In den letzten Tagen sind wir wieder 700 km mit dem CT gefahren und morgen kommen weitere 400 dazu. Ein guter Anlass, eine kleine Zuneigungserklärung zu schreiben. Natürlich habe ich das
Schokobömbchen nicht in der Annahme gekauft, dass es Ärger und Verdruss bereitet. Dass es aber im Alltag
so viel Spaß macht, war nicht unbedingt zu erwarten.
Zumal es eigentlich ein Auris I oder ein Prius II werden sollte, die Anschaffung eines CTs stand ursprünglich gar nicht zur Debatte. Ein bisschen hat er etwas von einem BMW der 1er-Reihe. Zum Beispiel die tiefe, nicht unangenehme Sitzposition vorne mit dem intensiven Gefühl, vom Auto direkt umgeben zu sein (in manchem Autos sitzt man
auf dem Sitz, im CT/1er sitzt man
im Sitz).
Das enge Raumgefühl hinten, trotz vier Türen - wobei in diesem Punkt der CT dann doch noch eine ganze Ecke besser abschneidet als ein 1er.
Dazu das von der Seite leicht schwangere, gedrungene Design und natürlich der relativ kleine Kofferraum sowie der spürbar niedrige Schwerpunkt. Das tendiert zumindest in Richtung BMW 1er, auch wenn sich die Autos ansonsten deutlich unterscheiden.
Letztes Wochenende habe ich spontan entschieden, für mehrere bevorstehende längere Fahrten den CT zu nehmen statt den dafür eigentlich prädestinierten RX. Mit letzterem waren wir gerade über Silvester eine Woche lang in Schnee, Eis, Frost und teilweise auf geschlossener Schneedecke im Mittelgebirge unterwegs. Dabei hat er sich wie immer bestens bewährt, aber auch eine ordentliche Portion Mineralöl durch die Einspritzdüsen gegurgelt. Das war nicht der Grund, warum ich einfach Lust hatte, für die bevorstehenden Fahrten den CT zu nehmen - eine Entscheidung, die mir zunächst einige strafende Blicke eingebracht hat.
Rein gepäcktechnisch war es tatsächlich keine gute Idee. Mit umgelegter Sitzbank und unter Ausnutzung des erstaunlich üppigen Kellerabteils hat mit Ach und Krach und viel Gewürge alles gerade so rein gepasst. Leider habe ich kein Bild davon gemacht. Dabei musste ich das Beladen mittendrin nochmal von vorne beginnen, das nennt man
Kofferraum-Tetris.
Geschuldet ist es der Tatsache, dass wir stets mit sehr üppigem Gepäck reisen. In größeren Autos - wie zum Beispiel einem Prius Plus oder einem Auris Kombi - geht das naturgemäß erheblich entspannter als im CT mit seiner praktischen, aber auch recht kleinen Gepäckluke.
Wie schon früher ausführlich geschildert weist auch der CT einige der bei Toyota üblichen
Nicht-ganz-zu-Ende-gedacht-Features im Bereich der Bedienung auf. Dazu ein gewollt auf sportlich getrimmtes Design und Defizite in der Raumnutzung wie beim Auris II. Eigentlich gar nicht mein Ding, ich stehe bekanntlich auf HSD und praktischen Nutzwert. Das war aber natürlich schon vor dem Kauf klar.
Das Navi funktioniert sehr gut, es ist schnell, hat eine ansprechende grafische Darstellung und bindet aktuelle Verkehrsmeldungen bestens ein. Man erhält in solchen Fällen einen Umgehungsvorschlag nebst der Information, wieviel länger die Route dadurch wird, in Kilometern und in Minuten. Das ist praxisgerecht und sehr hilfreich.
Beim Navi handelt sich allerdings um die aktuelle Variante der Systeme, die man aus diversen Lexus-Modellen und dem Prius II kennt. Die krude Bedienlogik hat alle Neuerungen überdauert. Zwar komme ich persönlich nach all den Jahren damit gut klar, aber meine Toyota-Brille ist nicht rosa genug, um diesen Umstand auch noch zu loben. Anders ausgedrückt: Das Navi ist von der besseren Sorte. Zum Auslösen echter Begeisterung fehlt aber eine stringente und intuitiv bedienbare Benutzeroberfläche.
