Priusfreunde.de

Schönen guten Tag!

Der eine oder andere wird sich vielleicht noch erinnern - vor drei Jahren wollte ich weg vom Diesel und habe mich unter anderem für einen Prius 4 PHEV interessiert. Nach einem langen Prozess des Nachdenkens wurde es dann aber ein Audi A4 g-tron. Jetzt bin ich inzwischen 60.000 km mit Erdgas gefahren, und für mich ist das immer noch das goldrichtige Fahrzeug. Bis vor wenigen Wochen konnte ich stolz berichten, dass ich nur 50 km unfreiwillig mit Benzin fahren musste, weil ich einmal auf einer Langstrecke die vorletzte CNG-Tankstelle verpasst hatte und die letzte innerhalb der Reichweite defekt war.

Da sich coronabedingt mein Aktionsradius derzeit auf Berlin beschränkt, sticht es mir jetzt besonders ins Auge, dass sich die Tankstellen-Situation rapide verschlechtert. Vor einem Jahr hatte ich noch vier CNG-Tankstellen auf meinen üblichen Berliner Wegen. Davon ist eine inzwischen nicht mehr existent und zwei andere sind eher kaputt als funktionsfähig. Und die einzige, die zuverlässig funktioniert, ist für mich nur stadteinwärts nutzbar, allerdings bin ich jemand, der auf Hinwegen zu Terminen nichts tut, was stören könnte.

Nun frage ich mich: Wenn sich dieser Trend fortsetzt - werde ich dann irgendwann Probleme haben, meinen A4 g-tron zu einem vernünftigen Preis loszuwerden? Eigentlich ist der Wagen für mich perfekt, und ich würde ihn noch etliche Jahre fahren, aber wenn die Tankstelleninfrastruktur viel schneller stirbt als gedacht, wird das ein Risiko.

Somit überlege ich, jetzt doch noch mal über einen PHEV nachzudenken. Ich finde BEV ja an sich auch total super, hätte auch eine eigene Lademöglichkeit, allerdings passt mein Fahrprofil in Nicht-Coronazeiten (Auto steht lange an Bahnbaustellen, wo es keine Lademöglichkeit gibt, danach womöglich mehrere 100 km ins nächste Hotel) wohl eher nicht zu einem BEV, so lange die echte Reichweite nicht 500 km beträgt.

Meine Ausrüstung würde gerade so in einen Prius 4 PHEV passen, wenn auch äußerst knapp. Mit 50 km elektrischer Reichweite würde ich die große Mehrzahl meiner Berliner Strecken elektrisch abdecken können. Auf der Langstrecke müsste ich dann eben mit Benzin fahren, auch wenn ich das eigentlich nicht mehr wollte. Allerdings habe ich auf der Autobahn noch nie einen Prius gesehen...

Ich weiß auch nicht, ob das so klug und weise ist, dann nächstes Jahr einen Tesla Y aus Grünheide zu kaufen, irgendwie finde ich diese Fahrzeuge zu teuer und ich sehe einfach die reale Gefahr, dann irgendwann irgendwo unterwegs in einer Schlange mit lauter Leuten zu stehen, die laden wollen...

Möchte mir dazu jemand ein paar Gedanken mitteilen, auch wenn ich keine direkte Frage habe?

Matthias

Wie wäre die Alternative anstatt mit Erdgas mit LPG zu fahren?
Bzw. deinen Audi umzurüsten.

Mein Rav4 Hybrid fährt auf LPG und Tankstellen sind ausreichend vorhanden.

Beste Grüße

Also ein CNG-Auto würde ich nun wirklich nicht auf LPG umbauen lassen, das wäre mir irgendwie zu blöd. Ich bin mir auch nicht sicher, dass ich mit LPG fahren wollen würde. Für mich hat mein Mobilitätsverhalten auch eine politische Dimension. Mit CNG hat man die Möglichkeit, immer grüner zu werden, ich habe schon oft an Säulen getankt, wo 100 Prozent Biogas rauskommt. LPG ist und bleibt ein Abfallprodukt aus der Raffinerie. Das nutzen die Leute, um billiger zu fahren, aber nicht, weil sie ihre Umweltbilanz verbessern wollen.

Und welches moderne Fahrzeug kann man denn noch vernünftig umrüsten? Da hätte man auch immer dieses blöde Dreiecksverhältnis zwischen Hersteller, Umrüster und einem selbst. Also für mich wäre das wohl nichts, was mich irgendwie weiterbringt.

