ByTe-ErRoR schrieb:
Jetzt bin ich wirklich am Überlegen, ob es wieder einer wird oder doch zurück zu Auto 1.0.
Zuerst hatte ich geschrieben: "Dann hat Dich der HSD nicht wirklich überzeugt". Das habe ich aber wieder gelöscht, denn es ist Blödsinn. Schließlich geht es mir manchmal selbst so, und ich bin definitiv vom HSD überzeugt. Meine Gedanken dazu - in der Hoffnung, dass der eine oder andere davon zur Anregung dienen kann:
Ich verbringe so viel Lebenszeit im Auto, dass es mir einfach wichtig ist, mich darin wohl zu fühlen. Oft fahre ich v1.0-Autos. Das sind meist Mietwagen der gehobenen Klasse, die mir in zahlreichen Details ausgesprochen gut gefallen und an deren Steuer ich mich dann immer frage: Warum macht das dieser Hersteller, und Toyota macht es nicht?
Ein paar unsortierte Beispiele, die mir gerade so einfallen:
- Das farbige hochauflösende HUD in aktuellen BMWs.
- Die ausgezeichnete Infotainment-Integration in Autos des VW-Konzerns.
- Die exzellenten Analog-Instrumente von Audi (wenn es schon unbedingt analog sein muss).
- Die knackigen mehrstufigen Türarretierungen.
- Die hervorragende Ambiente- und Innenbeleuchtung in der aktuellen E- und S-Klasse.
- Die weitgehend beliebig belegbaren Funktionstasten in BMW-Modellen.
- Eine Öko-Taste an der Klimaregelung, die im Winter den Zuheizer abschaltet, im Sommer aber den Klimakompressor (Audi).
- Die erkennungsstarke Sprachsteuerung in Autos diverses deutscher Hersteller.
- Eine vernünftige und umfangreiche Fehlerüberwachung (inklusive sämtlichen Leuchtmitteln und Flüssigkeitsständen) mit klaren, detaillierten und eindeutigen Meldungen in Deutsch.
- Intelligent programmierte Klimaautomaten mit umfangreicher Sensorik und stufenlosen Übergängen, was die Lüftungsrichtung angeht.
- Eine durchdachte Bedienergonomie, zu der unter anderem auch konsequent beleuchtete und stets im sichtbaren Bereich montierte Schalter und Bedienelemente gehören.
- Sehr große Verstellbereiche von Sitzen und Kopfstützen auch in Kleinwagen (Polo, BMW 1er).
- Sanft und praxisgerecht regelnde Radar-Tempomaten, kaum zu vergleichen mit dem insgesamt eher ruppigen Toyota-eigenen ACC-System (BMW, Daimler, Audi).
- Kein deutscher Hersteller käme auf die saudumme Idee, seine Neuwagen nicht nach der aktuellsten Euro-Norm einstufen zu lassem, sofern das deren Schadstoffwerte hergeben.
Und so fort. Das sind alles Punkte, in denen Toyota in den meisten Modellen nicht mithalten möchte. Möchte, weil sie ja in anderen Modellen und anderen Ländern/Kontinenten beweisen, dass sie es können. Sie tun es aber nicht, entweder aus Kostengründen oder einfach, weil man als weltgrößter Automobilhersteller mit Rekordgewinnen nicht die Notwendigkeit dazu sieht, sich hier im Detail mehr Mühe zu geben. Funktioniert ja auch so.
Toyota hat in den letzten 30 Jahren schon vielfach unter Beweis gestellt, dass man europäische Belange nicht versteht oder nicht ernst nimmt oder nicht bereit ist, darauf nennenswert einzugehen. Es gibt Ausnahmen (Avensis Kombi, Auris Kombi), aber noch viel mehr misslungene Aktionen: Diesel-Lexus ohne Automatik, bizarre Ausstattungspakete, gegenseitige Ausschlüsse wie Automatik nur wenn ohne Schiebedach, Rückfahrkamera nur wenn ohne TMC etc.