Die verbaute "mittlere" Soundanlage mit den zehn Lautsprechern ist Klasse, quer durch alle Wiedergabe-Medien. Die ML-Anlage im RX ist lediglich bei der Wiedergabe von Dolby-Surround-DVDs überlegen, aber selbst in dieser Disziplin sind die Bässe im CT knackiger (der RX hat keinen Sub). Der Inhalt von USB-Sticks wird schnell eingelesen und sinnvoll sortiert, die Navigation auf dem Stick ist recht brauchbar.
DAB Plus ist nett, so lange es funktioniert. Leider ist der Ausbau gerade in den von mir oft befahrenen deutschen Mittelgebirgen weiterhin erschreckend schlecht: Guter Sound auf Autobahnen, in Städten und auf dem Berg, gefolgt von Funkstille in den Tälern. Nicht schön.
Zum Glück ist das analoge UKW-Empfangsteil das mit großem Abstand beste, das ich je in einem japanischen Auto erlebt habe! Es kann hinsichtlich der Empfangsqualität mit den bessern Serienanlagen von Audi und Daimler mithalten, und das will schon etwas heißen. Exzellenter analoger Radioempfang ist geradezu eine Paradedisziplin in vielen Fahrzeugen deutscher Hersteller, schon immer gewesen. Dass ausgerechnet der kleine CT mithalten kann (mein LS, GS und RX konnten es nicht), habe ich nun wirklich nicht erwartet.
Zurück zum letzten Sonntag: Wieder eine längere Fahrt, buchstäblich voll bis unter den Dachhimmel, die Passagiere eingerechnet immerhin gut 280 Kilo Beladung an Bord. Wir fuhren bei deutlichen Plusgraden los, aber auf der schwäbischen Alb war es dann um den Gefrierpunkt. Wegen einer Stauumfahrung mussten wir den Stuttgarter Krater wie so oft über die Landstraßen verlassen, also im Schneetreiben im
"Sportmodus" (
) sehr kurvenreich steil die Berge hoch. Das hat wieder tierisch Spaß gemacht mit dem CT!
Er liegt nämlich auf der Straße wie ein Brett. Man sitzt tief in diesen bequemen, knackig gepolsterten Sportsitzen und dreht am kleinen, aber dicken Lederlenkrad. Wieselflink zirkelt der kleine Hybrid um die Ecken. Das Fahrwerk ist ein Sahnestück, selbst mit Gewalt bringt man die Kiste nicht aus der Ruhe. In einer Kurve voller Schneematsch noch vor dem Scheitelpunkt Vollgas - kein Problem, er schwänzelt nicht mal. Ja gut, da zerren auch keine 500 Nm an der Achse, aber trotzdem: Gute Abstimmung, und das gilt auch für die Traktionskontrolle. Bemerkenswert ist, dass das ESP erfreulich spät eingreift und auch nur, wenn es tatsächlich notwendig ist.
Sehr zufrieden bin ich auch mit der Klimatisierung: Das Überschwingen beim ersten Aufheizen ist gering, die Innenraumtemperatur wird auch bei schwankenden Außentemperaturen gut gehalten, Nachregeln ist so gut wie nie notwendig.
Trotz zeitweiliger Unvernunft bergauf
, der üppigen Beladung, den rumpeligen Winterreifen und der Kälte steht 600 km nach dem letzten Tanken eine 4,8 auf dem Bordcomputer. Auch in dieser Beziehung übertrifft der CT die Erwartungen.
Er macht unerwartet viel Spaß, das muss ich wiederholen. Beeindruckend, was Toyota für einen netten kleinen Hybrid-Flitzer auf Basis des Auris hingelegt hat. Angenehme Innenraum-Materialien, gute Sitze, ein tolles Fahrwerk, eine starke Soundanlage, unaufdringliche Klimatisierung und das ganze kombiniert mit dem bewährten HSD - eine gelungene Mischung. Dass ich unser
Schokobömbchen im zarten Alter von knapp zwei Jahren zum Preis eines gebrauchten Auris erstehen konnte, macht das Ganze
natürlich noch besser.
Das Auto hat übrigens eine 0W20-Befüllung. Noch 2000 Kilometer bis zur nächsten fälligen Inspektion.
Grüße, Egon