Priusfreunde.de

Dieses Größer-Stärker-Schneller bekommst Du nicht weg. Das steckt tief in uns Menschen, ist kennzeichnend für unser Wirtschaftssystem und bei manchen Zeitgenossen mag es außerdem einen Zusammenhang mit dem individuellen Testosteronspiegel geben.

Bei der individuellen Mobilität hat dieses Wettrüsten ausschließlich negative Auswirkungen; zumindest fallen mir keine positiven ein. Nicht nur dass schnelle Autos auch gerne schnell gefahren werden, es sind vor allem ganz banale Alltagserfahrungen, die nerven. Beispielsweise viel zu enge Parkflächen (Parkhäuser, Garagen), die bis in die Neunziger Jahre für die meisten Autos völlig ausreichend waren.

Besonders überflüssig ist das Hochrüsten bei der Elektro-Mobilität. Unseren kleinen Elektro-VW drossle ich im Alltag per Tastendruck von 83 auf 55 PS, das ist die niedrigste Leistungsstufe. Im Stadtverkehr und auf Landstraßen schwimme ich damit nicht einfach nur mit, sondern bin eher flott unterwegs. Das Drehmoment des elektrischen Antriebs sorgt dafür.

Im 420 PS-Tesla schalte ich per Menü ungefähr 150 PS weg, weniger geht leider nicht. Es gilt das gleiche: Mehr als ausreichend, nochmal 100 PS weniger würden es auch tun. Warum es das gleiche Auto auch in Ausführungen von 600 und 800 PS gibt erschliesst sich mir nicht, aber offenbar gibt es auch dafür einen Markt.

Ein spezielles E-Auto-Problem ist das höchstens indirekt: Sehr viel Leistung zu erreichen ist mit einem E-Antrieb technisch tendenziell einfacher umzusetzen als mit einem Verbrenner. Überflüssig ist es hier wie da, aber es wird immer einen Kundenkreis geben, der dafür empfänglich ist und Spaß daran hat.

Grüße, Egon

Selbstverständlich völlig richtig Egon.

Beim BEV akzentuiert sich das aber leider noch.

Hier verlangen im Moment Leute "mehr" die real im Alltag kleine und schwach motorisierte Autos fahren.

Das wird sich aber mit der Zeit ausgleichen, wenn mehr Hersteller verschiedene Batteriekapazitäten anbieten. Beim iD3 wird maximal die mittlere Variante am Besten ziehen, sinnvoll wäre meist die kleinste...
Da hilft jeweils nur Aufklärung von denen, die bereits ein BEV fahren.

Trotzdem spielt im Moment bei der Beurteilung der Alltagstauglichkeit von BEV die Extremvariante von "mehrmehrmehr"....
Werde oft gefragt, wann ich auf die 64er-Version des Leaf wechsle

Egon schrieb:
... es wird immer einen Kundenkreis geben, der dafür (für hohe Motorleistung) empfänglich ist und Spaß daran hat.
Ich hatte vor vielen Jahren die Gelegenheit, ein paar Tage ein frühes Muster vom Porsche 996 Turbo zu fahren. Das spätere Serienfahrzeug hatte 420 PS, aber dieses Fahrzeug war nicht serienmäßig. Neben der Feuerlöschanlage und einem typischen Entwicklungs-Interieur ist mir vor allem das sehr kurz übersetzte Getriebe in Erinnerung geblieben. Da war bei etwa 200 km/h schon Schluß (war mir egal, ich bin kein Raser). Dafür war die Beschleunigung brachial. Wenn man schnell überholen wollte, dann mußte man erst auf die linke Spur rausfahren, bevor man Gas geben durfte. Andernfalls wäre man dem Vorausfahrenden ins Heck gekracht. Und beim Lichteinschalten fuhr immer das rechte Seitenfenster runter (falsch verkabelt). Ansonsten konnte man mit diesem Auto super fahren. Berge waren plattgebügelt und Kurven konnte man einfach durchziehen. Diese Fahrmaschine hat Spaß gemacht und ich glaube nicht, daß man das bei heutigen modernen Autos allein mit der Motorleistung so erleben kann. Leider hat uns Porsche danach versprochen, daß wir so einen frühen Stand von Auto nicht wieder bekommen.

Zurück zum Thema: Es herrscht die weitverbreitete Meinung, daß man die maximale Motorleistung in seinem Auto möglichst ausnutzen sollte. Ich kann nicht sagen, warum viele diesen digitalen Fahrstil haben, statt entspannt dahinzurollen. Erziehungsfehler? Geltungsdrang? Und um das zu kanalisieren sollte man die Autos nicht mit dieser unnötig hohen Motorleistung verkaufen und/oder ein Geschwindigkeitslimit einführen und dieses hart durchsetzen. Für alle!

Egon schrieb:
Dieses Größer-Stärker-Schneller bekommst Du nicht weg. Das steckt tief in uns Menschen,...
Genau.

"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein"
Aus dem Grund gibt es auch anderes zu trinken als Wasser.

Ich will damit nicht behaupten, dass das "richtig", "gesund", "klug", ... sei. Aber es wegzuignorieren hilft halt auch nicht.

Man darf auch nicht vergessen, dass es erst Tesla mit seinem "Sexyness-Faktor" geschafft hat, ÜBERHAUPT eine Alternative zu Verbrennern in der Gesellschaft zu verankern.

Es ist gut, etwas "richtig" zu machen ... aber hilfreich ist es erst, wenn man ausreichend Leute mit auf den Weg genommen hat.

Gruß

PMueller

P.S.: Alle Hersteller werben mit ihren "dicken Kisten" - gekauft werden aber weit überwiegend die kleinen Normalautos.