Community Treffen Toyota Brüssel - Mirai
Geschrieben von: Kreitschie   
Dienstag, den 22. September 2015 um 15:43 Uhr

Fahrt mit dem Mirai

Am Montagvormittag kam dann endlich die spannende Phase: MIRAI sehen, anfassen und fahren.
 Mit einem Bus fuhren wir gemeinsam zum Toyota-Entwicklungszentrum in Brüssel.

Uwe vor MiraiMirai FotosessionNach einer halben Stunde kamen wir bei Toyota an, kamen durch die Kontrolle an der Einfahrt, und dann endlich: Am Hauseingang unter dem Vordach stand er nun, der dunkelblaue MIRAI. Im Farbton zwar dezent, im Design (bewusst) sehr auffällig. 
Umringt von allen Teilnehmern, wurde das Auto von allen Perspektiven und mit allen erdenklichen Raffinessen fotografiert und gefilmt.

 

Teilnehmer beim VortragSicherheitsbelehrungNach einer kurzen Führung durch das Haus nahmen wir im Konferenzraum Platz. Es folgte das Wichtigste fƒür Toyota: Die Sicherheitsbelehrung durch die Security. Was im Notfall zu tun sei (Walkie Talkie ist im Auto), wo wir nicht fotografieren und filmen dürfen. Verständlich ist, dass wir dort keine Aufnahmen machen durften, wo die Wettbewerber und Erlkƒönige stehen.

Weil für alle Teilnehmer nur ein einziger MIRAI zur Verfƒügung stand, wurden 2 Gruppen gebildet: Die eine bekam einen Vortrag über Technik und Marketing, die andere konnte direkt zum MIRAI (fahren, fotografieren, filmen, fachsimpeln).
 Anschließend Tausch der Gruppen, versteht sich!

Maya (von den Hybrid-Piloten) und ich waren in der Gruppe, die zuerst fahren durfte. Davor hieƒƒß es warten, zwei Seiten Sicherheitsbelehrung und Geheimhaltungsverpflichtung unterschreiben, und dann in 2-er-Gruppen Probe fahren.

Maya am Steuer des MiraiArmaturenbrett MiraiMittelkonsoleEndlich waren wir dran! Vor dem Losfahren ein Foto am Steuer, tief durchatmen und dann los! Für einen Priusfahrer eigentlich alles ganz "normal", angefangen vom Schalthebel mit den bekannten Positionen D, B, R und P. Abgesehen davon, dass es nun eine Handbremse an der Mittelkonsole gibt. Das Touch Screen für Unterhaltung, Navigation und Rückfahrkamera ist größer geworden.

Multifunktionsanzeige im StandDas Armaturenbrett ist stylischer geworden, die Anzeigen der unter der Windschutzscheibe liegenden Multifunktionsanzeige entsprechen aber dem eines "klassischen" Hybrid-Fahrzeugs.

Multifunktionsanzeige FahrtWährend der Fahrt wurden dann H2, O2 und H2O im Display angezeigt. Auf der Teststrecke durften wir bis zu 120 km/h fahren, und damit die Beschleunigung des 1,9 Tonnen schweren Fahrzeugs einmal auskosten. Das fanden wir ziemlich spritzig (Mirai 9,6 Sekunden, Prius III 10,7 Sekunden für 0 auf 100 km/h). Auch der MIRAI hat eine Art stufenloses Getriebe. Das besondere Fahrgefühl entsteht durch das "fehlende Motorgeräusch" beim Beschleunigen, welches beim Prius etwas störend ist. Tatsächlich fährt der MIRAI ja nur elektrisch und erzeugt daher kaum Geräusche außer den Geräuschen von Reifen und Wind.

Suche nach WasserWasser auf dem Boden Schade, dass das Fahrvergnügen nach ca. 8 Minuten (inkl. Fahrerwechsel) zu Ende war, weil die nächsten Fahrer schon warteten. Schnell wollten alle noch sehen, wo denn das viele Wasser hinläuft (H2O als einziges Produkt der kalten Verbrennung). Kein Auspuff ist in Sicht, nur ein ca. 4 cm dickes Plastikrohr.

Rechnerisch produziert der MIRAI etwa 9 kg H2O (Wasser) auf 100 km. Viel ist davon nicht zu sehen. Auf dem Boden finden wir dann doch noch ein paar Wasserflecken. Falls das den Besitzer in seiner Garage stören sollte, gibt es dagegen ja die Wasser-Ablasstaste, mit der man außerhalb seiner Garage schnell noch die Abwasserleitung freipusten kann (haben wir leider erst nachher erfahren, sonst hätten wir davon ein Video gedreht).

Videos von der Fahrt mit dem Mirai gibt es hier bei YouTube.

Technik und Hintergrundwissen

Wasserstoff ist geruchlos, ungiftig und schädigt auch nicht die Umwelt. Wasserstoff kommt im Wesentlichen in Verbindung mit Sauerstoff als Wasser vor.
 Wasserstoff wird heute in vielen Bereichen genutzt (Raketentreibstoff, Ammioniakproduktion, als Lebensmittelzusatz, zum Cracken in Raffinerien u.a.). Jedes Jahr werden weltweit mehr als 600 Milliarden Kubikmeter Wasserstoff (rd. 30 Mio. t) für zahllose Anwendungen in Industrie und Technik produziert, im Wesentlichen aus Erdgas und Erdöl. Durch 1 Mio. MIRAI-Autos würden 150.000 t Wasserstoff verbraucht, bei jeweils einer jährlichen Fahrleistung von 30.000 km. Das wären nach aktuellem Stand 0,5 % der weltweiten Wasserstoff-Produktion.

