Priusfreunde.de

Hoi, ein interessanter Artikel mit dem Titel "Tschüss, Diesel" findet sich in der Wirtschaftswoche 22, Seite 96ff.

Dort werden sieben Gründe aufgelistet, warum der Diesel seinen Vorteil verspielt hat.

1) Die Lebensdauer der neuen, hochgezüchteten Motoren sinkt
2) Hohe Dieselpreise fressen den Kostenvorteil auf
3) Der Verbrauch von Dieselmotoren im Stadtverkehr steigt
4) Zusätzlicher Wartungsaufwand senkt die Rentabilität
5) Neue Umweltvorschriften machen den Diesel unattraktiv
6) Dieselsubventionen werden wahrscheinlich sinken
7) Die Zahl attraktiver Dieselalternativen wächst

Weiterhin wird ein Toyota-Techniker, Dirk Breuer, zitiert: "Autos mit Dieseltechnik verursachen bei Toyota fünf Mal höhere Kosten in der Garantiezeit als vergleichbare Hybridautos."

.CHeers
OzBert

Interessant.

Letzter Punkt (Diesel und Garantiekosten) ist allerdings keine Überraschung. Nicht umsonst hat man einen Deal mit BMW getätigt. Hybrid-KnowHow gegen Diesel-Motoren.

hverheyen schrieb:
Interessant.

Letzter Punkt (Diesel und Garantiekosten) ist allerdings keine Überraschung. Nicht umsonst hat man einen Deal mit BMW getätigt. Hybrid-KnowHow gegen Diesel-Motoren.

Ja, in den entsprechenden Toyota Foren (RAV4, Verso, Avensis) finden sich häufig User mit Problemen beim Diesel-Motor.

Gruß Jörg

Zitat aus dem Manager-Magazin:
Toyotas zweifelhaftes Comeback // Nach einer beispiellosen Pannenserie meldet sich Toyota mit Milliardengewinnen und einer Schwellenländer-Offensive zurück. Doch Experten sind uneins, ob der japanische Autohersteller an die Weltspitze zurückkehrt - oder gegen VW und GM auf verlorenem Posten kämpft.
www.manager-magazin.de/unternehmen/autoi...,2828,836093,00.html

Anzumerken ist, dass dieser Bericht einen derart auffälligen Toyota-feindlichen Tenor hat, dass er insgesamt unglaubwürdig wirkt. Schade, denn er enthält sehr wohl auch einige (für Toyota-Fans unbequeme) Wahrheiten, etwa die durchaus realistische Einschätzung der Aktivitäten der koreanischen Mitbewerber. Das meiste ist aber - mit Verlaub - Bullshit. Völlig daneben sind insbesondere folgende Punkte:

Zitat:Zugleich streckt Toyota in einigen Bereichen kampflos die Waffen. So zieht sich Toyota aus der Entwicklung von Dieselmotoren zurück - und kauft diese ab 2014 bei BMW ein. Bei der Entwicklung sparsamer Verbrennungsmotoren liegen deutsche Hersteller deutlich vor den Japanern, die seit Jahren lieber auf die Hybridtechnologie setzen.
Oh ja, die sparsamen Verbrennungsmotoren sind ohne Zweifel geradezu eine Domäne der deutschen Hersteller, schon immer gewesen. Das sieht man ja am Flottenverbrauch und an den "tollen" Emissionswerten der ganzen downgesizeten Benzin-Direkteinspritzer und natürlich der hochgezüchteten Vorzeige-Diesel. Tatsächlich sind leistungsverzweigte Vollhybride nicht nur erheblich sauberer, sondern vor allem weit angenehmer zu fahren.

Der Einsatz von Dieseln in PKW ist hingegen ein europäischer Irrweg. Hochgezüchtete Diesel sind vergleichsweise anfällige Gebilde, die als technischer Drahtseilakt betrieben werden und entsprechend fragil sind. Der Diesel als zuverlässiges, ökonomisches Arbeitspferd, als das er einmal konzipiert war - das ist vorbei. Das Reparaturrisiko ist hoch, und es steigt mindestens im selben Maße weiter wie die Einspritzdrücke.

Hinzu kommt, dass Diesel nur mit enormem Aufwand wirklich sauber zu bekommen sind. Die meisten sind trotz Partikelfilter schlicht Umweltsäue, weil sie beachtliche Mengen Stickoxide emittieren. Die sind hier oberhalb der X-Achse zu sehen, während die Werte des Prius zum Vergleich ganz links unten in der Ecke zu finden sind (der Yaris h liegt noch weiter links):



Die eigentlich notwendige Diesel-Abgasaufbereitung ist zwar technisch machbar, aber aufwändig (Additiv, doppelte katalytische Nachbereitung), führt zu höherem Verbrauch, höherem Fahrzeuggewicht und höherem Wartungsaufwand. Also verzichten die Hersteller darauf, was großzügige gesetzliche Übergangsfristen in Europa (und nur dort) auch ohne Weiteres erlauben.