Matthias

ich fahre nicht nur aus Kostengründen LPG als Langstreckenfahrer mit bisher ca. 70.000 km/a.
Leider sind die neueren Benziner fast alle Direkteinspritzer, die sich nicht mehr so einfach umrüsten lassen. Es klappt bestimmt bei einigen Modellen.
Aus eigener leidvoller Erfahrung rate ich dringend davon ab, es z.B. mit einem Mercedes CGI zu riskieren. ( Mein erfahrener Umrüster macht das auch nicht mehr, da mein 250 CGI der sein 2. Benz mit Riesenproblemen war).
Da BRC und Prins beide von Icom gekauft wurden und kaufmännisch deren Anlagen "optimiert" wurden, wüsste ich aktuell nicht, ob ich überhaupt noch mal umrüsten lassen würde und tendiere auch zu einem P4 Plugin.

Pianist schrieb:


Meine Ausrüstung würde gerade so in einen Prius 4 PHEV passen, wenn auch äußerst knapp. Mit 50 km elektrischer Reichweite würde ich.... Allerdings habe ich auf der Autobahn noch nie einen Prius gesehen...

Möchte mir dazu jemand ein paar Gedanken mitteilen...

Es würde mich nicht dazu bringen, weil ich keinen Prius, Du meinst sicherlich den gepluggten, auf der AB gesehen habe, deswegen keinen PHEV zu kaufen. Er wird gut, locker und lange AB-Strecken lässig abspulen. Nicht als Highspeed-Gerät, aber ausreichend schnell und genügsam. Kostet halt Benzin und verlangt weniger Strom. Einzige Voraussetzung, man muss ihn wollen und mögen. Das tust Du. Ich ziehe den ungepluggten Prius vor, auch wegen seines Raumangebots. Kann nicht zu Hause laden und habe zudem am deutlich höheren Preis kein Interesse gehabt. Aber sonst, gutes Auto der PHEV. Sehr gutes sogar.

Wisedrum

Ich habe ja nicht nur noch nie einen Prius PHEV auf der Autobahn gesehen, sondern überhaupt noch keinen Prius. Und das wundert mich dann doch. Ich würde auf jeden Fall noch mal eine längere Probefahrt machen.

Aber derzeit frage ich mich ja erst mal, wann der Absprung vom CNG kommen muss. Bisher ging ich davon aus, dass ich den Wagen mindestens fünf Jahre fahren will, davon sind erst zwei vorbei. Nicht, dass irgendwann die Preise ins Bodenlose purzeln, das war schon beim Euro-5-Diesel nicht so schön, den ich aber trotzdem noch halbwegs gut in Zahlung geben konnte.

Matthias

Normale Prii sah ich schon. Bin ja selbst auf ABs ab an an unterwegs. Die Dinger können völlig adäquat auch AB. Stundenlang, nahezu endlos.

Wisedrum

Und man steigt auch entspannt aus? Das wäre mir durchaus wichtig. Und ich bin eh nur so mit 120 bis 130 km/h unterwegs.

Matthias

Das habe ich jahrelang, mit einem Prius 3.

Pianist schrieb:
Und man steigt auch entspannt aus? Das wäre mir durchaus wichtig. Und ich bin eh nur so mit 120 bis 130 km/h unterwegs.

Matthias

Aus dem P4 noch entspannter als dem P3, den ich jahrelang zuvor fuhr, weil bessere Sitze und Fahrwerk. AB-Richtgeschwindigkeit ist für ihn eine leichte Übung mit verhaltenem Verbrauch und niedrigen Drehzahlen in der Ebene. Denke, in beiden Varianten.

Wisedrum

Ich bin bisher (ein Urlaub fiel wegen Corona aus) nur einmal wirklich Langstrecke gefahren mit unserem P4 und ich muß sagen es ist ein sehr bequemer Reisewagen zum entspannten Fahren. Wenn Du Autobahnrichtgeschwindigkeit 130 mehr oder weniger als V/max im Kopf hast passt es, dann hat er genug Reserven wenn ein Überholmanöver mal schneller gehen soll und er bleibt leise, sparsam.

