So, ich habe das gestern nun erledigt. Dabei habe ich beide Seiten gemacht und die Traggelenke und die Koppelstangen direkt mit gewechselt. Ich habe mehrmals Toyota Dankesgebete ausgesendet, dass die Kronenmuttern am Traggelenk so wunderbare Kontaktkorrosion mit dem Aluachsschenkel eingegangen ist.
Ich war in einer Mietwerkstatt und hatte Glück, die waren sehr gut ausgestattet und der Besitzer sowie ein Kunde später (15 Jahre als gelernter KFZ-ler Arbeitserfahrung) haben mir hier und da Tipps gegeben.
An Werkzeug hatte ich:
-Rostlöser
-Scharfer Flachmeißel
-Den "großen" Hammer
-Druckluft-Schlagschrauber (erst ein normalen, dann ein mit Wumms (KSTOOLS The Devil))
-Drehmomentschlüssel
-Trenngabel für Traggelenke
-Kugelgelenk-Ausdrücker z.B. Typ: BGS 1813-28 WICHTIG: Öffnung 28 mm oder eine Trenngabel
-Diverse Steckschlüssel und Gabel/ Ringschlüssel
-Flex, bei Bedarf
-Hitzequelle, bei Bedarf wie Induktionsheizer oder kleine präzise Flamme
-Getriebeheber
-großes Montageeisen
-Taschenlampe
-Keramik-Montage-Spray
-Korrosionsschutzfett aus der Spraydose
Da der TÜV den Querlenker auf Beifahrerseite bemängelt hat, habe ich mit dem angefangen. Dieser ist der "Schlimme", da man den vorderen Achsträger selektiv lösen muss um einen Bolzen des Querlenkers zu entfernen.
An beiden Tagen vor der Aktion habe ich den Wagenheber verwendet um die Bolzen und Muttern mit Rostlöser zu behandeln.
Hier die erste Ernüchterung. Die Gummibuchse des Ersatzteiles war eingerissen. Also per Express einen neuen Satz Querlenker bestellt, die passend zum Werkstatttag ankamen. Anderer Hersteller aber auch eine Gummibuchse an der dünnen Stelle eingerissen. Also, dass auf die Geiz ist Geil Mentalität geschoben und eingebaut. Die dünne Stelle kam mir auch nicht so vor als müsse die was tragen.
Angefangen habe ich damit die Kronenmutter am Traggelenk zu lösen. Diese ist fast der Endgegner. Die ist reingerostet wie Sau und durch die extrem beengten Platzverhältnisse lässt sich diese nur mit einem Maulschlüssel lösen. Denkste. Der reißt die "Zacken" aus der Krone und man steht da wie der Ochs vorm Berg. Hier hilft entweder ein Induktionsheizgerät (Flamme ungut da der Faltenbalg der Antriebswelle die offene Flamme nicht mag) oder ein Meisel und den großen Hammer. Ich hatte erst rumgeflext und erst später den Tipp mit dem großen Hammer bekommen. Ich hatte den mittleren Hammer genommen und der hat nix gebracht. Man muss da wirklich jede Scheu und Vorsicht ablegen und richtig draufhauen. Ich hatte das nicht gemacht und am Ende den Achsschenkel ausgebaut und die Kronenmutter abgeflext. In einem Wutanfall hatte ich das Traggelenk unten abgeflext. Mir ist danach erst eingefallen das selbiges ein Konus ist und ich es nicht von unten durch Schläge lösen kann.
Bild der Kronenmutter mit dem zu zaghaften Löseversuch mittels Hammer und Meißel:
Wie erwähnt, ich hatte den Tipp mit dem Meisel und vieeeeel Kraft erst zu spät bekommen, also hatte ich geflext:
Das ich im eingebauten Zustand mit der Flex nicht gut hingekommen bin habe ich das Traggelenk am Querlenker abgeschraubt und den Achsschenkel an der Werkbank weiterbearbeitet, was dann zum Erfolg führte:
An der Fahrerseite ging die Mutter mit dem Meisel und dem "großen" Hammer so raus, ich musste sie aber 80% des Weges raushämmern, so fest war die mit dem Gewinde verheiratet. Ich habe dann alle paar Grad eine neue Kerbe reingeschlagen, wie auf dem Bild ersichtlich:
Nun war der Querlenker soweit zum Lösen gut zugänglich. Die zwei Bolzen haben dank den brachialen Druckluft-Schlagschrauber wenig Widerstand gegeben. Blöd nur, dass der vordere Bolzen nicht rausging, da ein Teil des Motors/ Getriebe im Weg war. Also ging es daran, den vorderen Achsträger selektiv zu lösen sodass man den etwas nach unten hebeln kann. Hierzu habe ich einen Getriebehalter unter den Motor gestellt. Ich habe Den Achsträger an drei Punkten gelöst: in der Mitte am Motorlager?, neben dem Bolzen der Gummibuchse des Querlenkers (beidseitig) und über dem Querlenker (beidseitig). Auch hier waren der brachiale Schlagschrauber und eine Verlängerung hilfreich.
