Nach 3500 Kilometern mit dem
Schokobömbchen ein paar weitere Erkenntnisse:
Die mäßige Ladekapazität (gefühlt näher am VW Polo als am Golf) ist der einzige Wermutstropfen. Das war aber natürlich schon vorher bekannt. Ansonsten ist das Auto ein Quell der Freude, ernsthaft. Selbst die für meinen Körperbau und das Lebensalter eigentlich ungeeignet tiefe Sitzposition macht im CT einfach Spaß, weil sie zum Auto passt. Das gilt auch für die schmalen Sehschlitze, nur dass ich nicht behaupten kann, dass die Spaß machen - das tun sie selbstverständlich
nicht, aber mit großen Fensterflächen wäre es halt ein anderes Auto.
In meiner Wahrnehmung ist dieser Wagen kein vollwertiger 4- oder 5-Sitzer, sondern ein 2+2-Sitzer, genau wie der Auris II. Selbstverständlich kann man auch vier oder fünf Erwachsene unterbringen, aber Spaß macht es nicht. Für lange Strecken ist die Kniefreiheit hinten einfach zu knapp und nur ausreichend, wenn man beide Frontsitze etwas nach vorne schiebt. Dazu passen auch die großzügigen, dreifach rastenden Vordertüren und die dagegen ziemlich kleinen Seitentürchen hinten. Vergleicht einmal im folgenden Bild die Türausschnitte vorne/hinten, dort sieht man es ganz gut. Wenigstens erlaubt das Fehlen eines Kardantunnels ungehindertes Durchrutschen und bietet Abstellfläche für die Füße.
Meinen Frieden geschlossen habe ich mittlerweile
1. mit der 16-Zoll-Bereifung, weil das Fahrwerk als ganzes ein überzeugendes Bild abliefert. Dazu gehört auch die Federung, die für meinen Geschmack (wie bei fast allen Autos) gerne weicher sein dürfte, aber dann würde der CT wahrscheinlich sehr an Agilität verlieren. Das passt schon so. Noch härter (17 Zoll?) sollte er aber nicht sein.
2. mit dem "Remote Touch", weil es in der Praxis leidlich gut funktioniert. Ich bevorzuge auch weiterhin berührungsempfindliche Displays, aber im Vergleich zu vielen anderen Bedienkonzepten im Auto ist dieser Joystick mit haptischer Rückmeldung recht brauchbar.
So nach und nach entdecke ich immer weitere fast liebevolle Details, die ich von einem der kleinen HSDs gar nicht erwartet hatte. Zu erwähnen ist beispielsweise die Fensterhebersteuerung, die kurz vor Schluss abbremst, so dass die Fenster sanft zugleiten. Oder das für Toyota-Verhältnisse fast üppige Nachtdesign - mit Ausnahme des hinteren Fußraums, wo aber sowieso niemand sitzen will. Die freie Programmierbarkeit (also ohne Werkstatt) einer beachtlichen Menge an Komforteinstellungen ist gleichfalls eher Toyota-untypisch.
Die Türgriffe außen sind zu erwähnen, weil sie deutlich massiver wirken und sich besser anfassen als in anderen HSD-Modellen (schwer zu erklären, am besten selbst mal dran ziehen). Gut gemeint sind die Lämpchen in den Außenspiegeln, die bei Dunkelheit den Fußraum neben der Tür so einigermaßen erleuchten. Sie sind aber viel zu dunkel; im Gegensatz zum Innenraum würde ich an dieser Stelle tatsächlich gerne grellweiße LEDs sehen. Außerdem sind sie kein Grund, auf Türbegrenzungsleuchten zu verzichten.
Weiter vorne im Thread habe ich Blödsinn erzählt: Die elektrische Beheizung der Frontwischer-Ablage beschränkt sich mitnichten auf den linken Wischer; auch der rechte wird beheizt. Das ist auch nötig, denn er ist winzig und gefriert beim kleinsten Frost hartnäckig. Mit der beheizten Wischerablage bekommt man ihn nach einiger Zeit aufgetaut. Das kann allerdings länger dauern als die Automatik vorsieht, die nach etwa 10 Minuten (geschätzt) die Wischerheizung wieder abschaltet. Dass der "Schalter" dafür nur grafisch im Klima-Menü existiert, ist ebenfalls nicht praxisgerecht. Trotzdem ist diese elektrisch beheizte Frontwischerablage sehr nützlich im Winter.
Positiv die beeindruckende Menge ausführlicher Meldungen in korrektem Deutsch. Der CT ist mein erstes japanisches Auto, das solche Meldungen nicht nur in Englisch ausgibt. Leider bekomme ich Beispiele aus dem Gedächtnis nicht wörtlich zusammen, aber so ungefähr stimmen sie:
- "Scheinwerfer ausschalten!"
