Priusfreunde.de

Ich habe gerade etwas erlebt, das war so bizarr, das muss ich Euch erzählen, so lange die Erinnerung noch frisch ist.

Also, die hiesigen Stadtwerke hatten für heute einen "Infotag Elektromobilität" ausgerufen, nur drei Kilometer von meinem momentanen Aufenthaltsort entfernt. Eine Super-Gelegenheit, Luft in die Reifen zu pumpen und mal wieder das Fahrrad zu nehmen.

Als ich leicht schwitzend dort ankam, begann gerade der "Fachvortrag" mit dem Thema "Zukunft Entwicklung eAutos". Als Referent hatte man den Inhaber eines alteingesessenen Ford- und Opel-Autohauses gewonnen. Der hatte eine hübsche Powerpoint-Präsentation vorbereitet, mit der er zunächst ausführlich sein Autohaus vorstellte ("Es gibt uns schon seit 1935. Wir haben schon viel erlebt") und anschließend übergangslos den TV-Werbespot für den Opel Ampera-E zeigte.

Dann begann ein so unglaublicher Anti-Elektro-Mobilität-Vortrag, das war kaum zu ertragen. Aufgrund meiner ausgeprägten Vorliebe für surreale Situationen und britischen Humor blieb ich fast bis zum Schluß sitzen, so prall war das. Nochmal: Ich saß auf einem "Infotag Elektromobilität" und sah mir den Vortrag "Zukunft Entwicklung eAutos" an.

Der Referent führte in den folgenden 20 Minuten stramm zusammengefasst die ganze bekannte Palette von Anti-E-Auto-Argumenten an, die meisten davon zweimal, manche sogar dreimal. Im Gedächtnis bleiben mir:

• Die fünf größten Handelsschiffe produzieren mehr Abgase als alle PKW auf dem gesamten Planeten zusammen. So schlecht können unsere Autos gar nicht sein.


• Ein 3-Personen-Haushalt benötigt 3500 kWh/Jahr, ein E-Auto 2500 kWh/Jahr bei 10.000 km Laufleistung. Wenn wir alle 42 Millionen Verbrenner durch E-Autos ersetzen, bricht Deutschland zusammen, weil es dafür nicht genug Energie gibt und sich das in den nächsten Jahrzehnten auch nicht ändern wird.


• Zwar weiß niemand von uns, wie sich das alles weiterentwickelt. Klar ist aber: Verbrennungsmotoren werden nicht verschwinden, nicht in 10 Jahren, nicht in 20, nicht in 30.


• Moderne Autos sind unglaublich sauber, besonders Diesel.


• Niemand weiß zwar, wie sich das alles entwickeln wird, aber klar ist: Reine Elektromobilität ist ein Übergangslösung (diesen Begriff verwendete er mehrfach). Plugin-Hybride sind die bessere Wahl. Es gibt aber auch Leute, die jeden Tag nur 20 oder 30 Kilometer fahren. Für die kommt vielleicht auch eine E-Auto in Frage.


• Alle Hersteller bauen solche Autos. Außer Tesla, die können das nicht. Die haben nämlich keine Ahnung, wie ein moderner sauberer Verbrennungsmotor funktioniert.


• Der Ampere-E benötigt an einer 50 kW-Ladestation 2 Stunden zum Aufladen. Genau weiß er das aber nicht, denn sie haben im Autohaus nur eine 22 kW-Ladestation (er checkt nicht, dass er dort mit dem Ampera AC-Schnarchlader nur mit 4,6 kW lädt, weil die hiesigen Stadtwerke eine Schieflast-Vorgabe haben).


• Der Ampera-E hat eine aktuelle realistische Lieferzeit von 24 Monaten (das ist vielleicht das einzige, das gestimmt hat).


• Der Ampera-E schluckt nach NEFZ 15 kWh/100 km, in Wirklichkeit sind es 18, mit Ladeverlusten 20. Das ist Strom für über 5 Euro. Mit einem Diesel kann man billiger fahren.

Und jetzt nochmal: Ich saß beim hiesigen Stromanbieter auf einem "Infotag Elektromobilität" und sah mir den Vortrag zum Thema "Zukunft Entwicklung eAutos" an.

Das war ja so was von im falschen Film, so unglaublich schräg, ich kam voll auf meine Kosten. Wäre es nicht so tragisch und hätte die schätzungsweise 35 Anwesenden nicht voraussichtlich bis an deren Lebensende dauerhaft abgeschreckt, würde ich es in angenehmer Erinnerung behalten.

So aber war es einfach nur eine beachtlich peinliche Veranstaltung. Wenn wir davon ausgehen, dass Ähnliches überall in diesem Land passiert, wundert es mich nicht, dass die E-Auto-Neuzulassungen gerade sinken und die Diesel wieder zulegen.

Grüße, Egon

Wow, erschreckend - ich hätte den Spaß aber mit Nachfragen weiter getrieben...

