Priusfreunde.de

Der Lungenarzt Prof. Dr. Ardeschir Ghofrani über Diesel und NOx:
Man hat also in einem Verbrennungsvorgang verschiedene Subgruppen von Stickoxiden: Kürzerlebige, wie NO, längerlebige, wie NO2. Und die können schon außerhalb des Körpers Reaktionen eingehen, die dann Stoffe produzieren, die insbesondere für die Lunge schädlich sind. Sie können aber auch innerhalb des Körpers - wie im Fall des niedrig dosierten NO - positive Effekte haben, so paradox das auch klingt. Im überwiegenden Teil sind es indes eigentlich negative Effekte, alles eine Frage der Dosis. [...]

Während das Stickstoffmonoxid also auch eine medizinische Bedeutung hat - gibt es irgendetwas zur Ehrenrettung des Stickstoffdioxids zu sagen?

Nicht dass ich wüsste! Da ist es wirklich besser dem Stickstoffdioxid so weit wie möglich aus dem Wege zu gehen.www.dw.com/de/gute-und-schlechte-stickox...ration-an/a-42368899

Schauen wir uns mal die NO2 Inhalationsstudie im Auftrag der EUGT an.

Zitat EUGT Jahresbericht 2012-2015:
BEITRAG EUGT
EUGT hat auf Empfehlung des Forschungsbeirates eine Kurzzeit
-Inhalationsstudie mit NO2 bei gesunden Menschen gefördert, in der NO2-Konzentrationen genutzt wurden, die für arbeits- und umweltmedizinische Belange von Bedeutung sind. Als höchste experimentelle Konzentration wurde dabei der dreifache Arbeitsplatzgrenzwert eingesetzt. Untersucht wurde die Wirkung unterschiedlicher NO2 Konzentrationen in der Atemluft auf 25 gesunde Probanden. Es konnten mehr als 100 funktionelle und biologische Parameter erfasst werden (z.B. durch Lungenfunktionsprüfungen, die Messung von Entzündung und Biomarkern im Blut etc). Neben einem Leerwertversuch mit 0 ppm wurden drei verschiedene NO2 Konzentra¬tionen zur Exposition der Probanden über jeweils 3 Stunden eingesetzt: 0.1ppm (~180μg/m³), 0.5 ppm (~940 μg/m³) und 1.5 ppm (~2800 μg/m³).

ERGEBNIS
Bei allen untersuchten Konzentrationen konnten bei den Probanden keine Reaktionen auf das inhalierte NO2 nachgewiesen werden.

BEWERTUNG
In dieser toxikologischen Kurzzeitstudie konnten keine entzündlichen Wirkungen von NO2 an den Atemwegen festgestellt werden. Dies gilt unter Nutzung modernster und innovativster Untersuchungsmethoden.
web.archive.org/web/20160323142711/http:...chuere_2012-2015.pdf

Man hat also die dreifache MAK eines Schadstoffes für ungefähr eine Drittel Schichtdauer an gesunden Probanden getestet. Bei linearer Dosis-Wirkungsbeziehung ist die biologische Wirkung in erster Näherung gleich der einfachen MAK für eine Arbeitsschicht. Es wurde also ein biologisches NO2 Äquivalent der MAK getestet, bei der definitionsgemäß "kein Gesundheitsschaden zu erwarten ist."

Bis 2009 lag die MAK für NO2 bei 5ppm. Diese Konzentration wurde jedoch nicht getestet.

Jetzt die Frage: Welche Toxikologe hätte bei diesem Versuchsaufbau mit Wissensstand zum Studienzeitpunkt eine biologische Wirkung vermutet?

Antwort: Imho keiner

Publikation:
Biological effects of inhaled nitrogen dioxide in healthy human subjects
Int Arch Occup Environ Health. 2016 Aug;89(6):1017-24
link.springer.com/article/10.1007/s00420-016-1139-1

Die Relevanz des Forschungsergebnisses zeigt sich auch an der Zahl der Citations. Laut Springerseite: 1x !

