Priusfreunde.de

ronin schrieb:
Liest sich ja doch komplizierter als gedacht.
Na sicher. Es reicht nicht aus, ohne fremde Hilfe eine Banane schälen zu können, das sage ich doch die ganze Zeit. Aber mit dem gestern Nacht von Dir verlinkten PDF von Texas Instruments lässt sich der tatsächlich notwendige Aufwand viel besser einordnen - und machbar erscheint das schon.

Wenn ich wie Francillon/Danev/Capkun direkt vom Sender abgreife und mit Koax bis ans Ziel gehe oder die Funkstrecke durch ein Stück Koax mit zwei resonanten Mini-Schleifenantennen ersetze, geht das alles sauber und zuverlässig. Für ein wissenschaftliches Vorgehen ist das sicher sinnvoll, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass im realen Umfeld mit unauffällig am Körper mitgeführten Blackboxes so eine Aktion einen ganzen Zacken schwieriger und unzuverlässiger ist.


Pete schrieb:
Ich denke aber immer noch, dass der Signal-Pegel vom Schlüssel sehr gering ist und beim Empfang über viele Meter verstärkt werden muss.
Der Signalpegel des Autos ist extrem niedrig, wenn es 90mal pro Minute nach seinem Schlüssel ruft. Dieser Teil muss verstärkt werden, hier liegt die Haupt-Herausforderung.

Zur Antwort des Schlüssels wird hingegen wahrscheinlich derselbe UHF-Sender mit derselben Leistung verwendet, der zum Einsatz kommt, wenn man die Taste auf dem Schlüssel drückt. Und ebensoweit reicht dann auch das Antwort-Signal: 20 bis 30 Meter Luftlinie, wenn keine Hindernisse im Weg sind. Liegen Mauern zwischen Schlüssel und Auto, nimmt die Reichweite drastisch ab.

Steht das Auto beispielsweise vor der Tür in der Einfahrt und der Schlüssel liegt in der Küche, nur sechs, acht Meter vom Auto entfernt, müsste man sogar ohne Verstärkung auf der UHF-Seite auskommen. Die Kunst liegt dann "nur" darin, das schwache Rufsignal des Autos (Reichweite vielleicht ein knapper Meter, höchstens) dem tauben, passiven RFID im Schlüssel zukommen zu lassen, damit er überhaupt antwortet.


Die klassischen Anwendungen von RFID (z.b. Chip im Haustier, Mülltonne, Bezahl-Systeme u.s.w.) arbeiten immer nur im Nahbereich.
Ja klar, die brauchen ein Signal im Nahbereich, sonst triggert da gar nix. Genau so ist es ja auch in unserem Schlüssel! Für die Rückantwort steht ihm aber ein UHF-Sender zur Verfügung, das unterscheidet ihn von den üblichen RFID-Anwendungen und das macht einen Relay-Angriff leichter.


In der von ronin heute verlinkten Ausarbeitung "Relay Attacks on Passive Keyless Entry and Start Systems in Modern Cars" ziehen Francillon/Danev/Capkun - frei übersetzt - folgenden Schluss:

In dieser Arbeit haben wir gezeigt, dass die Einführung [solcher Systeme] Anlass zu ernsten Sicherheitsbedenken gibt. Wir haben in 10 Fahrzeugen verschiedener Hersteller gezeigt, dass die Systeme in einigen modernen Autos anfällig für solche Relais-Angriffe sind. Ein Angreifer kann so das Auto öffnen und den Motor starten, indem eine Antenne in der Nähe des Schlüsselhalters und eine zweite Antenne in der Nähe des Fahrzeugs angebracht wird. Wir zeigten die Machbarkeit
dieser Angriffe sowohl mit drahtgebundenen als auch drahtlosen Setups.

Persönlich mache ich mir trotzdem keine Sorgen. Es ist einigermaßen unwahrscheinlich, dass ein derartiger Aufwand getrieben wird, um mein Auto zu öffnen. Dazu braucht es ja neben einiger Elektronik auch einen Menschen am Auto und einen zweiten Menschen, der sich im richtigen Moment unauffällig an mich heranschleicht. Beide müssen sich zeitlich genau koordinieren.

Das ist nicht unmöglich, aber ein viel zu großer Aufwand, nur um ein Auto zu öffnen. Wer es stehlen möchte, macht die Tür auf anderem Wege auf, knackt die Kiste per OBD und fährt damit davon.