- "EV-Modus beendet wegen überhöhter Geschwindigkeit"
- "Kein EV-Modus wegen niedrigem Batteriestand"
- "Fahrzeug schaltet ab zur Batterieschonung" (12 Volt)
- "Schlüssel nicht erkannt"
- "In P schalten wenn das Fahrzeug verlassen wird"
- "Fahrstufe N eingelegt" (wenn man in N versucht Gas zu geben)
- "Bremspedal treten um Hybridsystem zu starten"
Und so weiter; es gibt noch viele, viele mehr. Einige davon sind durchaus informativ. Sie erklären zumindest, warum gerade etwas passiert, meist begleitet von einem dezenten Piep und einem blinkenden gelben Dreieck.
Die Bilder der Rückfahrkamera sind so ziemlich das beste, was ich je in einem Auto gesehen habe. Die verbaute Kamera ist lichtstark, blendfrei, liefert auch nachts eine beeindruckende Bildqualität und das nahezu ohne Bildrauschen - beeindruckend, wirklich toll! Es kann sein, dass das bei allen neueren Toyota-Modellen so ist, denn im IS 300h war es mir auch schon aufgefallen: Das Kamerabild ist sichtbar besser als in den älteren Modellreihen.
Wäre die Kamera nicht so häufig verschmutzt, wäre sie perfekt. Das CT-Heck saut nämlich sofort ein, wenn sich auch nur ein bisschen Feuchtigkeit auf der Straße befindet. Ist einige Zeit nach einer Autowäsche der Rest des Fahrzeugs noch sauber, so ist für die Heckklappe schon wieder Wäsche angesagt. Es amüsiert mich dann immer, wenn ich im Rückspiegel sehe, wie der bananengroße Wischer hinten einen kleinen Durchguck wischt. Der schmale Heckfenster-Schlitz bietet kaum genug Fläche für die Drähte von der Scheibenheizung.
Wie in anderen Toyotas auch meldet VSC+ unterschiedlich, ob gerade ABS, Schlupfregelung oder ESP eingreifen. Daher kann ich nochmals betonen, wie gut das Fahrwerk und die elektronischen Helferlein abgestimmt sind. Man muss es schon ziemlich toll treiben, um überhaupt die Regelschwelle des ESP zu erreichen. Auch die Schlupfregelung tut das, was sie soll, schießt dabei aber nicht über das Ziel hinaus.
Seit dem Kauf vor ein paar Wochen treibe ich das
Schokobömbchen immer vollbeladen über eine unserer Stammstrecken, nun bereits seit mehreren Tausend Kilometern. Höhenprofil:
Den Anstieg auf 800 Höhenmeter merkt man jedes Mal deutlich, und zwar aus beiden Richtungen. Es ist Winter, es ist seit Wochen fast durchgehend nass, die Temperaturen liegen oft unter dem Gefrierpunkt und alles beladen und Autobahn. Trotzdem bleibt der CT hartnäckig unter 5 Liter/100 km. Das war unter diesen Umständen durchaus nicht zu erwarten.
Zu erwähnen ist außerdem die Ruhe im Innenraum. Das ist ein kleiner Kompaktwagen, kein Oberes-Mittelklasse-Schiff - und für einen Kompakten ist der CT geradezu beeindruckend ruhig. Bei meinem entspannten Fahrstil höre ich auf der Autobahn keine Windgeräusche, keine Geräusche aus den Radkästen und auch keine Motorgeräusche, außer am Berg oder beim Überholen. Bei Tacho 110 in der Ebene höre ich nur die rumpeligen Winter-Pirellis und sonst gar nix. Das hatte ich gleichfalls nicht erwartet.
Gestern wieder 500 Kilometer im CT, am Freitag kommen 400 dazu. Danach bleiben nur noch wenige Hundert Kilometer bis zur fälligen Inspektion. Hoffentlich muss ich mit dem Werkstattmensch nicht wieder die von anderen HSD-Modellen bekannte zähe Grundsatzdiskussion zum Thema 0W20 führen.
Zum Abschluss noch eine kleine Ankedote am Rande: Im Hause Egon bekommen (nicht nur) Autos einen Namen. Im Falle unseres außen wie innen braunen CTs gestaltet sich das weiterhin schwierig. Mit "Praline" sind wir noch nicht so recht warm geworden, und Frau Egons früheren Vorschlag ("Köttel") habe ich abgelehnt. Da ihr aber
Schokobömbchen nicht leicht über die Lippen kommt, nennt sie ihn jetzt zärtlich "Fäkalinchen".
Ich muss das nochmal ansprechen.
Grüße, Egon