Priusfreunde.de

Diesem Thema möchte ich einen eigenen Thread widmen. Ich bin gespannt, wie andere darüber denken.

Ein Trend in der Automobilindustrie ist es, bewährte Lösungen zu ändern. Oft kommen echte Verbesserungen dabei heraus, manchmal aber auch nur Verschlimmbesserungen. Das ist regelmäßig vor allem dann der Fall, wenn es im Kern eigentlich um Kostensenkung oder Gewinnoptimierung für den Hersteller oder Auslastung seiner Vertragswerkstätten geht.

Nicht selten wird das den potenziellen Käufern trotzdem als Fortschritt verkauft. Da ist dann manch hanebüchener Unfug dabei, welcher derart offensichtlich blöde und praxisfremd ist, dass ich seine Einführung und Verbreitung kaum glauben kann. Ein paar Beispiele gefällig? Aber gerne:

• Runde Lenkräder? Wie langweilig! Machen wir doch lieber irgendwas total Unpraktisches. Ein Steuerhorn, ein Viereck, zwei Joysticks, egal. Hauptsache anders.


• Ein Notrad? Wozu das denn? Legen wir doch lieber eine in den meisten Fällen nutzlose Klebepampe mit einem Kompressor bei, die zwar nur kleine Löchlein und auch diese nur in der Lauffläche verschließen kann, aber dafür zuverlässig jede Felge inklusive RDKS-Sensor ruiniert.


• Apropos: Reifenkontrolle per Umdrehungszahl? Funktioniert prima, aber da steckt ja keine Verdienstmöglichkeit drin. Verbauen wir doch lieber RDKS-Sensoren, deren meist nicht austauschbare Batterien nur ein paar Jahre halten und die in der Zwischenzeit bei Rad- oder Reifenwechseln für unterhaltsame Effekte sorgen.


• Matte Oberflächen aus robustem, langlebigem Kunstoff, UV-fest, angenehm anzufassen, leicht zu reinigen und unempfindlich? Ach nö, verbauen wir doch lieber Softlack, der nach ein paar Jahren abblättert oder Material, das sich seiner Weichmacher schnell entledigt. Und die beste Idee: Hochglänzende Klavierlack-Oberflächen, auf denen man jedes Staubkorn und jeden Fingerabdruck sieht.


• Tasten für ständig benötigte Funktionen? Wozu denn, das geht doch auch über Felder auf einem Touchscreen. Ok, die kann man beim Fahren nicht so gut mit dem Finger treffen, aber man muss sich ja ohnehin erst durch ein paar Menüebenen bis dorthin vorarbeiten.


• Und wenn es schon so physisches Schalterzeuch sein muss, dann aber bitte keine leicht erreichbaren Tasten oder Drehknöpfe, womöglich auch noch beleuchtet. Stattdessen lieber Slider, Sensorflächen, Up-Down-Felder oder so was. Lenkt beim Fahren ab wie Sau, aber Fortschritt muss sein.


• Bügeltürgriffe - gut zu greifen, idiotensicher, bewährt, einfach, robust? Nee, lassen doch lieber irgendwas elektrisch ausklappen oder ausfahren, mit Sensorflächen kombinieren, oder einem Keypad - oder irgendwas noch Komplizierteres.


• Eine manuelle Verriegelung am Handschuhfach, so dass es sich sofort öffnen lässt? Welch ein Anachronismus. Es gibt doch Sprachkommandos. Oder Bildschirmmenüs. Oder noch besser: Eine App. Es hat doch sowieso jeder ein Smartphone, also wozu ein Knopf am Handschuhfach?


• Blinkerhebel? Ach Gottchen, die nackte Steinzeit. Bringen wir doch lieber eine Taste im Lenkrad oder Steuerhorn unter, die sich zwar mitdreht, aber da muss der Fahrer im Kreisverkehr halt mitdenken.

Und so fort. Nur wenig davon macht mich ärgerlich; das meiste lässt mich eher staunen.

Grüße, Egon

Zitat:
Wieder mehr physische Tasten Euro
NCAP plant Punktabzug für zu viel Touchscreen im Auto

[...] bloß weg von der physischen Taste im Fahrzeug und hin zum Touchscreen. Wird sich das wieder ändern? [...] Um auch nur eine einzige Kleinigkeit einzustellen (und sei es bloß die Helligkeit der Innenraumbeleuchtung), muss man tief in die Menüsteuerung abtauchen. Oder mal eben auf die Taste drücken, um die Sitzheizung zu aktivieren? Eine solche Taste gibt es häufig gar nicht mehr. Stattdessen muss man auf den unteren Rand des berührungsempfindlichen Displays langen. - www.n-tv.de/auto/Euro-NCAP-plant-Punktab...article24828686.html

Grüße, Egon

Fehlen eines Öl-Peilstabes.
Es lebe die digitale Füllstandsanzeige. Die lässt sich live beim Befüllen ja auch so gut ablesen.