Nicht umsonst sind Diesel in PKW ein rein europäisches Problem. Dass ein Anbieter von Import-Autos hier gar nicht erst mitspielen möchte, kann ich gut verstehen. Aber zugegeben, die bisherigen halbherzigen Bemühungen waren ja auch nicht gerade eine Erfolgsgeschichte. So ist der einzige Lexus, der seinen Besitzern immer wieder nennenswert Ärger macht, der IS 220d mit dem 177 PS-Diesel aus dem Toyota Avensis. Was nicht heißt, dass das bei deutschen Fabrikaten mit Diesel anders ist, aber hier bei Lexus im sonst reinen Benziner- und Hybrid-Umfeld fällt es eben besonders auf. Dazu passt auch folgendes

Zitat aus der aktuellen Wirtschaftswoche vom 26.05.2012: Technologie: Tschüss, Diesel! - Dieselautos gelten als robust, sparsam und zuverlässig. Das ist jedoch ein guter Ruf vergangener Tage. Tatsächlich werden sie immer empfindlicher, verbrauchen mehr Sprit und werden aufgrund neuer Vorschriften immer teurer. Daher neigt sich für immer mehr Fachleute die Erfolgsgeschichte der beliebten Selbstzünder dem Ende zu. Ulrich Hackenberg, Chefentwickler bei Volkswagen, erklärt, aufgrund der höheren Kosten sei die Verbreitung des Dieselmotors in kleineren und preissensibleren Fahrzeugklassen schon heute geringer.
Zurück zum Toyota-Bericht aus dem Manager-Magazin: Gleich vier mal untermauert der Autor seine Argumentationslinie mit der "beispiellosen Pannenserie", also dem Märchen vom hängenden Gaspedal.

Zitat:Seit dem Rückruf von 8,5 Millionen Autos wegen eines fehlerhaften Gaspedals ist zudem Toyotas Nimbus angekratzt, besonders verlässliche Autos zu bauen.
Eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern, dass sich das im Nachhinein als reines Product Bashing und patriotischer Protektionismus unserer amerikanischen Freunde herausgestellt hat, ganz ähnlich wie dies auch bereits in den 80er Jahren dem deutschen Hersteller Audi in den USA widerfahren ist. Bis das herausgekommen ist, war der Schaden aber bereits angerichtet. Das war wohl auch der Sinn der Übung, ob nun bei Audi oder bei Toyota. Dass ein Schreiberling das nun völlig kritiklos aufgreift und so tut, als sei da im Falle Toyota tatsächlich etwas dran gewesen, zeigt ja schon, wie gut es funktioniert hat.

Festzuhalten bleibt: Es gab keine "beispiellose Pannenserie", sondern einen Medien- und Politik-Skandal mit dem Ziel, dem Toyota-Konzern zu schaden. Nun halte ich zwar keine Unternehmensanteile, aber solche Mauscheleien kann ich auf den Tod nicht ab. Daher - damit es nicht in Vergessenheit gerät - hier zur Lektüre empfohlen (Verlinkungen unten):

Zitat:
Der Toyota-Skandal // Wie die amerikanische Politik mit dem japanischen Autokonzern Toyota umgegangen ist, hat die Züge eines Skandals. Die Autos von Toyota wären unsicher, wurde den Amerikanern von Verkehrsminister Ray LaHood eingeredet. Jetzt muss er klein beigeben. Die Demütigung Toyotas war Protektionismus.
- FAZ: Amerika - Der Toyota-Skandal
- Handelblatt: Der Fall Toyota - Leichte Beute von Politik und Medien
- Autogazette: Selbst Schuld - Amerikaner geißeln Toyota zu Unrecht
- Financial Times: Amerikas unfaires Toyota-Bashing
- Financial Times: Fahrfehler statt technischer Mängel - US-Studie entlastet Toyota
- Stern: Nicht die Bremsen klemmten, sondern die Fahrer waren Schuld
- Teure Genugtuung: NASA-Gutachten entlastet Toyota. Nach detaillierter Untersuchung ist Toyota rehabilitiert – zu einem hohen Preis.

Grüße, Egon

Egon! 200 % einverstanden. Die anti-Toyota Hetze in Deutsche "Fach"-Zeitschriften ist wirklich störend.

Ich bin gespannt wie das mit dem Yaris Hybrid gemacht wird. In Frankreich, Belgien und die Niederlande ist "Presse" sehr positiv, beinahe zu sehr, was mich denken lässt dass die Marketing Leute von Toyota einen "guten" Job gemacht haben. In Deutchsland hält sich dass bis jetzt noch in Grenzen.

