So, jetzt hat der Blaue also die ersten 1600 km abgespult, 1200 davon auf der Autobahn. Zeit also für einen kleinen Bericht eines Prius-Neulings ...
Es ging über Pfingsten von Berlin an die ostfriesische Nordseeküste und das niederländische Friesland - also viel Autobahn. Dass die norddeutsche Tiefebene nicht zum Rekuperieren geschaffen ist, wird einem beim gemütlichen Gleiten klar: keine kleinen grünen Blatt-Autos auf dem MFD für viele 100 Kilometer. Also war die Fahrt ein idealer Test für den Verbrauch des "Ottos".
Begonnen hat die Fahrt mit dem andocken des iPhones (Song-Liste am Rechner vorbereitet) an den Toyota-Adapter und der Eingabe der Route ins TMC-Navi. Die wichtigsten Orte in den Speicher gelegt und die Telefonnummer der besuchten Mutter in die Telefonliste, damit ich auch während der Fahrt anrifen kann - fertig. Auch Pfingstsonntag hat das TMC die Routendame gleich am frühen Morgen dazu überredet, eine Alternative um einen Stau vor Hamburg zu finden. Brav. Ich habe mal die mittelschnelle Variante gewählt, weil ich mir den A2-Stress auf dem Weg in den Kurzurlaub ersparen wollte - also Richtung Norden und dann die A24 nach Hamburg. Gleich beim Auffahren auf den nördlichen Berliner Ring überholt mich doch ein arktisblauer Prius aus Halle - war das einer von Euch? Danach allerdings knapp 600 km kein einziger Prius. Als Berliner ist man ja an Prii im Stadtbild gewöhnt - da war es richtig komisch, nur von TDIs umgeben zu sein.
Die Hamburger Route hat ja den schönen Nebeneffekt, dass man den größten Teil der Strecke eh nur 130 fahren darf, was dem Prius-Dahingleiten (mit Musik aus dem Apple iPhone, das gleichzeitig aufgeladen wurden und zum Telefonieren benutzt wurde) ja sehr entgegenkommt. Für mich als ehemaligen TDI-Heizer auf der linken Spur war natürlich erstmal Umstellen angesagt: Nicht mehr die "Bremser" vor einem auf der rechten Spur sorgen für Ärger, sondern die "Bremser", die einen nicht nach rechts rauslassen hinter den Wohnwagen, weil sie nicht davon ausgehen, dass das kleine blaue Auto auch mal 120 fahren möchte
Aber mit der Zeit wird man sehr gelassen und freut sich an der Navi-Führung, die per TMC sogar Reifenteile auf der Fahrbahn anzeigt. Die Strecke ist ja topfeben, also läuft der Otto quasi immer, hier und da greift der E-Motor zur Unterstützung ein. Macht bei 120-130 km/h so um die 5,2 Liter. Das zum Thema "auf der Autobahn säuft der wie ein Loch".
Zwischen Hamburg und Bremen wurde es dann spaßig: Ich kenne ja Strecke im Schlaf (da meine Mutter in Ostfriesland wohnt) - A24, A1, A27, A28. Ganz vergessen hatte ich aber, dass die mittelschnelle Route scheinbar mehr Landsraßen-Anteil hat, um Kilometer zu sparen (die schnellste wäre über Hannover gewesen). Also fängt das Navi prompt nach Hanburg an, mich in Richtung BREMERHAVEN zu lotsen. Sagt meine Frau: "Guck mal, der will wieder nach Hause!"
Dabei war ich gar nicht böse zu ihm ... Wir sind dann trotzdem weiter die Autobahn gefahren, nach 100 Kilometern hat der Prius sich dann in sein Schicksal ergeben. Kurz noch mal ein Aufbäumen bei Oldenburg, wenigstens zu IRGENDEINEM Hafen zu kommen, von dem aus man nach Japan zurück kann: um 1 km zu sparen, sollte ich Richtung Wilhelmshaven fahren
Ankunft in Ostfriesland. Hier hat scheinbar noch nie jemand von Hybrid-Autos gehört. In einer Gegend, die von subventioniertem Landwirtschaft-Diesel geprägt ist, vielleicht auch kein Wunder. Ein Bekannter fragte, ob das ein Prototyp sei.
Schön natürlich die gepflegten Straßen in den kleinen Städtchen - ein ideales Pflaster für unser "U-Boot auf SCHLEICHFAHRT". Diverse Radfahrer und Kinder konnten wir erfolgreich erschrecken. Und zwar andauernd. Kurz vor dem Ziel nochmal die Mutter angerufen und mal die Spracherkennung ausprobiert - das mag jeder machen wie er will, ich fands umständlich und langwierig. Aber das System hat mich prima verstanden. Dann lieber auf dem Lenkrad auf "Hörer abnehmen", Schnellwahl-Taste am MFD drücken, fertig. Hatte auch mal versucht, "Büro" als Spracherkennung zu programmieren - leider war das Wort "BÜRO" immer zu kurz. Also den Firmennamen, der hat ne Silbe mehr
Auf nach Holland: Höchstgeschwindigkeiten wie gemacht für den Prius, wunderschönes Dahingleiten mit 80 durch Rapsfelder und an Deichen entlang. Schon nach 10 Minuten auf niederländischem Boden (Danke Europa-Navi: die Karte hört nicht auf und ich muss auch keine Daten-Scheibe wechseln!!!) treffe ich den ersten Prius: ein Zwilling (PAZIFIKBLAU!!) kommt mir auf der Landstraße entgegen. Vielleicht liegt das ja daran, dass ich ein deutsches Kennzeichen hatte: gegrüßt hat er nicht. Durch die Küstenorte auf Schleichfahrt, Fisch essen, Wasser gucken. Schön.
