut funktioniert - aber Knopfdruck wäre einfacher, ist halt so. Schiebedach ist ein gutes Beispiel, Drehregler für die Lautstärke ein anderes. Ich komme aber auch so gut damit klar.

    Der Web-Browser ist ein nettes Gimmick, aber sehr langsam und dadurch von eingeschränktem Nutzwert. Das Navi bietet einige nette Features, die andere Navis nicht aufweisen, aber es fehlt auch eine Menge, was wirklich jedes andere Navi hat. Es bleiben gemischte Gefühle mit positiver Grundtendenz. Die Spracheingabe ist Klasse, sobald man ihre Syntax-Vorgaben verinnerlicht hat.

    Das Audio-System ist ziemlich gut, die inkludierte Spotify-Einbindung für mich ein echter Mehrwert, dito der Zugriff über TuneIn auf Internet-Radios aus aller Welt. Ich bin sowohl bei Spotify als auch bei TuneIn überrascht über den guten Klang und die sehr kurzen Zugriffszeiten. Die serienmäßige Mobilfunk-Anbindung (LTE) über eine niederländische SIM-Karte ist demnach flott und kann nicht die Ursache für den lahmarschigen Browser sein.


  • Qualitätsanmutung

    Fahrleistungen und Größe sind Oberklasse, der Rest des Autos ist es nicht.

    Die Innenausstattung ist bestenfalls automobile Mittelklasse, und stellenweise noch nicht mal obere Mittelklasse. Die Verarbeitung ist amerikanisch (nach)lässig. Ich habe noch kein einziges Model S oder X gesehen, das auch nur annähernd japanisches Großserien-Niveau erreicht hätte, und ich saß schon in vielen.

    Wie wichtig das ist, muss jeder selbst wissen. Mir persönlich sind zum Beispiel Spaltmaße einigermaßen egal; hingegen gehen schief sitzende Türen oder Gummidichtungen oder schlecht zusammengesteckte billige Plastikteile im Innenraum gar nicht. Auch einige Schweißnähte oder die an manchen Stellen rustikale Qualität der Lackierung - das muss man schon wollen. Zum Glück habe ich ein vergleichsweise gutes Exemplar erwischt, aber selbst bei diesem sollte man an einigen Stellen besser nicht so genau hinschauen, wenn man sich nicht den Tag verderben möchte.

    Nicht mängeltolerant bin ich hinsichtlich der Funktionalität, habe in diesem Punkt aber nichts zu meckern. Es funktioniert also alles, Ausfälle oder merkwürdiges Verhalten einzelner Funktionen ließen sich bislang immer mit einem Reset des Bordrechners beheben. Das geht auch beim Fahren und dauert nicht lange. Im Schnitt ist das etwa zweimal im Monat notwendig und angesichts der OTA-Software-Updates - ein unschätzbarer Bonus - tolerierbar.

    Bei Tesla scheint jedes Fahrzeug individuell auszufallen. Als grobe Faustregel: Die Jahrgänge 2013 und 2014 waren nicht so toll, ab 2015 gab es eine deutliche wahrnehmbare Besserung und ab etwa Mitte 2016 ging es wieder sichtbar bergab. An Mutmaßungen hinsichtlich der Ursachen (Model X-Produktion, Model 3-Produktion, Mitarbeiter-Fluktuation, der Firmenchef hat ein zu großes Mundwerk etc.) mangelt es im Netz nicht.

    Mir fehlt der Einblick, ich kann dazu nichts sagen. Ich rate aber, sich genau den Tesla, den man kaufen möchte, im Detail anzuschauen - also denselben, nicht so einen ähnlichen. Besser nicht blind und vor allem einen mit bestehender Werksgarantie kaufen. Die fällt mit 80 tkm bemerkenswert dürftig aus.


  • Service und Betreuung

    Mit dem Service habe ich bislang wenige, aber nur gute Erfahrungen gemacht. Zumindest Tesla Frankfurt/Main kann ich eine professionelle und kundenfreundliche Abwicklung attestieren.

    Im Übrigen sind die Service-Mitarbeiter nicht zu beneiden, weil sie ausbaden müssen, was bei der US-Produktion respektive beim Zusammenbau im niederländischen Tilburg geschludert wurde. Hier sehe ich großen Handlungsbedarf, denn das kann auf Dauer nicht gut gehen.