Viele interessante Fahrzeugmodelle, darunter viele mit HSD, bietet man in Europa gar nicht erst an. Die Varianten der hier erhältlichen Modelle sind stark eingeschränkt. Viele sind nur mit einer einzigen Motorisierung erhältlich. Die Farbpaletten der einzelnen Modellreihen sind außen bestenfalls ausreichend und innen ungenügend, Lexus ausgenommen.
Neulich hatte ich einen Skoda Superb Kombi als Mietwagen, nur für wenige Stunden (350 km Autobahn). Der ist innen riesengroß, auf allen Plätzen hat man Platz zum Tanzen, in den Kofferraum passt ein Ruderboot. Die Ausstattung war Klasse, da fehlte nix. Die Automatik (kein DSG) schaltete butterweich, der Motor hatte Leistung satt und war leise. Alles war beleuchtet, die Haptik gut, wenn auch nicht überragend. Wenig Billigplastik, eine fast zugfreie Klimatisierung, hervorragende Sitze - tja, genau so macht man das. Eine überzeugende Vorstellung, auch wenn das natürlich ein Neuwagen war und ich nicht sagen kann, wie es ihm nach ein paar Jahren geht.
Damit kommen wir zu den HSD-Modellen. Die gibt es nur vom Toyota-Konzern, ausgenommen einige in Europa nicht erhältliche Lizenz-Nachbauten von Nissan, Ford und Mazda. Hybridmodelle anderer Hersteller sind überwiegend Parallel-Hybride, die meisten davon mit schaltenden Getrieben oder völlig anderer, oft hochkomplexer Antriebstechnik (Cadillac Escalade, BMW X6, Opel Ampera, Mitsubishi Outlander).
Ich hatte schon jede Menge Autos im Besitz, so irgendwas zwischen 25 und 30 müssen es wohl sein. Der Prius II war das
mit Abstand zuverlässigste Auto mit den
mit Abstand niedrigsten Kilometerkosten. Er hat mich davon überzeugt, dass der HSD langstreckentauglich und vor allem unkaputtbar ist. Sogar der Verschleißteilkonsum war so lächerlich niedrig, das manches ältere Auto trotz des fehlenden Wertverlustes höhere Kilometerkosten produziert hat als ein eher teurer Prius-Neuwagen. Das will etwas heißen.
Es gibt aber noch einen für mich wesentlich wichtigeren Aspekt: HSD-Autos fahren sich einfach sehr angenehm. Dieses völlig ruckfreie Beschleunigen, dieses Dahingleiten, der sehr häufige Verzicht auf den Verbrenner, das elektrische Anfahren - damit kann die Konkurrenz nicht mithalten. Selbst Parallel-Hybride mit stufenlosem Getriebe bekommen das nicht ganz so elegant hin, auch wenn ich damit wohl leben könnte.
Wieder ein Blick zu v1.0: Eine schwere konventionell motorisierte Oberklasse-Limousine vermittelt natürlich auch ein tolles Fahrgefühl, denn sie ist aufwändig gedämmt, Fahr- und Abrollgeräusche sind kaum zu vernehmen. Ein moderner schneller 8-stufiger Wandlerautomat ist ein ausgesprochen angenehmes Getriebe, das nicht doof auffällt und eigentlich immer die passende Übersetzung bereit stellt. Damit es sanft voran geht, ist allerdings einiges an Schlupf erforderlich, und damit es zügig voran geht, ordentlich Motorleistung. Das führt in Kombination dazu, dass diese Kisten in der Praxis ziemlich durstig sind, sogar als Diesel.
Der HSD kombiniert hingegen ein supersanftes Fahrgefühl mit sehr niedrigem Spritkonsum, extremer Zuverlässigkeit, äußerst niedrigen Schadstoffemissionen und hoher Reichweite. Das kann kein anderer Antrieb, und die Konsequenz dieser Erkenntnis lautet: Es gibt viele gute Gründe für Autos anderer Fabrikate, aber
für mich kommen derzeit nur solche mit leistungsverzweigtem Hybrid-Antrieb in Frage.
ByTe-ErRoR schrieb:
Der Auris TS ist mir vorne einfach zu eng und Prius+ einfach zu teuer in der Ausstattung wie ich mir ihn vorstelle.