Puh, das klingt wirklich anstrengend. Vielen Dank für Deinen Einblick!
Aber eines musst Du uns verraten: Wie kann man da - auch nur ansatzweise - ruhig bleiben und bis zum Schluss zuhören?
Vielleicht hätte da mal jemand eine Fotoserie schießen sollen, wie sich Dein Kopf von einer zur anderen Seite bewegt und Du Dir die Hände vor´s Gesicht schlägst...

Hallo!

Ein Mail an die veranstaltenden Stadtwerke sollte doch drinnen sein, zumindest der Link zu Egons Posting hier sollte übermittelt werden...

LG
W.

Daihatsu-Fahrer schrieb:
ich hätte den Spaß aber mit Nachfragen weiter getrieben...Benny schrieb:
Wie kann man da - auch nur ansatzweise - ruhig bleiben und bis zum Schluss zuhören?
In meiner Schilderung fehlt der Eindruck, dass die meisten Anwesenden ihr Negativ-Wissen über E-Mobilität angenehm bestätigt sahen und sich damit ganz wohl zu fühlen schienen. Es erschien mir klüger, im weiteren Verlauf der Veranstaltung mit dem einen oder anderen Besucher im Außengelände ins Gespräch zu kommen, als den Besserwisser zu geben, der sich Coram Publico mit dem "Fachmann" anlegt.

Nicht zuletzt darf ich erwähnen, dass ich persönlich keine Mission verfolge. Ich muss niemanden von Elektromobilität überzeugen, zumal es ja tatsächlich für so manchen einfach nicht passt. Ich habe nur ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden und kann es einfach nicht leiden, wenn Leute von interessierter Seite gezielt verscheißert werden.


wogue schrieb:
Ein Mail an die veranstaltenden Stadtwerke sollte doch drinnen sein
Selbstverständlich. Ging noch vor meinem Beitrag hier raus.


Grüße, Egon

Servus.

Einen zwar nicht im Ansatz so bizzaren Vortrag hatte ich letztens bei mir in der Arbeit erlebt. Der Vortrag sollte (angeblich) auch über E-Mobilität gehen. Der Informationsgehalt war gleich null, versetzt mit dem einen oder anderen Anti-E-Mobilitätsargument, die auch von Egon hier angeführt wurde. Hybrid-Fahrzeuge wurden ebenfalls angeschnitten. Zu 95% war immer von Mercedes sowie Audi, VW & Co. die Rede, also Hersteller, die weder in der E-Mobilität geschweige denn beim Hybridfahrzeug ernstzunehmende oder gar repräsentative Produkte auf dem Markt haben.

Ich hatte mir jedoch den einen oder anderen Kommentar sowie den deutlichen Hinweis, daß wenn man aus der Thematik berichtet, sich auch an Hersteller halten sollte, die dahingehend Erfahrung haben und vor allem einen ernsthaften Marktanteil an entsprechenden Fahrzeugmodellen halten, nicht verkneifen können.

Irreführende Falschaussagen dürften durchaus als solche demaskiert werden. Das hat m.M.n. nichts mit Missionieren zu tun.


Grüße ~Shar~

@Egon Du hast aus meiner Sicht 2 entscheidende Fehler gemacht:

1. Du bist nicht mit dem Tesla hingefahren!
2. Du hast dieser Knalltüte (dürfte nicht justiziabel sein, weil ich ihn nicht kenne) nicht einfach das Mikro weggenommen, den Frunk geöffnet, dich in den Frunk gestellt und gesagt: DAS ist ein Elektroauto, es funktioniert, ich kam mit ihm her, die Firma hat weltweit bereits über 350.000 Stück verkauft, die rein elektrische Reichweite beträgt xyz km, man bekommt ihn fast ohne Wartezeit und ich stehe jetzt genau dort, wo andere einen Verbrennungsmotor haben, und in einem klug konzipierten Elektroauto gibt's noch einen 2. Kofferraum, ohne Tank, ohne Auspuff und auf Wunsch mit Allrad ohne Kardanwelle. Und jeder von Euch kann das vor Pfingsten auch noch haben!



Im übrigen verweise ich auf meine heutigen Schlußfolgerungen bei der Mobilität der Zukunft.

Shar schrieb:
Irreführende Falschaussagen dürften durchaus als solche demaskiert werden. Das hat m.M.n. nichts mit Missionieren zu tun.


So sehe ich es auch - nicht immer ist der, der nachgibt der Klügere...

Was eine Story. Ich glaube ich wäre in eine Schockstarre gefallen und am Ende aus der Veranstaltung gegangen, als hätte ich eine Neuinterpretation von Monty Pythons "Wunderbare Welt der Schwerkraft" gesehen.

Btw. kennen wir die Situation nicht. Würdet ihr echt auf die Bühne stürmen und die Veranstaltung sprengen? Ich erhebe durchaus mein Wort. Aber das käme mir nicht in den Sinn.

