Priusfreunde.de

Ich möchte jetzt nicht die DE-Autolobby gegen die US-Waffenlobby ausspielen.
Aber interessieren würde mich schon, wer davon mehr Kummer, Leid und Tod auf dem Gewissen hat.
Die einen werden ja immer plakativ in allen Medien breit getreten, während man sich an die anderen so gewöhnt hat, dass es nur zu Randnotizen reicht.

Ernie schrieb:
[...]
Warum tun wir uns mit einem Tempolimit eigentlich sooo schwer?

Um uns herum gibt es glaube ich kein anderes Land ohne Tempolimit.
[...]

Falls Du Dich nicht nur auf Frankreich, Polen usw. beziehen wolltest -

Zulässige Höchstgewschwindigkeit
[...]
Keine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt haben Afghanistan, Bhutan, Burundi, Haiti, Mauretanien, Myanmar, Nepal, Nordkorea, Somalia, Vanuatu und der indische Bundesstaat Uttar Pradesh.
[...]

Die Frage ist halt, wie weit Du in den Ländern durchbeschleunigen kannst, bis Dir die Dämpfer in die Karosse ragen.

Smoothie schrieb:
Ich möchte jetzt nicht die DE-Autolobby gegen die US-Waffenlobby ausspielen.
Aber interessieren würde mich schon, wer davon mehr Kummer, Leid und Tod auf dem Gewissen hat.

Rein den Zahlen nach in den USA definitiv die Waffenlobby. Es kommen zwar nur halb so viele Leute pro Jahr durch Waffen in den USA um wie durch Verkehrsunfälle, aber verglichen zu Deutschland, selbst korrigiert auf die Einwohnerzahl oder die Jahreskilometer pro Kopf, ist beides erschreckend hoch.
15000-20000 Tote durch Waffen pro Jahr und 32000-37000 Verkehrstote pro Jahr.

In Deutschland sind es 150-180 Tote durch Schusswaffen pro Jahr und ca. 3000 Tote durch Verkehrsunfälle, wobei etwas weniger als die Hälfte Pkw-Insassen waren.


Die Fahr- und Technikstandards in den USA sind erschreckend niedrig. In vielen Bundesstaaten gibt es überhaupt keine Fahrzeuginspektionen oder wie z.B. in New York State fällt Korrosion nicht unter die Prüfungen. Andere prüfen nur Abgastechnik. In Kalifornien sind Autos über 30 Jahre von allem befreit.
Kein TÜV, keine AU, nichts. Ist's zu laut, kann man ein Ticket bekommen.

Da fahren Autos rum, die sind so durchgefault, da kann man von der Seite komplett durchschauen.

Ich bin da jahrelang autogefahren, meist in Kalifornien, aber auch in anderen Bundesstaaten. Da wird es einem teils Angst und Bange und man muss sehr aufmerksam fahren, sobald etwas mehr los ist. Sicherheitsabstand, Blinker, Vorfahrt, erst Schauen, dann Spurwechseln etc. sind in weiten Teilen der Bevölkerung unbekannt. Reifen werden nach Haltbarkeit verkauft und nicht nach Nässehaftung.
4 verschiedene Reifen an jeder Ecke? Bei weniger Betuchten dort durchaus verbreitet. Wenn die auf die hoffentlich funktionierende Bremse treten, geht das Auto direkt quer.
Ich habe fast jeden Tag auf den Weg zur Arbeit Auffahrunfälle und quer über 3 Fahrbahnen rutschende Autos gesehen. Dagegen sind deutsche Autobahnen, ich war lange Fernplendler, die reinste Freude.

Die Fahrprüfung in den USA sind ein Witz. Kanada/Ontario war da schon anspruchsvoller in der praktischen Prüfung. Dennoch konnten man in beiden Ländern Theorie und Praxis an einem bzw. in Kanada zwei halben Tagen absolvieren. In der Theorie durchgefallen? "Wir schliessen um 1800 Uhr, hier ist ihr neuen Bogen." Man muss noch nicht einmal die paar $ Gebühr nochmal bezahlen!

Smoothie schrieb:
Ich möchte jetzt nicht die DE-Autolobby gegen die US-Waffenlobby ausspielen.Dieses Argument sollte man nicht nochmals aufwärmen, vor allem ist es sowas von überholt.

Mit nur ein bisschen Menschenverstand (anders als es Scheuer meint), muss man auch vollkommen unabhängig davon zu dem Schluss kommen, dass ein Tempolimit überfällig ist. Oder will jemand ernsthaft auch nur einen von diesen beiden Punkten bestreiten?