Bisschen nervig, aber Gewöhnungssache: Ich fahre eigentlich immer mit Licht (darum baue ich mir auch keine "Zubehör-wir-sind-fast-Xenon"-Birnen ein, die sollen ja nicht so lange halten), nun muss ich neben dem Licht Einschalten auch an den langen Druck auf die Instrumenten-Taste denken. Aber das merkt man ja schnell, wenn man den Tacho plötzlich fast nicht mehr sieht im gedimmten Modus ... By the way: Der Platz der Digitalanzeige ist ideal aus dem Augenwinkel zu sehen, der Einbauort (bzw. dessen Abbild!!) liegt direkt im Blickfeld und kann eigentlich nur von einem Headup-Display übertroffen werden (hatte ich mal bei BMW, sehr schön und übrigens auch DIGITAL!).
Dann halten wir an einem großen Blumenmarkt (Achtung Männer! Das ist fast so gefährlich wie Schuhgeschäfte!!! Dabei geht es gar nicht um die Pflanzenwelt - da bin ich ja auch ein Liebhaber seltener Stauden - sondern um die GartenDEKO. Während mein Junior und ich nach grober Sichtung auf einer Bank im Außengelände platz nehmen, findet meine Frau (verstärkt durch meine ebenfalls anwesende Mutter) spannende Hardware: 3 Pflanzkübel (1m x 0,6m x 0,4m) in Terracotta, ein kleines, auf antik gemachtes Gartentischchen, eine metallene Laterne und 5 Rosenstäbe (1,50-1,80m). Gut, ich hätte mit den alten Kübeln leben können, das Tischchen sieht für mich arg wackelig aus und die Kerzenbetriebene Laterne kommt meinen Bemühungen, unseren Garten zu elektrifizieren, auch nicht entgegen. Aber hübsch sieht's aus. Also: 3 Erwachsene und ein Teenager plus die halbe Dekoabteilung wieder zurück nach Deutschland bekommen. Zwischenboden raus, den linken 1er-Rücksitz umgeklappt (da dann den Zwischenboden hingelegt, quer und hochgeklappt als Schutz für die linke Innenseite der Hintertür). Pflanzkübel ineinander in den Kofferraum-Keller, Gusseiserne Rosenstäbe durchgeschoben, Obendrauf das Tischchen kanten. Passt. Hinten die Oma und das Kind platziert, vorne Frau und ich. Und im linken Fußraum wäre noch Platz für eine Palette Buchsbaum gewesen
Auf dem Parkplatz noch der Piepser-Overkill: Frau mit Schlüssel in Handtasche nochmal ausgestiegen (Rauchen), Rucksack auf Beifahrersitz (Sitzbelegung/Gurtwarner!), Rückwärtsgang drin, Gras vorm Parksensor ... mehr geht nicht, glaube ich.
Na, jedenfalls: Hollands Infrastruktur und Verkehrsregeln wären langfristig für 4,5 Liter gut. Aber ich muss ja wieder nach Berlin zurück. WIe die Spritmonitor-Werte zeigen, ist der große Autobahn-Anteil (vollbepackt, das Gartencenter musste ja plus Klamotten auch noch mit nach Berlin, klar) mit viel Gewicht und 120-130 km/h gar nicht so wahnsinnig spritfressend. Aber die nächsten 1500 Kilometer verbringt der Blaue nun wieder in seinem Revier mit viel 30er-Zonen und 60er-Magistralen (3-spurig, kilometerlang Tempomat-tauglich!). Und ich breche auch mal eine Lanze für das TMC-Navi: Die junge Dame (lustig, dass sie die Stadtnamen, die wohl extra eingesprochen wurden, so zärtlich gehaucht werden!!) hat uns sehr vorrausschauend um 3 Mega-Staus herum gelotst. Und die JBL-Anlage hat auch bei höherem Pegel perfekten Sound geliefert. Werde demnächst mal gucken, ob ich (ohne Frau und Oma im Auto) die Türen zum Vibrieren bekomme
Erste Baumschulen-Erfahrung hat der Prius nun auch (irgendwas musste ja rein in die Mega-Kübel aus Holland!) - beim Gärtner unseres Vertrauens also große Bambus-, Gräser- und Großstauden eingeladen - das ist kein Unterschied zum vorherigen Lifestyle-Kombi. Supi!
Vielleicht komme ich an Egons oder Komprex' Werte nie dran - aber wichtig ist mir, meinen Verbrauch in der Stadt halbiert zu haben.
Wir dürsten schon nach der nächsten "Schleichfahrt" mit unserem U-Boot.
Stephen aus Berlin
... wenn ich so recht darüber nachdenke, könnte DAS GerhardNLs Problem mit dem hohen Anfangs-Verbrauch sein 
