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Klimaanlage, brauche Profihilfe!
(7 Leser) Bernhard1988, hoffeck, JoAHa, kroebje, KSR1, Luke, (1) Besucher
Der Prius 2 erschien Ende 2003 auf dem deutschen Markt, 2006 sein Facelift. 2009 wurde das Modell durch den Prius 3 abgelöst.
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THEMA: Klimaanlage, brauche Profihilfe!
#482472
Aw: Klimaanlage, brauche Profihilfe! 28.07.2018 08:43 - vor 5 Jahren, 9 Monaten  
Hallo zusammen,

ich möchte nochmal das Thema "Unterdruckprüfung" klarstellen, weil bezweifelt wurde, dass das Evakuieren eine Unterdruckprüfung ist.

Ganz klares Jein!

Natürlich wird die Anlage evakuiert, damit Kältemittel und natürlich auch Feuchtigkeit und was sonst nach so an nicht kondensierbaren Gasen enthalten ist aus der Anlage entfernt werden. Dazu erzeugt das Servicegerät einen Unterdruck, bei mir sind das 1 mbar. Dieser Unterdruck wird in der Standardeinstellung 20min durch permanentes Laufen der Servicegerätpumpe aufrecht erhalten.

Wenn das erledigt ist, kommt als nächster logischer Schritt im Arbeitsablauf die Dichtigkeitsprüfung der Anlage. Im Prinzip heißt das, "ist die Anlage in der Lage eine Druckdifferenz zwischen innen (in den Rohren Komponenten etc.) und außen (Umgebungsdruck) zu erhalten oder erfolgt ein Ausgleich?"

Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

Der Unterdruck, der gerade beim Evakuieren erzeugt wurde, wird bei ausgeschalteter Unterdruckpumpe des Servicegerätes für (in meinem Fall) vier Minuten beobachtet. Steigt der Druck in der Anlage erfolgt irgendwo ein Ausgleich. Der Umgebungsdruck ist ja bekanntlich bei uns je nach Wetterlage so runde 950 mbar.

Bis jetzt habe ich zwei Beispiele: Bei meinem frisch reparierten Audi (große Klimaanlage, viel Kältemittel, viele Verbindungen oder Komponenten, die undicht werden können) stand der Unterdruck auch nach vier Minuten noch auf 1 mbar. Bei meinem Prius ist er innerhalb dieser Zeit auf 13m bar gestiegen. Das hat das Servicegerät noch als "gut" bewertet und danach befüllt.

Vorteil dieser Methode: bietet sich an, ist nur Programmiersache des Servicegerätes, also eine günstige Methode. Nachteil: die Druckdifferenz geht nie über 1 bar, die Ausgleichrichtung ist umgekehrt. Im Normalfall ist nämlich außen der geringere Druck und innen der (sehr viel) höhere. Da sind dann je nach Temperatur der Anlage und der Umgebung bis zu 30 bar drin. Fehler gerade an Dichtungen werden damit oft übersehen, bei meinem Audi war es aber wirklich Korrosion, die nicht bemerkt wurde.

Will man also eine realistische Prüfung machen, braucht es etwas, dass innen einen Druck erzeugt, der dem normalen Betriebsdruck entspricht. Dazu wird im Allgemeinen reiner Stickstoff oder Formiergas verwendet. (Formiergas ist Stickstoff mit 5% Wasserstoff). Wird Stickstoff auf die Anlage gegeben, beobachtet man auch den Druckverlauf. Sinkt der Druck ab, dann geht irgendwo Gas verloren. Dann weiß man aber immer noch nicht, wo die Undichtigkeit ist, es sei denn, man hört es wirklich irgendwo rauszischen.

Jetzt kommt das Formiergas ins Spiel: Es gibt Lecksuchgeräte, die erschnüffeln Wasserstoff bzw. Kältemittel. Mit Kältemittel soll man keine Druckprüfung machen, weil teuer und vor allem klimaschädlich.

Wie lange man den Stickstoffüberdruck stehen lässt, bleibt jedem selbst überlassen. Eine Minute ist sicherlich zu viel, ich habe schon gehört, dass man den Druck gerne mal über Nacht stehen lässt, um ganz sicher zu sein.

Mit dem Lecksuchgerät versucht man dann, dies undichte Stelle zu finden.

Diese Einheit für Formiergas (Hauptsächlich mal die Druckflasche und der Druckminderer kann im Servicegerät integriert sein, kann man aber auch einzeln kaufen (So wie ich das gemacht habe). Der Druckminderer begrenzt den Druck des Formiergases auf 16 bar.

Zur "vorsorgenden" Lecksuche kann auch im Allgemeinen Kontrastmittel in die Klimaanlage gefüllt werden, darf aber eigentlich nicht, wenn man bereits ein Loch in der Anlage hat (eben wegen der Schädlichkeit des Kältemittels)

Ich fasse also zusammen:

Der technisch notwendige Unterdruck kann als LeckUndichtigkeits-Suche verwendet werden, ist aber suboptimal.

Stickstoff geht gut, kann aber nicht erschnüffelt werden, weil es in der Umgebungsluft viel zu viel Anteil davon gibt. Wasserstoff wird erschnüffelt, muss aber gering in der Konzentration sein, weil sehr explosiv. Daher nur eine Beigabe von 5% zum Stickstoff. (Heißt dann Formiergas)

Das Schnüffelgerät übrigens erschnüffelt noch Konzentrationen von 3 gr pro Jahr.

Viele Grüße,
Ansgar
Ansgar
Beiträge: 18
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#482495
Aw: Klimaanlage, brauche Profihilfe! 28.07.2018 10:58 - vor 5 Jahren, 9 Monaten  
Ansgar schrieb:

...
Da sind dann je nach Temperatur der Anlage und der Umgebung bis zu 30 bar drin.