Was man so über den P4 PHEV hört soll er auch bei weitgehend entladenem Hybridakku genau so sparsam sein wie der "normale" P4. Die V/max ist mit irgendwo um die 160 km/h aber wohl geringer als beim "normalen" P4 der ja um die 180 km/h schafft. Hab es 1x ausprobiert, ja er macht die 180, aber weder Fahrzeug noch ich fühlen sich wirklich wohl dabei. Fahrstabil bleibt er, ist eher so eine Gefühlssache motormäßig, wurde dann schon ziemlich laut. Mich stören am P4 PHEV nur der kleinere Kofferraum (der ist ja viel flacher) und die geringere Zuladung, wegen der geringeren Höchstgeschwindigkeit hätte ich keine Bedenken. Auf der Landstraße fährt sich der P4 PHEV wunderbar, hab auch in Kurven keinen wirklichen Unterschied gemerkt. Bis auf Kofferraum und Zuladung gefällt mir der P4 PHEV auch sehr gut, wirklich ein feines Fahrzeug.

Pianist schrieb:
Der eine oder andere wird sich vielleicht noch erinnern - vor drei Jahren wollte ich weg vom Diesel und habe mich unter anderem für einen Prius 4 PHEV interessiert. Nach einem langen Prozess des Nachdenkens wurde es dann aber ein Audi A4 g-tron.
Kann mich dunkel daran erinnern, dass du lange hier Fragen gestellt hast und viel Beratung bekamst...War da tatsächlich der P4 PHEV dabei? Warst du nicht der, der einen Wagen wollte, der einem gewissen sagen wir mal gehobenen Standard entspricht, und, mit dem man quasi einen repräsentativen Geschäftswagen vorweisen kann. So etwas ist ein P4 PHEV für mich eher gar nicht...Aber gut - zum P4:

Für mich ist der P4 (beziehe mich da auf den HEV,da ich keinen PHEV habe) ein hervorragendes Reisefahrzeug, mit dem man äußerst entspannt von A nach B kommen kann. Er ist bei defensiver und dosierter Fahrweise auch ein gut gedämmtes und leises Auto. Dazu liegt er durchaus komfortabel auf der Straße und hat bequeme Sitze, auf denen man nicht so schnell müde wird.

Lange Strecken fahren sich nach meinem Empfinden mit dem P4 und seinem klasse Radartempomaten echt angenehm und entspannt. Man kann ihn mit der oben erwähnten Fahrweise auch bei höheren Geschwindigkeiten recht lärmarm bewegen. Mit 4 größeren Erwachsenen plus Gepäck lässt es sich im P4 HEV recht gut reisen - im Fond sollten die Personen allerdings nicht größer als 185cm sein. Vom Verbrauch her sind es Anfang März mit 100-110km/h in die NL so um die 4,2 l/100km laut BC gewesen. Bei einer Beladung von um die 1750kg (beinahe das zulässige Gesamtgewicht von 1790kg) und einer Höchsttemperatur von 7°C.

ElektrischesGefühl schrieb:
Warst du nicht der, der einen Wagen wollte, der einem gewissen sagen wir mal gehobenen Standard entspricht, und, mit dem man quasi einen repräsentativen Geschäftswagen vorweisen kann. So etwas ist ein P4 PHEV für mich eher gar nicht....
Naja, nicht so ganz: Ich hatte mir eher darüber Gedanken gemacht, ob man als deutscher Freiberufler, der in der Medienbranche tätig ist und viele Aufträge aus Politik und Wirtschaft hat, mit einem japanischen Auto unterwegs sein darf. Bis vor einigen Jahren konnte man das wohl eindeutig mit "nein" beantworten. Heute ist die Situation aber eine andere: Jeder, der sich auch nur annähernd irgendwie mit Autos beschäftigt, der weiß, dass der Prius eines der effizientesten Autos der Welt ist, und dass der Prius PHEV praktisch das einzig "erlaubte" PHEV ist, weil alles andere "Mogelpackungen" sind, wenn man mal ehrlich ist. Die Bundesministerien und der Bundestagsfahrdienst setzen derzeit leider sehr stark auf diese Mogelpackungen, weil Autos mit Steckdose eben total "in" sind, es aber noch keine geeigneten BEV gibt. Dadurch vielleicht eine nachvollziehbare Entscheidung.