Interview Prof. Dr. Thomas Kraus zur Aachener NO2 Studie:
[video]https://www.youtube.com/watch?v=CMfgQ25o-Nk&feature=youtu.be[/video]
youtu.be/CMfgQ25o-Nk

Zitat:Kinderarzt: Die Gesundheitsschäden von Abgasen sind unbestreitbar
Weltweit herrscht Empörung über die Abgasversuche an Menschen und Affen

Doch das lenkt vom eigentlichen Skandal ab, der sich in der Politik abspielt, sagt Kinderarzt Gerald Hofner

Die deutsche Autoindustrie ist um ein weiteres hässliches Kapitel in ihrer Geschichte reicher:

Vergangene Woche wurde bekannt, dass 10 Affen in einem US-Labor von Volkswagen stundenlang Abgase eingeatmet haben. Als Teil einer Studie.

Auch 25 gesunde Menschen wurden in Aachen über mehrere Stunden Stickstoffdioxid in unterschiedlichen Konzentrationen ausgesetzt – durchgeführt von der Forschungsvereinigung EUGT, die von den Autokonzernen VW, Daimler, BMW sowie dem Zulieferer Bosch gegründet wurde.

All das nur, um vermeintlich zu beweisen, dass keine Gesundheitsgefahr von Diesel-Abgasen ausgeht.

Ein Skandal, der die Abgas-Affäre erneut befeuert und weltweit für Empörung sorgt – bei Umweltschützern, aber auch bei Autokonzernen und der Politik.-www.huffingtonpost.de/entry/kinderarzt-d...a978e4b0be822ba0de8e Hybridfan5

Sehr guter Übersichtsartikel des UBAs zu Gesundheitsauswirkungen von Stickoxiden:

Hintergrund zu EU-Grenzwerten für NO2
Unabhängig von dieser auch in Deutschland teils kontroversen Diskussion über die Bedeutung des Langzeitbeurteilungswertes für NO2 als solcher, bleibt festzuhalten, dass gesundheitsschädliche Wirkungen von Luftschadstoffen aus dem Straßenverkehr unstrittig nachgewiesen sind, ob nun durch NO2 allein verursacht oder zusätzlich durch andere Luftschadstoffe. NO2 ist und bleibt daher ein aussagekräftiger Indikator für die Umweltbelastung durch den Straßenverkehr. Schon aus diesem Grund erfüllt der Jahresgrenzwert für NO2 seinen Zweck für die öffentliche Gesundheitsvorsorge.

[...]

Der WHO-Richtwert für NO2 von 40 µg/m³ wurde in dem Sinne abgeleitet, dass er geeignet ist, die Gesundheit der Bevölkerung (auch empfindlicher Gruppen) bei dauerhafter Exposition zu schützen. Dieser empfohlene Richtwert sollte auch der Tatsache Rechnung tragen, dass NO2 als ein Indikator für komplexe, durch Verbrennung erzeugte Luftschadstoffgemische überwacht wird. Es wurde also schon zur damaligen Zeit als sinnvoll angesehen, diesen Stoff streng zu regulieren.www.umweltbundesamt.de/themen/hintergrun...grenzwerten-fuer-no2

@priusplus1 und @Hybridfan5 Danke für eure umfangreiche Recherche mit Quellenangaben!

autogasprius_berlin schrieb:
mit Quellenangaben! RT u.a. werde ich hier im Forum nicht platzieren. Zum anderen habe ich auch einen Link, zu einem inhaltlich kompatiblen Beitrag seitens @Egon vor wenigen Minuten, heute Morgen nicht ins Forum gepostet, da dort zumindest für mich ein grausames Video enthalten war. Im Link von @Egon ist das Video zum Glück nicht enthalten. VG Hybridfan5

Brisant und für mich als Naturwissenschaftler total verwerflich

Geheimer Laborbericht enthüllt Tierversuch-Ergebnis

Das Ergebnis: Die Abgase des neueren Modells waren für die Tiere weit schädlicher als die des alten Ford. Und das, obwohl der Beetle mit der gleichen Software ausgestattet war, die 2015 den Diesel-Skandal auslöste, sodass das Auto im Labor weniger Stickstoffoxid ausstieß als auf der Straße.

