Priusfreunde.de

Dann versuche ich noch einmal, möglichst ernsthaft meine Einlassungen auszuführen.

Vorneweg: Menschen, die sowieso finanziell schon auf dem Zahnfleisch gehen, sind natürlich von den gestiegenen Preisen überproportional stark belastet und ohne ausgleichende Sozialpolitik am Ende immer die Gekniffenen. Wie so eine ausgleichende Sozialpolitik aussehen könnte, sei hier mal ausgeklammert, da gibt es aber ja mehrere Ideen dazu. Diese Personen fliegen aber im Normalfall auch nicht (regelmäßig) in den Urlaub.

Mit den "richtigen" Leuten meine ich unsere besser gestellten Mitbürger, die genug Einkommen haben, um nach dem Begleichen ihrer notwendigen Kosten (Wohnen, Essen, Heizen, Kinder, Arbeitsweg) noch genug Geld übrig haben für Spiel und Spaß ohne sich jede Freizeitausgabe doppelt und dreifach durchrechnen zu müssen. Manch einer würde das auch "Mittelschicht" nennen (alles, was darüber kommt, sei hier natürlich eingeschlossen).

Diese Menschen sind nicht selten ziemlich laut dabei, wenn es darum geht, sich über gestiegene Energiepreise zu beschweren. Gleichzeitig wird es aber als gegeben angesehen, dass man sich ja schließlich auch jedes Jahr ruhig zwei Urlaubsflüge leisten darf oder jeden Tag ein dickes Stück Rindfleisch auf dem Teller.

Unsere CO2-Emissionen müssen runter. Weit runter. Extrem weit runter. Und eben die (obere) Mittelschicht sowie (vor allem auch) die Oberschicht sind nun mal für den größten Anteil der CO2-Emissionen verantwortlich. Und selbst der durchschnittliche Handwerker, der Maschinenführer oder die Bürokraft in Deutschland ist für mehr CO2-Emissionen verantwortlich als es ein durchschnittlicher afrikanischer Feldarbeiter oder indischer Stoffnäher je sein könnte.

Solange wir uns hier freiwillig aus Spaß klimaschädliche Freizeitvergnügen en masse leisten, steht es uns (meiner Meinung nach) nicht zu, sich über steigende Kosten zu beschweren, die ziemlich direkt mit den verbundenen Klimakonsequenzen zusammenhängen.

Und nochmal: Die alleinerziehende Mutter, die ihren Mindestlohn noch aufstocken muss, damit sie sich ihren Sprit für den Arbeitsweg überhaupt leisten kann, meine ich explizit nicht damit.

@jotwe: Und jetzt erkläre du mir bitte, wie du darauf kommst, dass ich hier eine Neiddebatte führen möchte.

@marratj:

Danke, jetzt habe ich das was du sagen/schreiben willst so verstanden, dass ich über deine Ansichten nachdenken kann.

Den Speditionen mit ihren großen Trucks auch, die tanken au h nicht i Deutschland.

@jotwe: mich würde aber ernsthaft auch noch interessieren, wie du auf das Thema Neiddebatte kommst.

@eppf

Ich habe die Schuld nicht der regenerativen Stromerzeugung gegeben. Ich bezog mich nur auf die aktuelle Situation. Unsere letzte Regierung hat ja lange genug geschlafen. CO2 Bepreiung sagt sich so einfach. Für Frau Bärbock ist das kein Problem. Aber ws gibt viele Rentner, alleinerziehend Mütter und andere Menschen mit einem Einkommen auf Sozialhilfe Niveau. Einige von denen haben vierzig Jahre gearbeitet. Die haben kein Eigentum. Einige haben sogar Schulden und wissen hetzt schon nicht, wie sie über die Runden kommen. Wer meint, dass Heiten im Winter nicht lebensnotwendig ist kann ja mal in einem strengen Winter bei -15°C ohne Heizung übernachten. Das trifft besonders alte und kranke Menschen.

Gerd

@Gerd: vor diesem Hintergrund finde ich das Thema Klimadividende, Klimaprämie oder wie auch immer man das Konzept nennen will, spannend.

Die Einnahmen aus der CO2-Steuer werden pro Kopf wieder ausgeschüttet. Da die von dir genannten Personengruppen sowieso schon im Vergleich viel weniger CO2-Ausstoß haben, bekommen sie unter Umständen sogar effektiv mehr Geld durch die Klimadividende zurück, als sie selbst an CO2-Kosten tragen müssen. Was dann entsprechend dazu beitragen kann, einen sozialen Ausgleich dafür zu schaffen.

Und der soziale Ausgleich ist wichtig, den braucht es einfach, da dürfen wir uns nichts vormachen. Umso mehr stören mich die Besserverdienenden (zu denen ich mich selbst zählen darf), deren Lebensmotto "nach mir die Sintflut" ist, die nur an ihr eigenes komfortables Leben denken und denen die sozial Schwachen egal sind.

Wenn ich 70.000 EUR Jahreseinkommen habe und mir dann ein Haus in der Pampa 40km von meinem Arbeitsort entfernt kaufe wegen den teuren Mieten in der Stadt und gleichzeitig auf eine PV-Anlage verzichte "weil mein Heizungsbauer gesagt hat, des Zeug taugt nix", muss ich mich über steigende Sprit- und Gaspreise nicht unbedingt beschweren, wenn ich gleichzeitig noch regelmäßig zum Vergnügen in den Urlaub fliege und 2-3x im Monat schick essen gehe.

YarisGerd schrieb:
CO2 Bepreiung sagt sich so einfach. Sicherlich sagt es sich einfacher, als es ist. Aber dennoch führt kein Weg daran vorbei.