  • Preis/Leistung/Unterhalt

    Das Preis-/Leistungsverhältnis ist schlecht. Meiner Meinung nach sind Model S und X selbst für das, was sie bieten, und auch unter Anerkennung ihrer Alleinstellungsmerkmale überteuert. Das ist meine persönliche Meinung; eine Viertel Million Tesla-Käufer und -Vorbesteller bewerten das offenbar anders. Gut für den Hersteller, gut für die Elektromobilität, schlecht für den Geldbeutel.

    Die Unterhaltskosten sind exorbitant. Der prozentual betrachtet relativ niedrige Wertverlust ist in absoluten Zahlen sehr hoch, weil der Anschaffungspreis sehr hoch ist. Die Versicherungsprämien sind hoch und werden 2018 nochmals deutlich steigen. Die meisten Reparaturkosten außerhalb der Garantie sind extrem hoch. Inspektionen sind zwar keine Voraussetzung zum Erhalt der Werksgarantie, aber sehr teuer. Ein Rädersatz (Reifen, Felgen, Sensoren) reißt locker die 3000-Euro-Marke.

    Die hohen Betriebskosten lassen sich nicht annähernd durch eingesparten Treibstoff kompensieren. Ein Tesla wird sich rein wirtschaftlich betrachtet niemals amortisieren. Den schafft man nicht an, um damit Geld zu sparen, sondern des guten Gefühls wegen und/oder weil man ihn sich leisten möchte. Oder eben auch nicht.


  • Elektrische Alltagserfahrungen

    Der für mich wichtigste Punkt zum Schluss, und neben Alltagsnutzen und Antrieb gleichzeitig auch das erfreulichste Kapitel.

    Wenn man das unbedingt möchte, kann man mit einem Tesla seine Verbrennergewohnheiten beibehalten. Das heißt, man kann ihn leer fahren, aufladen und wieder leer fahren. Das macht kein E-Auto-Fahrer, aber wenn man dies so möchte, dann kann man es tatsächlich tun, muss sich also nicht umgewöhnen.

    Um keine Reichweitenangst aufkommen zu lassen, hat man dazu massig Akkukapazität verbaut, bietet ein dichtes Ladenetzwerk an und lässt praktisch sämtliche anderen Stromquellen zu. Der Tesla verdaut so gut wie alles, was Strom führt: Einphasig, zweiphasig, dreiphasig, Gleich- und Wechselspannung, diverse Steckersysteme - im Grunde alles außer CCS, aber das kann auch noch kommen.

    Ich habe von Anfang an jede sich im Alltag bietende Lademöglichkeit genutzt, und das sind erstaunlich viele. Wenn man immer wieder ein bisschen nachlädt, braucht man selten Supercharger und hat eigentlich immer genug Strom im Akku, außerdem tut man seinem Akku etwas Gutes. Geht es dann doch auf große Reise und man hatte vorher keine Gelegenheit mehr zum Laden, fährt man eben den nächsten Supercharger an.

    Die stehen ausreichend dicht, in manchen Gegenden sogar mehr als das. Auf meiner 400 Kilometer-Stammstrecke komme ich tatsächlich an sechs Superchargern vorbei (oder fünf, je nach Route). Schon einer würde reichen, und dazu gibt es an vielen Tank&Rast-Stationen Chademo-Säulen mit fast 50 kW, mit denen man ebenfalls flott nachladen kann.

Ich bin also im Alltag bislang recht zufrieden und bereue die Anschaffung nicht, obwohl ich keinen Geldscheißer Dukatenesel im Haus habe. Ein Ampera-e (60 kWh) mit brauchbarem Ladenetzwerk hätte es freilich genauso und dabei wesentlich preiswerter getan, aber beides gibt es nicht wirklich.

Das war ein erstes Zwischenfazit nach 10 tkm. Langzeiterfahrungen mit dem Tesla fehlen in meiner Betrachtung, und der erste Winter steht noch bevor. Ich werde weiterhin ohne Marken- oder BEV-Brille berichten.

Grüße, Egon
Egon
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