Priusfreunde.de

Naja, die Physik gibt schon eine klare Vorhersage wie gefährlich etwas ist. Man kann sowohl Bremswege berechnen, als auch die möglichen Reaktionszeiten ermitteln ab denen man ein Fahrzeug an einer bestimmten Stelle bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten erkennen kann.

Das Problem ist, dass im Straßenverkehr viele nicht kapieren, dass ihre gerade gefahrene Geschwindigkeit für sie in dem Moment kein Problem darstellen mag. Das Problem ist häufig für andere Verkehrsteilnehmer die anderen zu erkennen wenn sie zu schnell fahren. Das beste Beispiel ist ja die rücksichtslose Raserei auf Autobahnen. Ab irgendeinen Punkt hat man ja keine Chance wenn man mit 130 km/h einen LKW überholen will und dazu vorher in den Rückspiegel schaut um zu prüfen ob die linke Spur frei ist. Ist einer viel zu schnell wird es für alle gefährlich obwohl der Überholer eigentlich alles korrekt macht und die Richtgeschwindigkeit fährt.

Das gleiche Problem hat man in 30er Zonen an unübersichtlich und häufig mir riesigen Stadtpanzern oder noch größeren Karren zugeparkten Kreuzungen. Wenn einer mit vollen Tempo daherheizt hat man teilweise keinerlei Chance den zu sehen der Vorfahrt hat.

Allein deshalb sind Tempolimits häufig angebracht ohne dass man erst Verkehrsopfer nachweisen muss. Ansonsten ist man so intelligent wie jemand der erst versteht eine Tür zu öffnen bevor man durchgeht nachdem man sich eine blutige Nase geholt hat. Zeugt nicht gerade von Intelligenz, aber passt perfekt zum deutschen Straßenverkehr wo viele sich eher verhalten wie Primaten.

Hier gibt es noch den dazugehörigen BR-Fernsehbericht.

Gefährliche Unfall-Hotspots auf Landstraßen: Was tun die Behörden? | Die Story | Kontrovers | BR24:

Andi_mit_i schrieb:
...für sie in dem Moment kein Problem darstellen mag...
Was vor allem auch an mangelnder Erfahrung/Vorstellungskraft und Verantwortungsbewusstsein liegt.

JEDER hat halt so zu fahren, dass möglichst niemand zu Schaden kommt - ein "konnte ich ja nicht wissen, dass da ein Kind auf die Straße läuft" macht es nicht ungeschehen oder weniger schmerzhaft.

Zum Glück (empathisch bewertet) passiert bei einem Großteil der Fahrfehler nichts Schlimmes. Aber leider (pädadgogisch betrachtet) werden diese deshalb auch nicht als solche wahrgenommen. Und erschwerend kommt dann noch dazu, dass der Einzelne sich dann schon so an sein schlechtes Fahrverhalten (zu hohe Geschwindigkeit, verbotenes Überholen, fehlende Verkehrsübersicht/Schulterblick, ...) gewöhnt hat, dass er es als "richtig" empfindet und es dann auch im Fall des Falles schwer hat, seine Schuld einzusehen.

Gruß

PMueller

PMueller schrieb:
JEDER hat halt so zu fahren, dass möglichst niemand zu Schaden kommt - ein "konnte ich ja nicht wissen, dass da ein Kind auf die Straße läuft" macht es nicht ungeschehen oder weniger schmerzhaft.

Gerade der Fall ist ja sogar eigentlich explizit in der StVO geregelt:

§ 3 Geschwindigkeit Abs. 2a):
Wer ein Fahrzeug führt, muss sich gegenüber Kindern, hilfsbedürftigen und älteren Menschen, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft, so verhalten, dass eine Gefährdung dieser Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist.
Alleine dieser Absatz in der StVO reicht nach meinem Dafürhalten schon aus, innerorts an den meisten Stellen nicht schneller als 30 km/h zu fahren, ganz besonders wenn eben Kinder sich in der Nähe der Fahrbahn befinden (also beispielsweise auf dem Gehweg daneben laufen).

Die meisten Autofahrer juckt das aber nicht, die brettern ohne mit der Wimper zu zucken mit ihren 50-60 km/h in 30 cm Entfernung an den Grundschulkindern vorbei, die hier auf den schmalen Gehwegen unterwegs sind.

Wie soll man auch jemanden, der sich durch seine eigene Fahrweise drastisch selbst gefährdet vermitteln, dass er Rücksicht auf andere nehmen soll?
Muss da nur an viele Motorradfahrer denken deren Fahrweise eher schon an Selbstmord grenzt...

marratj schrieb:
...
Gerade der Fall ist ja sogar eigentlich explizit in der StVO geregelt:

§ 3 Geschwindigkeit Abs. 2a):
...
Alleine dieser Absatz in der StVO reicht nach meinem Dafürhalten schon aus, innerorts an den meisten Stellen nicht schneller als 30 km/h zu fahren...
Definitiv (und habe ich mal vor langer Zeit in der Fahrschule so gelernt).
Leider fahren 99% der Autofahrer "nach Gewohnheit" und nicht nach StVO oder Fahrschule.
(Weswegen ich für regelmäßige praktische "Nachprüfungen" und deutlich mehr Aufklärung bin)

Andi_mit_i schrieb:
...schon an Selbstmord grenzt...
Ich hätte es "Russisch Roulette mit Bomben in der Fußgängerzone" genannt.
(leider kommen auch Unbeteiligte zuschaden, wenn was schief geht)

Andi_mit_i schrieb:
Naja, die Physik gibt schon eine klare Vorhersage wie gefährlich etwas ist. Man kann sowohl Bremswege berechnen, als auch die möglichen Reaktionszeiten ermitteln ab denen man ein Fahrzeug an einer bestimmten Stelle bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten erkennen kann.