Egon, du sprichst mir aus der Seele. Einiges davon kannte ich noch gar nicht (wie die Verriegelung des Handschuhfachs), aber das hat sich offenbar bei "meinen" Marken noch nicht durchgesetzt.

Am meisten ärgern mich folgende Punkte:

- Fehlendes Not-/Reserverad
- Merkwürdige (sprich: unpraktische) Türgriffe, insbesondere bei E-Autos
- Keine physischen Tasten und Regler für wichtige Standardfunktionen
- Unnötig kleine Türfächer, bei denen oft nur eine kleine Flasche reinpasst
- Verbaute Frontscheiben: Zwischen Kamera-Armada/Innenspiegel oben und dem freistehenden Riesen-iPad unten bleibt oftmals nur ein Briefkastenschlitz für die Sicht nach vorne
- Glas ohne Durchblick: Die sowieso schon kleinen Glasflächen sind oftmals mit derart dicken Plastikrahmen verkleidet und dann aussen geschwärzt, dass die "Netto-Glasfläche", durch welche man durchgucken kann, noch viel kleiner ist

Ich bin jemand, der sich vor gut 13 Jahren "aufgeregt" hat, daß man bei Toyota den Hebel für den Scheibenwischer in die andere Richtung bewegen muß, als bei deutschen Autos. Licht am Blinkerhebel, nicht als sepater Schalter. Daran hatte ich mich irgendwann gewöhnt und als ich mal ein Auto deutscher Produktion fuhr habe ich erst mal erfragt, wo der Lichtschalter ist, nämlich knapp oberhalb meines linken Knies. Wenn man es weiß auch blind gut zu bedienen, Typ Backofenschalter eben.

Danke für die interessante Auflistung.

LG
Klaus

Zum Reserverad.
Statistiken besagen das man nur alle zig 100tkm solch eine erleidet und dann der eingefahrene Fremdkörper in der Regel x mm Durchmesser hat.Diese Defekte lassen sich dann in der Regel mit genau diesem Zeugs temporär abdichten.Für alles andere muss dann der Pannendienst her.Ich hatte in 40 Jahren motorisierter Mobilität noch nie eine Teifenpanne.Glück gehabt.
Bedenkt man jetzt noch das sehr viele Reservereifen bei der Entsorgung unbenutzt entsorgt werden und die meisten Fahrer garnicht mehr in der Lage sind einen Reifen zu wechseln kann man nur zum Schluss kommen dieses Teil einzusparen.

Ich ärgere mich am meisten über versenkte Türgriffe, weil diese in praktisch allen Punkten Nachteile bieten. Ich scheiss auf den Verbrauch in der zweiten Nachkommastelle, wenn ich dafür schlecht zu greifende, trödelig herausfahrende oder nur mit Verrenkungen ausklappbare Griffimitationen in Kauf nehmen muss.

Ein ähnlicher Unsinn sind elektrische Türöffner, die die mechanische Verbindung zum Schloss durch einen Stellmotor ersetzen. Warum zum Geier?! Für den Fall eines Stromausfalls muss doch eh eine mechanische (und im Notfall unauffindbare) Notentriegelung verbaut werden.

Und wo wir schon beim unnützen Kram sind: Kameras, die die Außenspiegel ersetzen und den Fahrer zum wenig intuitiven Blick auf seitlich angebrachte Monitore zwingen. Setzt sich zum Glück bislang nicht durch, aber einige Hersteller bieten es unverdrossen an.

PS: ich meine, daß die RDKS per Drehzahlkontrolle nicht mehr zulässig ist.

Timo

Mir fällt noch ein ganz anderer Punkt ein.

Beim Übergang von der manuellen Klimaanlage zur Klimaautomatik hat man vergessen, einen "Heizung-Aus-Knopf" zu implementieren.

Wenn man jetzt z.B. im Sommer die AC-Zuarbeit auf 23 oder 24 Grad begrenzen will, darunter kann ich wirklich problemlos auf eine Klimatisierung verzichten, fängt die Kiste morgens bei 18 bis 20 Grad mit dem Heizen an.

Ich hätte es gerne wie folgt:
Im Winter stelle ich die Temperatur auf 18 Grad ein, dabei Heizung EIN, AC aus (außer man braucht sie gegen die Feuchtigkeit).
Im Sommer stelle ich die Temperatur auf 23 Grad ein, dabei Heizung AUS und AC bei Bedarf EIN.

Eigentlich eine ganz logische Bedienanforderung. So wie es jetzt ist, muss man im Sommer an heißen Tagen die Temperatur hochdrehen, um mit der AC nicht allzu sehr runter zu kühlen und an kühlen Tagen runterdrehen, damit die Heizung nicht anspringt.

Oder anders ausgedrückt, während der Nicht-Heiz-Saison bleibt die Heizung aus, so wie die Wohnungsheizung auch. Da wird der Heizkreislauf auch komplett abgeschaltet, egal wie die Heizkörperthermostate stehen.

eppf

@grisu69:
Dann sage ich einmal in deine Richtung, du hast schlichtweg Glück gehabt!
Bei mir sieht die Situation bezüglich Reifenpannen ungleich anders aus.