Die „Bild“ zitiert aus ihr vorliegenden E-Mails, dieses Ergebnis habe den Autoherstellern nicht gefallen, daher hätten die Wissenschaftler die Ergebnisse der Studie abgeschwächt. Dadurch kam der finale Bericht erst im Juni 2017 zustande. Er wurde an den EUGT-Geschäftsführer Michael Spallek und Stuart Johnson, Leiter des VW-Umweltbüros in den Vereinigten Staaten, geschickt. Insgesamt habe die Studie mehr als 700.000 Dollar gekostet, wobei der EUGT nicht den vollen Preis bezahlte, da er sich 2017 bereits Liquidation befand – deswegen wurde die Studie auch bis heute nicht veröffentlicht.

und mit Namen der direkt Verantwortlichen!

Dabei wird es wohl nicht bleiben

Jan

Wie? Verwerflicher, fragwürdiger Test ohne Veröffentlichung und dann noch nicht mal voll bezahlt?

Dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn der Versuchsleiter von damals jetzt Details auspackt!

Das Stenografisches Protokoll der 4. Sitzung des 5. Untersuchungsausschuss ist online.

Öffentliche Anhörung von Sachverständigen
- Prof. Dr. med. Helmut Greim
- Prof. Dr. sc. techn. Thomas Koch
- Prof. Dr. A. J. Thomas Kuhlbusch
- Prof. Dr. Annette Peters
- Dr. Denis Pöhler

Thema: Welche Auswirkungen auf Leben und Gesundheit der Bevölkerung, auf die Umwelt, das Klima und auf den Schutz der Verbraucher infolge von gegenüber den in der Typengenehmigung gemessenen Werten erhöhten Stickoxid (NOx)-Realemissionen und sonstigen Realemissionen von Fahrzeugen waren im Untersuchungszeitraum zu jeweils welchem Zeitpunkt öffentlich bzw. fachöffentlich bekannt, und wie haben sich die NOx-Emissionen von Fahrzeugen im Untersuchungszeitraum entwickelt?

Lesenswert sind insbesondere die Ausführungen von Annette Peters (S.49ff des PDFs) und Denis Pöhler.

Und wer Thomas Koch lesen möchte: "Alle Beteiligten (Industrie, Politik, Presse, Öffentlichkeit) sind gut beraten, das angekratzte Vertrauen und den nachfolgend fahrlässig beschädigten Ruf des Diesels wieder herzustellen. Der Diesel ist der umweltfreundlichste Antrieb und wird es noch lange bleiben!" (S.138)

dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/CD12900/....09.2016.pdf#page=42

Thomas Koch im Untersuchungsausschuss: Der Beitrag des Verbrennungsmotors zur Partikelsituation Stuttgart Neckartor beträgt in Summe 7 Prozent. Warum noch 7 Prozent überhaupt? Denn die meisten Dieselfahrzeuge haben alle einen Partikelfilter. Es gibt noch ein paar Fahrzeuge ohne. Das wird sich alles klären. Das ist ein reiner Flotteneffekt. Wir reinigen heute mit dem Partikelfilter die Luft. Wir haben weniger Partikel -Vollstrom - im Abgasstrang gemessen als in der Umgebungsluft der Stadt. Erste Botschaft: Das Partikelproblem ist gelöst. PDF S.46

Hat sich Herr Koch darüber Gedanken gemacht, wieviele Partikel aus NOx ein paar Meter hinter dem Abgasstrang entstehen?