Das Problem ist, dass im Straßenverkehr viele nicht kapieren, dass ihre gerade gefahrene Geschwindigkeit für sie in dem Moment kein Problem darstellen mag.
Ein Punkt ist die grundsätzlich falsche Denkweise bei "sportlichem Fahren": hier wird als "sicher" eingestuft, ob das Auto bereits an der physikalischen Grenze ist oder "ich könnte wahrscheinlich 20 km/h schneller fahren, bevor ich aus der Kurve fliege". Nicht jedoch, das man u.U. zusätzlich zu den Seitenkräften noch eine Vollbremsung nötig sein kann. Die Formeln, das sich Dinge quadratisch entwickeln, sind eine Sache. Man kann es sich nur schwer vorstellen. Mein Verständnis für solche naturwissenschaftlichen Zusammenhänge sind sicher nicht unterdurchschnittlich. Aber ganz ehrlich habe ich es erst so richtig kapiert, als mal bei ~200 km/h der Grip flöten gegangen war. Danach war ich im Alltag schnell bei 160 km/h Zielgeschwindigkeit, was dann mit der Zeit auf 120-140 zurück ging. Ich habe den CT noch nie ausgefahren. Als P3-Geschwister bei 180 km/h abgeregelt.

LG
Klaus

Zitat:
Verkehrspolitik in Lyon
Ein Drittel weniger Unfälle dank Tempo 30

Weniger Schwerverletzte, weniger Tote: So lautet die Bilanz der Stadt Lyon nach zwei Jahren Tempo 30. »Wir haben Leben gerettet«, sagt der Bürgermeister.- www.spiegel.de/auto/lyon-ein-drittel-wen...4e-882c-5072fd947288

Grüße, Egon

Zitat:
"Das wollen die Leute nicht"
Wissing sperrt sich gegen Tempolimit auf Autobahnen

Obwohl der Verkehr nicht ausreichend zum Klimaschutz beiträgt, stellt sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing weiterhin gegen ein Tempolimit auf Autobahnen. "[...] hat das in Deutschland keine Akzeptanz. Das wollen die Leute nicht."

[...] Man gehe deshalb andere Wege, um den Verkehr klimafreundlicher zu gestalten. Wissing verwies in dem Zusammenhang unter anderem auf den neuen Biokraftstoff HVO 100.- www.n-tv.de/politik/Wissing-sperrt-sich-...article24843181.html
- www.spiegel.de/auto/volker-wissing-gegen...04-a77c-bd8d1af86855

Sehr schön. Und morgen kommt der Osterhase.

Grüße, Egon

Dabei könnte er ja die Lorbeeren des besten Verkehrsministers aller Zeiten einsammeln, wegweisend das Tempolimit einführen und damit in die Geschichte eingehen! Aber nein, lieber reiht er sich in die Leergutsammlung der vergangenen Verkehrsminister ein...

Aber nein:


Kann es sein, dass unsere Poly-Ticker keine Ahnung von Politik haben, wenn sie weiter auf der "Eigenverantwortung der Mitbürgerinnen und Mitbürger" verharren?

"Das wollen die Leute nicht" ist der ultimative Offenbarungseid eines Politikers.

Abgesehen davon, dass dies schon längst nicht mehr dem Mehrheitswillen entspricht, sollte sich Wissing ein Beispiel an der Aussage seines Parteikollegen Walter Scheel nehmen:

"Es kann nicht die Aufgabe eines Politikers sein, die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun. Aufgabe der Politiker ist es, das Richtige zu tun und es populär zu machen."

Wenn man mit gleichem Nachdruck Argumente pro Tempolimit vorbringen würde, wie man immer noch hanebüchene Argumente dagegen vom Stapel lässt, hätte man in kürzester Zeit eine Zustimmungsquote von 80% erreicht. Das ganz ohne ein frisiertes Zahlenwerk, die ungeschönten Zahlen sprechen bereits Bände.

eppf

Er hat nur zwei Worte vergessen auszudrücken. So muss das natürlich heißen:
"Das wollen die Leute der Autolobby nicht" ist der ultimative Offenbarungseid eines Politikers.

Und außerdem haben wir sicher immer noch nicht genügend Schilder.

War er schonmal in einem Land mit generellem Tempolimit? Ist dort auch alles vollgepflastert mit Schildern?

Weiß er denn nicht, dass er danach reichlich Schilder übrig haben wird?

Ist ein Schild(er)bürgerstreich, richtig?

Wenn FDP Minister von "die Leute" oder "die Menschen" reden, meinen sie "die FDP Wähler".

Naja, Murmeltiertag for ever, denke ich ... wir werden es nie los werden... wie die Sommerzeit ...

Zitat:
"Das wollen die Leute nicht"
Wissing sperrt sich gegen Tempolimit auf Autobahnen
Ich gehe davon aus, daß das zutreffend ist. Wenn ich Kollegen höre, sei es anläßlich Tempolimit oder auch Reichweitenanforderung an BEV: "ich will schon mindestens 500 km am Stück mit 150-160 km/h mit einem Auto fahren können", das ist in meinem Umfeld nicht wenigen Leuten wichtig. Gegenargument im Stau stehen durch Raserunfälle: "wenn ich nur 100 fahre stehe ich irgendwann trotzdem im Stau". Was nicht falsch ist, aber seltener vorkäme, wenn alle gechillter unterwegs wären.

LG
Klaus