- Wir müssen CO2-Emissionen einsparen, wo es nur geht und zwar so schnell wie möglich. Insbesondere Reduzierungen, die nichts kosten, darf man beim besten Willen nicht ignorieren.
- Wir brauchen eine Verkehrswende, welche den total ausgeuferten Autoverkehr reduziert.

Eine weiterhin freie Fahrt wäre für beide Punkte das vollkommen falsche Signal.

Wenn man zudem sieht, dass sich manche Autohersteller schon geistig mit einem Tempolimit abgefunden haben, ist die Industrie in ihren Köpfen schon deutlich weiter als mancher Petrolhead. Spätestens seit der Aussage des Chefs von Audi(!!!!) ist die Sache eigentlich schon mehr oder weniger durch.

Es geht praktisch nur noch um die Frage: "Wie sage ich es meinem Kind?"
Dies ohne sein Gesicht zu verlieren.

eppf

Ich mag es trotzdem nicht. Die Freiheit nehm ich mir.

Es gibt sinnvollere Dinge als das. Reine Symbolpolitik.

Dann ist 50 innerorts und 100 außerorts ebenso Symbolpolitik?
Sorry, Symbolpolitik ist hier wirklich das falsche Argument.

Da müssten schon mehr fundierte Argumente kommen, bloß da wird es im Vergleich zu den klaren Gegenargumenten schnell äußerst eng.

Es gibt nämlich unendlich viele andere Verordnungen im täglichen Leben, die man als ganz normal und verständlich hinnimmt, aber beim "Brettern" auf der Bahn soll das auf einmal nicht mehr gelten?

eppf

ive schrieb:
Ich mag es trotzdem nicht. Die Freiheit nehm ich mir.

Es gibt sinnvollere Dinge als das. Reine Symbolpolitik.

Falsch, kein Tempolimit ist Symbolpolitik, weil es ja auch laut Aussage der Tempolimitgegner eh kaum Strecken gibt wo man rasen kann bis der Notarzt kommt. Ergo dürfte eh kaum einer einen großen Unterschied merken wenn es ein Tempolimit gibt.

Mal ehrlich, wieviel Prozent der Autofahrer nutzen die freie Fahrt für freie Bürger denn wirklich so, dass es einen sinnvollen Nutzen hat? Ein Teil der Auto ist >130km/h sowieso nur mit Ohrenschaden befahrbar oder der Verbrauch >150 km/h jenseits von gut und böse. Und der andere Teil der Autofahrer steckt sowieso regelmäßig im Stau und würde nichtmal ein Tempolimit von 80 merken.

Es ist halt der kleine Teil derjenigen die viel Geld und damit viel Macht und teure Autos haben die am lautesten schreien weil man ihre Schwanzverlängerung auf der Straße kastriert. Und die deutsche Autolobby nutzt solche Spinner um den Mythos vom Auto und das Symbol für den freien Bürger in Gefahr zu sehen.

Erinnert mich an das strenge Rauchverbot dass in Bayern mal vor vielen Jahren nach einem Volksentscheid gekommen ist. Was wurden da für Weltuntergangsszenen und Angriffe auf die Freiheit der Bayern von der Gastronomiebrauche verbreitet. Und was war am Ende, der Großteil findet es super und man hat es sogar geschafft die Wiesnzelte auf dem Oktoberfest rauchfrei zu bekommen (hätte ich selber nicht gedacht dass sowas machbar ist).

Das gleich ist beim Tempolimit. Es wird Angst und Panik geschürt und das Tempolimit demonisiert weil die heilige Kuh des deutschen in Gefahr ist. Wenn es dann da ist werden wahrscheinlich 90% der Bevölkerung sich fragen warum man das nicht schon eher eingeführt hat.

Meine persönliche Fahrerfahrung in Ländern mit flächendeckendem Tempolimit zeigt mit, dass das reine Gängelung ist. Die Fahrer passen sich an und passen weniger auf. Es ist stressig und nervt. Ich mag es die Möglichkeit zu haben. Das ist menschlich und emotional.
Das muss nicht immer in allen Aspekten vernünftig sein.
Fleisch, Tabak, Tempo, EFH, Internet. Alles vernünftig aus Umweltgründen es strikt zu reglementieren.
Macht es das Leben schöner? Nein. Ich persönlich werde jedenfalls meine Stimme keiner Partei geben, die das fordert. Mehr kann ich ja eh nicht machen.

ive schrieb:

Fleisch, Tabak, Tempo, EFH, Internet. Alles vernünftig aus Umweltgründen es strikt zu reglementieren.
Macht es das Leben schöner? Nein.

