Reisender schrieb:
Ich weiß aus meinem bisschen Wissen, dass langsames laden besser ist als schneller.
Im Großen und Ganzen ja. Zumindest als grobe Faustregel kann man das so stehen lassen. Noch wichtiger ist allerdings, dass man a) das Laden tiefgefrorener Akkus vermeidet und b) keine randvoll geladenen Akkus längere Zeit ungenützt herumstehen lässt.
Bedeutet das, die 230 V Steckdose ist am besten für die Lebensdauer?
Jein. Für den Akku ist eine niedrige Ladeleistung generell eher positiv. Allerdings geht dies einher mit einer längeren Aktivitätsphase des Bordladers und anderer Elektronik, was wiederum an deren Lebenserwartung knabbert und zusätzlich etwas Energie kostet.
Außerdem führt eine Ladeleistung weit unterhalb der Nominalleistung des Bordladers zu höheren Ladeverlusten, da die meisten ihr Wirkungsgradmaximum bei 80 bis 85 Prozent Last aufweisen.
Er sagt immer wieder, wenn er die Batterie ausgelesen hat „Du hast viel AC oder du hast viel DC geladen“.
Damit man das einordnen kann ist es erforderlich, folgendes zu wissen:
- Ein Akku wird immer (!) mit Gleichstrom (DC) geladen.
- Hat man Wechselstrom (AC), übernimmt der im Auto eingebaute Bordlader die Umwandlung. AC liefern sämtlichen Haushalts- und Industrie-Steckdosen sowie Ladepunkte mit Typ2-Anschluss. Dazu zählen auch so genannten "Wallboxen" für zu Hause.
- Eine DC-Ladesäule kann man sich nun so vorstellen, dass mehrere solcher Bordlader bereits in der Säule eingebaut sind. Das bedeutet, dass der im Auto vorhandene Bordlader dann nichts zu tun hat und beim DC-Laden einfach umgangen wird
Oft wird "Schnell-Lader" und "DC" gleichgesetzt. Technisch ist das aber nicht korrekt: Man kann sehr wohl DC-Lader mit wenigen kW Ladeleistung bauen und auch solche, deren Ladeleistung man beeinflussen kann. Es wird aber so gut wie nie gemacht. In der Praxis sieht es daher so aus:
- Gebräuchliche AC-Ladepunkte liefern 11 oder 22 kW Ladeleistung, nur wenige liefern mehr und eine Schuko-Dose weniger. Wieviel davon im Auto landet ist abhängig vom eingebauten Bordlader. Die Ladeleistung kann in der Regel vom Fahrer beeinflusst, also herunter geregelt werden.
- Gebräuchliche DC-Ladepunkte liefern zwischen 20 und 175 kW, manche auch mehr. Die Leistung kann aber nicht vom Fahrer beeinflusst werden! Das Batterie-Management-System des Autos teilt der Ladestation mit, was es gerade verdauen kann und danach richtet sich die Ladeleistung.
- Tesla reduziert bei einigen älteren Akkutypen entweder die benutzbare Kapazität des Akkus oder begrenzt die maximale Ladeleistung oder flacht die Ladekurve ab oder tut gar nichts, je nach Notwendigkeit. Dazu wird jeder einzelne Akku im Hintergrund per Software beobachtet. Der Algorithmus berücksichtigt das Gesamtvolumen aller Ladungen, das AC/DC-Ladeverhältnis, aber auch andere Parameter.
Weiterhin, kann solche Ladestationen auf sehr niedrige Werte runter schrauben?
In der Praxis nur bei AC, wie oben erläutert. Entweder fahrzeugseitig per Menü oder durch entsprechende Einstellung an einer ICCB ("Ladeziegel"), die zwischen Steckdose und Auto / Bordlader hängt oder in einer AC-Ladesäule / einer Wallbox integriert ist.
Je nach Fahrzeugmodell oder ICCB lässt sich eine Ladeleistung von minimal etwa 1,1 bis 1,3 KW einstellen (1-phasig 5 oder 6 A) . Das ist weniger als ein Fön, aber dann hat man über Nacht halt auch nur Strom für 70 bis 100 Kilometer geladen. Nicht wenigen würde das im Alltag sogar reichen.
Es bleibt aber etwas unbefriedigend wegen der unnötig hohen Ladeverluste, da selbst die kleinsten Bordlader schon für 3,7 kW (1-phasig 16 A) ausgelegt sind. Ich habe das aber selbst auch schon gemacht, wenn lokal nur eine antike Elektroinstallation zur Verfügung stand.
Grüße, Egon