Die Lenk oder Antriebswelle wollte ich auch vom Achsträger lösen, aber die linke Mutter war so festgerostet, dass die Nuss sie rund gedreht hat, also musste es so gehen.
Nun konnte ich mit dem langen Montiereisen den Achsträger nach unten bewegen und den vorderen Bolzen des Querlenkers entfernen.
Nun war der Querlenker frei, aber man muss ganz schön mit dem Montiereisen ran um die verkeilte Gummibuchse in der Querlenkeraufnahme zum Gehen zu bewegen.
Hier die Gummibuchse im eingebauten Zustand. In diesem Abschnitt rostet es gerne.
Dann habe ich die Aufnahmen des Querlenkers im Achsträger mit der Drahtbürste behandelt und Korrosionsschutzwachs reingesprüht. Neuen Querlenker rein, vorderen Bolzen reinfummeln und dann den Achsträger wieder festschrauben. Ich hatte da wieder gut mit dem Montiereisen hebeln müssen sodass die Schrauben wieder gepasst haben. Manche Schrauben vom Achsträger gingen trotzdem schwer rein, ich habe dann auf Anraten des Mechanikers etwas Rostlöser auf das Gewinde gesprüht. Das ist natürlich Mist, wenn man die Schrauben mit dem passenden Drehmoment anziehen will, aber ohne ging die Schraube nicht rein.
Als der Querlenker wieder drinnen war habe ich den Achsschenkel wieder montiert und das Traggelenk eingebaut. Ich hätte erst das Traggelenk einschrauben sollen (mit Drehmomentschlüssel) und dann den Achsschenkel montieren sollen. So habe ich das Drehmoment der neuen Kronenmutter mit einem Gabelschlüssel und der Rohrverlängerung "abgeschätzt". Das neue Traggelenk hatte die Kronenmutter und die Unterlegscheibe separat, ich habe letztere zum Achsschenkel hin mit Keramikmontagepaste beglückt.
Zum Schluss habe ich den Getriebehalter an der Bremsscheibe mit Holzdistanzstück angesetzt und die ganze Konstruktion soweit hochgepumpt bis das Auto sich aus dem Auflager der Hebebühne nebenan leicht erhoben hat. Dann habe ich die zwei Bolzen des Querlenkers festgezogen. Wenn das Auto auf dem Boden steht komme ich da sonst nicht drunter.
Fahrerseite:
Hier hat man das Glück, dass man den Achsträger nicht lösen muss und den Querlenker so ausbauen kann. Da die Kronenmutter des Traggelenks hier "einfacher" raus ging habe ich diese losgehämmert und das Traggelenk mit einem Ausdrücker (Maulweite 28 mm) (schneller: Lösegabel reinhämmern, Gelenk kommt eh neu!) gelöst. Dann beide Bolzen raus, Montageeisen ansetzen und den Querlenker rausfummeln. Zusammenbau wie Beifahrerseite.
Koppelstangen:
Diese habe ich auch gewechselt. Man muss den Gewindestift mit einem Innensechskant festhalten und kann dann die Mutter aufmachen. Geht dies nicht hilft die Flex oder die Hitzequelle eurer Wahl.
Zum Schluss, nachdem alles montiert war, habe ich alle Stellen die richtig reingerostete waren noch großzügig mit Korrosionsschutzfett aus der Spraydose behandelt.
Fazit:
Alles machbar! Man muss sich nur überwinden mal richtige rohe Gewalt wirken zu lassen. Ich denke aber mit einem Induktionsheizgerät mit flexiblem Schlauch hätte ich die Muttern des Traggelenkes und der Koppelstangen einfacher aufbekommen. Wichtig ist ein Druckluftschrauber mit wirklich Bums. Wer den am nächsten Tag nicht noch hören will sei bedachter als ich und nutze einen Gehörschutz. Die Bolzen am Querlenker habe ich natürlich alle neu gemacht.
Mit den anfänglichen Schwierigkeiten und meinem komplizierten Lösungsweg (Rumflexen, Achsschenkel ausbauen und weiter flexen) habe ich incl. einer Pause 10 h gebraucht. Ich denke mit dem großen Hammer und ein wenig Erfahrung wäre das auch in 6 h gegangen. Die Fahrerseite hat dann nur 2 h gebraucht. Aber ich war alleine und irgendwann macht man Fehler und die Kraft lässt nach.
Frage: Ist es normal das man nur ein Bild gleichzeitig hochladen kann und alle anderen einzeln über die Editierfunktion?
Edit: Ja ist normal.