Deshalb wäre es auch wichtig, diese CO2-Bepreisung sozial verträglich zu gestalten. Dazu gehört auch eine bezahlbare Energie für die Grundbedürfnisse. Also in etwa in der Form, dass die Leute mit einem klammen Geldbeutel Ausgleichszahlungen erhalten. Finanziert über die Leute, die nach wie vor an einer CO2-intensiven Lebensweise festhalten wollen.

eppf

Wenn jede Energiequelle die gleiche Preissteigerung erhält wird sich nichts ändern. Der Strompreis insgesamt muss deutlich günstiger werden, sonst bleibt Öl-, Holz- und Gasfeuerung wie gehabt bestehen. Geiz bleibt geil, vermute ich. Hybridfan5

Was hat unsere neue Außenministerin mit alten und kranken Menschen zu tun, die sich bei -15° ohne Heizung durchschlagen müssen?

LG
Klaus

Strom sehe ich auf die Schnelle nicht günstiger werden. Es wird sich aber der Marktmechanismus invertieren.

Bis vor einiger Zeit war es so, dass die EEs innerhalb des Strommixes überproportional teuer zuschlugen. Jetzt dreht es sich in die Richtung, dass die EEs als Kostendämpfung dienen müssen, weil die fossile Energie teurer wird.

Bis wir auf die fossilen Energieträger beim Strom weitgehend verzichten können, das dauert noch eine Weile. Dazu hat ein gewisser Herr Altmaier vor gut 10 Jahren allzu fest auf die Bremse getreten.

Dass die Öl- und Gasfeuerung mit der Zeit weniger wird, dafür werden nicht zuletzt Marktpreise und CO2-Abgabe sorgen. Aber auch das wird noch länger dauern, weil der aus einem massiven Umstieg nach Wärmepumpe und Co. resultierende Strombedarf mit grünem Strom noch lange nicht abzudecken ist.

Es bringt wenig, wenn jede Menge Wärmepumpen auf Kohlestrom angewiesen sind. Da hätte vergleichsweise eine Gasheizung eine bessere Klimabilanz.

Strom aus Gaskraftwerken wird sicherlich von der Kostenseite her kritisch. Wenn ich 2kWh Gas brauche, um 1kWh Strom zu erzeugen, dann bleibt bei einer realistischen Jahresarbeitszahl von 2.5 bis 3 bei Luftwärmepumpen nicht viel Spielraum, um das irgendwie rentabel zu gestalten.

eppf

Wenn ich das hier so über die Gaspreise und die Wirkungsgrade von Gaskraftwerken so lese würde ich mich über Strompreise von 40 bis 55 ct. in den nächsten Jahren nicht mehr wundern.

Sagen wir es einmal so, die Preiskapriolen am Gasmarkt könnten vielleicht auch etwas Gutes haben, nämlich den Irrweg in Richtung "nachhaltiges" Gas in Grenzen zu halten.

Wenn man sich die Taxonomie bezüglich Atom und Erdgas betrachten, kommt man irgendwie für Frankreich und Deutschland zum selben Schluss. In beiden Fällen liegt ein Totalversagen vor, was ein rechtzeitiges Umsteuern bei der Stromgewinnung betrifft.

Einfach nur verpennt kann man da sagen.
Frankreich kann sich jetzt nur noch mit einer Laufzeitverlängerung behelfen und nicht nur eine von 40 auf 50 Jahre, sondern noch darüber hinaus und bei uns rächt sich jetzt, den Ausbau der EEs vor 10 Jahren massiv abgewürgt zu haben.

Den Atomausstieg einzutüten (was ich richtig finde), aber gleichzeitig den EE-Ausbau abzuwürgen, da fällt mir wirklich keine andere Vokabel als Totalversagen ein.

eppf

@eppf
Das sehe ich ja auch so. Leider ist es in Deutschland fast unmöglich die Erneuerbaren Energieerzeugung auszubauen. Das wird nicht nur durch die vorhandenen Gesetze sondern auch von den Berufsprotestlern verhindert. Aber, wenn man die nicht ausbaut, darf man auch nicht die vorhandenen Kraftwerke abschalten.

Solange der Strom aus der Steckdose kommt, wird sich auch daran nichts ändern. Vielleicht wird es zu einem Umdenken kommen, wenn sie Preise weiter steigen. Oder wir stundenweise Blackouts bekommen.

Ich denke wir bekommen beides, höhere Stromkosten und Blackouts.

Beides die idealen Mittel um allen anderen Regierungen zu zeigen, dass der Deutsche Weg nicht nachzumachen ist.

Demokratische Regierungen denken nur bis zur nächsten Wahl. Für das klima ein zu kurzer Zeitraum.

Ich denke, wir sollten noch 10 bis 15 Jahre "möglichst" saubere fossile Brennstoffe nutzen um die Schwankungen der grünen Energiequellen auszugleichen und parallel dazu massivst in die Forschung investieren.

Ohne kostengünstige massentaugliche Energiespeicher mit gutem Wirkungsgrad wird die Energiewende sonst nur funktionieren, wenn der Nachbar uns mit Strom aushilft wenn Sonne und Wind nix liefern.

Und hier mutwillig Wohlstand im Namen des Klimas abzubauen ist auch so eine Sackgasse. Nur ab nem gewissen Wohlstand interessiert der Normalo sich für das Klima. Es gilt halt: erst das Fressen, dann die Moral.

Und sich als grüner Deutscher was CO₂ angeht zu kasteien ist auch so ne Sache. Unser tatsächlicher weltweiter Einfluss ist zu gering...

Die anderen Überzeugen geht nur mit billigem, dauerhaft sicher verfügbarem Strom. Und dazu fehlt es halt am (billigen) Speicher.

PV ist auch erst in den letzten 10 Jahren wirklich massentauglich geworden, selbiges muss uns für Stromspeicher auch gelingen.