Vor allem auch in der Richtung, dass in den meisten Fällen das Dichtungsmittel kein bisschen geholfen hätte.

Und genau hier sieht man die Inkonsequenz bei den Herstellern. Dann müsste man aus statistischen Gründen auch dieses Dichtungsset schleunigst über den Jordan schicken, aber das ist ja wiederum ein Geschäftsmodell bei der begrenzten Haltbarkeit und den dadurch regelmäßig erforderlichen Austausch.

Eines ist jedenfalls so sicher wie das Amen aus der Kirche, um die Zahl der Reifenentsorgungen einzudämmen, sind Reserve/Noträder gewiss nicht verschwunden! An der Erneuerung eines abgelaufenen Reifendichtmittels ist mehr verdient, als dem Hersteller ein komplettes Notrad kostet.

eppf

KSR1 schrieb:
Ich bin jemand, der sich vor gut 13 Jahren "aufgeregt" hat, daß man bei Toyota den Hebel für den Scheibenwischer in die andere Richtung bewegen muß, als bei deutschen Autos.

Ich war sehr erstaunt, als ich dieses Fietscha am teutonischen Volkswagen ID.3 ebenfalls entdeckt habe.

Gut, dass ich es vom Prius schon kenne.

Nerviger ist, dass die hoch-runter-Tasten am Lenkrad fürs Multimediagedöns zwischen Toyota und VW genau andersrum belegt ist. "Nächstes Lied" ist
- beim ID3 "runter in der Liste"
- beim P3 "diejenige Taste, die mehr vorwärts/weiter in Fahrtrichtung zeigt". Also die nach oben-Taste auf dem geneigten Lenkrad...

@eppf:
"Heizung aus" hat jedes Auto schon immer von Anfang an!

Auf Prius-Bedienung übersetzt:
- A/C off.
- Temperatur Lo.
- Lüftung Manuell.

Feddich!

Und immer dann, wenn man die AC benötigt, den Heizungsregler auf eine vernünftige Temperatur hochdrehen?

Sorry, es ist doch alles andere als ein sinnvolle Lösung, Tag für Tag morgens die Temperatur nach unten zu drehen, damit nicht zugeheizt wird und dann mittags eine Temperatur von 23 Grad zu wählen, damit die AC nicht zu sehr im Vergleich zur Außentemperatur runterkühlt.

Ist es wirklich zu viel verlangt, eine Lösung haben zu wollen, welche die Innentemperatur bei 23 Grad nach oben begrenzt, ohne dass es dabei zu einem Zuheizen kommen kann und auch ohne täglich an den Reglern herumspielen zu müssen?

eppf

Dix schrieb:
...
- A/C off.
- Temperatur Lo.
- Lüftung Manuell.

Feddich!
Das ist doch vieeel zu einfach

zu dem Reservereifen: als ich vor ca. 20 Jahren einen BMW mit „Run-Flat-Reifen“ kaufte fühlte ich mich ohne Reserverad absolut sicher...die Dinger waren vom Fahrkomfort für mich allerdings die Hölle , nie wieder! Ich kann @grisus69 Aussage nur unterstreichen (auch wenn ich Winter- und Sommerräder immer eigenständig wechsel )

Lieber eppf,

Die Antwort ist ganz klar: Ja, zuviel verlangt. Du willst back to the 80s. Alle Regler auf links. Und bissl pusten. Wie das geht, hab ich oben geschrieben.

Du willst aus Inschenörs-Sicht ein neues Bedienkonzept. Und ich vermute, dass es dafür kaum weiteren Bedarf gibt, als Dich.

Dix schrieb:
Die Antwort ist ganz klar: Ja, zuviel verlangt. Du willst back to the 80s. Nein, ich hätte ein Bedienkonzept gewollt, welches nicht nur von einer manuellen AC zur Klimaautomatik übergeht, sondern dabei nicht übersieht, welcher Konflikt sich dabei eben auch automatisch ergibt, wenn man nur die vorgewählte Temperatur nachbilden will.

Dass der Zug inzwischen abgefahren ist, darüber brauchen wir gar nicht zu reden. Man sieht es ja auch daran, dass selbst hier einige Leute gar nicht realisieren, wie mein Vorschlag gemeint war.

Wenn bei einer Einstellung der Klimaautomatik auf 23 Grad das Auto bei einer Innentemperatur von 20 Grad zu Heizen beginnt, hat man doch bei der Entwicklung des neuen Features offensichtlich irgendetwas übersehen.

Die AC-Temperatur quasi mit der Heiztemperatur gleichzusetzen, war irgendwie nicht so richtig zielführend. Es bräuchte wie gesagt entweder eine Heizung-Aus-Taste oder eine einstellbare Zweittemperatur, bis zu der max. geheizt wird.

eppf