Priusfreunde.de

gshybrid schrieb:
Machen wir uns nichts vor: Wenn E-Autos in Norwegen nicht so massiv subventioniert würden, sähe es dort auch anders aus ...Aber hier gibt es einen kleinen Unterschied zu uns:
Der Staat verzichtet dort auf Einnahmen in Form einer Zulassungssteuer, die man bei uns für alle Antriebe erst gar nicht eingeführt hat. Bei uns steht dagegen die heimische Autoindustrie auf der Matte und möchte sich gefördert sehen.

Mir liegt es fern, eine ähnlich krass hohe Zulassungssteuer wie in Norwegen zu verlangen. Weil man aber praktisch gar kein Regelungsinstrument in dieser Richtung hat, tut man sich mit einer Förderung alternativer Antriebe ungleich schwerer. Alternative Antriebe von einer bestehenden Abgabe zu entlasten, ist schnell beschlossen, ihnen aber beim Kauf Bares in nennenswerter Höhe in die Hand zu drücken, erzeugt schnell eine Gegenwehr.

Im Prinzip müsste eine nach CO2 gestaffelte Zulassungssteuer her, z.B. in Höhe der österreichischen NOVA und diese gehört als Förderung für echte E-Autos (keine Plug-In Hybride!) verwendet. Das wäre in diesem Fall sogar kostenneutral und bei der derzeitig extremen Differenz zwischen Verbrenner- und E-Auto-Zulassungszahlen reichte eine geringe CO2-Steuer bereits aus, die E-Autos massiv zu fördern. Mit zunehmenden Zulassungszahlen von E-Autos nimmt diese Förderung dann naturgemäß ab, was auch eine gesunde Regelung darstellt.

Es liegt wie immer am Wollen, weder Industrie noch Politik will es aber!

Zusammengefasst: Wenn man E-Autos fördern will, muss man es zu Lasten der Verbrenner tun. So wie die deutschen Hersteller von der selbsternannten E-Mobilitätsführerschaft reden, müssten sie eigentlich dafür sein, damit sie bei der neuen Technik möglichst früh in Stückzahlen mit im Boot sind. Wenn es da nur nicht den Unterschied gäbe, zwischen dem was man sagt und dem was man meint.

eppf

Was soll das ganze "Gestürm" hier eigentlich ? Der Toyota Prius ist und bleibt das Vorbild für den Hybridantrieb schlechthin ! Da kann sich die ganze Deutsche Presse und die Autoindustrie den Mund wundschwatzen. Der Toyota HSD Antrieb bleibt technisch unerreicht.
Da hätte die Deutsche Autoindustrie eben die Idee selbst vor Toyota haben müssen ! Jetzt ist der Antrieb Patentrechtlich geschützt und der Zug für die Deutschen endgültig abgefahren, da nützt alles Jammern nichts.

Wenn ich richtig informiert bin, wurde das System den deutschen Autoherstellern in den 90er Jahren angeboten. (z.Teil wohl auch in D entwickelt!)
Allerdings hatte wohl niemand Interesse daren. Die Japaner haben es dann weiter entwickelt.
Wenn ich damit falsch liege, dann bitte korrigieren bzw. ergänzen.

Gruß Gerd

Die Deutschen hatten in den 90er Jahren eigene Entwicklungen, wie den Audi Duo. Die sind aber alle eingeschlafen. Die Trotzreaktion auf der Detroit Automesse 1997 war so: die führenden deutschen Repräsentanten stellten sich neben den Prius I und haben ihn als Vergewaltigung der Physik verhöhnt.
Der Prius passt halt in D nicht in den Mainstream der deutschen Autobauerphilosophie, die schwer diesellastig ist.

Das der Prius kein Vorbild mehr sein soll, halte ich schon für heftig, denn momentan sind wir in einer Billigspritphase, der den Kauf von Technologieträgern ziemlich erschwert. Würde es über 2 € kosten, sähe es ganz anders aus.
Man kann also den HSD nicht pauschal herabsetzen, nur weil es der Markt momentan nicht hergibt.
Ich find es einfach richtig gut, dass Toyota sich hier führend engagiert und mit dem Mirai und den neuen P 4 noch einmal die Latte höher legt.
Das ist reale Ingenieurskunst, das andere ist allenfalls Marktsättigung.

lufo schrieb:
Wie kann man die Dieselstinker der Toyota-Konkurenz überhaupt mit den Toyotas vergleichen ?
Deustchland, einig Mittelalterland!

Gerdo schrieb:
Wenn ich richtig informiert bin, wurde das System den deutschen Autoherstellern in den 90er Jahren angeboten. (z.Teil wohl auch in D entwickelt!) Wenn dem so sein sollte, dann hat man verschlafen, darauf Patente anzumelden, oder hat es mangels Finanzen nicht tun können. Also für mich ist der mit den Patenten der Erfinder.
Aber nur meine Meinung.
Gruß
Hybridfan5

Es wird gerne ausgeblendet, dass die deutsche Automobilindustrie mit dieser Strategie in den letzten Jahrzehnten hervorragend gefahren ist. Sieht auch nicht so aus, als würde sich daran bald etwas ändern, auch wenn sich das hier noch so viele wünschen.