Das kann gut ich nachvollziehen.
Lexus ist auch nicht in den Preisregionen die ich mir vorstelle und meinen Frau möchte auch keinen RX, da dieser der meistgeklaute Wagen ist
Gebrauchte Hybrid-Lexus der Baujahre 2005 bis 2008 sind mittlerweile einigermaßen preisgünstig zu haben. Die Diebstahlstatistik ist mir komplett Banane, dafür habe ich eine Kasko-Versicherung.
Lexus ist in Berlin auch in der Vollkasko nicht bezahlbar und der RX auch nicht in der Teilkasko.
Das ist allerdings ein Argument. Ich hatte einen LS 400 in Berlin zugelassen, als ich dort meinen Erstwohnsitz hatte, das muss so zwischen 1996 und 1998 gewesen sein. Der stand dauerhaft auf einem kameraüberwachten, aber leider nicht abgesperrten Parkplatz meines damaligen Arbeitgebers in der Kochstraße. Zwischen Kreuzberg und Neukölln bin ich lieber mit U-Bahn und Bus gefahren statt mit dem luftgefederten Bonzenschiff.
Jeden 1. Mai habe ich damit gerechnet, dass ihn jemand in der Nacht zuvor abgefackelt hat, tatsächlich ist aber nie etwas passiert. Die Versicherungsprämien waren trotz langjähriger Unfall- und Diebstahl-Freiheit exorbitant (Vollkasko umgerechnet auf 100 Prozent: 7500 DM/Jahr) und sind erst nach dem Ummelden in den Rhein-Neckar-Raum auf ein akzeptables Maß gefallen.
Accord Tourer 2.4 Executiv Automatik [...] Qualitativ im Innenraum eine ganz andere Liga als der Prius [...] Klar kostet der mehr im Unterhalt und der Verbraucht auch mindestens doppelt so viel Sprit. Ich frage mich nur ob der HSD Antrieb es mir soviel Wert ist
Stell Dir diese Frage einfach anders herum: Möchtest Du eine konventionelle Motorisierung mit all ihren Nachteilen (schaltendes Getriebe, wesentlich höherer Spritverbrauch, höhere Emissionen, höherer Wartungsaufwand) akzeptieren, damit es im Innenraum hübscher zugeht?
Aus genau dieser Problematik heraus hat mein ehemaliger Nachbar in München (vormals Prius II-Fahrer) sich für ein Schweinegeld einen nagelneuen Camry Hybrid aus USA importieren und umrüsten lassen (Navi, Radio, Scheinwerfer, dritte Bremsleuchte, Einzelabnahme). Er hat das von Anfang bis Ende komplett von einem Dienstleister abwickeln lassen, was die Sache ziemlich teurer gemacht hat. Aber er wollte nun mal unbedingt dieses Modell, weil ihm der Prius III zu klein und der Lexus GS 450h zu unpraktisch gewesen sind.
Mir wäre ein solcher Import zu aufwändig, zu langwierig und zu teuer. Aber wirf doch einmal einen Blick in unsere Tabelle:
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www.priusfreunde.de/portal/index.php?opt...40&Itemid=100002
Die in D verfügbaren HSD-Autos sind in der dritten Spalte von rechts mit einem X markiert. Vielleicht ist ja noch ein Modell dabei, das Dir zusagt und an das Du noch nicht gedacht hast.
Für mich führt kein Weg zurück zu v1.0, auch wenn ich wirklich sehr sehr gut verstehen kann, dass Du keine Lust mehr auf einen Mumpfplastik-Innenraum in Toyota-Grau hast. An Deiner Stelle (Berlin) würde ich vermutlich eher zu einem Gebrauchtwagen greifen, wahrscheinlich zu einem Prius Plus oder zu einem bereits umgerüsteten Camry Hybrid. Mir persönlich gefällt auch der Auris I sehr gut, gerade für die Stadt. Leider gibt es den nicht mit Kofferraum.
Upps, jetzt habe ich aber einen ganzen Roman getippt.
Hoffentlich war wenigstens der eine oder andere anregende Gedankengang dabei.
Grüße, Egon