Wie immer wird es wichtig sein sich selber eine Meinung zu formen...

SG

Jan

Zum "Tschüss Diesel" wegen hochgezüchteten Dieseln.
Mazda hat offensichtlich einen smarten Weg gefunden die Diesel ohne großartige Abgasnachbehandlung, sondern innermotorische Maßnahmen Euro 6 tauglich zu machen.
Die ersten Testberichte sind ziemlich euphorisch bzgl. Motoreigenschaften.
Und ich bin mir sicher, dass die Hybridtechnologie für die diesellastigen Hersteller ohne konkurrenzfähigen Hybridplan ein extremer Ansporn ist, es Toyota "zeigen" zu wollen, dass der konventionelle Antrieb locker mithalten kann.

Dazu muss man aber wissen, dass die Euro 6-Grenzwerte für Diesel keineswegs den Euro 6-Grenzwerten für Benziner entsprechen. Ein Diesel darf deutlich schmutziger sein.

Grüße, Egon

Madza hat es offensichtlich geschafft:Mazda

hp2 schrieb:
Madza hat es offensichtlich geschafft:Mazda
Das ist eine alte Nachricht. Aber wo sind denn die supersparsamen Mazda-Modelle mit der neuen Motorentechnik bei Spritmonitor?

Und selbst wenn - ein Euro 6-Diesel darf ein Drittel mehr Stickoxide als ein Euro 6-Benziner emittieren, plus 6 x 10¹¹ Partikel, also 600 Milliarden (!) Partikel je Kilometer.

Wie gesagt, Diesel werden in der EU gezielt protegiert, um die europäischen, vor allem aber die deutschen und französischen Hersteller noch möglichst lange vor notwendigen echten Konsequenzen zu schützen. Die werden durch die jahrzehntelange Fokussierung auf den Diesel wohl nicht billig werden.

Grüße, Egon

Die ach so arme deutsche Autoindustrie, mir kommen die Tränen . . .

Via Focus Online via dpa:

Die Industrie verwies darauf, dass sie alleine 2009 rund 28 Milliarden Euro in die Forschung, unter anderem für schadstoffärmere Motoren und Elektroantriebe, investiert habe. In bestimmten Bereichen wie Batterien und Hybridtechnologie sei Europa aber nicht führend und müsse besser werden. Die Branche brauche deswegen „verstärkte Unterstützung für Forschung und Entwicklung“ auf europäischer und nationaler Ebene....

EU-Autoindustrie will mehr Hilfe (link zu Focus Online)

OzBert

Die verdienen eigentlich genug Milliarden und brauchen den Steuerzahler über den Umweg "Subventionen" nicht auch noch zu schröpfen !
mfG schwarzvogel

Nachgereicht: Den vollständigen Bericht der Wirtschaftswoche zum Thema Diesel-Zukunft gibt es hier: KLICK. Lesenswert!

Grüße, Egon

Egon schrieb:
Nachgereicht: Den vollständigen Bericht der Wirtschaftswoche zum Thema Diesel-Zukunft gibt es hier: KLICK. Lesenswert!

Grüße, Egon

Danke, Egon, sehr interessanter Artikel.

Das einzige was ich vermisse ist der Hinweis, dass die neuen sparsamen Benziner wie der Ecoboost von Ford aehnlich komplizierte Triebwerke wie die Diesel sind, dieser Nachteil des Diesels faellt also da irgendwie weg, die Feinstaubbelastung kommt bei diesen Benzinern allerdings dazu...

Ja, sehr interessant !
So einen 55-PS Golf-D hatte ich auch mal, gutmütig und (noch) sparsam. Wer weiß ob und wo der noch lebt ...
Die "neue" Dieselrevolution hatte schon begonnen: Einspritzpumpen mit nur einem Verdränger-Pumpenkolben und danach Verteiler auf die 4 Zylinder. Einspritzdruck weiß ich nicht mehr, aber sicher weit, weit unter 1000bar, für die "dünne Brühe" mit damaliger Technik kein großes Problem.
Toyota will sich mit Dieselentwicklung nicht mehr abgeben:
„ 'Autos mit Dieseltechnik verursachen bei Toyota fünf Mal höhere Kosten in der Garantiezeit als vergleichbare Hybridautos', sagt Toyota-Techniker Dirk Breuer.“
Meine Beweggründe von vor 6 Jahren, nämlich vom Diesel her auf den damals (wie heute noch relativ) alternativlosen Prius umzusteigen werden lückenlos aufgezählt. Habe wohl alles richtig gemacht ...
Hybrid-Fahrzeuge werden keineswegs nur so als "Brücken-Technologie" verstanden - sicher, so lange es noch fossile Brennstoffe gibt.
mfG schwarzvogel