Der Neuzulassungs-Anteil (aktuelle Neuwagen-Zulassungen!) konventionell motorisierter Fahrzeuge liegt auch jetzt, 18 Jahre nach dem ersten Prius und trotz Verfügbarkeit von zahlreichen EV-Modellen, bei 98,6 Prozent ohne und 99,4 Prozent mit Hybriden (Rest: 0,3 Prozent Gas, 0,3 Prozent Elektro).

Aus Sicht der Anteilseigner hat man also überhaupt nichts falsch gemacht, ganz im Gegenteil.Die paar Alibi-Hybride sollten "Wir können das auch" sagen, sonst nichts. Stückzahlen und damit Geld verdienen war nie geplant.

Dass man jetzt massiv auf Plugins einschwenkt, liegt einfach daran, dass man die braucht, um trotz sich ganz langsam verschärfender Vorschriften weiterhin ungestòrt Energiefresser produzieren und verkaufen zu dürfen.

Grüße, Egon

Egon schrieb:
Aus Sicht der Anteilseigner hat man also überhaupt nichts falsch gemacht, ganz im Gegenteil.Die paar Alibi-Hybride sollten "Wir können das auch" sagen, sonst nichts. Stückzahlen und damit Geld verdienen war nie geplant.
Ich habe den Eindruck, die wollen die vorhandenen Modelle noch nicht einmal verkaufen. Ich habe versucht, über die Volkswagen-Webseite einen Probefahrt-Termin für einen VW Jetta Hybrid zu bekommen, die haben noch nicht einmal geantwortet!

Und im örtlichen Mercedes-Autohaus wurde ich komplett ignoriert, als ich dort mit meinem Prius vorgefahren kam. Ich hätte mir einen Verkäufer suchen, einfangen und in den Schwitzkasten nehmen müssen, darauf hatte ich dann aber auch keine Lust.

Toyota ist zwar auch einigermassen arrogant, es gibt für einen Prius nur etwa 10 % Rabatt und die Finanzierungsangebote sind für alle anderen Modelle auch besser, aber dennoch kein Vergleich mit den deutschen "Wettbewerbern".

Plugins haben den unbestreitbaren Vorteil, für den technisch unbedarften Kunden greifbare Vorteile zu haben. Jeder, dem ich vom Prius erzählt habe, stellte als erstes die Frage, wie weit man elektrisch fahren kann und wie lange das Batterieaufladen dauert. Mit Antworten wie "beim Vollhybrid geht es nicht darum, möglichst viel elektrisch zu fahren, sondern den Verbrenner möglichst lang in seinem optimalen Betriebsbereich zu belassen" kann niemand etwas anfangen. Mit elektrischem Fahren assoziieren die Befürworter lautlos und umweltfreundlich, die Gegner wenden ein, dass der Strom ja mit Braunkohle erzeugt wird und ein Diesel sauberer ist. Mangels Kenntnis hält das auch die Mehrheit ab, sich überhaupt mit dem HSD zu beschäftigen, da jeder davon ausgeht, dass diese an der Steckdose aufgeladen werden müssen. Die Industrie kommt dieser Erwartung sozusagen entgegen.
Elektrische Reichweite und Ladedauer sind Kennzahlen, die jeder miteinander vergleichen kann, so wie Leistung, Kofferraumvolumen oder Preis, damit die emotional getroffene Entscheidung für ein bestimmtes Modell nach Außen und Innen rational überdeckt werden kann.
Verbrauchsangaben traut sowieso niemand mehr, daher sind diese beim Autokauf auch nicht ausschlaggebend. Diesel hat den doppelten Vorteil, dass beim Tanken weniger bezahlt werden muss aufgrund verbrauchter Liter und des niedrigem Literpreises, das ist wieder greifbar. Daher werden die Aufpreise für Dieselmotoren auch gerne gezahlt.

eppf schrieb:
gshybrid schrieb:
Machen wir uns nichts vor: Wenn E-Autos in Norwegen nicht so massiv subventioniert würden, sähe es dort auch anders aus ...Aber hier gibt es einen kleinen Unterschied zu uns:
Der Staat verzichtet dort auf Einnahmen in Form einer Zulassungssteuer, die man bei uns für alle Antriebe erst gar nicht eingeführt hat. Bei uns steht dagegen die heimische Autoindustrie auf der Matte und möchte sich gefördert sehen.
Der deutsche Prius-Käufer wird nicht nur nicht gefördert, der wird sogar aktiv bestraft. Da der Prius in Japan gefertigt wird, wird auf den Netto-Preis des Prius zuzüglich der Verschiffungskosten 10 % Einfuhrzoll erhoben. Damit ist der Prius gegenüber seinen deutschen Mitbewerbern massiv benachteiligt. Der Staat könnte im Falle des Prius ja auch einfach auf den Zoll verzichten, mit der Begründung, daß die deutsche Automobilindustrie kein entsprechendes Konkurrenzprodukt (Vollhybrid) anzubieten hat. Das ist aber offensichtlich nicht erwünscht.