Grüße, Egon

Ja okay, ich hatte noch nicht verstanden, dass die Antwort vom Schlüssel über den Sender geht, der eine Batterie als Energiequelle hat. Damit kann der Hack funktionieren. Irgendwie mache ich mir aber auch keine Sorgen, das es wirklich passiert. Gruß Peter

ronin schrieb:
Hier ist das Paper: "Relay Attacks on Passive Keyless Entry and Start Systems in Modern Cars."
eprint.iacr.org/2010/332.pdfDieser Auszug aus dem pdf wäre doch ein Ansatz für Bastler im Forum:
Hardware Modification Adding a simple switch to the
key would produce a similar countermeasure to that of removing
the battery from the key fob. This switch would disconnect
the internal battery allowing the user to temporarily
disable the PKES functionality of the key, while keeping
convenience of PKES. Variants of this modification would
keep the possibility to use the active open (i.e. opening the
car by pushing the button on the key fob) while deactivating
only the passive entry.Wenn man so das "Keyless-go-Problem" zu gezielten Zeiten ohne großen Aufwand umgehen kann mittels eines kleinen Schalters im Schlüssel?

Jetzt ist mir auch klar, warum die Knopfzellen an beiden Schlüsseln fast zeitgleich leer wurden. Immerhin senden sie beide gleichermaßen auch wenn das Auto nur im Hof/Garage steht.

So ein kleiner Schalter (wie die Programmiertaste aus Alexkos Komfortblinker) sollte doch noch incl. 2 Käbelchen Platz im Schlüssel haben.

Vielleicht hat Alexko auch hierfür eine Lösung?

Gruß alupo

PS: Mein persönlicher Diebstahlschutz: rundherum einige kleine Kratzer. Aber das ist nicht jedermanns Sache (ich habe sie auch nicht absichtlich eingeprägt). Vielleicht hilft es ja etwas...

Zitat:
BMW i: Nach Darstellung des ADAC ist die „Sicherheitslücke an den Elektrofahrzeugen“ aber noch nicht geschlossen. Erst in der vergangenen Woche sei es den Technik-Experten des ADAC gelungen, „zum wiederholten Male von außen auf Fahrzeuge“ zuzugreifen, teilte der Automobilclub mit. Im Interesse der Kunden müsse nun dringend eine Lösung her.
- heise.de/-2690347

Grüße, Egon

Zitat:
Miller und Vasalek konnten den Jeep Cherokee über eine Sicherheitslücke im Entertainment System kapern – und zwar aus 15 Kilometer Entfernung. Sie vermuten, dass sämtliche smarte Fahrzeuge nur so von Zero-Day-Lücken strotzen - das sind Schwachstellen, zu deren Behebung der Hersteller keinen einzigen Tag mehr Zeit hat, weil sie noch gar nicht entdeckt worden sind, aber bereits angegriffen werden können.

In den vergangenen Jahren hatten die beiden bereits Sicherheitsprobleme bei den Modellen Toyota Prius und Ford Escape festgestellt – allerdings mussten sie sich noch direkt mit dem Fahrzeug verkabeln, um es angreifen zu können. Dank neuer Möglichkeiten wie WLAN-Zugang oder Online-GPS-Systemen sind Autos jetzt auch aus der Ferne angreifbar.
- www.teltarif.de/jeep-cherokee-gehackt-si...ecke/news/60442.html

Grüße, Egon

Wie lautete es doch, wenn man Gaspedal und Bremse gleichzeitig durchtritt, dann kommt das Auto zum stehen.
Wenn also ein Hacker Vollgas gibt, dann sollte der Fahrer aber doch immer noch Bremsen können, oder was sagen die verehrten Hacker oder Automobilhersteller hierzu ?
Dass Multimedia, Fensterschalter und andere Schalter von außen bedient werden können ist zwar unschön, aber noch nicht lebensgefährlich. Zudem müssen die Hacker sicher extrem gute Fahrzeugkenntnisse haben, bzw. sich diese besorgen und einarbeiten.
Die ganz große Spielwiese für Hacker sehe ich salopp gesagt zunächst noch nicht.
Gruß
Hybridfan5

Zitat:
Die Digitalisierung von Autos hat eine Kehrseite: Zwei US-amerikanischen Tüftlern ist es offenbar gelungen, erstmals ein Auto in voller Fahrt zu hacken. Aus einem Wohnzimmer heraus übernahmen sie die Kontrolle - nur per Internet.
- www.spiegel.de/auto/aktuell/hacker-versc...rokee-a-1044840.html