Gerade wegen der umfangreichen Nutzung erfolgt die Wasserstoff-Herstellung großtechnisch mit verschiedenen Verfahren. Durch die vielfältige Nutzung ist auch das Transportproblem gelöst. Ein hoher Anteil der Produktion wird mit Tankfahrzeugen oder in Gasflaschen auf den Straßen ohne bekannt gewordene Unfälle problemlos transportiert. Dazu sind spezielle Tanks erforderlich, da einfache Metalltanks für Wasserstoff als kleinstes Molekül durchlässig sind!

Die Wasserstofftanks im MIRAI sind lt. Toyota sicherer als Benzin oder Gastanks. Bei auftretenden Problemen wird sofort das Hauptventil geschlossen. Wasserstoff entweicht nach oben, wobei Benzin auslaufen würde und Autogas sich am Boden sammelt. Für Garagen und Parkhäuser gibt es übrigens keine gesetzlichen Einschränkungen. Wasserstofffahrzeuge mit Drucktanks können problemlos in Parkhäusern und Tiefgaragen geparkt werden.

Toyota hat sich für Wasserstoff aufgrund des hohen Energiegehaltes entschieden - bezogen auf Gewicht und Volumen. Mit 5 kg Wasserstoff kann der MIRAI rechnerisch über 600 km weit fahren (für Deutschland nimmt man nur 500 km an). Bei einem Auto mit Verbrennungsmotor mit einem Verbrauch von 7 Liter / 100 km würde man dafür 35 Liter, also etwa 26 kg Benzin benötigen. Die Batterie des Tesla S (mit 90 kWh, Reichweite 510 km) wiegt 750 kg. Tanks und sonstige Technik sind dabei nicht berücksichtigt. Außerdem kann Wasserstoff regenerativ hergestellt werden und man ist nicht auf fossile Energieträger angewiesen.

Ein weiteres Argument für Wasserstoff gegenüber einem reinen Elektrofahrzeug ist das Tanken im üblichen Zeitrahmen von 3 Minuten. Dazu ist allerdings das Komprimieren auf 700 bar erforderlich. Dieser Druck hat sich ebenso wie die dazu gehörende Zapfpistole weltweit als Standard entwickelt. Bisher wurden bei den Wasserstoff-Tankstellen mit nur 300 bar gearbeitet.

Das Aufladen von elektrischen Fahrzeugen dauert abhängig vom Ladegerät 30 Minute bis zu einem Tag. Das Schnellladen des Tesla an eigenen Stationen (Supercharger) dauert nur 30 Minuten und ist für den Kunden kostenlos, geht aber für Tesla ordentlich ins Geld. Zu Hause mit einem 22 kW-Anschluss werden 4,5 Stunden benötigt, an einer normalen 230 V-Steckdose 37 Stunden.

Die Brennstoffzelle ist prinzipiell wartungsfrei. Jedoch muss nach 20 Jahren ein Austausch aller Wasserstoff-führenden Komponenten erfolgen, was vermutlich aus Kostengründen das Leben des Autos beenden würde. Von Bremsen und ähnlichen Teilen abgesehen, ist aus aktueller Sicht als einziges Verschleißteil ein Ionentauscher zwischen Kühl- und Heizkreislauf zu nennen. Der muss alle 60.000 km getauscht werden. Die Kosten werden aktuell mit 300 bis 400€ geschätzt.

Der MIRAI wird zunächst nur in sehr kleinen Stückzahlen gebaut (700 Fahrzeuge, davon 16 für Deutschland.) In 2017 sind 3000 Fahrzeuge, ab 2020 größere Stückzahlen geplant. Es ist naheliegend, dass diese Produktionszahlen noch lange keinen Gewinn abwerfen. Wenn sich Brennstoffzellenfahrzeuge durchsetzen, hat wieder einmal Toyota die Nase vorn und die meiste Erfahrung, wie bereits bei inzwischen über 8 Mio. verkauften Hybrid-Fahrzeugen.

Die Präsentation für uns Hybrid Reporters könnt ihr hier herunterladen.

Bemerkenswert ist, dass Toyota für deren Brennstoffzellen-Patente die lizenzfreie Nutzung durch andere Hersteller gestattet. BMW ist der erste europäische Hersteller, der die Brennstoffzellen von Toyota beziehen wird. Die Antriebstechnik wird BMW selbst entwickeln. Damit macht BMW einen neuen Versuch im Bereich Wasserstoff, nachdem der BMW Hydrogen 7 von 2002 mit einem umgerüsteten Verbrennungsmotor keinen Erfolg hatte. Überdies hatte BMW dabei mit flüssigem Wasserstoff gearbeitet, der auf -254°C gekühlt werden muss, und hatte mit massiven Undichtigkeiten zu kämpfen.