Irgendwann wird es nicht mehr die Frage sein, ob Einschränkungen "das Leben schöner?" machen, sondern sie werden nicht mehr zu umgehen sein. Und ich befürchte, es wird dann wesentlich härter als ein Tempolimit auf 130 km/h.

Ich finde es eher stressig, schnell zu fahren. Mit zunehmender Geschwindigkeit muss man sich immer mehr konzentrieren und auf die Fehler der anderen achten - Stichwort vorausschauendes Fahren. dann liebener entspannt mit 120 - 130 am Ziel ankommen. Reicht völlig.

ive schrieb:
Meine persönliche Fahrerfahrung in Ländern mit flächendeckendem Tempolimit zeigt mit, dass das reine Gängelung ist.
Meine persönliche Fahrerfahrung in Ländern mit flächendeckendem Tempolimit (Österreich, Slowenien, Kroatien, Italien) zeigt mir, dass alles entspannter fließt. Einfach Tempomat einschalten und rollen lassen. Weniger Stress, weniger Lärm. erholteres Ankommen.

Ich mag es die Möglichkeit zu haben.
Das ist offenbar ein grundsätzliches Verhalten von vielen. Sie wollen die Möglichkeit haben, durch den Wald zu fahren. Machen sie zwar nie, aber das ist "menschlich und emotional".

Das muss nicht immer in allen Aspekten vernünftig sein.
Stimmt. In z.B. Sachen Kultur darfst du gern unvernünftig sein.

Fleisch, Tabak, Tempo, EFH, Internet. Alles vernünftig aus Umweltgründen es strikt zu reglementieren.
Macht es das Leben schöner? Nein.
Dem Nachbarn sein Haus ausräumen, seine Frau ***, ihn umbringen - alles verboten! Wie ungerecht! Nein, die Gesellschaft lebt von sinnvoll gesetzten Grenzen. Die Grenzen müssen so gesetzt sein, dass andere eben in ihren Grundrechten nicht beschnitten werden. Unser Lebensstil, beim Thema Auto insbesondere Geschwindigkeit und Verbrauch, schränken andere in ihren Grundrechten ein. Deshalb sind Grenzen sinnvoll und erforderlich.

Tabak dürftest du dir von mir aus so viel reinziehen wie du willst, solange keine anderen betroffen sind (z.B. Kinder). Du darfst dich auch zu Tode saufen (aber nicht dabei Autofahren). Erwarte dann aber nicht, dass die Gesellschaft deine Krankheitsbehandlung zahlt.

Ich persönlich werde jedenfalls meine Stimme keiner Partei geben, die das fordert.
Also lieber eine Partei wählen, die Wirtschaft (Geld) über alles setzt und deshalb weiterso in den Abgrund rasen will? Oder eine, die den Schießbefehl an der Grenze wieder einführen und eine Mauer um Europa bauen will? Sorry, die Zeit für Trägheit und Kopf-in-den-Sand ist vorbei. Zulange wurde nichts in die richtige Richtung unternommen.

ja, tut sie. Deshalb gibt es Mehrheitsentscheidungen in der Politik, die ich akzeptiere.
Ich muss ja trotzdem nicht Ihrer Meinung sein.
Man kann auch individuell ganz viel machen. Ich fahre seit 8 Jahren Prius, davon 80% mit Treibstoff aus erneuerbaren Quellen mit ca. 50% weniger CO2. Ich habe eine 30 kWp PV-Anlage auf dem Dach und speise über 25000 kWh CO2-freien Strom im Jahr ins Netz ein. Das ist mehr als das Haus an Primärenergie übers Jahr verbraucht. Bilanziell ist es somit ein Plus-Energiehaus.
Ich habe einen Beruf, der es mir erlaubt teils von zu Hause zu arbeiten.
Ich trage meine Klamotten ewig.

Was könnte ich noch machen: Hobbies abschaffen, Haus verkaufen, Veganer werden, Familie und Sozialkontake abbrechen und in eine Winzwohnung in der Nähe meiner Arbeit ziehen. Ich habe es innerhalb von 25 Jahren Berufsnomadentum durch die Welt immerhin geschafft, es endlich bis in die Nähe meiner Familie zu schaffen. Da ziehe ich nicht nochmal um um ein paar abstrakte kg CO2 einzusparen. Die gehen dann eh wieder drauf, weil ich aus Betreuungsgründen mal wieder die Oma brauche und hinfahren müsste statt 2 Häuser weiter zu hinzulaufen.

