-> Klaustrophobische Enge:
Der erste Auris hatte bedingt durch seine Bauform ein hervorragendes Raumgefühl. Dort waren die Fenster groß, die Gürtellinie niedrige und die Frontscheibe weit vom Fahrer entfernt. Der neue Auris ist nun das krasse Gegenteil. Konkurrenten wie bspw. der Hyundai i30 zeigen, dass es auch einen gelungenen Kompromiss geben kann. Zudem baut sich in kaum einem Kompaktwagen vor einem eine derart monumentale "Instrumentenwand" wie im Auris II auf.
-> Zustieg unbequem:
Es muss kein SUV sein. Eine leicht erhöhte Sitzposition sorgt für einen bequemeren Ein- und Ausstieg und verbessert die Verkehrsübersicht. Auch mit meinen 28 Jahren weiß ich einen bequemen Ein- und Ausstieg zu schätzen. Es ist einfach angenehmer. Neulich hatte ich einen BMW 320d als Leihwagen, den ich einfach nur schrecklich fand. Scheibe vor der Nase, keine Kopffreiheit, und den Hintern knapp über dem Asphalt. In dem Wagen habe ich eher gelegen als gesessen.
-> Velourssitze:
Die Velourssitze in meinem Prius sehen nach 66.300km noch aus wie neu, die Velourssitze im 13 Jahre alten Nissan Maxima QX meines Vaters nach 150.000km ebenfalls.
Dass die deutschen Hersteller hochwertige Sitzbezüge verbauen würden, kann ich leider nicht unterschreiben. Da habe ich selbst in Fahrzeugen der gehobenen Mittelklasse (A4) Sitzbezüge erlebt, die andere Hersteller nicht mal in Kleinwagen verwenden würden.
Dass diese Bezüge schweißtreibender wären als andere, kann ich zudem nicht feststellen. Im Gegenteil. Die sind atmungsaktiver, als der Polyesterkram, der gerne mal verwendet wird.
-> Zum Thema erfreute Mitreisende:
Toyota muss also ein Auto bauen, bei dem junge Leute ihre akrobatischen Fähigkeiten unter Beweis stellen können und den Beweis antreten können, dass man mit den Kniescheiben in der Nase bohren kann?
Faszinierend. Deiner Argumentation folgend, ist also bequemes Reisen erst ab 50 aufwärts erlaubt?
Der pausbäckige Vorgänger hat wenigstens auch im Fond ein ansprechendes Platzangebot mit einer hoch montierten Rückbank geboten. Im Auris II können hinten hingegen nur Kinder sitzen.
Zum Prius: Offen gestanden hätte ich mir den Auris II gerne gekauft, weil er doch von außen weit ansprechender als der Prius ist. Der langweilige Innenraum und die katastrophalen Rückschritte in Sitzkomfort und Raumergonomie gegenüber dem Vorgänger haben mich aber davon Abstand nehmen lassen.
Eine Lanze muss ich aber für den Auris II brechen:
Du sprichst, wie viele Zeitschriften auch, vom hohen Hartplastikanteil im neuen Auris. Offen gestanden, kann ich diese Kritik nicht nachvollziehen. Die Armaturenbrettoberseite ist bis fast zum Fenster weich geschäumt. Die Türverkleidungen im oberen Bereich ebenfalls. Die höheren Ausstattungsvarianten bieten an der Armaturenfront sogar unterfüttertes Nappaleder. Was will man denn noch? Im Vergleich wirkt bspw. der Golf VII mit seinen großflächigen Silber- oder Klavierlackoptikplastikblenden und billigstem Hartplastik ab Mitte des Armaturenbretts erschreckend billig.
Fazit:
Steige jetzt auch aus der Diskussion aus, weil wir ohnehin nicht auf einen Nenner kommen. Mir erschließt sich zusammenfassend der Punkt nicht, dass die junge Käuferschicht offensichtlich meint sich mit einem Schuhanzieher in einer Sardinenbüchse klemmen zu müssen, nur weil die Knochen es noch halbwegs mitmachen. Ich genieße lieber jetzt schon den Komfort. Warum sollte ich ihn mir selbst noch 20 Jahre verwehren?
P.S.
Meinen Urban Cruiser (den ich neben dem P3 fuhr) habe ich durch einen weißen Prius II Sol ersetzt. Somit dürfte ich mit zwei Prii für die nächsten 10 Jahre gut gerüstet sein und keinen Neuwagen mehr benötigen.
Viele Grüße
Christian