Thomas Kuhlbusch führt dazu aus:
Die Partikel sind nicht nur die Rußpartikel, die aus dem Verkehr kommen, sondern auch die Stickoxide, die umgewandelt werden in Nitrate und anschließend in Ammoniumnitrate. Die NO2-Belastungen aus dem Verkehr sind zu der Feinstaubbelastung PM2,5 ein deutlicher Beitrag im städtischen Hintergrund. PDF S.48

Zu der Frage, ob NO2 direkt für die Gesundheitsfolgen verantwortlich ist oder nur ein Marker für ein Schadstoffgemisch ist führt Annette Peters aus:
Insgesamt treibt uns Epidemiologen um: Ist es das NO2 per se, oder sind es andere Emissionen, ultrafeine Partikel, Feinstaub usw.? Inzwischen ist es so, dass man es für den Feinstaub unabhängig zeigen konnte, und es fehlen Studien zu Alternativen, sodass sowohl die WHO als auch COMEAP eigentlich sagen, dass man davon ausgehen muss - bei der gegenwärtigen Evidenz -, dass das NO2 selber diese Effekte hat. PDF S.50

priusplus1 schrieb:
Hat sich Herr Koch darüber Gedanken gemacht, wieviele Partikel aus NOx ein paar Meter hinter dem Abgasstrang entstehen?
Noch weniger Gedanken hat er sich darüber gemacht, dass es einen "kleinen" Unterschied zwischen der ab Werk eingebauten Filteranzahl und der immer noch funktionierenden Filteranzahl gibt!

Solange natürlich ein einzelnes OBD-Bit die Funktion des Filters bestätigen darf, ohne dass auch nur ansatzweise nachkontrolliert wird, was aus dem Auspuff kommt, sind solche irrigen Grundannahmen Programm.

eppf

Zitat:Umweltmediziner warnt vor Panikmache mit NO2-Grenzwerten
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin, Hans Drexler, hat vor Panikmache im Streit um Grenzwerte und Diesel-Fahrverbote gewarnt. "Auch bei 100 Mikrogramm NO2 sehen wir noch keinen Effekt, der krank machen kann", sagte der Erlangener Professor der Deutschen Presse-Agentur. An einer Messstation in München wurde im vergangenen Jahr ein Jahresdurchschnittswert von 78 Mikrogramm gemessen, in der EU gilt für die Außenluft ein Grenzwert von 40 Mikrogramm.-www.t-online.de/nachrichten/id_83219856/...no2-grenzwerten.html Hybridfan5

Ja, auch beim Feinstaub steht heute in der stz "keine akute Gefährdung",
ja klar, weiß ich.
Ich habe auch bei allen anderen Giftstoffen eher vor langfristigen multiplikativen Wirkungen Angst.

Ein 5jähriges Kind im Bekanntenkreis Tumor ist für mich Grund genug mehr Druck zu machen insgesamt weniger Gifte in die Umwelt zu blasen, denn wer weiß schon wie das ganze Zeug in der Summe wirkt?

Der Schulweg meiner Kinder läuft direkt an einer von Abgasen verpesteten Straße.

Danke Herr Drexler, ja ich sage wirklich DANKE!

Mit solchen Äußerungen werden die kommenden Urteile garantiert nicht zu Gunsten der Autokonzerne bzw. der Städte ausfallen. Wenn man nämlich offen ausspricht, dass man keine Notwendigkeit sieht, eine UNZWEIFELHAFT GÜLTIGE Gesetzeslage zu befolgen.

Über die Sinnhaftigkeit bzw. Gültigkeit gegebener Grenzwerte zu diskutieren, damit kann man vor Gericht nur auf die Nase fallen.

Das ist die einzige Basis, auf der die Urteile beruhen! Glaubt Herr Drexler allen Ernstes, Gerichte sollen zukünftig entgegen der Gesetzeslage urteilen und Grenzwerte selbst abwägen? Also auf Grund alternativer Fakten urteilen?

eppf