Zum Tempo. Meine meiste Zeit im Ausland habe ich in der Schweiz und in den USA verbracht, daneben ein paar Monate Kanda und Frankreich. Wenn das Ihr Traumzustand an Verkehr ist, dann Helm ab zum Gebet für die Republik. Meine Meinung und meine Erfahrung. Da darf man ja unterschiedliche Wahrnehmungen haben. Haben Sie mal eine Schweizer getroffen, der glücklich mit den Limits und den Bußen war? Ich in 3.5 Jahren keinen. Die haben geflucht wie die Rohrspatzen. Bei den Amis war es ähnlich. Als Weißer wird man zum Glück bei der Kontrolle nicht direkt erschossen.

Egal, diese Diskussion wird letztendlich an der Wahlurne entschieden. Wer glaubt, dass Verbote das Mittel der Wahl sind, der soll halt entsprechend wählen. Das ist gelebte demokratische Praxis.

ive schrieb:
Haben Sie mal eine Schweizer getroffen, der glücklich mit den Limits und den Bußen war? Bezüglich der Limits garantiert nicht nur einen, bezüglich der Bussen (bitte laut Schweizer Rechtschreibung richtig formulieren ), sieht es etwas anders aus.

Nicht weil man unbedingt schneller fahren will, sondern weil bereits jede geringe Übertretung sofort sehr teuer werden kann.

Die Unfallstatistik gibt aber jedenfalls der Abstufung 120/80/50 eindeutig Recht!

Wenn du andere Erfahrungen mit den dir bekannten Schweizern gemacht hast, liegt es vielleicht auch ein bisschen am sozialen Status. Man merkt auch dort sehr deutlich, welche Fahrzeugmodelle eventuell gerne schneller bewegt werden möchten.

Ansonsten erlebe ich als Besucher in der Schweiz nicht selten die Situation, hinter Leuten herzufahren, welche die erlaubten 80kmh auf Landstraßen garantiert nicht ausnutzen. Und mit 125kmh Tacho auf der Autobahn, was ziemlich genau 120kmh effektiv entspricht, überholt man eine Menge an anderen Fahrzeugen.

Was ich dagegen feststellen konnte, zwischen 1998 und 2003 ist offenbar die Verkehrsmoral in den USA (ich spreche von CA, NV, UT) gründlich den Bach runtergegangen. Das konnte mir auch meine Cousine in LA bestätigen, als ich sie nach meiner Rundreise daraufhin ansprach.

Ein Entgegenkommen beim Einfädeln auf den Highway wie 1998, das war 2003 sowas von Geschichte.

Ich sehe es vor allem in Richtung Ellenbogengesellschaft nach dem Motto "jetzt komme ich", worin das Hauptproblem bei der Akzeptanz eines Tempolimits liegt. Ohne diese Denke würden wir vermutlich gar nicht über ein Tempolimit diskutieren, aber leider wird viel zu viel hirnlos gebrettert, den meist absolut mickrigen Zeitgewinn kann man sicher häufig nicht gelten lassen.

Alleine um des Schnellfahrens Willen zu Lasten der Verkehrssicherheit und der Umwelt Vollgas zu geben, das kann es wohl heute wirklich nicht mehr sein und bis auf wenige Ausnahmen steckt auch garantiert kein anderes Motiv dahinter.

Ich rege mich auch nicht darüber auf, wenn es jemand auf einer leeren Autobahn einmal wirklich eilig hat. Leider können aber viele Verkehrsteilnehmer mit ihrer Freiheit nicht verantwortungsbewusst umgehen. Wer an einem Feiertagsnachmittag wie heute zwischen Garmisch und Starnberg nicht mit max. 160kmh auskommen kann und deshalb innerhalb 40km 200 andere Verkehrsteilnehmer wie ein Haftlmacher auf einzelne Raser aufpassen müssen, dann schreit das doch nach der Einführung eines Limits!

eppf

Seltsam, mein ursprünglicher Beitrag hier ist in diesem Thread gelandet beim Absenden. Sorry

marratj schrieb:
@An die Mods: vielleicht wollen das Thema in einen eigenen Thread auslagern, das geht jetzt schon relativ weit an "Tempolimit - ja oder nein?" vorbei
Die Beiträge befinden sich nun ab hier:

- Radfahrer und Autofahrer

Grüße, Egon

Danke, Egon!