Das ist der eindeutige Nachteil der Dichtheitsprüfung mit Vakuum.
Aber woher kommt der Druckanstieg bei dichter Anlage?
Antwort: Das im Öl des Kompressors gelöste Kältemittel (so wie Kohlensäure beim Sprudel) verdunstet auch wieder aus dem Öl - Folge ist Druckanstieg.
Wenn aber wirklich eine Leitung / Dichtung o. ä. richtig undicht ist, hat die Anlage innerhalb kürzester Zeit wieder einen deutlich gestiegenen Druck. Wenn man ein Leck sucht, kann man dem Stickstoff auch einen kleinen Teil Kältemittel beimischen. Dann kann man auch wieder das Lecksuchgerät benutzen. Oder ganz simpel "SEIFENWASSER". Das hat mal an einer alten Kühltheke die undichte Stelle gefunden. Der Lecksucher nicht.
Seifenwasser steht übrigens auch in der Norm für Lecksuchen für "richtige" Kältemaschinen...

Das mit dem Kältemittel im Öl ist auch der Grund, warum man altes Kälteöl nicht in geschlossenen Behältern lagern darf.
FrankDOEE
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Letzte Änderung: 28.07.2018 11:01 von FrankDOEE.
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#482497
Aw: Klimaanlage, brauche Profihilfe! 28.07.2018 11:00 - vor 5 Jahren, 9 Monaten  
Servus.

Die Dichtheitsprüfung über Unterdruck kann man nach meiner berufl. Erfahrung völlig vergessen. Ich hatte schon mehrere Anlage, die laut Wartungsgerät dicht gewesen sein sollten, unter Druck aber es nicht waren.
Der extremste Fall war eine durch gescheuerte Schlauchleitung, die noch dazu von altem Motoröl etwas verunreinigt war. Die Leitung lag ja (weil durch gescheuert) von Haus aus bereits am Bauteil an. Bei Unterdruck hat sich der Schlauch in Verbindung mit dem alten Öl wohl an das Bauteil angesaugt und so abgedichtet. Sobald sich aber nur 1bar Druck in der Anlage befand, war es vorbei.

Auch Undichtigkeiten im Bereich der Steckanschlüsse lassen sich so meist nicht ermitteln. Dort befinden sich kleine Gummiringe. Bei einer Undichtigkeit ist diese zu gerne so gering, daß sie über, im Vergleich zum Betriebsdruck (ca. 15-25bar), derart geringen Unterdruck nicht ermittelt wird.

Mein Fazit: Die Unterdruckprüfung liefert keine verlässliche Aussage zur Dichtheit der Anlage.

Aber, auch Formiergas und zugehöriger "Schnüffler" ist so eine Sache für sich, gerade wenn das Fahrzeug schon älter ist und die eine oder andere Undichtigkeit im Bereich des Motors hat. Der "Schnüffler" reagiert da mitunter auch darauf. Ganz schlecht ist es, wenn kurz vorher mit Bremsenreiniger (o.ä.) etwas im Motorraum sauber gemacht wurde.


Grüße ~Shar~
Shar
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Letzte Änderung: 28.07.2018 11:15 von Shar.
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#482539
Aw: Klimaanlage, brauche Profihilfe! 28.07.2018 14:20 - vor 5 Jahren, 9 Monaten  
Ansgar schrieb:
Bis jetzt habe ich zwei Beispiele: Bei meinem frisch reparierten Audi (große Klimaanlage, viel Kältemittel, viele Verbindungen oder Komponenten, die undicht werden können) stand der Unterdruck auch nach vier Minuten noch auf 1 mbar. Bei meinem Prius ist er innerhalb dieser Zeit auf 13m bar gestiegen. Das hat das Servicegerät noch als "gut" bewertet und danach befüllt.
Der beobachtete 12mbar Druckanstieg kann nur entstehen durch verdampfende Flüssigkeiten im System (Problem) oder durch Eintritt von Außenluft (Problem).

Sowas als 'gut' zu betrachten ist (basierend auf meiner Erfahrung mit Vakuum- und Überdrucksystemen) keine gute Idee (und ein Servicegerät welches eine derartige Entscheidung trifft halte ich für zweifelhaft).

Daher evakiert man in diesem Fall länger (idealerweise unter Zuführung von etwas Wärme um den Phasenübergang zu beschleunigen, da man Problem 1 annimmt) bis der Druckverlust verschwindet - oder der Druckanstieg verschwindet eben nicht und damit ist klar man hat Problem 2 (und geht auf die Suche nach der undichte Stelle).

Eine zusätzliche Druckprüfung ist ebenfalls unschädlich, das kann man (wenn man etwas Zeit hat) mit einem Manometer am System und einer Buddel Helium recht preiswert machen (Ballongas ist noch billiger und tut es auch, falls man kein Problem in den ~2% Beigasen sieht):
Manometer mit Füllhahn an das System ran, Vakuum ziehen, Helium rein (auf Betriebsdruck), Hahn zu, Manometer ablesen, wenn sich die Ablesung nicht sichtbar ändert eine relevante Zeit abwarten (Stunden), nochmal ablesen.
Gibt zwar nur eine Grobabschätzung (also nichts für Anwendungen mit Ultrahochvakuum oder dem wirklich giftigen Kram) aber für eine Klimaanlage sollte es langen. Und wenn man das Prüfgas wieder rausholt kann man auch gleich was schönes für die Kinder basteln (Heliumballoons).
ex_GAK
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Letzte Änderung: 28.07.2018 14:22 von ex_GAK.
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