LG
Klaus

KSR1 schrieb:
Würdet ihr echt auf die Bühne stürmen und die Veranstaltung sprengen?

Nein, aber oft gibt es doch im Anschluß solcher Vorträge Möglichkeit zur Wortmeldung. Allein schon die Frage nach seriösen Quellenangaben hätte den Redner vermutlich entlarvt...

Ich hätte es möglicherweise gemacht.

Hoi zäme,

zurück zum eigentlichen Fred.
Also, ein Ioniq ist seit knapp drei Wochen in meinem Besitz.

Seit nunmehr drei, oder vier Jahren lese auch ich hier im Forum mit.
Angefangen hat dies mit einem CT200h welchen ich mir vor gut vier Jahren zulegte. So wirklich zufrieden war ich mit diesem jedoch nicht wirklich. Der war mir dann doch etwas zu schwach und auch zu durstig.
Ich bin nie unter 6 Liter im Schnitt gekommen.

Vor einigen Wochen war es dann soweit, Probefahren war angesagt.

Als erstes stand der Prius PHV tatsächlich auf meiner Wunschliste. Optisch ein wenig besser gelungen als der nur Hybrid. Probefahrt war durchaus erfolgversprechend. Der Händler jedoch ein Riesenar..., schade hier war Toyota für mich raus. Auch wenn eigentlich nur eben dieser Händler das Problem ist und Toyota nichts dafür kann.

Mein Favorit war der Leaf2. Die Probefahrt verlief ein wenig zwiespältig. Fahrleistungen top, den Sitzkomfort fand ich dagegen sehr
bescheiden. Die Verstellmöglichkeiten reichen für mich nicht um eine angenehme Sitzposition zu finden. Ich sitze in dem Wagen wie der Affe auf dem Schleifstein.

I3, tolle Fahrleistungen, der Wagen von der Größe für mich ausreichend. Über die Optik will ich keine Worte verlieren, der Innenraum ist akzeptabel. Der Preis irre, wenn es denn ein neuer sein soll. Zur Zeit kein Kanditat.

Mercedes B Klasse in elektrisch. Technisch völlig daneben. Fahrverhalten und Komfort im kastrierten Tesla aus meiner Sicht hervorragend.
Ein echter Schnarchlader, sehr schade. Eine zukünftige elektrische B- Klasse ist nicht in Sicht

Ja und dann: Der Ioniq, eine zufällige Entdeckung. Den Wagen angeschaut und sofort zur Probe gefahren. Der Hyundai ist zur Zeit der Volkswagen unter den BEV´s, günstig, genügsam im Stromverbrauch, toll ausgestattet. Dem Händler konnte ich den Wagen sofort abschwatzen.
Habe den Wagen bisher gut 1500 Km gefahren, im Schnitt gehen bei mir 14KWh auf 100 Km durch den Akku. Ich fahre täglich ca 70 Km, davon 50Km Autobahn mit 120 Km/h.
Gezapft wird an kostenlosen verfügbaren Ladesäulen mit maximal 50Kw, oder eben zu hause.
Letzteres aber bisher nur zwei mal.
Leider ist auch die Schweiz Entwicklungsland in Sachen Schnelllade -Infrastruktur. Selbst 50KW Lader sind selten, von Leistung größer 50KW ist nichts zu sehen. Naja, ich bin optimistisch und gehe davon aus dass sich hier in den kommenden Jahren einiges bewegt.
In sofern passt die Akku- Kapazität des Ioniq, mann steht nicht zu lange am Lader.
Trotzdem ist klar: Der Ioniq wird sobald der Kona, oder der Kia Niro mit grossem Akku verfügbar ist abgelöst. Ich rechne nicht vor Ende 2019.
Fazit: Hyundai hat ein wirklich tolles und vor allem alltagstauglches BEV im Angebot.
Wie sich der Wagen im Winter verhällt, mal schauen. Die Erfahrungsberichte anderer Fahrer
stimmen mich auch hier optimistisch.

Somit allen eine guten Start in die neue Woche

LG
Thomas

Willkommen im Forum und Glückwunsch zur alternativen Mobilität!

Tesla Model S und weitere Stromer bei real zu gewinnen

Die Einzelhandelskette real hat ein Gewinnspiel mit Preisen rund um die Elektromobilität gestartet – der Hauptgewinn: eine Elektroauto-Limousine vom Typ Tesla Model S. Darüber hinaus gibt es zwei VW e-up!, fünf E-Bikes, fünf E-Scooter und fünf Hoverboards zu gewinnen.
- ecomento.de/2018/05/04/tesla-model-s-und...r-bei-real-gewinnen/

Grüße, Egon

Ich habe nicht nur vergessen den Pfandbon einzulösen, sondern auch noch den Kassenzettel weggeschmissen, ärgerlich...