Die Berliner Polizei testet seit einigen Wochen mehrere Mirai, die BVG fährt gelb und mit Herzchen beklebte Nissan Leaf, jetzt schon in der zweiten Generation, und die Berliner Umweltsenatorin bekam von der DUH als einzige die grüne Karte, weil sie sich mit einem Prius fahren lässt. Und die Priusquote unter Berlins Taxiunternehmern ist inzwischen riesig.

Also die Flotten werden derzeit merklich bunter, und ich denke mal, dass dann ab nächstes Jahr zum Beispiel in der brandenburgischen Forstverwaltung der eine oder andere Y aus Grünheide zu finden sein wird. Aber ich persönlich will noch nicht vollelektrisch fahren, zumal ich ungerne 50.000 bis 60.000 EUR für ein Auto zahle. Für mein gewöhnliches Fahrprofil (derzeit würde auch ein Fahrrad reichen) passt das auch einfach noch nicht.

Von daher: Inzwischen halte ich einen Prius PHEV für politisch vertretbar. Damit wird man höchstens zum Hassobjekt für Leute aus dem ultrarechten Spektrum, weil man "Verrat an der deutschen Wirtschaft" begeht, und weil Toyota jahrelang die "böse" DUH mit Spenden unterstützt hat, aber man kann es ja nun auch nicht allen rechtmachen.

Insgesamt denke ich, dass man mit einem Prius 4 PHEV als besonders verantwortungsvoll wahrgenommen wird, ohne sich auf Diskussionen mit Elektroauto-Gegnern einlassen zu müssen.

Matthias

Der Fall ist anders gelagert, wenn bei der Wahl eines Autos die Abhängigkeit von seiner Außenwirkung ins Gewicht fällt. Wie finden Arbeitgeber ihn, welche Umweltschutzassoziationen, welche Gedanken durch sein Woher erweckt er bei Betrachtern?

Es ist viel besser und schafft größere Entscheidungsfreiheit bei der Wahl eines Autos, wenn solcherlei Erwägungen gar nicht erst in Betracht gezogen werden (müssen). Stattdessen, gefällt es mir warum auch immer? Darin sehe ich das einzige Kriterium für seine Wahl.

Der P4, mehr noch der HEV als der PHEV, ist in vielerlei Hinsicht unschlagbar. In seiner erwähnten Effizienz, seiner durchaus auch als "merkwürdig und strange" empfundenen Einzigartigkeit, die ganz wesentlich auf einer hier unlängst angemerkten Ingenieursmeisterleistung beruht, die sich wiederum in ausgesprochener Zuverlässigkeit, Haltbarkeit und einem guten Raumkonzept niederschlägt. Zudem driftet er preislich nicht komplett ab, zumindest tat er das nicht als HEV.

Das alles zusammen kann mögen, muss es aber nicht. Und dann deswegen unabhängig von der Meinung irgendeines Menschen zu ihm, sollte man es sich "leisten" können und wollen, sie zu überhören, falls sie kundgetan wird, den P4 kaufen. Wohl dem freien Menschen, der selbstbestimmt und unabhängig aus Überzeugung und aufgrund seiner wohlbedachten Überlegung handeln kann beim Autokauf und in anderen Entscheidungsfragen.

Wisedrum

Wisedrum schrieb:
Der Fall ist anders gelagert, wenn bei der Wahl eines Autos die Abhängigkeit von seiner Außenwirkung ins Gewicht fällt.
Im Medienbereich definiert man sich in allererster Linie über Außenwirkung. Und da bin ich inzwischen der Meinung, dass ein P4 PHEV gut ist. Technisch ist er ja sowieso gut, da müssen wir hier ja nicht ernsthaft drüber diskutieren.

Zwar hätte ich dann erheblich weniger Laderaum als bisher, aber damit könnte ich zu 90 Prozent leben. Ansonsten muss ich eben mal einen Koffer auf der Rückbank anschnallen. Allerdings haben wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Situation, dass einjährige P4 PHEV so ziemlich genau zum gleichen Preis angeboten werden wie ein A4 g-tron aus 2017 mit 60.000 bis 70.000 km. Das macht einen Wechsel nicht einfacher, weil ja kein Autohändler einen Wagen 1:1 tauschen wird. Ein paar Tausend EUR Zuzahlung müsste ich also wieder leisten. Im nächsten Jahr wäre das Missverhältnis dann nicht mehr ganz so krass. Vielleicht einfach noch abwarten...

Matthias