Priusfreunde.de

Hallo, Freunde des hybriden Fahrens, wünsche fröhliche Weihnachten gehabt zu haben!
Ich poste jetzt hier meinen Reparaturweg, wenn MG2 den Dienst quittiert hat. Der Grund ist, daß dies in den Reparatur-Handbüchern (die ich als pdf lückenlos besitze und auch gern anderen zur Verfügung stelle) nicht beschrieben ist. Auch hat der MG2 keine Ersatzteilnummer, kaufen kann man offensichtlich nur den unter ET-Nr. G1100-47040 geführten Zusammenbau, also linke Getriebehälfte, Preis wird mit $1.288,74 angegeben.
Warum es den MG2 nicht gibt, kann ich nur spekulieren. Vielleicht waren die japanischen Ingenieure der Meinung, der gehe nie kaputt. Wahrscheinlicher aber ist, daß in dem Gehäuse ein ziemlich komplizierter Drehwinkelgeber integriert ist, der wohl zu dem entsprechenden MG justiert werden muß, und das kann nicht jeder. Den Stator habe ich als Nachbau-Teil gefunden, siehe hier:
directauto.com/dorman-587-990-transmissi...oe-g110047040-sd2656
Aber wegen der Justierung und des Preises (dazu kommt ja noch Versand und Zoll, da ist man schnell nah am vierstelligen Bereich) habe ich davon abgesehen.
Das Ganze hier ist nur als Vorschlag gedacht, insbesondere weise ich auf die Unfallgefahr hin und übernehme keinerlei Verantwortung für Folgeschäden jeglicher Art.

Die Demontage ist kein Hexenwerk, es wird auch im Netz mehrfach beschrieben, z.B.:
lusciousgarage.com/blog/gen_1_prius_tran...r_p3009_p3120_p3125/
priuschat.com/threads/diy-gen-1-mg2-repl...-p3009-p3191.149288/
Es gibt auch bei youtube ein lehrreiches Video.
Es geht aber einfacher, man braucht nicht mal eine Hebebühne, ein guter Wagenheber und 2 Sicherungsböcke machen es auch.
Zunächst die Diagnose: Auf einen Defekt im MG2 weist ein urplötzlich auftretendes Zirpen bei größeren Strömen durch MG2 hin, also besonders beim Beschleunigen und beim Rekuperieren. Es gibt noch keine Fehlermeldung! Trotzdem sollte schnell gehandelt werden, damit Folgeschäden (wie bei mir) vermieden werden.
Zunächst die üblichen Vorbereitungen, Wartungsstecker ziehen, 12V-Batt. abklemmen, Scheibenwischer und Abdeckungen abbauen, den hinteren (alle Richtungsangaben beziehen sich auf Fahrtrichtung) Klemmenkasten am Inverter öffnen, die 3 Phasen abklemmen und mit einem Ohmmeter (Multimeter) durchmessen. Intakt sollten zur Fahrzeugmasse >ca. 1MOhm angezeigt werden, bei mir waren es zwischen 0 und 0,4 Ohm! Damit ist die Sache klar, und es geht weiter.

HV-Batteriekabel abziehen, Crashsensor und Kabel zu MG1 vorn links abbauen, die 6 Steckverbinder am Inverter abziehen, ihn lösen (4 Schrauben plus Massekabel) und vorsichtig auf den Schloßträger ablegen (Kühlmittel muß nicht abgelassen werden):

Wagen sicher und ausreichend hoch aufbocken und sichern, Vorderräder und linke Verkleidung abbauen, Getriebeöl ablassen (ausreichend große Wanne benutzen, es sind ca. 4,5l!), Getriebe mit Wagenheber abstützen, linke Motoraufhängung und den gesamten Träger ausbauen. Jetzt ist der Deckel von MG2 gut erreichbar.
Stecker des Winkelgebers abnehmen, Ölpumpe abbauen (5 Schrauben in der Mitte vom Deckel), Ölpumpenwelle rausziehen.
WICHTIG! Die drei Schrauben rund um die Ölpumpe nicht lösen, sie halten den Winkelgeber und sichern damit dessen Justierung (hier im Bild bei schon abgenommenem Deckel):

Die 10 Schrauben des Deckels lösen, er läßt sich aber nicht so einfach abnehmen, weil innen ein Lager sitzt, das aber mit einer selbst gebauten Einrichtung schnell herausgedrückt ist.
WICHTIG! Einen weichen Zapfen (Alu oder Plaste) in die Bohrung einsetzen, man drückt innen auf ein Gleitlager! dann gefühlvoll die beiden Schrauben anziehen:

Dann kommt man mühelos an den Rest ran, kann aber MG2 noch nicht herausnehmen, weil der Karosserie-Träger im Wege ist:

Nun kommt etwas Adrenalin. Getriebe mit dem linken Innengelenk der Antriebswelle auf den Vorderachskörper ablegen (etwas Gummi o.ä. dazwischenlegen). Innen unter den Pedalen an der Lenksäule die innere Staubadeckung abbauen und am unteren Kreuzgelenk der Lenkzwischenwelle Nr.2 die Schraube rausnehmen.
Ein Gelenk des Querstabi lösen, Wagenheber links unter den Achskörper ansetzen. Rechts die 2 Schrauben, die ihn halten, ca. 5 Umdrehungen lockern, links ganz rausschrauben (sitzen bombenfest! Vorsicht, Auto nicht von den Böcken werfen!)
Dann Achse links ganz vorsichtig ca. 3cm absenken und mit Kraft und Gefühl den Rotor rausziehen. Dazu eine Kiste o.ä. hinstellen, auf die er rutschen kann, das Teil ist ziemlich schwer. Rotor sofort in eine Tüte o.ä. einpacken, die starken Magnete ziehen jedes Eisenpartikel, was in der Garage rumfliegt an, und man bekommt sie nur schwer wieder weg. Hinter dem Rotor sitzt noch eine Scheibe, nicht verlieren!
Dann die 3 Schrauben des Stators, den Anschluß des Temperaturfühlers innen und die 3 elektrischen Anschlüsse lösen und den Stator ebenso herausnehmen, er ist auch ganz schön schwer. Vorsicht, an den Kanten des Blechpakets kann man sich schön schneiden!
Jetzt sieht man die Bescherung:

Im konkreten Fall hat scheinbar schon länger die Wicklung innen am Gehäuse angelegen. Bei Stromdurchfluß schwingen die Drähte, und da war eben irgendwann die Isolation durch. Da bei meinem das Geräusch von Anfang an da war, habe ich dem keine größere Bedeutung beigemessen, so daß der Schaden immer größer wurde und schließlich katastrophale Ausmaße annahm. Das ganze Gehäuse ist voller Kupfer-Schmelzperlen, die ich jetzt rauspopeln darf. Es muß da ein ziemlicher Lichtbogen gewesen sein, ich kann wohl von Glück reden, daß das Getriebeöl nicht Feuer gefangen hat. Es ist jetzt jedenfalls sehr dunkel und ich werde es auf jeden Fall nicht wiederverwenden.
Ich hoffe, daß der Inverter das überlebt hat, er hat ja einen Stromsensor.
Habe heute das Teil einer hier ansässigen sehr rührigen Ankerwickelei vorgestellt, sie wird den Stator in ca. 1 Woche reparieren, kosten soll es ca. die Hälfte des Neupreises. da habe ich nicht lange überlegt...

Im P2-Forum wurde das schon mal diskutiert, und ich kann bestätigen, daß zumindest MG2 (aber wahrscheinlich auch MG1) vom Getriebeöl durchflossen und somit gekühlt werden (Bild aus einer originalen Beschreibung):

Wenn natürlich zwischen der Wicklung (Coil End) und dem Gehäuse kein Platz ist, kann dort das Öl auch nicht kühlen, so daß der Fehler vorprogrammiert ist. Ich werde beim Zusammenbau mal darauf achten, wieviel Platz auf beiden Seiten ist und den Stator evtl ein paar Zehntel nach vorn setzen.

Erstaunlich dass man damit noch fahren kann und da man so viel Drähte wieder da rein bekommt.

Es kommt auf den Bildern nicht exakt raus, aber ist die Wicklung zufällig auch auf der ice Seite und oben verbrutzelt wie bei meinem?

Bislang habe ich nur solche Exemplare gesehen.
Wenn sich das bestätigt, ist das eine konstruktive Schwachstelle: entweder wird diese Wicklung an heißesten (da oben und nicht im Öl liegend) oder gerade jene Spule bekommt unter Umständen mehr Strom ab als sie sollte.

Gutes gelingen!

Die verbrannte Stelle (roter Kreis) liegt vorn oben innen. Man sieht im Bild ganz gut, daß da die Ölzufuhr (das Loch ganz oben - ich habe mal noch einen Pfeil hinzugefügt) in der Nähe ist, also eigentlich die Kühlung ganz gut sein sollte...

Ich bin mit dem Wicklungsschaden knapp 3tkm gefahren, wieviel mein Vorbesitzer, kann ich nicht sagen. Der Wagen war auch in einer Toyota-Fachwerkstatt zur Inspektion, die haben auch nichts bemängelt. Auch im Fehlerspeicher stand nichts.
Kurios finde ich, daß der Totalausfall eingetreten ist, nachdem ich mehrere km mit 80km/h und leichtem Gefälle im Jagdbergtunnel bei Jena mit fast keiner Leistung (also +/- 4 ... 6A) gefahren bin, nicht etwa bei viel Power!
Naja, Fortsetzung folgt...

Meiner ist genau Wo der Grüne Pfeil ist durchgebrannt, da kommt m.w. aber kein Öl raus.
Das Loch dient nur dem Füllstandsausgleich (luftaustausch) innerhalb der Gehäuse Kammern.

Ist da wirklich so wenig Luft zwischen Wicklung und Gehäuse? Ich hatte angenommen es sind so ca. 4mm?

... Musst du vor allem beim neu gewickelten aufpassen, das die Wicklung seitlich nicht breiter ist.

Im inneren Teil des Getriebes ist eine Art Fangschale (Oil Catch Tank), wo die Kette das Öl hinschleudert (dort ist auch der Wärmetauscher mit der Kühlflüssigkeit)), von dort läuft es zum MG. Also wird oben eigentlich am besten gekühlt. Das Öl läuft dann nach unten und über einen kleinen Kanal in den Saugraum der Ölpumpe (dort habe ich jetzt noch einen blauen Pfeil zugefügt).
Wenn man die Bilder der Luciousgarage genau ansieht, kann man erkennen, daß dort die Wicklung innen oben durchgebrannt war, im Video an der gleichen Stelle wie bei mir. Da die Schmorstellen also nicht immer an der gleichen Stelle auftreten (komischerweise aber stets innen, oder?), würde ich die Kühlung nicht als Schwachstelle bezeichnen. Aber es zeigt doch, daß der MG2 bis an die Grenzen (und etwas mehr) belastet ist..
Wieviel Platz zum Gehäuse ist (das Anliegen der Wicklung war ja nur eine Vermutung), kann ich erst sagen, wenn ich den Stator wieder habe...

Herzlichen Dank!