Grüße, Egon

Zitat:
Lebensgefährliche Sicherheitslücke: Hacker übernehmen Auto bei voller Fahrt // In den USA ist es gelungen, einen Jeep über das Internet zu hacken und bei voller Fahrt die Kontrolle zu übernehmen. Der Hersteller will die Sicherheitslücke behoben haben. Doch der ADAC fordert weitere Konsequenzen.
- www.n-tv.de/wirtschaft/Hacker-uebernehme...article15575591.html

Grüße, Egon

Wenn ich nur die letzten beiden Zitate von Egon lese, könnte es mir ja unwohl werden. Wenn ich hingegen die "live Dokumentation" aus der gestrigen ZDF "Heute" Sendung
(www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2...ung-vom-22-Juli-2015)
ins Gedächtnis rufe, sah ich einen lachenden Fahrer, der während der "inszenierten" Autofahrt vom Beifahrersitz aus gefilmt wurde. Ebenso wurde der Wagen offenbar ferngesteuert in einen Graben jongliert, ohne das der Fahrer Eingriff und dies wurde von außerhalb des KFZ gefilmt.

Es gibt auch Fernsehdokumentation über autonom fahrende Autos. Im Gedächtnis habe ich einen Audi, der selbsttätig in einer Teifgarage einparken sollte und es auch konnte.
Ich kann solche Berichte sehr gut beobachten und die "zwischen den Zeilen" versteckten Hinweise durchaus für mich in den Vordergrund bringen.
Im Falle des autonom einparkenden Audi gibt's von mir einen 100% Daumen runter. Im Falle vom Jeep in ähnlichem Maße.
Es ist allerdings beschämend, wenn ein Autokonzern so naive Mitarbeiter hat, die es zulassen, ein Auto von extern fernzusteuern. Aber vielleicht ist es ja eine Konzernstrategie. Ein Kunde, dem diese "Hackmöglichkeit" mißfällt, wird das Auto zurückgeben, oder es gar nicht erst kaufen.
Und das wissen auch die Autokonzerne, unabhängig von solchen "Hackerattacken" !!!
VG
Hybridfan5

Hybridfan5 schrieb:
Wenn ich nur die letzten beiden Zitate von Egon lese, könnte es mir ja unwohl werden.
Ja, die Presse formuliert bei solchen Themen gerne reißerisch.

Grüße, Egon

Video:
- www.n-tv.de/mediathek/videos/auto/Hacker...article15577811.html

Sachlicher Bericht mit weiteren Hintergrundinformationen:
- www.heise.de/security/meldung/Hacker-ste...ee-fern-2756331.html

Grüße, Egon

Lebensgefährlicher Hacker-Angriff: Chrysler ruft 1,4 Millionen Auto zurück

- www.n-tv.de/wirtschaft/Chrysler-ruft-1-4...article15590026.html
- www.spiegel.de/auto/aktuell/nach-hackera...rueck-a-1045294.html

Grüße, Egon

Zitat:

Fahrzeugsystem OnStar: Hacker knackt offenbar Fahrzeuge von General Motors // Multimedia-Schnittstellen mit Internetverbindung im Auto sind toll, aber als Einfallstor für Hacker gefährlich. Offenbar lässt sich auch auf Fahrzeuge von General Motors mit dem OnStar-System aus der Ferne zugreifen. [...] OnStar -Fahrzeugsystem auch in Opel-Modellen
- www.spiegel.de/auto/aktuell/general-moto...ystem-a-1046171.html

Grüße, Egon

Zitat:
Auto-Hacker blockieren Bremsen per Handy // US-Hackern gelang es, sich mit Hilfe von SMS-Nachrichten in das System einer Corvette einzuschalten. Sie bedienten die Scheibenwischer und unterbrachen die Bremsen.
- www.20min.ch/digital/news/story/21013112

Grüße, Egon

Zitat:
Projekt selbstfahrende Autos: Uber stellt Jeep-Hacker ein // Uber heuert für seine Forschungen an autonomen Fahrzeugen prominente Verstärkung an: Künftig werden die beiden Sicherheitsforscher für den Fahrdienst arbeiten, die einen fahrenden Geländewagen per Mobilfunk hackten.
- www.n-tv.de/wirtschaft/Uber-stellt-Jeep-...article15821641.html

Grüße, Egon