Egon schrieb:
Aus Sicht der Anteilseigner hat man also überhaupt nichts falsch gemacht, ganz im Gegenteil.
Richtig, aus Sicht der Anteilseigner, die seit langer Zeit nur noch in Geschäftsquartalen denken und für die übernächstes Jahr weiter weg ist als der Mond von der Erde.

Bloß irgendwann geht das nicht mehr gut. Spätestens dann, wenn man sich nur noch mit Beschiss (massiv geschönte Plug-In-Hybrid Verbrauchswerte) über Wasser halten kann, muss doch ein logisch denkender Anleger feststellen, dass Gefahr im Verzug ist und es nicht ewig so weitergehen kann.

Auch solche Nachrichten wie "Paris will Diesel-PKWs bis 2020 verbieten" (so eine Aussage aus Frankreich!!!) muss doch die Alarmglocken schrillen lassen.

Ein Industriezweig mit intelligenten Managern weiß, wie man an Altbewährtem möglichst gut verdienen kann, man weiß aber auch, wann ein Wandel von Nöten ist. Letztere Intelligenz sprechen ich den deutschen Autovorständen ab. Aber Zetsche, Winterkorn, Stadler und Reithofer sind ja allesamt schon 8 bis 9 Jahre im Amt und haben ihre Schäfchen im Trockenen. Warum etwas ändern, ich habe ja ausgesorgt? Außerdem, bis ich abtrete, wird es schon noch halten.

eppf

Das neueste Buch von Colin Crouch:

"Die bezifferte Welt: Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht", Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-42505-3

Hier näher beschrieben:

www.daserste.de/information/wissen-kultu...om-30082015-110.html

frufus schrieb:
Ich würd es mir ja manchmal schon fast wünschen. Aber die meisten von uns "Technologiebegeisterten" vergessen, wie konservativ das Automobilgeschäft ist. Ich bin immer wieder schockiert. Ich arbeite in einer Hochtechnologiefirma, hier arbeiten fast nur Physiker und Ingenieure etc. dennoch bin ich der Einzige (!) der einen Hybrid fährt! ...
Sehr guter Beitrag! Ähnlich meine Wahrnehmung, wobei meine Kollegen keine Hochschule/Uni besucht haben, sondern nur einen Elektronischen Beruf gelernt. Ich habe exakt einen Kollegen, der seit kurzem einen Auris Hybrid fährt, und einen Weiteren, der die technischen Vorzüge kapiert hat. Vor ein paar Wochen meinte ein allerdings als provokant bekannter Kollege "ich halte von dem Elektrokram nix". Meine Seitenhieb-Frage "was hast Du nochmal gelernt?" hat er nicht kapiert. Der Kollege, der es verstanden hat, brachte das Stichwort Wirkungsgrad an, was als uninteressant abgetan wurde.
emuman schrieb:
... Verbrauchsangaben traut sowieso niemand mehr ...
Es sei denn, sie stammen vom BC. Z.B. ein Bekannter mit einem BMW330d: "egal wie ich fahre, der braucht immer 6-6,5Liter, auch bei voll Stoff auf der Autobahn". Ist klar, deswegen liegen die E90 bei Spritmonitor am oberen Ende der Skala auch bei 9-10l/100km, die waren alle kaputt...

Es interessiert die Leute nicht. Tesla wird inzwischen vereinzelt immerhin wahrgenommen. Aber "richtig geil ist der 12-Zylinder-Diesel von Audi!", der wohl in irgend einer Rennserie mitfährt.

LG
Klaus

Datenreisender schrieb:
...
Wie die deutsche Autoindustrie still und heimlich den Hybridantrieb beerdigt ...
Kann man was beerdigen, das nie gelebt hat? Also mal abgesehen vom kaputt gegangenen Kuscheltier eines kleinen Kindes?

Also ich denke, der größte Umschwung kommt durch

a) Ölpreisschock
b) Umwelt/Atmosphären Kollaps (nicht sanft/holprig, sondern kettereaktionsartig katastrophal)

Ansonsten kann ich das mit dem Kollegenkreis, persönliches Umfeld und auch mit den chinesichen (=japanischen) Vorlieben für Dt Autos (Apple Effekt)voll bestätigen. In meiner Firma fahren zumindest zwei Personen einen Prius aber es wurde mit den Jahren nicht mehr!

Übrigens, an die Städte-Umweltzonen glaub ich nicht. Fabrikneue Diesel werden leicht die 5er Plakette bekommen und wir stehen dann mit unseren P2/P3 doof da.

Gruß.