Die Beobachtung ist richtig, der UKW-Sound des Prius II-Serienradios ist ziemlich flach und wird von anderen Audio-Quellen locker übertroffen. Das liegt aber am von Toyota in den Prius II eingebauten Radio (ein Zulieferteil von Panasonic, wenn ich mich recht entsinne), das noch dazu einen miserablen UKW-Empfänger hat. Mit Digital/Analog hat das jedoch nichts zu tun.
Ryo schrieb:
UKW ist nun mal technisch schon eingeengt. Besser ist da DAB.
Entschuldige, aber das ist einfach falsch. Mir geht jedes mal der Hut hoch, wenn behauptet wird, dass DAB/DAB Plus grundsätzlich besser klingen. Richtig ist: DAB kann
nicht besser klingen, sehr wohl aber störungsfreier. Hingegen kann DAB Plus tatsächlich besser klingen, tut es aber meistens nicht, weil die Programmanbieter Geld sparen wollen.
Ich führe das etwas genauer aus, dann kann man es später nachlesen, wenn sich jemand dafür interessiert. Bitte aber bei allem, was jetzt folgt, genau unterscheiden zwischen
Soundqualität und
Störungen / Fehlen von Störungen. Das wird gerne gleich gesetzt, aber das sind zwei völlig verschiedene Aspekte.
UKW: Ein analoger UKW-Kanal wird sehr ineffizient genutzt, weil er aus historischen Gründen das Summensignal plus die beiden Stereokanäle plus das Trennsignal (Pilotton) plus das für RDS aufmoduliere digitale Datensignal übertragen muss. Auf diese Weise werden 150 kHz (2x75, wegen FM) verbraten, nur um 15 kHz NF-Bandbreite zu übertragen. Aber: Mit 2x15 kHz Bandbreite (Stereo) kann man schon einen ziemlich guten Sound übertragen, für mobile Anwendungen allemal mehr als ausreichend.
Bei
DAB (ohne Plus) wird der hoffnungslos veraltete Musicam-Codec (MPEG1) verwendet. Theoretisch ließe der zwar 256 kbit/s zu, aber das gab es nur in Testsendungen und Vorführungen. Mehr als 128 kBit/sec wurden in der Praxis nicht gefahren, oft 64 kBit/s. Diese wunderbare Kombination aus niedriger Bandbreite, schlechter Stereoabbildung (wegen gegenüber analogem UKW schlechterer Kanaltrennung) und ineffizientem Codec führte dazu, dass die eigentliche Soundqualiät bei Musikprogrammen so gut wie immer hörbar
unterhalb analogem UKW lag.
Positiv hervorzuheben ist allenfalls, dass Auslöschungen durch die typischen Phasenverschiebungen beim Fahren oder durch zu schwache Signale nicht zu Störgeräuschen führten - dafür aber zu Aussetzern. Kein Wunder, dass sich das in über 25 Jahren nicht durchgesetzt hat.
Bei
DAB Plus sieht das eigentlich sehr viel besser aus. Nicht, was mögliche Aussetzer angeht - das ist eben so bei digitalen Übertragungsverfahren und durch FEC-Verfahren auch nur eingeschränkt in den Griff zu bekommen. Aber was den Codec angeht, da liegen viele Jahre Entwicklung gegenüber DAB dazwischen, und das merkt man auch.
Als Faustregel gilt: Durch den besseren DAB Plus-Codec (AAC, MPEG4) ist gegenüber DAB die halbe Übertragungsrate für die gleiche Soundqualität ausreichend. Leider haben die Programmanbieter überhaupt nichts dazu gelernt und fahren aus Kostengründen in der Regel Datenraten von höchstens 64 kbit/s, meist aber deutlich weniger.
Dann aber liegt die Soundqualität
unterhalb DAB und damit wahrnehmbar unterhalb analogem UKW. Oft sind sogar Artefakte hörbar (ein Unding!), und einigen DAB Plus-Anbietern scheint die Bandbreite eines schlechten digitalen Anrufbeantworters ausreichend. Es ist nicht zu glauben.
Das System selbst könnte natürlich wesentlich mehr, es würde die mit analogem UKW übertragbare Soundqualiät locker überbieten, noch dazu mit größerem Dynamikumfang und besserem Rauschabstand. Was mit DAB nicht ging, geht mit DAB Plus also locker - es wird nur seitens der Anbieter kaum genutzt.
Ab und an höre ich einzelne DAB Plus-Sender, deren Klangqualität mich auf Anhieb überzeugt, und zwar so, dass es mir aufffällt. Leider sind das Ausnahmen, aber sie zeigen: Technisch geht es, die Anbieter müssen nur wollen!
Und warum wollen nicht alle? Weil es Geld kostet, zum einen. Zum anderen hat es aber auch technische Gründe. Theoretisch wäre selbst bei DAB ohne Plus ein größerer Dynamikbereich übertragbar als bei analogem UKW. Hier stellen sich aber die Radiostationen selbst ein Bein, weil sie das Nutzsignal vor der Einspeisung in die Senderkette komprimieren, so dass es bei einem theoretischen Vorteil bleibt.
Hintergrund ist, dass man schon ziemlich weit vorne im Signalweg berücksichtigt, dass später bei der Aussendung die Grenzen eines analogen UKW-Kanals nicht gesprengt werden. Das ist einfacher und billiger, weil man dann erst viel weiter hinten den Signalweg auftrennen muss. Es klingt aber schlechter.
Gerade die Dudelsender möchten, dass ihr Programm ordentlich ummzt beim Empfänger (Ummz, Ummz, Ummz, Ihr wisst schon). Deshalb fahren sie in der Regel mit enormer Dynamikkompression. Nun gibt es aber im analogen FM-Kanal neben der Hubbegrenzung noch einen zweiten Faktor: Innerhalb einer Minute Sendezeit darf eine bestimmte Multiplexleistung nicht überschritten werden.
Deshalb klingt manches Wort-Programm akustisch besser als der dynamikkomprimierte Dudelfunk, weil die Wort-Programme auf UKW mit höherem Pegel fahren können, ohne die genannte Grenze zu verletzen. Das Thema Pre-Emphasis lasse ich unberücksichtigt, sonst wird es zu kompliziert. Die üblicherweise eingesetzten Soundprozessoren tun jedenfalls ihr übriges, weil sie bei 15 kHz radikal beschneiden.
Dann aber kann natürlich nichts akustisch Überragendes herauskommen, völlig unabhängig vom Übertragungsweg. Nur Sender, die sich die Mühe machen und für die jeweiligen Übertragungswege optimierte Signalwege plus eine großzügige Bandbreite verwenden, können über digitales Radio einen richtig guten Sound anbieten. Das machen aber die wenigsten.
Ich fasse zusammen:
- Analoges UKW ist von der Technik her in der Lage, einen sehr guten Sound zu liefern.
- DAB (ohne Plus) kann mit leichten Einschränkungen gerade so mithalten. Weil aber die Sender Geld sparen wollen, klingen die Programme oft schlechter.
- DAB Plus kann deutlich besser klingen als analoges UKW. Weil aber die Sender Geld sparen wollen, klingen die Programme oft schlechter, nur wenige besser und manche sogar sehr viel schlechter (Artefakte).
- "Geld sparen" bedeutet in diesem Zusammenhang geringe Bandbreite und keine an das Medium angepasste Signalerzeugung.
- Klar ist aber auch: Den faktisch schlechteren Sound kann man beim Autofahren durch den im Idealfall störungsfreien Empfang trotzdem als angenehmer empfinden.
Grüße, Egon